23 August 2007

Vom Franken reingelegt

Noch während wir zum Lunch dorthin unterwegs sind, will der Franke plötzlich partout nicht mehr ins Bistro des Monsun-Theaters (das Foto zeigt ihn bei seinem letzten Besuch ebenda).

Die Nudeln seien zu weich (was stimmt), die Portionen zu klein (was falsch ist), und außerdem fehle gewöhnlich ein interessantes totes Tier auf der Mittagskarte (was nur ihn interessiert).

Der grobschlächtige Vielesser hadert, motzt und salbadert, er zetert und ramentert, doch ich bin unerbittlich. Heute soll, muss, wird es das Monsun-Bistro sein, basta!

Schließlich will der Bonuspass den nächsten Stempel; nach dem zehnten Essen kriegt man eins umsonst. Plötzlich aber, mitten im monsunfeindlichen Wortschwall, sagt der Franke leise „bitte“ – und ich bin augenblicks platt, entwaffnet, niedergeschmettert, wehrlos.

Denn mit diesem kleinen Wörtchen „bitte“ legt der Franke Unfassliches nahe: nämlich irgendwie ein wenn schon nicht integrierter, so doch assoziierter Bestandteil eines sozialen Gefüges zu sein, gleichsam ein Mensch unter Menschen (na gut: zumindest ein Franke unter Menschen).

Dieses „bitte“ signalisiert geradezu so etwas wie eine humanoide Anwandlung, der Franke verfügt vielleicht sogar über zumindest rudimentäre Vorstufen sozialer Umgangsformen. Und das plättet mich.

Also trotte ich willenlos hinter ihm her, und zwar nicht ins Monsun, sondern ins Babylon, das ein kregler Ägypter führt, der uns stets mit glucksender, manchmal von keckerndem Lachen flankierter Fröhlichkeit empfängt.

Ja, der Franke hat wirklich „bitte“ gesagt, das muss ich erst mal verdauen. Und im Babylon bestellt er eine vegetarische Pizza.

20 Kommentare:

  1. Was bedeutet "kregler"?

    Gruß aus Nordbaden,

    J.

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  2. „Kregel“ heißt so viel wie gesund und sehr munter.

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  3. Danke. "Putzmunter" heisst das bei uns ;-)

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  4. Schon Schäiksbier wußte:
    "Der Mensch ist ein schwindlig' Geschöpf."
    Also, ganz langsam: WENN Mensch ein schwindlig' Geschöpf UND der Franke ein Mensch ist, DANN ist der Franke ein schwindlig' Geschöpf.
    Herr Matt, die Welt ist voller Einsichten. Nur hinsehen müssen wir noch selbst.

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  5. Mich schwindelt’s auch öfter. Aber wenn Shakespeare das schon als normal bezeichnet hat, dann bin ich beruhigt.

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  6. Das ist das große an großen Dichtern: Sie kannten uns alle schon oder ahnten unser Werden.

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  7. Der Franke hatte bestimmt nen schlechten Tag... Und da ist ihm das so rausgerutscht. Passiert anderen ja auch schon mal! :-)

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  8. Es ist doch völlig klar, daß die Geschichte erfunden ist. Jeder Mensch weiß doch, daß es völlig unmöglich ist, im Fränkischen auch nur ein einziges Wort verständlich auszusprechen. Und dann gleich ein so kompliziertes (zweisilbiges!) wie „dan-ke”. Ich bin mir sicher, Sie haben sich nur verhört.

    („Sunst verwais i di in doa Schrongke!” oder so)

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  9. Ach verdammt. Verwechselt. Er soll ja „bitte” gesagt haben. Dann stimmt's wohl doch alles. Und Fränkisch ist ja auch nicht so schwer zu verstehen.

    Äh.

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  10. Aber sonst geht es Ihnen hoffentlich gut?

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  11. Geht. Und Ihnen?

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  12. Franken und Alemannen/Schwaben bilden zusammen mit den Friesen die germanische Elite.

    Die bajuwarischen Stammlande Ober- und Niederbayern, Oberpfalz, Böhmen und Österreich können da nicht mithalten. Hitler z.B war eigentlich ein Nachfahre der Boiern und landsmannschaftlich verwandt mit Stoiber und Huber.

    Bayern mit "y" ist lediglich ein geographischer Begriff, der die gewaltsam annektierte Heimat der Franken und Allgäuer heutzutage leider mit einschließt. Danke und bitte sind überflüssige Floskeln zur Beendigung sinnloser Konversationen. Der Soldet bedankt sich nicht, er meldet.

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  13. Opa, danke für diese erhellenden Ausführungen über das skurrile Wesen dieser Ethnien, mit denen wir Normalos tagein, tagaus zurechtkommen müssen.

    Jetzt geht es mir besser – um noch auf GPs Frage zu antworten.

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  14. Ich will es Frau Anna ja nicht vorwegnehmen, aber gibt es so etwas:

    http://134.96.77.91/1149.html?&tx_bddbflvvideogallery_pi1[video]=5

    auch über Franken ? Und/ oder andere Ethnien ?

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  15. Olaf, geht voll in Ordnung, je verbreiteter, desto besser.
    Ist zu drollig, um unbesehen zu verstauben.
    Außerdem versteht ihr mich dann alle besser. :-)

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  16. Hm, irgendwie habe ich jetzt plötzlich ein ganz anderes Bild von dir, Anna …

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  17. Echt?
    Wie war es denn vorher, wenn es jetzt nachher wie ist?
    :-)

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  18. Viel zu kompliziert, viel zu heikel, das Thema … ;-)

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  19. Ach, dat wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gegrillt wird. :-)
    Saarländer sind Meister der Selbstironie.

    Aber ich muss gestehen: ich habe schon mal im Februar gegrillt, in Bonn, auf einem Balkon, es war sehr kalt, aber sehr lustig. Vor allem für die Nachbarn.
    Natürlich mit einem anderen Saarländer.
    Wer sonst tut schon so was?

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  20. Die Russlanddeutschen in unserer Reihenhaussiedlung: Man erkennt sie daran, dass sie die Ersten sind, die angrillen, nämlich wenn der erste vorlaute Sonnenstrahl sich auf ihre Terrasse wagt und sie sind die Letzten, die den Grill winterfest verstauen. Dafür holen sie dann das Schifferklavier heraus und zeigen uns, wie man mit Wodka auch bei Schnee und Eis fröhlich auf der Strasse tanzt... sehr geselliges Völkchen, das.

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