07 Oktober 2010

Ers ma Hamburger Berg

An der Postfiliale unten an der Ecke. Ein paar Jungs reden über die anstehende Abendgestaltung.

„Lasst uns ers ma Hamburger Berg“, schlägt einer vor.

Kommt da noch was, zum Beispiel ein Verb oder so? Nope.
„Lasst uns ers ma Hamburger Berg“, sagt er also, und als er sich der Wirkung seiner Worte sicher ist, ergänzt er: „’n bisschen was saufen und dann chillen, ey.“

Seine Jungs nicken. Und da keiner von ihnen alternativ vorschlägt, sich dem häuslichen Studium von – sagen wir – Shakespeares Werken zu widmen, um dem von Geschlechterrollen gespiegelten Klassenbegriff in Feudalgesellschaften nachzuspüren, gehen sie alle ers ma Hamburger Berg, ’ n bisschen was saufen und dann chillen, ey.

Und morgen früh hole ich mir einen Platten in den Scherben ihrer Astraflaschen. So hängt alles mit allem zusammen.


Das Foto zeigt das Innere von Rosie’s Bar, einer Kneipe am Hamburger Berg, wo sonst.


15 Kommentare:

  1. Es gibt unplattbare Reifen (dafür gibt es auch noch ein schöneres Wort), die helfen an der Vorderseite der Reeperbahn, vielleicht sind sie ja auch an der Rückseite eine Überlegung wert?

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  2. wie du hast zur zeit ein rad.....

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  3. Miele, ich habe IMMER ein Rad. Weil ich mir immer gleich nach dem Klau des letzten ein neues kaufe.

    KK, die sogenannten „unplattbaren“ Reifen (die korrekterweise „unplättbar“ heißen müssten) sind eine Legende. Ihr Mantel ist nur ein bisschen dicker als normal. Selbstverständlich habe ich welche aufgezogen. Und selbstverständlich habe ich sie schon platt gekriegt. Das ist der Kiez, Mann! ;-)

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  4. Ja, leider ist diese Art Sprache unter den Jugendlichen besonders weit verbreitet, weshalb sie ja auch häufig Schwierigkeiten in gewissen beruflichen Bereichen haben, in denen es üblich ist, vollständige Sätze zu schreiben und zu sprechen.

    Mehr Schwierigkeiten haben jedoch die, die diese Sprache noch mehr verkürzen und es nicht einmal mehr schaffen, ein "Das' lustich!" herauszubringen, sondern eine Situation nur noch mit einem gesprochenem "lol" kommentieren. Da kommt manchmal selbst ein interneterfahrener Mensch wie ich nicht mehr mit, sondern muss über eine dreibuchstabige Anmerkung erstmal nachdenken.

    In diesem Sinne: "ru" (abgeleitet von "cu", also see you ein freundliches "read you")

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  5. ich empfehle dir das Frl. Krise.. die kann das sogar unfallfrei in ihren Blogposts schreiben.. manchmal frage ich mich, ob die arme auch schon so träumt..
    http://frlkrise.wordpress.com

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  6. Das ist normales Imbissbudendeutsch.
    http://www.youtube.com/watch?v=cYH60NCCdLM

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  7. Lasst uns ers ma Reeperbahn.
    N bisschen rumkommentieren un abhängen un so, ey!

    Klingt doch gut!

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  8. Anna, Sie machen richtig, Alda! Zum Glück haben Sie noch Praktikantenvertrag.

    Julia, was für ein wunderbares Blog – danke für den Tipp! Landet demnächst in meiner Blogrolle.

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  9. Ey, isch hab noch Praktikantenvertrag, Digger?
    Isch mein natürlisch: Sie Digger!
    Isch dacht, das Ding wär abgeläuft?
    Ach, nee, stimmt. Da gabs ja die sogenannte "Spartakus-Klausel" am Ende von Seite 8043 des Vertrages, die ich erst nach vier Monaten gelesen hatte:
    LEBENSLÄNGLICH!

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  10. Endlisch hassus gescheggt, Alda.

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  11. Frappierend sind die Englisch - oder besser Amerikanischkenntnisse.

    chillen = beruhigen, sich entspannen, rumhängen, abhängen

    Also doch noch nicht alles verloren!

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  12. Hamburger Jung08.10.10, 05:06

    Also wirklich... Sprachkritik in allen Ehren, sie hat sicherlich in vielen Bereichen ihre Berechtigung. Aber shakespeareske Rhetorik an einem Saufabend mit den Kumpels zu erwarten ist zwar herrlich utopisch aber nichtsdestotrotz etwas weltfremd.

    Wer sagt denn, dass die werten Herrschaften nicht im beruflichen Alltag mit korrekter Grammatik glänzen und sprachliche Diamanten wie selbstverständlich in ihrem Repertoire haben?

    Da darf man doch mal am Abend in ein wenig Slang und entspanntere Level von Umgangssprache verfallen. Is’ ja schließlich Freizeit, Digga!

    Und der resultierende Müll? Kann doch nur in bester bürgerlicher Absicht entstehen, Arbeitsplätze zu sichern. Was würden denn die Stadtreinigung sagen, wenn auf einmal jeder sauber und ordentlich sein Müll in den lustigen roten Behältern entsorgt? Das wäre doch volkswirtschaftlich völliger Unsinn! ;)

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  13. Der Blog von Frl. Krise ist ja wohl der Hammer! Man merkt in jeder Zeile, dass sie ihre Kinners gerne mag, egal wie nervig die gelegentlich sind (in die Haare packen...). Sehr selten solche Lehrer.

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  14. ich glaube,das missverständnis Ihrerseits entsprang aus der tatsache,dass sie hamburger berg nicht als verb erkannt haben,als welches es hier verwendet wird.
    bsp.
    was macht deine oma heute?

    die hamburger berg,die ganze nacht.
    und ich muss ihrer krankenschwester dann doppelt trinkgeld geben!

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