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31 Juli 2009
Papierentsorgung auf Kiezianisch
Auf dem Kiez gibt es Menschen, die wühlen in Mülleimern. Ich weiß nicht, ob es die gleichen sind, die auch im Altpapier wühlen, doch auch solche gibt es.
Bevorzugt wühlen sie in unserem Altpapier, das wir hier auf dem Kiez in Ermangelung einer hauseigenen Tonne regelmäßig an die Straße stellen müssen. Vielleicht vermuten diese Menschen in unseren alten, vor allem mit Zeitungen und Snailmailspam aufgefüllten Weinkartons widersinnigerweise Wein, keine Ahnung.
Jedenfalls reißen sie regelmäßig heimlich – mutmaßlich im Schutz der Dunkelheit – unsere Kartons auf, und je verbissener ich diese verschnüre und verklebe, desto rabiater geht die Spezies der Altpapierkartonaufreißer vor. Ein Wettstreit geradezu darwinesken Zuschnitts.
Eigentlich sollte es uns zwar egal sein, ob in Osttimor einer seinen Pickel ausdrückt oder uns jemand die Altpapierkartons aufreißt. Doch es ist uns nicht egal. Es kommt uns nämlich vor wie eine Verletzung unserer Intimsphäre. Als stünde plötzlich ein olfaktorisch unzulänglicher Fremder im Flur und würfe unter wissendem „So, so“-Gebrumm einen Blick in unser Schlafzimmer.
Deshalb hatte Ms. Columbo die genialische Idee, unsere Altpapierkartons zu beschriften. Diese Aufgabe obliegt mir. Gestern beließ ich es erstmals nicht bei einem militärisch knappen „Altpapier!“, sondern griff präventiv ein mögliches Missverständnis auf, welches durch die Aufschrift „Blu-ray-Player“ auf dem Karton eventuell entstehen könnte.
Wobei ich plötzlich das unbestimmte Gefühl habe, dass bei Menschen, die in Mülleimern oder unserem Altpapier wühlen, ein Blu-ray-Spieler sowieso eher Missmut statt Wohlgefallen hervorriefe.
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an die straße? muss man's nicht zum container schleppen? wer holt's denn da ab?
AntwortenLöschenGuten Morgen.
AntwortenLöschenAlso erstmal ist mir ja spontan das Wort "genialisch" suspekt.
Ich bezweifle auch Ihre Beschriftungsaktion. Leider. Wobei ich noch ein paar Ideen hätte:
"Herein, es ist offen"
"Michael Jackson inside"
"Michael Jacksons's brain inside"
"Wer ficken will, muss freundlich sein"
"Immer der Reihe nach"
"Der Nachbar trinkt viel mehr als wir, da bekommen Sie mehr Reste zusammen, wenn Sie Flaschen im Altpapier finden"
Oder Sie verstecken eine Mausefalle im Karton.
Oder Sie malen ein Hazard-Symbol drauf.
Ich wünsche viel Spaß beim Beschriften :)
Anonym 2:08: die Altpapiermüllabfuhr mit diesen großen beeindruckenden Lkws.
AntwortenLöschenHerr Nils, was Ihnen an diesem Wort suspekt sein soll, haben Sie leider (im Gegensatz zu den Beschriftungsvorschlägen) nicht weiter ausgeführt, sonst könnte ich Ihnen helfen. Der Duden aber sowieso.
Ihre Anregungen sind übrigens nicht alle dazu geeignet, uns hier im Viertel beliebter zu machen, aber Sie müssen ja auch nicht hier wohnen. Dennoch danke.
„(...) Blu-ray-Spieler sowieso eher Missmut statt Wohlgefallen hervorriefe.” – nun, es wäre ein weiterer Beweis für die Gentrifizierung des Kiez'.
AntwortenLöschenHey,
AntwortenLöschenich glaube man kann sich auf St. Pauli trotz weiterhin bestehender Bündelsammlung eine zusätzliche blaue Tonne bestellen. Siehe:
http://www.stadtreinigung-hh.de/srhh/opencms/privatkunden/blauetonne/
Die durchwühl-Probematik ist damit natürlich nicht gelöst. :-)
Grundsätzlich schon, doch bei uns im Haus ist dafür kein Platz mehr. Wenn wir eine hätten, wäre das Durchwühlen jedenfalls weitaus leichter als bisher.
AntwortenLöschenVielleicht solltest Du Dir extra Kartons anfertigen lassen für Euer Altpapier. Vielleicht gibt es solche Kleinserienhersteller. Allerdings kenne ich den Kiez nicht gut genug, um einschätzen zu können, welche Ware überhaupt nicht gefragt wäre. Vermutlich würde selbst der Aufdruck "Unterlagen der Guttempler" oder "Flugblätter zur PorNo-Kampagne" nicht wirklich helfen.
