Auf der Suche nach der Champions-League-Konferenz strande ich im Lehmitz auf der Reeperbahn, wo mich sofort ein etwa 40-jähriger Parkatyp mit lichtem Haar, Bartflaum und sanften Augen in Beschlag nimmt.
„Ich bin Psychotiker“, gibt er zur grundsätzlichen Verbesserung der Gesprächsatmosphäre bekannt, während er abwechselnd an Kippe und Astra nuckelt. „Psyche heißt nämlich Seele, verstehen Sie?“ Nun ja, höchstens halb.
Er will alles von mir wissen, Sternzeichen, chinesisches Sternzeichen, was und wo ich arbeite, Geburtsjahr, ob ich schon mal LSD genommen hätte. Ach nein? Und Pilze? Nein.
Er hat sich blöderweise zwischen mir und der Leinwand platziert, was den Fußballkonsum zusätzlich erschwert. Denn im Lehmitz läuft auch keineswegs der Kommentar über die Boxen, sondern lauthals Wishbone Ash. Natürlich: eine bahnbrechende Band für den Bluesrock, die mehrstimmigen Harmonien, die zwei Leadgitarren, alles neu, alles großartig, völlig klar. Zumindest 1972 – und nicht unbedingt während einer Livekonferenz der Champions League 2010.
Immer wieder luge ich über den Kopf des Psychotikers, um die ganzen Eigentore des CFR Cluj zugunsten des FC Bayern mitzukriegen, doch er erwehrt sich meines halbherzig demonstrierten Desinteresses mit sanfter Beharrlichkeit.
„Kennste den Spruch von George Lukas: ,Möge die Macht mit dir sein’?“, fragt er. Ronaldo versemmelt gerade für Real Madrid einen Freistoß. „Ja, ein Klassiker“, murmle ich und schiele hoch zur Leinwand. „Willst du den dritten Weltkrieg subventionieren?“, fragt er. „Was hat das mit George Lukas zu tun?“, antworte ich. „Mit dieser Frage“, sagt er mit bedeutunsschwangerem Psychotikerblick, „lass ich dich jetzt mal alleine.“
Eine super, super Idee. Leider hält sie nicht lange vor. „Jedem Menschen seine Realität besteht ausm Stapel von Illusionen“, präsentiert er mir, bewaffnet mit einem neuen Astra, nur wenig später seine Lieblingsweisheit.
Vielleicht ist das gar nicht mal so blöd, aber ich habe keine Lust, ernsthaft darüber nachzudenken, während Mourinho gerade Özil auswechselt. Inzwischen laufen Hendrix-Coverversionen.
„Beschäftige dich mit der Wellentheorie von McCannon!“, rät er mir inzwischen mit der Dringlichkeit eines Missionars und mich längst nassforsch duzend, schließlich kennen wir uns ja bereits sehr gut.
„Ja, google ich mal“, sage ich, und dann schießt Cluj das fünfte Tor, endlich mal wieder auf eigene Rechnung. Bei Google finde ich aber keinen Eintrag zur McCannon’schen Wellentheorie, deshalb werde ich das Thema vorläufig fallen lassen.
Und morgen Abend suche ich mir einen anderen Champions-League-Laden auf der Reeperbahn, das ist mal sicher. Aber so was von.
(ID: c6fe60d6a2c3418383f22d9747e0de6d)
http://www.triciamccannonspeaks.com/Article-ShamanPower.html
AntwortenLöschenhier fuer dich :)
Nehmen Sie morgen einfach GP mit. Eigentlich hätten Sie schon längst von ihm lernen können, wie man mit solchen Leuten umgeht.
AntwortenLöschenAndererseits wären uns dann einige echte Weisheiten entgangen. :D
GP = Deutsche Seele
AntwortenLöschenLustiger Gedanke!
Cinema_Noir
CL-Konferenz in der Kneipe, Herr Matt?
AntwortenLöschenSollte mir entgangen sein, dass Sie ihren Spezialvertrag mit Sky nicht mehr besitzen, der es ihnen ermöglicht(e), halbwöchentlich zwischen Champions League und Bundesliga zu wechseln?
Der Knabe hatte definitiv zuviele Pilze und Pappen (LSD).
AntwortenLöschenGlücklicherweise bin ich bei solchen Leuten etwas aktiver in der Verteidigung meiner Persönlichkeitsrechte und hab dementsprechend nur kurzen Kontakt mit solchen Dauerkartenbesitzern fürs Kopfkino.
Leihen sie sich mal die Chromaxt von GP aus. Für den Anfang sollte die reichen.
Mfg,
A. Nonym
Ich muß mich mal wieder bei Ihnen einschleimen, werter Kollege: Dieser Eintrag ist großartig. Kommt einem fast so vor, als wäre man dabei.
AntwortenLöschenAber zum Inhaltlichen: Ich habe Ihnen doch diese Kehlkopfgeschichte erzählt. Einfach ein beherzter Schlag gegen jenen Körperteil und Sie haben Ruhe vor Pilzen, Platitüden und Proleten. Nur Mut! Sie bekommen das hin.
