11 Juli 2009

Zwischenfall vorm Freudenhaus



Heute hätten wir mühelos in den Besitz eines neuwertigen silbergrauen Polizeiwagens gelangen können, sofern uns eine Verwendung dafür eingefallen wäre.

Doch zum einen missfielen uns seine schillblauen Streifen, zum anderen bevorzugen wir aus grundsätzlichen Erwägungen Fahrräder und ÖPNV.

Dass der Wagen uns überhaupt so diebstahlfertig dargereicht wurde, lag wohl an einem Handtaschenräuber. Just als wir die Kreuzung am Freudenhaus erreicht hatten, kreischten Bremsen. Wir schauten rüber und sahen den Streifenwagen uns entgegenrutschen, und noch ehe er stand, sprang der Fahrer bereits mützenlos heraus und rannte die Hein-Hoyer-Straße, die er gerade noch entlanggefahren war, wieder zurück.

Seine Beifahrerin, etwas gedrungener als ihr Buddy, dackelte wackelnd hinter ihm her, sie gab ihr Bestes. Alles übrigens in Sichtweite der Davidwache; die Pisageneration ist offenbar erfolgreich im Diebesalter angekommen.

An der Reeperbahn raste der Flüchtende rechts um die Ecke, die Cops hinterher juchhe. Und ihr Wagen stand völlig verdattert da, freund- und helferlos, mit offener Fahrertür die gesamte Kreuzung höchst effizient versperrend, und ich wette, der Schlüssel steckte.

Doch wie gesagt: kein Interesse. Wir gingen weiter. Am Hamburger Berg schauten wir rüber Richtung Reeperbahn, und dort, direkt an der Ecke, war alles zuende gegangen.

Ein Mann in Jeans und hellem Hemd lag niedergerungen auf dem Boden, umringt von Polizisten und Passanten. Schon bald wird es einen Gerichtstermin geben, ein Urteil, eine Strafe, sein Leben wird eine sehr unschöne Wendung nehmen, und dabei hat er nur eins.

Der Einkauf bei Edeka verlief dann ohne weitere Zwischenfälle. Wenn man davon absieht, dass der Biobrokkoli ein bisschen zu klein war für sein Geld.


10 Kommentare:

  1. Das Wort zum Samstag: Auch wenn der Schlüssel nicht gesteckt hätte, es gibt da Wege zur Selbsthilfe.
    Was die schillblauen Streifen angeht, so können Sie diese entfernen. Es ist Folie, die man abziehen kann, man muß sie vorher heiß machen.
    Das Gedöns auf dem Dach könnte man bei e-bay versteigern oder besser (und diskreter) im Viertel verditschen. Für die heimische Galerie oder Deko-Abteilung.
    Die Grundfarbe der Autos ist deshalb in silber und nicht mehr in weiß, weil nach Abrüstung und Ausmusterung der Wiederverkaufswert höher ist (weiße gebrauchte PKWs sind hierzulande eher schlecht verkäuflich).
    Aber aufgemerkt: Es gibt praktisch keinen silberblauen Funkstreifenwagen in Hamburg mehr, der nicht schon einmal nach einer Kaltverformung in der Werkstatt war (außer wohl ganz neu angeschaffte).
    Das ganze, was Sie da unterlassen haben, könnte neben schwerem (weil gemeinschaftlichem) Diebstahl u. U. auch unter Fundunterschlagung gebucht werden.
    Aber es gibt schlimmeres: Heute droht der Schlagermuuw. Polizei !!

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  2. Das es bald zu einem Gerichtstermin kommt und das Leben sich dadurch grundsätzlich verändert, wage ich zu bezeifeln. Es wird doch eher so sein, in einem halben Jahr kommt ein Brief in dem steht das das Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt wird. Vielleicht war der große Plan den Handtauschenraub nur vorzutäuschen um günstig an Blau blinkede Deko zu kommen, da aber Passanten das silberblau schillernde Objekt der Begierde scharf im Auge behielten, konnte der eigentliche PLan nicht umgesetzt werden.

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  3. Ist da nicht noch eine Maschinenpistole im Türfach?

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  4. Nachrichten, die man leider nicht hört: "...forderte die Polizei die gesamte Bevölkerung der Hamburger Innenstadt über Lautsprecher aus einem Funkstreifenwagen auf, bis Sonntag, 24.00 Uhr, Fenster und Türen geschlossen zu halten und die Wohnungen nicht zu verlassen. Personen, die sich gleichwohl auf die Straße begeben, um Lieder von Chr. Anders abzusingen oder sich sonst ungebührlich zu verhalten, würden am nächsten Straßengraben standrechtlich erschossen."

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  5. Lieber Matt,

    Sie fahren Fahrrad und ÖPNV und haben keinen Schrebergarten um Biobrokkoli selbst anzubauen?
    Das trifft mich mehr als die Tatsache des StreifenwagenistoffenundalleinGedöns.

    Ihnen einen schönen Sonntag

    Grüße vom Vogelsberg
    Petra

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  6. Anonym 2:21: Grundsätzlich eine interessante Anregung. Statt des Standrechts würde ich aber für eine zunächst mildere Sanktion plädieren, zum Beispiel das stundenlange Zwangsbeschallen mit AC/DC in enervierender Lautstärke.

    Für Schrebergärten ist auf St. Pauli kein Platz, verehrte Petra. Aber es gibt in der Nähe Edeka, die Sachen wie Biobrokkoli gegen einen kleinen Aufschlag für uns ständig bereithalten.

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  7. Lieber Matt,
    das sollte auch nur eine derbe Metapher sein. Eine harsche Zurechtweisung durch Sie und Miss C. per Lautsprecher aus dem (inzwischen leicht verfremdeten) Streifenwagen heraus, nach dem Motto, "hey, Schlagerfuzzi, Du bist nicht originell, Du glaubst es nur und jetzt geh nach Hause oder wir rufen die Wasserwerfer!", tut es selbstverständlich auch.

    Überlaute Sham69, Angelic Upstarts und UKSubs sowie Sr. Cardenal Mendoza (hmmm der ist so schokoladig) hatten mich vorhin (2:21) wohl etwas zu konsequent denken lassen. Die vorgenannten Musikanten sind meines Erachtens aber noch besser zur Bekehrung geeignet als AtzeDatze.

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  8. Also mir würde da was einfallen:
    Bullenwagen klaun und die Innenstadt demolieren!

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  9. 15:52, 16:03: Ich entnehme Ihren Kommentaren, dass es ein ernster Fehler war, den Streifenwagen unbehelligt stehenzulassen. Das wird uns 2010 nicht mehr passieren. (Zumal vor der Davidwache eh ständig ca. drei davon unbenutzt und verführerisch herumstehen. Allerdings nicht mit offenstehender Fahrertür.)

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  10. Also mir würde auch was einfallen:
    Bullenwagen klaun und unter Einhaltung aller Verkehrregeln durch die Innenstadt düdeln. Faking the Law.

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