Grundsätzlich ist es natürlich kein Problem, ein Magnum Mandel zu möfeln, während man in der Abendsonne das überraschende Duett von M. Ward mit Norah Jones genießt. Doch dann erzählt Ward etwas von einem Stück, das man jetzt spielen werde, und zwar habe es ein amerikanischer Songpoet verfasst, der wahrscheinlich öfter durch Deutschland als durch seine Heimat getourt sei.
Noch scheint es so, als habe diese Ansage rein gar nichts zu tun mit meinem Magnum Mandel. Noch. Jedenfalls werde ich nicht nur extrem hellhörig, nein, bei mir schrillen sogar alle Alarmglocken, und vor meinem inneren Auge blinken große Warntafeln mit der Aufschrift „Townes Van Zandt! Townes Van Zandt!“
Nur er kann gemeint sein, und wer meine Verehrung des Texaners kennt, ahnt vielleicht, welche Drüsen gerade unter Hochdruck anfangen zu pumpen, nämlich die für Adrenalin zuständigen. Fahrig taste ich nach der Kamera in meiner Hosentasche, denn wenn M. Ward und Norah Jones jetzt wirklich gemeinsam einen Townes-Van-Zandt-Song singen sollten, ohne dass ich diesen kostbaren Moment konservieren würde, so müsste ich mich selbst ohrfeigen. Nicht nur dabei allerdings wäre ein Magnum Mandel eher hinderlich. Nein, auch beim Aktivieren der Kamera entpuppt sich das Halbgefrorene am Stil als wenig nützlich.
Rechtshändig drücke ich an meiner widerwilligen Kamera herum, während mir links der erste Vanilletropfen den Daumenansatz kühlt. Beim sofortigen Abbeißen der suppenden Stelle fallen zudem die ersten größeren Schokoladenplättchen zu Boden. Übrigens passiert mir das immer beim Magnummandelmöfeln, selbst wenn ich beide Hände frei zur Verfügung habe. Entweder ein Konstruktionsfehler oder Matt’sche Tollpatschigkeit, ich weiß es nicht.
Was ich jedoch weiß: Ich würde meine Karriere aufgrund mangelnder Steigerungsmöglichkeiten sofort beenden, sobald ich es schaffte, ein Magnum Mandel verlustfrei zu inkorporieren. Hier und jetzt ist daran aber nicht zu denken, im Gegenteil. Während das Eis weiter tropft und bröckelt, ist die blöde Kamera endlich soweit. Und schon erklingen die ersten Takte von „Loretta“, Townes’ Song über eine Bardame. Ja, in der Tat: M. Ward und Norah Jones covern Zandt.
Ein unwirklicher Moment, ein magischer Moment. Denn sie tun es gut, die beiden, schleppend und zart, er mit dieser angerauten Rock’n’Roll-Stimme, die immer ein wenig klingt, als sänge er durch ein Megafon; sie mit diesem melancholischen Kleinmädchentimbre, es ist ein Genuss. Ich filme schleckend, sabbernd und bröckelnd mit, zwar aus viel zu großer Ferne, aber immerhin – und nach gut drei Minuten drücke ich statt auf den Stop- auf den Ausschaltknopf.
Datei. Nicht. Gespeichert.
Dafür habe ich den Stadtparkboden mit erheblich mehr Schokoladenplättchen gedüngt als üblich. Ich. Könnte. Heulen.
(Townes-Foto von Claus-Marco Dieterich, Marburg 1993)
Sie setzen ihre Karriere als erfolgloser Konzertfotograf eben konsequent fort;-)
AntwortenLöschenFühlt mit: anja
Lieber Matt,
AntwortenLöschenbitte sei nicht traurig, Du hast schließlich diesen Moment erlebt und kannst ihn in Deinem Inneren abspeichern, konservieren und zu jedem beliebigen Augenblick in Dein Bewusstsein rufen. Das ist doch viel wichtiger, als eine "normale" Konserve davon zu produzieren, nicht?
Apropos Dein Inneres: Ich bin sehr von Deiner intuitiven Fähigkeit angetan.
Bei diesem Talent lässt die nächste Sternstunde sicher nicht lang auf sich warten.
Liebe Grüße aus Bavaria,
Gaba
Ach, Ihre trostreichen Worte tun gut. Ich halte schon fleißig Ausschau nach der nächsten Sternstunde. Leider sind für die nächsten Tage aber Wolken angesagt …
AntwortenLöschenMein erster (und einziger?) Kommentar, deshalb erstmal ganz beitragsunabhängig: Was für ein wunderschönes Blog! Seit Tagen lese ich mich durch die verschiedenen Einträge und kann gar nicht genug davon bekommen.
