29 Oktober 2010

„Lass mich rein!“



Schön zu wissen, dass drei Gläser Weißwein (2 x Riesling, 1 x Chardonnay) und bisweilen ebenso hitzige wie von halbgesundem Achtelwissen befeuerte Diskussionen über a) James Bond, b) Gott, c) Quantenphysik und d) Hartz IV mühelos ein komplettes Abendessen ersetzen können.

Letzteres vergaß ich nämlich glatt unter dem verderblichen segensreichen Einfluss der Bloggerkamarilla Cinema Noir, ramses101 und German Psycho an neutralem Ort, nämlich der Red Lounge in Ottensen.

Kurz nachdem ich heimgekommen war, nestelte plötzlich jemand am Knauf der Wohnungstür und lallte „Lass mich rein! Lass mich rein! Mach auf! Mach auf!“, was ich natürlich nicht tat, schließlich ist das hier der Kiez, da ist eine gewisse Vorsicht nicht die abwegigste aller Maßnahmen.

Der Mensch war gleichwohl nicht abzuschütteln und weder in der Lage, sein Anliegen artikuliert vorzutragen noch seinen Namen oder den Zeitpunkt seines ordnungsgemäßen Abdampfens zu nennen, so dass ich schon wieder gezwungen war, die Freunde und Helfer von der Davidwache um die Erfüllung ihrer ureigenen Pflichten zu ersuchen.

Der verhinderte Eindringling entpuppte sich schließlich als volltrunkener Nachbar aus der feierfreudigen Juristen-WG über uns – eine Enthüllung, die mir adäquat peinlich war, aber was hätte ich sonst tun sollen: aufmachen, und plötzlich marodiert der Reeperbahnaxtmörder durch die Wohnung? Ignorieren, und am nächsten Morgen versperrt eine ausgekühlte Leiche die Wohnungsür?

Nein, die Hilfe der netten Herren von der Davidwache war erneut opportun, das sehe ich auch im Nachhinein noch so. Ohne mich wüssten die wahrscheinlich gar nichts Rechtes mehr anzufangen mit ihren Tagen und Nächten.

Von daher schon ein gutes Gefühl: nützlich zu sein.



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18 Kommentare:

  1. Nicht auszudenken was passiert wäre, hätten wir noch einen Punkt e) gefunden. Und das ganz ohne Abendessen!

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  2. Hatten wir doch. Aber den habe ich vergessen. Vor Hunger!

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  3. Die Verknotung bzw die Übergänge zwischen den einzelnen Punkten hätte mich interessiert!

    Und wenn dann doch die ausgekühlte Leiche vor der Haustür, hätte ich gerne Ihren Anruf bei Ihrem Boss gehört.
    So nach dem Motto: Sorry Boss, ich kann heute nicht ins Büro kommen, hier liegt einen Schnapsleiche im Weg!
    LG und ein hungerfreies WE wünscht Frau-Irgendwas-ist-immer

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  4. Danke, Frau Irgendwas. In der Tat werde ich mich am Wochenende weder von Bloggern noch Möchtegerneindringlingen von kulinarischen Vergnügungen abhalten lassen.

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  5. Strom.
    Sie könnten den Türknauf doch einfach unter Strom setzen, genau wie die Kaffeemaschine und den Kühlschrank in der Praktikantenküche.
    Mann, bin ich heute wieder geladen...

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  6. @Anna: Sie verkochen Praktikanten?

    @Matt: Der Reeperbahnaxtmörder ist mir in Gestalt boulevardgeifernder Medien noch gar nicht über den Weg gelaufen. Ich weiß schon, warum ich in Hamburg stets einen größeren Bogen um den Kiez zu machen pflege.

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  7. Herr W., da muss ich Anna aber flugs zur Seite springen – oder gehen Sie auch davon aus, dass ein Chefkoch nur Chefs zubereitet?

    Wenn übrigens alle auf den Reeperbahnaxtmörder mit Ihrer Konsequenz reagieren würden, hätten wir hier erheblich mehr Ruhe.

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  8. @Martin W.: Bisher noch nicht. Aber danke für Ihre Inspiration. :-)
    Haha, Scherzchen. Ein Zitronenfalter faltet doch auch keine Zitronen! Falls aber doch, wüsste ich gerne wie.

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  9. Jetzt weiß ich warum auf der Davidwache immer besetzt ist. :) Gruß. Astrid

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  10. Wie meinen?

    Astrid, komischerweise bin ich sofort durchgekommen …

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  11. was haben sie denn gegen axtmörder? schliesslich sass doch einer grad eben noch mit am tisch. oder gibts da solche und Solche? mit stil und ohne stil (oder muss es stiel oder gar stihl heissen?).

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  12. @Matt: Ohne das jetzt vertiefen zu wollen (und zu können-sprachlich jetzt) unterscheiden sich unsere Deutungen. So sah ich mein Wortspiel analog zum von Ihnen genannten Chefkoch nicht als Imperativ. So wie Marianne Koch. (Geklaut bei Herrn Malmsheimer)
    So ist Praktikantenküche in der Tat mit dem geschäfteführenden Herrn gleichzusetzen. Also geht der Lappsus der Fremddeutung auf mich.

    Besser kann das besagter Herr: http://www.youtube.com/watch?v=XF5XWKMMxNk
    ab Minute 2:00

    Aber davon ab, was wäre der Kiez ohne Touristen? Nur ein ähnlich beschaulicher Stadtteil wie alle anderen auch, oder?

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  13. Stimmt. Und das kann ja keiner wollen, nicht wahr?

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  14. Herr Einheitskanzler, die meisten Axtmörder, die ich kenne, sind in der Tat höfliche, zuvorkommende Menschen, die man einfach nur liebenswert finden muss. Was man allerdings auch unbedingt tun sollte, sonst … Sie wissen schon.

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  15. Ich lese ihren Blog schon über zwei Jahren aber ich musste noch nie so lachen. Das mag durchaus daran liegen das ich die "feierfreudigen Juristen-WG" persönlich kenne und ich ihr Leid nachempfinden kann.
    Ich hätte auch die Polizei gerufen, was will man den sonst machen, nicht jeder ist ein Bruce Willis und hat die AK hinter der Tür stehen (Wäre das überhaupt erstrebenswert?).
    Ich wünsche ihnen in nächster Zeit geruhsamere Nächte ohne nächtliche Störungen.

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  16. Das KANN nur daran liegen, dass Sie die WG persönlich kennen, denn nicht ganz unbescheiden möchte ich darauf hinweisen, in der Vergangenheit bereits zu erheblich witzigeren Beiträgen imstande gewesen zu sein. Gleichwohl bin ich erfreut.

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  17. Matt. Das ist wie mit dem Stau im Elbtunnel. "Wo denn? Vor mir ist ist dich keiner". :)

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