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01 Oktober 2010
Fundstücke (105): Heil du ihn (nicht)!
Wer hätte gedacht, dass es im Dritten Reich durchaus auch mal verboten sein konnte, den rechten Arm zu heben – und das trotz Sichtkontakt zum geliebten Führer?
Dieses „Merkblatt für den Absperrmann“, ein Fundstück vom Schlachthofflohmarkt, erbringt den Beweis. Gekauft habe ich es trotzdem nicht, sondern nur fotografiert (zum Verdruss des Händlers).
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Das erinnert mich doch an irgendetwas...
AntwortenLöschenDa streichen wir einfach die Passagen mit dem Führer, geben dem "rücksichtslosen Durchgreifen" eine etwas höhere Priorität und im Handumdrehen haben wir die Anordnung an die Polizei zum Einsatz anlässlich des G8-Gipfels in Heiligenhafen. Es lebe der Vorgang.
Schriftart Arial bitte nicht vergessen, sonst fällt es auf.
Ach, in Heiligenhafen gab es auch einen Gipfel? Toll was es an der Ostseeküste doch für internationale Veranstaltungen gibt.
AntwortenLöschenIch dachte sowas gibt es nur in Heiligendamm?
Ach, um 08:48 Uhr gibt es auch einen Anonymus? Ich dachte, so was gäbe es nur um 07:17!
AntwortenLöschenWen ich diese Anweisung mal mit der Realität gestern in Stuttgart abgleiche, dann stelle ich mir die Frage, wer sein Volk eigentlich besser (ok: weniger schlecht) behandelt hat ...
AntwortenLöschenDamals wurde es anscheinend wenigstens erst mal mit Bitten und Scherzworten versucht. War halt nicht alles schlecht ...
(Wer Ironie findet, darf sie behalten.)
Unbekannter #1 an Unbekannter #2 (08:48):
AntwortenLöschenHeiligendamm war mal. Für den nächsten G8-Gipfel im Jahre 20xx wird als Standort Heiligenhafen favorisiert? Noch nichts davon gehört?
@ Danny Wilde:
Ihr Beispiel ist noch aktueller. Leider.
Ich kann nur mit dem Kopf schütteln, wenn ich Vergleiche zwischen der Nazidiktatur und dem aktuellen Geschehen in Deutschland lese.
AntwortenLöschenIst das der Versuch, in unserem Leben auch etwas zu finden, das irgendwie aufregend ist? Die Hoffnung, daß auch wir irgendwie arm dran sind?
Mann, Mann, Mann. Wasserwerfer sind kein Zyklon-B. Tränengas sind keine Maschinengewehrsalven. Und genehmigte Demonstrationen gab es damals nur, wenn sie der „Führer” anordnete.
@Matt Mit Namen funktionierte es irgendwie nicht.
AntwortenLöschen@7:17 Ach so, war mir neu!
Gruß Cinema_Noir
Aber drunterschreiben geht doch, wie Sie just bewiesen haben.
AntwortenLöschenGP: Ich gebe Ihnen in allen Punkten recht.
Stimmt! Mein Fehler, kommt nicht wieder vor.
AntwortenLöschenC_N
"Wasserwerfer sind kein Zyklon-B. Tränengas sind keine Maschinengewehrsalven. Und genehmigte Demonstrationen gab es damals nur, wenn sie der „Führer” anordnete."
AntwortenLöschenWas hat Zyklon B hier zu suchen? Es geht um den Umgang mit Menschenmassen in der Öffentlichkeit.
Logisch, dass Nazideutschland noch mal ne andere Kategorie war. Der Ironiesatz stand nicht zur Dekoration da. Stuttgart hat aber gezeigt, dass gewisse Parallelen bestehen:
Nicht der Wille des Volkes regiert, sondern eine Elite, die sich Geld und Macht gegenseitig zuschiebt entscheidet über den Kopf des Volkes hinweg GEGEN das Volk, was mit dessen Geld passiert. (Wie hätte wohl ein Volksentscheid über S21, also wirkliche Demokratie ausgesehen?)
