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14 Oktober 2010
Fundstücke (106): Kampf der Krustentiere – eine Bildinterpretation
Die vom Künstler offensichtlich mit Sandstrahler aufgebrachte Grundierung in Handke’schem Andersgelb (eine Technik übrigens, die als „desertoider Texturalismus“ in die Kulturtechnik einging) gibt seinem metaironisch „Kampf der Krustentiere“ betitelten Meisterwerk eine subtile Räumlichkeit, von der sich die atemberaubende Martialität der Szenerie noch einmal schattig abhebt.
Die mittig angesetzte, distanzierende Lücke zwischen den Kontrahenten, die sich lediglich drohen, jedoch nie den final-destruktiven Kontakt wagen, ist eine gelungene Metapher für die soziopathologische Atmosphäre während des Kalten Krieges der 80er Jahre – eine Ära, die hier geschickt antinostalgisch zitiert und zugleich mit kalmierendem Impetus negiert wird.
Das monochrome Gelb des Bildes verweist zudem auf den im Kern gar nicht vorhandenen Dissens der Duellanten, ja gar auf ihre ihnen selbst unbewusste Identität. Ihr „Konflikt“ wird damit als bloße Schimäre entlarvt. So gelingt es dem Künstler, geschickt eine chromatisch-gedankliche Brücke zur Gegenwart der Guttenbergs und Westerwelles zu schlagen – was „Kampf der Krustentiere“ zweifellos zum Meilenstein moderner Politkunst macht.
(Den Schaden am Putz entdeckte ich im UCI-Kino Mundsburg.)
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Atemberaubend, in der Tat !
AntwortenLöschenMit Ihrer metaironisch meisterlichen Martialität der Linguistik verdeutlichen Sie einmal mehr Ihre Fähigkeit, selbst verborgenste Botschaften des Künstlers dem gemeinen Volk näher zu bringen.
Sie sollten definitiv nebenberuflich Kunstkritiker werden, werter Herr Matt.
Ein Reich-Ranicki der gesandstrahlten Putzschäden.
Mit allem Respekt eine gute Nacht wünschend,
ergebenst,
xs
Sehr geehrter Herr Matt!
AntwortenLöschenWas würd's denn kosten, wenn Sie mir mal so 'ne Textchen zu meinen Bildchen schreiben würde? Meine Karriere würde dringend einen gesunden Tritt in die richtige Richtung brauchen. Der ungepushte Wert meiner Werke konnte leider bislang noch nicht die Untergrenze der Kaufwürdigkeit durchbrechen. Und wenn doch, zum Materialpreis. Was ich eher unbefriedigend finde.
Danke im voraus für unverbindlichen, kostenlosen, gebührenfreien Kostenvoranschlag.
Sie sollten definitiv die Medikamente wechseln. Ihre jetzigen haben offensichtlich nicht die gewünschte Wirkung. Oder schlichtweg eine übermäßige Wirkung auf ihr Gemüt.
AntwortenLöschenAber doch keine schlechte, wie mir scheint …!
AntwortenLöschenFrau blogg-hittn-wirtin, langjährigen Edelkommentatorinnen wie Ihnen erstelle ich natürlich als Freundschaftsdienst eine Qualitätsexpertise. Wenn Sie mir bitte Ihr Kunstwerk zugänglich machen würden …
xs4all, danke für die Anerkennung. In der Tat braucht es eine besondere Begabung, in die Tiefe eines Kunstwerkes vordringen und dort die Nuggets der Erkenntnis schürfen zu können. Schön, dass dies jemand mal erkannt hat.
Da fehlt noch:
AntwortenLöschenDie Kunstgalerie Stenkelfeld präsentiert:
Hundert Meisterwerke, Heute "Der Kampf der Krustentiere"
...
Womit Ihnen auch gelungen ist, verehrter Herr Matt,
AntwortenLöschenzu schreiben wie Thomas Mann.
Glückwunsch.
und welchen film gab's zu sehen?
AntwortenLöschenAlso, ich hab' Sie ja gewarnt, ich garantier' für nix, aber dass das Zeuch so schlimm wirkt ...
AntwortenLöschenGibt's den Text auch in deutsch? Ach so ja, steht ja drunter in Klammern ...