Vorbands sind die Parias des Konzertbetriebes. Das wurde heute mal wieder auf brutalstmögliche Weise klar.
Wir waren zum Kylie-Minogue-Konzert in die o2-World-Arena eingeladen worden, als Auftakt des Abends spielte die Newcomerband Frida Gold.
Nachmittags schon, das erfuhren wir in der Loge, wo wir u. a. mit Champagner (Foto) empfangen wurden, war der Vorband nur ein zehnminütiger Soundcheck gestattet worden. Und jetzt standen die Jungs samt Mädel auf der Bühne, und alles ging plangemäß schief.
Der verantwortliche Mischpultsaboteur, der ohne jeden Hehl den Auftrag hatte, Kylie Minogue durchs akustische Niedermachen der Vorband umso heller erstrahlen zu lassen, sorgte erst einmal dafür, dass Frida Gold so leise rüberkamen wie ein Küken nach dem Schlüpfen.
Außerdem eliminierte er alle hohen Frequenzen; der E-Gitarrist weiß wahrscheinlich noch immer nicht, dass die 10 000 Leute in der o2 World ihn bloß für einen komischen Vogel mit Gitarrenattrappe hielten – und die Keyboarder für Pling-Pling-Clowns.
Bis zu unseren Plätzen drangen lediglich Basedrum und Bass durch – sowie ein fernes Kieksen, das anscheinend die Stimme der Sängerin darstellen sollte. Genauso muss perfekt inszenierte Mischpultsabotage klingen, und in dieser Hinsicht erledigte Kylies Agent an den Reglern seinen Job fantastisch.
Vorbands wissen das. Aber sie können nichts tun. Wer in den Genuss kommt, von Label oder Management für einen saftigen Betrag ins Vorprogramm eines Stars eingekauft zu werden (offiziell heißt das: „Superstar XY persönlich hat die Band ausgesucht“), wird sabbern vor Glück, endlich mal eine fünf- statt dreistellige Zahl von Leuten beschallen zu dürfen.
Der Preis dafür ist vergleichbar mit dem Einzug ins Dschungelcamp: Man wird der Lächerlichkeit preisgegeben. Und man wird zum hässlichen Entlein gemacht, um den Kontrast zum schwanengleichen Star zu maximieren.
Vorbands sind die Watschenpuppen des Konzertbetriebes, die Crashtestdummys, sie kriegen Klamotten aus Altkleidersammlungen übergeworfen. Die akustische Botschaft des Mischpultsaboteurs ans Publikum ist eindeutig: Seht her, wie klein sie sind, wie hässlich.
Frida Gold werden vielleicht trotzdem berühmt. An ihrem Job als Vorband von Kylie Minogue wird es aber nicht gelegen haben, so viel ist sicher.
Mir ist als hätten Sie die Gruppe vor nicht allzu langer Zeit erst erwähnt. Waren es nicht besonders die körperlichen Eigenschaften der Sängerin, die Ihnen damals besondere Begeisterung abnötigten?
AntwortenLöschenHaben die sich geändert? Sind sie trotzdem noch nicht berühmt? Ist das der Grund, warum man sie als Vorband bucht? Bekommt die Sängerin dann auch eine schlechte Beleuchtung, damit auch die Reize beim Hauptact besonders hervorstechen, im Gegensatz zum Entlein?
Gute Mucke bleibt auch durch Scheißsound (aka PA-Idioten) hindurch noch gute Mucke. Fies ist's, wenn 'ne Band wegen Bühnenmischersabotage "blind" (ohne nutzbares aus den Monitoren) spielen muß, dann kann's wirklich in die Hose gehen.
AntwortenLöschenGruß Paddy
Anonym, die Debütplatte der Band erscheint erst Mitte April. Alle anderen Ihrer Fragen kann ich mit ja beantworten.
AntwortenLöschenPaddy, das wiederum war aus der Loge heraus nicht zu beurteilen.
Ich weiß jetzt nicht, ob es an der Muskrichtung liegt, aber ich kann aus dem Stegreif gut gemischte Vorbands aufzählen:
AntwortenLöschenDie Ärzte - Vorbands (verschiedene Konzerte): Donots, Garlic Boys, Beatsteaks, Fettes Brot (gut, die Letztgenannten sind zu einfach).
Dropkick Murphys - Vorbands: (Habe leider die Namen vergessen (was defintiv nicht am Schnaps lag. Niemals!) waren aber zwei gute und, vorallem, laute!
Terrorgruppe - Vorband: The Movement (aber die mussten auch gut abgemischt sein, da sie von einem der Terorrgruppe produziert wurden).
Zählt Olaf "mein Bruder hätte gewollt, dass ich weiter mache" Henning als Vorband von Micki Krause? :D
Es LIEGT an der Musikrichtung, verehrter Nils …
AntwortenLöschendie gute alte mixerschule. welcher musiker kennt sie nicht aus seiner anfangszeit. "der mixer ist ein wixer" haben wir seinerzeit nicht nur einmal gesagt. jungen bands kann man bei solchen konzerten nur empfehlen, einen eigenen mixer mitzubringen. da dieser vermutlich das teure mischpult nicht anfassen darf, kommt es bei ihm auch nicht auf technische finesse an sondern er muß vor allem bedrohlich aussehen und dem bösen mann am pult ab und zu in gereiztem ton "gitarre hoch" und "gesang lauter" zuwispern...
AntwortenLöschenAber ein wenig verstehen kann man es ja, auch wenn vom Grund her der ganze Musikbetrieb auf dieser Ebene ein reines Geschäft ist und es nicht um die "kunst" geht. Ich hatte mal so ein Erlebnis in der Markthalle, auch wenn die nicht wirklich mit der Arena zu vergleichen ist. Die Vorband war sehr cool, hat ordentlich gerockt und das Publikum ist abgegangen - dann kam die HauptBand und sie konnten da nicht mithalten. Die Leute wollten nichtmal ne Zugabe, was für eine Strafe. Nicht nur ich hatten das Gefühl ohne Vorband wäre das Konzert vom HauptGig sogar ganz ok gewesen.
AntwortenLöschenAuf der Tour im letzten Jahrzehnt, wo Alice Cooper Vorband von Deep Purple war, war's (zumindest in Kiel) ähnlich: Alice Cooper und seine Show gingen ab wie Sau, Deep Purple waren einfach nur peinliches Altherrengesuhle in ehem. Ruhm.
AntwortenLöschenGruß Paddy