AntwortenLöschenWas das beschriebene Missgeschick angeht, schließe ich mich gabaretha an. Hätte es doch den Stop- statt den Ausknopf erwischt, vielleicht wäre der 3-Minuten-Film irgendwann verschollen und Jahre später wiedergefunden worden und zumindest mich würde dann die merkwürdige Angst überfallen, dass das, was ich da aufgenommen habe, das Bild von dem zerstört, was ich als Erinnerung daran habe. So bleibt immerhin die Erinnerung - und die ist doch sowieso viel schöner als irgendein Film darüber.
Herr Matt,
AntwortenLöschenich leide mit Ihnen.
So ähnlich habe ich mich vor Jahren gefühlt, als ich eines Sonntags vormittags mit dickem Kopf im Bademantel vor meiner Anlage aufgewacht bin. Eine leere Kassette in der Hand, es läuft irgendetwas auf FSK Hamburg.
Die ganze Nacht über (ab 23:00 Uhr) lief zuvor eine privat gemachte grandiose Musiksendung zweier lieber freundlicher Menschen u. a. zu Ehren einer sehr lieben Freundin von mir. Auch mit Stücken von CDs und Kassetten, die ich einem der Macher mitgegeben hatte, um ihr zu huldigen. Zu ihrem Geburtstag. Sie hat natürlich zugehört und dort auch angerufen. Hach !
Eine atmosphärisch traumhaft schöne Februarnacht. Eine Musiknacht vom Feinsten, nur für sie. Ich wollte es alles aufnehmen, um es ihr dann nachträglich auch noch zu schenken.
Kurz bevor die dritte Kassette voll war, bin ich mit der vierten (Leerkassette) in der Hand eingeschlafen. Um dann später planlos aufzuwachen und schlagartig zu wissen, daß.ich.geflopt.habe. Unwiederbringliche Stunden dahin. Olaf.mußte.ja.einschlafen - ein Gefühl, als freute sich der Mensch auf seine Traumreise, um dann festzustellen, daß er sich um einen Tag vertan hat. Der Abflug war gestern.
Die Radiowellen dürften mittlerweile im All einige Lichtjahre zurückgelegt haben, die hole ich einfach nicht mehr ein.
Ein Trost bleibt: Wenn Außerirdische diese Sendung hören sollten auf ihrem kriegerischen Weg zur Erde - sie würden anhalten und ihre Raumschiffe bunt anmalen. Darth Vader würde Hippy. Und beschließen, uns von George Babbeljuh Dush und allen anderen Verrückten zu befreien. damit wieder (?) Frieden auf Erden einkehrt.
Nur: Wann kommen die endlich ?
Und keine Chance, daß Nora J. und Matt W. (!) eine Platte herausbringen "Live in the Hamburger Stadtpark" ? Machen Sie doch einfach einmal Ihren Einfluß geltend. Sie schaffen das !
Sie haben mir den Tag gerettet. Sehr früh an einem regnerischen Morgen.
AntwortenLöschenMatt. Mein. Vollstes. Mitgefühl.
AntwortenLöschenBeim nächsten Mal werfen Sie sofort das Eis in hohem Bogen weg. Egal wohin und auf wen!
Schuld war nur das Eis.
Ich würde ja Langnese verklagen. Warum machen die auch so ein großes Eis, die Blödmänner?
Nee, nee, nee!
Herr Olaf, und an Ihrer Stelle würde ich den kuscheligen Rasen verklagen, auf dem Sie eingeschlafen sind. Oder Ihren flauschigen Bademantel, dessen Flausch Sie ins Reich der Hippie-Träume beförderte!
Zu spät die Reue, dass Sie ihn immer mit Perwoll wuschen, hätten Sie doch nur *Kratzi genommen, dann wäre das alles nicht passiert.
Aber wenigstens freuen sich die E.T.s einer anderen Galaxie über Ihre schönen Klänge und wer weiss, vielleicht haben Sie ja somit deren Angriff verhindert?!
Make love not war!
Zwarn, was für ein schmeichelhafter Kommentar!
AntwortenLöschenOlaf, was für eine wunderbare melancholische Geschichte! (Die Songliste der ersten drei Cassetten folgt doch noch, oder?)
Opa, was für ein bedauerlicher Wetterbericht!
Anna, was für ein nützlicher Tipp! (Der mit dem Eiswegwerfen. Ich denke einfach immer noch zu materiell. Ommmmm …)
Herr Matt,
AntwortenLöschenwieder etwas sehr pragmatisches: Hätte Ms. C. das Eis nicht halten können ? Das wäre der Kompromiß zwischen Panne und Wegwerfen gewesen. Sie sehen, daß Pragmatismus auch seine Vorteile haben kann.