Bei Demonstrationen hiergegen wird der Knüppel rausgeholt, und zwar auch gegen Omis und Kinder. Das in Stuttgart gestern war Polizeistaat pur.
Nur weil zwei Dinge neben Gemeinsamkeiten auch Verschiedenheiten haben, heißt das nicht, dass sie nicht vergleichbar sind.
Danny, das ist doch eine völlig falsche Darstellung der Fakten: Nicht DAS Volk ist gegen S21. Sondern ein Teil des Volkes. Einige sind auch dafür. Beide Sichtweisen sind nicht per se richtig oder falsch. Dieser übereinstimmende Konsens findet nur bei der „Elite” (= Journalisten, Twitterern, Bloggern) statt.
AntwortenLöschenUnd bezüglich Volksentscheidungen:Ja, vermutlich ist die Angst, die die politische Elite vor dem Volk hat, etwas überholt. Aber wir sehen ja auch an Volksentscheidungen wie beim Schulsystem in Hamburg, daß auch diese Entscheidungen nur akeptiert werden, wenn sie in die „richtige” Richtung gehen.
In Stuttgart gestern war das nicht Polizeistaat pur. Dort fand eine genehmigte Demo statt, aber diese verlief nicht wie geplant und auch nicht friedlich. Die Mitdemonstranten haben sich anscheinend auch nicht darum gekümmert, ob sie die Kinder einer entsprechenden Gefahr aussetzen.
Wenn dann noch Kommunikationsangebote ausgeschlagen werden, dann kann man auf jeden Fall von einer Mitschuld sprechen.
Vergleichbar ist alles. Auch Äpfel und Birnen. Bei einem Vergleich kann auch herauskommen, daß etwas ganz anders ist als das verglichene Objekt.
Ein Vergleich unserer rechtstaatlichen Vorgänge – auch wenn im vorliegenden Fall zu kritisieren, was ja auch geschieht, und auch aufzubereiten, was hoffentlich auch geschieht – mit einer der schlimmsten Diktaturen in der Geschichte der Welt, nun ja, der verharmlost zunächst einmal die Verbrechen der Nazis.
@GP:
AntwortenLöschenDie Demonstranten sind also selber schuld daran, dass ihre Bälger von der Polizei ein paar aufs Maul bekommen haben. Alles klar.
Wenn Sie aus den Kommentaren eine Verharmlosung der Verbrechen der Nazis herauslesen, sollten Sie Matt bitten, in Zukunft keinerlei Material mehr zu veröffentlichen, welches aus der Zeit bis 1945 stammt oder irgendeinen wie auch immer gearteten Bezug hierzu zulässt.
Manchmal frag ich mich echt, ob manche Menschen nur schreiben, aber nicht lesen können.
AntwortenLöschenIch dachte, wenn ich im Zusammenhang mit einer "Demokratie" von "das Volk" spreche, sei klar, dass die Mehrheit des Volkes gemeint ist. Anscheinend habe ich da zuviel vorausgesetzt.
AntwortenLöschenWie diese Mehrheit über S21 denkt, wissen wir nicht, eben weil wir keine wirkliche Demokratie haben, sondern uns nur alle paar Jahre zwischen Pest und Cholera entscheiden dürfen, wer für die nächste Periode über unsere Köpre hinweg Politik in die Taschen seiner Amigos machen darf.
Die Demo gestern war also nicht friedlich, soso. Da habe ich von Menschen, die vor Ort waren, anderes gehört (und wenn ich von Demo rede, meine ich nicht einzelne Knallköppe, gegen die dann legitim aber natürlich isoliert vorgegangen werden darf).
Ich könnte mich auch noch fragen, was Kastanien und ein paar Flaschen eigentlich diesen dick gepolsterten Robocops anhaben können, lasse es aber.