AntwortenLöschenÜbrigens ist mir eine solche Form der städtischen Altpapierentsorgung vollständig neu. Aber ich bin ja auch nicht aus Hamburg. So ein Blog kann schon bilden....
Lieber Matt, wäre ich einer der Wühler, würde ich wohl denken "jetzt erst recht mal reingucken". Wäre da wirklich nur Altpapier drin, würden die sich doch nicht so eine Mühe machen, mit ihren Zetteln davon abzulenken, würde ich wohl denken. Merke: "Eine Ware, die man allzu auffällig ins Schaufenster legt, führt man meist gar nicht" (unbekannter Verfasser). Ich besuche Ihr Blog sehr gerne & regelmässig, Herr Matt. Gruß von der anderen Seite des Kiezes. Dirk
AntwortenLöschen@ Dirk Schuhmacher
AntwortenLöschenda hast du eigentlich Recht ^^
Da wäre ich jetzt gar nicht drauf gekommen. Aber ich würde da auch nicht so einen zettel dran kleben.
Was suchen die Leute denn da bloß im Altpapier?
AntwortenLöschenMagazine mit unangezogenen Damen und/oder solche, die man noch verkaufen kann?
Aktien?
Oder einfach ein wenig Nachtlektüre in Form eines unterhaltsamen Schriftwechsels oder von ein paar Kontoauszügen eines kiezbekannten Polizeiwagendiebes?
und wofür ist dann noch der altpapiercontainer? und warum schleppe ich da immer alles hin, wenn man's auch einfach andie straße stellen kann? tz tz …
AntwortenLöschenNihilistin, so lange Sie nicht bloggen, bestehe ich aufs Siezen.
AntwortenLöschenHerr Schuhmacher, Ihre verzwickten Gedankengänge fallen eher unter die Kategorie der grauen Theorie. Eher neige ich dem Anonymus von 22:46 Uhr, der sich genau die Fragen stellt, die ich mir auch immer stelle, wenn mal wieder jemand unser Altpapier durchwühlt hat.
Anonym 23:21: Leider gibt es keinen Altpapiercontainer in der Nähe. Wahrscheinlich würde er auch binnen Stunden von den Altpapierkartonaufreißern aufgebrochen.
Oh die Gehirnwäsche geht los. Holla.
AntwortenLöschenSehr wohl, Herr Matt. Nur noch Siezen. Das ist weniger schlimm als bloggen.
Würden Sie dann aber auch die Freundlichkeit haben, mich nicht einfach nur mit dem schnöden Namen zu benennen, sondern wenigstens ein "Frau" davorzusetzen? Herzlichsten Dank.
PS: War denn nun der BluRay-Karton auch aufgerissen und durchwühlt? Oder hat Ms. Columbos Idee Früchte getragen?
Das fehlende „Frau“ lag am Duzen. Strafe muss sein. Ab jetzt natürlich: „Frau Nihilistin“.
AntwortenLöschenDer Karton war weg abends, wir konnten den Erfolg nicht überprüfen. Weitere Feldversuche sind nötig.
Schmunzel…
AntwortenLöschenZur Frage des "Warum": verwertbare Zeitschriften werden je nach Aktualität, Anschaffungskosten, Auflahe, o.ä. tatsächlich weiterverkauft. Und erfahren damit einer durchaus zu fördernde Verwertung auf dem Zweitmarkt.
Zur Frage des "Wie": für uns hat sich das Problem durch den Einsatz von Paketschnur gelöst. Die Klientel weiss was sie erwartet.
Grüße aus der Hopfenstraße
@Matt 00:34:
AntwortenLöschenIch weiß, die Auffassung von Nähe kann relativ sein – aber Glas werden Sie da auch los:
Start in: Seilerstraße 2?, 20359 Hamburg
1. Ost auf Seilerstraße Richtung Kleine Seilerstraße - 29 m
2. Bei Kleine Seilerstraße links abbiegen - 61 m
3. Bei Simon-von-Utrecht-Straße rechts abbiegen - 56 m
4. Links Richtung B4/Budapester Str. abbiegen - 20 m
Das Ziel befindet sich links - 0,1 km
Grüße aus der Nachbarschaft
John, dies ist mir selbstverständlich bewusst. Doch ich scheue den in der Gesamtsumme sich selbst nach Ihrer konservativen Rechnung auf beinah 200 Meter summierenden Weg, wenn ich ihn zu Fuß zurücklegen muss mit voluminösen Papierkartons im Arm.
AntwortenLöschenDann vertraue ich lieber der eh vorbeikommenden Müllabfuhr. Mit allen Risiken.