Wenn ich am Wochenende Zeit habe, dann werde ich einmal eine Playlist basteln. Aber nicht lachen, einige der Künstler waren und sind mir unbekannt, ich könnte deren Namen nur phonetisch wiedergeben. Das würde u. U. auch eine sehr lange Liste werden können.
Frau Anna,
der kuschelige Rasen war ein Wollteppichboden in meiner alten Wohnung (Eppendorf), der ein unglaubliches Staubpotential hatte (na ja, bei 10 DM/ m² war wohl auch nicht mehr zu erwarten). Es lag auch nicht am Bademantel, es war ähnlich wie kürzlich bei Ihnen: Der Teufel Alkohol hatte Schuld, nicht ich. Natürlich nicht.
Es war so eine Art Radioparty zwischen Eppendorf, Schanzenviertel und Harburg mit hin- und hertelefonieren während der Sendung.
Und was FSK angeht - sollte dort Ligna's music box noch laufen (ich habe schon ewig lange nicht mehr hineingehört, immer am ersten, dritten und fünften Samstag im Monat von 17:00 bis 19:00 Uhr), dann empfehle ich eine Teilnahme daran. Ein Thema wird vorgegeben (im Transmitter, wenn es den noch gibt, wird es vorab veröffentlicht) und dann kann jede(r) sein Musikstückchen dazu über Telefon dort hinüberspielen, was auch immer das ist, und darüber auch etwas erzählen. Es funktioniert technisch großartig, die Qualität ist erstaunlich.
Opa - hier in Hamburg findet sich bestimmt schnell eine freie Wohnung...
Und Zwarn: Das darf nicht Ihr einziger Kommentar bleiben, wenn ich das als Gast sagen darf.
(Olaf ! Oooolaf !!)
Das ist die Arbeit, sie ruft. Geht nicht anders.
Hamburg, feuchtklebrige Luft, bleigrauer Himmel, Mittwoch morgen um
Mein herzliches Beileid! Aber ist so etwas (das Mitschneiden von Konzerten auf Ton- oder Bildträger) nicht höchst unzulässig?
AntwortenLöschenDas Problem mit Magnum kenne ich nur zu gut, ich bin deshalb dazu übergegangen, nur noch Flutschfinger zu essen, die schmecken besser, ploppen nicht in alle Richtungen weg, und außerdem kann man sich endlich wieder so fühlen, als wäre man fünfeinhalb!
Herr Olaf,
AntwortenLöschensehen Sie, so schnell kann es zu Missverständnissen kommen.
Ich dachte doch tatsächlich, Sie wären vor dem Haus eingeschlafen, weil Sie doch schrieben "mit dickem Kopf im Bademantel vor meiner Anlage aufgewacht bin."
Ich hatte dabei die Vorstellung, eines in einen flauschigen Bademantel eingehüllten, selig vor sich hinschlummernden Olafs in einer Grünanlage!
Dass es die Stereoanlage war, konnte ich doch nicht ahnen! Wie hätte ich auch darauf kommen können?
Zumal die Hanseaten hier im Blog und auch sonstwo, äußerst kernige Burschen sind, denen man auch zutrauen würde, dass sie über eine Straßenlaterne gehängt schlafen.. um dann nonchalant ins Büro zu fahren oder lockerlässig darüber zu bloggen...
Wie ärgerlich. Erinnert mich an meinen misslungenen Mitschnittversuch bei Bowie im Kölner E-Werk.
AntwortenLöschenOlaf, selbstverständlich hätte Ms. Columbo mit Freuden mein Eis verwahrt, doch ach, sie war gar nicht mit. Wenn man sie mal braucht!
AntwortenLöschenMarcel, wenn ich meine Erinnerungen manifestieren will, schrecken mich in der Regel weder Recht noch Gesetz. Außerdem haben die beiden Wachhunde vor der Bühne mich dabei gesehen und nichts unternommen. Also.
Zu Flutschfinger: Nicht meine Welt. Es muss schokoladig, nussig, mandelig sein, dann geht für mich die Sonne auf.
Frage aus meiner Empathie heraus: Warum haben Sie nicht das Eis einfach per Volleyschuss weggekickt, wenn es plötzlich um Van Zandt geht?
AntwortenLöschenIch kann keine Lebensmittel wegwerfen. Produkt einer fatalen Erziehung.