Selbst wenn aber hier Kinder und Jugendliche "instrumentalisiert" oder zumindest von Mitdemonstranten vernachlässigt worden sein sollten, wie ja gern behauptet wird, ist das dann eine Legitimation gegen diese derart brutal vorzugehen? Die Kinder sind immer noch von der Polizei verprügelt worden, nicht von den Mitdemonstranten.
Und das mit der Verharmlosung der Nazis wird auch nicht wahrer, je öfter man es zu Totschlagzwecken behauptet. Sie sind hier Referenzobjekt, also nicht Gegenstand der Bewertung. Solcher ist nur das Vergleichsobjekt, hier also das Vorgehen der Staatsgewalt. Allenfalls könnte man also kritisieren, dass das Vergleichsobjekt übertrieben schlimm dargestellt würde.
Die Nazis kann man nur verharmlosen, indem man sie selbst zu einem Vergleichsobjekt macht und mit einer harmloseren Referenz gleich(!)setzt.
Danny, Tatsache ist: Baden-Württemberg wählt seit 1952 strikt konservativ, immer war ein CDU-Mann Ministerpräsident. Das Projekt Stuttgart 21 wurde 1994 (!) von einer CDU-Regierung beschlossen und auf den Weg gebracht. Auch danach haben die Baden-Württemberger weiterhin dafür gesorgt, dass CDU-Politiker, die das Projekt befürworten, Ministerpräsidenten geworden sind.
AntwortenLöschenWäre eine Mehrheit im Ländle dagegen gewesen und wäre dieses Projekt ihnen entsprechend wichtig gewesen, dann hätten sie sicherlich für eine Veränderung der Machtverhältnisse gesorgt. Haben sie aber nicht.
Warum jetzt plötzlich vielen Schwaben auffällt, dass sie gegen etwas sind, was sie vorher auf den Wahlzetteln fleißig unterstützt haben, ist mir schleierhaft. Wahlen SIND Volksabstimmungen!
Zur Klarstellung: Ob S21 sinnvoll ist oder nicht, darüber treffe ich keinerlei Aussage. Nur daraüber, dass seit Jahrzehnten die Mehrheit der Landesbevölkerung diesen Umbau für sinnvoll hält, sonst hätten sie nicht immer und immer wieder genau die Leute gewählt, die es unbedingt umsetzen wollen.
GP, ich fand es übrigens gestern bereits sehr auffällig, wie unkonkret der Innenminister von der Gewalt der Demonstranten sprach. Das ist sehr ungewöhnlich, wenn man das mit Demos zwischen Schanze und Gorleben vergleicht – und legt m. E. den Schluss nahe, dass es so weit nicht her gewesen sein kann mit den guten Gründen für die Wasserwerfer. Ist zwar nur ein Indizienrückschluss, aber ich verfolge die politischen Auseinandersetzungen in Deutschland nicht erst seit gestern und kenne die Usancen.
AntwortenLöschenIm Land BW mag das so sein. Als Freiburger oder Karlsruher stimmt es sich leicht darüber ab, dass Stuttgart der A.... aufgerissen wird.
AntwortenLöschenDie meisten Demonstranten dürften Stuttgarter sein, weil viele der Argumente gegen S21 die Stadt selbst betreffen. In Stuttgart selbst sind m.W. seit 2009 die Grünen stärkste Fraktion. Warum wohl?
Widerstand gegen das Projekt gibt es bereits seit dem Beschluss, jedenfalls nicht erst seitdem die Medien über die Proteste in Stuttgart berichten.
Dass der "Absperrmann", nach weit über 65 Jahren in einer Nachfolgegeneration veröffentlicht, mit heutigen Ereignissen assoziiert wird, die sich für uns Demokratie- und Friedensverwöhnte ähnlich schlimm darstellen, zudem mit deutlicher Ironie versehen, halte ich für ein absolut zulässiges und normales Stilmittel, zudem wenn es von einem offensichtlich lokal Betroffenen und gut mit den Details Vertrauten verwendet wird.