Lieber Matt, Sie enttäuschen mich. Anstatt "ihrem" FC beim grandiosen 8:1 an der Kampfbahn zu zu jubeln, vertändeln Sie ihre Zeit mit überbezahlten Fußballmillionären. Dabei hätten Sie nicht mal ein Dauerkarte, sondern nur 8 € in der Tasche haben müssen. Allerdings wäre Ihnen natürlich der Psychotiker entgangen und ihr Freund Hain war auch nicht dabei ...
AntwortenLöschenDer Kerl saß neulich neben mir im Flugzeug, nachts um zwei. Und redete Stuss.
AntwortenLöschenAch, er war eine Frau , aber bei Psychotikern ist das sicher auch möglich.
Jedenfalls war ich kurz davor zu würgen. Ich bin mir sicher, die Mitpassagiere hätten mich nicht verraten.
Für heute würde ich dann die "Bar Centrale" (Große Freiheit, Ecke Paul-Roosen-Straße) empfehlen.
AntwortenLöschenSunny, das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen …
AntwortenLöschenZaphod, GP, croco und alle anderen mit Ihren Konfliktlösungsfantasien der zupackenden ARt: Ich bin ganz anders als Sie. Ich lasse lieber die Freaks reden und blogge drüber. Das sind (in der Regel) nette, harmlose Käuze, und auch für diese Menschen liebe ich den Kiez. So.
Danny, in der Tat akzeptiert meine Sky-Karte keine Umschaltungen mehr, und die neue, die ich ersatzweise bekam, ließ sich nicht aktivieren. Jetzt muss ich halt wieder rausgehen zum CL-Gucken – mit unterhaltsamen Folgen, quod erat demonstrandum.
HamburgerSonne, Ihre Kritik muss ich mir zweifellos ans Bein binden lassen, zumal beim Gegner „meines“ FC auch noch Freund A. mitspielte, der hier schon öfters verewigt wurde mit seinen kuriosen Geschichten, zum Beispiel der um den Pornobalken.
Anonym, danke für den Tipp!
gp wer anderen leuten den kehlkopf bricht...
AntwortenLöschensitz wegen mord L L in santa fuh...
Ob Shannon´s Wellentheorie gemeint war? Wahrscheinlich könnte uns das nicht einmal mehr der Psychotiker selbst beantworten...
AntwortenLöschenDa täuschen Sie sich mal nicht! Er hat auf ALLES eine Antwort …
AntwortenLöschenMiele: Sie und Ihre Verallgemeinerungen! Wenn ich in Florida jemandem den Kehlkopf zertrümmere, wäre Santa Fu eine Idealvorstellung.
AntwortenLöschenKehlkopfzertrümmerungen sind doch eh inzwischen operabel. Wahrscheinlich ist das nur noch eine Ordnungswidrigkeit, so wie Falschparken.
AntwortenLöschenFalschparken? Lieber Matt, sie sind lang kein Auto mehr gefahren! Da gibts gleich Kopf ab.
AntwortenLöschenAch, echt? Ich habe noch die netten Politessen aus den 80ern vor Augen, die sich für jeden Strafzettel entschuldigten. Oder ihn gleich selber bezahlten, aus Mitleid.
AntwortenLöschenWurde nicht Störtebeker wegen falsch Parkens geköpft?
AntwortenLöschenNein, er hat auf die Frage „Was guckst du?“ weitergeguckt, und schon war’s vorbei.
AntwortenLöschenOha...zum Lehmitz könnte ich sooooo viel schreiben.....
AntwortenLöschenLass ich mal eben.*Könnte ich rot werden*.
Dennoch, Herr Matt, das Lehmitz hat was....
Wiebke
"Danny, in der Tat akzeptiert meine Sky-Karte keine Umschaltungen mehr, und die neue, die ich ersatzweise bekam, ließ sich nicht aktivieren."
AntwortenLöschenUnd das haben Sie einfach so hingenommen, ohne den Besuch eines befreundeten Chromaxtbesitzers in Unterföhring anzudrohen? Und - noch schlimmer - ohne es zu bloggen? Ich bin entsetzt.
Danny, es handelt sich um eine direkte Korrelation: Er hat es NICHT ohne diese Hilfe geschafft und durfte DAHER auch nicht darüber bloggen.
AntwortenLöschenGP, darf ich nach der Lektüre weiterer Kommentare also davon ausgehen, dass ein unwürdiger Wicht aus dem Süddeutschen, der den fatalen Fehler beging, Herrn Matt weitere Umschaltungen zu verwehren, auf diesem Möbel hier aufhörte am Stück zu existieren?
AntwortenLöschenhttp://4.bp.blogspot.com/_5Gt_jBJ15Cg/TL9nF_AjP0I/AAAAAAAAA4s/vn2JAOk-f0M/s1600/hein-hoyer_gaestebett.jpg