AntwortenLöschenHerr Matt,
AntwortenLöschenheute habe ich mir Zeit genommen und mir das erste Band der FSK-Radiogeburtstagssendung vom 03. Februar 2001 angehört. Für mich das schönste von den dreien. Es hat über die Jahre sehr gelitten. Es geht aber noch zu hören.
Ich werde mich auf die "Playlist" der ersten neunzig Minuten (erstes Band) beschränken. Das würde sonst viel zu viel. Einige Interpreten und/ oder Titel sagen mir gar nichts und die Angaben sind vom Band abgehört, also auch nicht zwingend richtig geschrieben. Ich bitte den Musikjournalisten schon jetzt um große Nachsicht.
Sollte das zu lang sein, lösche es ruhig.
- Care as one (? - phon.): "Hot",
- Robert Wild (Wyatt ? - phon.): "Las Vegas Tango",
- Stevie Wonder: "The Harder They Come",
- Sophie Zelmani: Den genauen Titel weiß ich nicht (es beginnt mit: "I'm just as good as you let me to be" und enthält ein so unendlich zärtliches Trompetensolo) - das habe ich mitgegeben für das Geburtstagskind. Und wußte damals noch nicht einmal, von wem es ist.
- Eartha Kitt: Singt über Love, sehr verführerisch. Streicher, Big Band. Sigh.
- Little Tommy Brown: "Baby don't leave me" (Heulsuse pur, schluchzender geht es wirklich nicht, etwas für eine Engtanzfete der besonderen Art, zum Abarbeiten frühkindlicher Traumata durch Heulen beim Tanz zu SlowRock'n Roll - oder so),
- Lee Hazelwood: "I'm glad I'm Never" (?) und "It's Monday morning"
- Buffalo Springfield: "Sit Down I Love You"
- Liz Phair: "X-Ray Man"
- Alex Chilton (? phon.): "Hey little Girl"
- Jimi Hendrix: "Floating"
- Sixteen Horse Power: "Low estate"
- Bob Dylan: "Million Dollar Bash"
- Charles Minus: "Myself When I'm Real"
- Manfred Krug: "Im wunderschönen Monat Mai" (? Jedenfalls aus DDR-Zeiten)
- Deus (?): "Theme from Turnpike" (?)
- Lou Reed/ John Cale: "I Really Care a Lot" (? auch von mir mitgegeben, den Titel weiß ich einfach nicht sicher, es müßte von der LP "Songs for Drella" stammen, mit dem wohl trockensten Gitarrensolo, das ich kenne. Ein wirkliches cooles Stückchen. "This ain't a movie I asked to be in" [genialer geht es nicht])
- Doc Watson: "All Along The Road" (das wohl beste bzw. sympathischste Country-Stückchen, das ich kenne. "A part of the heart get's lost in the learning, all along the road..." eine grandiose akustische Gitarre).
Diese Sendung hat eine so herrliche chaotische Atmosphäre.
Handgemacht.
Charles "Minus" heißt natürlich Mingus (herrje !)
AntwortenLöschenBeeindruckende Liste..
AntwortenLöschenOff topic:
Und der Güldenstern, den Sie kürzlich erwähnten, ist es auch der, den ich meinte?
Würde mich jetzt mal interessieren..
Herr/ Frau* Rosenkranz
AntwortenLöschen(*nichtzutreffendes bitte streichen),
was haben Sie über Herrn Güldenstern geschrieben (ich erinnere es nicht [mehr] oder habe es überlesen, sorry) ?
"Mein" Moshe Güldenstern ist dieser hier:
Moshe Güldenstern betet, jeden Tag, jahrein, jahraus.
"Oh Herr, bitte gib', daß ich gewinn' in der Lotterie nächste Woch' !"
Nichts geschieht.
Und stetig betet Moshe, Tag für Tag, immer wieder dasselbe Gebet. "Oh Herr, bitte gib', daß ich in der Lotterie nächste Woch' gewinne."
Nach Jahren der untadeligen Lebensführung kniet Moshe wieder nieder zum Gebet. "Oh Herr..."
Da tut es einen Donnnerschlag, die Decke zu seinem Zimmer öffnet sich, ein blauhelles Licht strahlt auf ihn herab und eine donnernde Stimme ertönt: "Moshe ! Ich bitt' Dich - gib' mir eine Chance. Kauf Dir ein Los !"
Ah, ich verstehe! Guter Witz.. :-)
AntwortenLöschenDen meinte ich aber nicht..
Eintrag 26. Juli, Doping überall.
Mein Güldenstern ist ein anderer... Deshalb auch Rosenkranz, aber immer noch FRAU.
Ich bins natürlich... hätte ich vielleicht mal erwähnen sollen..
AntwortenLöschenSorry.