AntwortenLöschenDanny Wilde, auch wenn ich es früher schon mal erwähnt habe, das was Sie sagen, hat Hand und Fuß und trifft für mich inhaltlich den Nagel voll auf den Kopf.
n-tv hat auch eine Theorie zu S21: Der Staat eskaliert bewusst die Situation, um endlich vermummte Steinewerfer zu produzieren, damit der Rechtsstaat die Legitmation hat, hart zu reagieren …
AntwortenLöschenJa, (bezgl.23:00) war es Nachlässigkeit oder Absicht, die auswärtigen Polizeikräfte nicht darüber zu informieren,
AntwortenLöschendaß eine genehmigte Schülerdemo parallel mit dem
Eintreffen der Polizeiarmada ablief.
Die Kollegen waren sichtlich erschrocken, teilweise
auf Kinder zu treffen.
Sie wurden vorab über aggressive Chaoten informiert.
Ihr Auftrag war:
Nach eigener Lagebeurteilung den Weg frei machen.
Wasserwerfer- CS- und Tonfaeinsatz wurden für die
aktuelle Situation nicht von "OBEN" angeordnet.
(Stichwort:Kommunikationschaos)
Nur ruck-zuck, schnell sollte es gehen.
Ich ziehe mir jetzt wieder meine Polizeischaftstiefel über die
Jeansbeine und fahre in den schlammigen Schlossgarten.
Herr Wagner, Herr GP ich stimme Ihnen voll zu und bin zugleich froh, dass Sie nicht in die allgemeine (Web-)Hysterie verfallen. Ich wohne hier 500m vom Schloßplatz weg. Ja, der Polizeieinsatz mag im Einzelfall (zu) hart gewesen sein. Aber die Polizei setzt hier nur das Recht des Bauherren durch. Das gleiche Recht mit dem der Bauherr eines genehmigten Einfamilienhauses bauen darf, auch wenn es dem Nachbarn nicht gefällt. Jede Nazivergleiche sind in diesem Zusammenhang so absurd, dass ich dazu nichts schreiben will. Wem das demokratisch beschlossene Projekt nicht passt, soll die Landesregierung abwählen. Ich persönlich bin mir selbst nicht sicher, ob das Projekt insgesamt vorteilhaft ist, aber mir macht das Gutmenschentum auf allen Kanälen (Twitter, TV usw.) zu schaffen. Leute, es geht um einen BAHNHOF. Und die Straße entscheidet (hoffentlich) nicht was richtig und falsch ist... Sonst wird es mir aus ganz anderen Gründen Angst als ob der Frage eines Kopf- oder Durchgangsbahnhofs....
AntwortenLöschen@Danny Wilde, 18:33
AntwortenLöschenAuch in Stuttgart vor Ort ist die CDU in der Regierung, da ist also nichts mit "Ja, aber in der Stadt sind alle dagegen".
Eine Demo, mag sie auch 100.000 Teilnehmer gehabt haben, sollte man nie mit der Mehrheit des Volkers verwechseln.
Im politischen Deutschland gibt es einfach nur Provinz, egal wo man hinschaut.
@Anonym
AntwortenLöschen"Ja, aber in der Stadt sind alle dagegen" habe ich auch gar nicht gesagt, wie man meinen Kommentaren bei aufmerksamer Lektüre entnehmen kann.
@blogspargel
Für die Blumen danke ich, doch sind zugeschriebene Orts- und Detailkenntnis derer zuviel. Auch ich maße mir nicht an, zu beurteilen, ob S21 eine gute oder schlechte Entscheidung ist.
Allerdings genehmige ich mir eine gewisse Vorahnung, als Einwohner einer Stadt, in der "demokratisch beschlossen" zwei Menschenleben, ein historisches Erbe und Unmengen Steuergeld geopfert wurden, damit man irgendwann in diesem Jahrhundert mal ein paar Minuten schneller von der Südstadt zum Dom kommt. Da würde ich mir als Stuttgarter auch Misstrauisch werden.