Wie die Landeier stehen wir kurz vor Abfahrt des Zuges nach Lüneburg vorm Fahrkartenautomaten – und geben schließlich aus Verzweiflung und Zeitnot entnervt auf.
Wir verstehen einfach nicht, was genau das Gerät von uns will. Und immer, wenn wir es zu wissen glauben, will es doch etwas anderes, was wir allerdings nicht dechiffrieren können. Dabei haben wir beide studiert!
Na gut, dann lösen wir die Fahrkarten eben im Zug beim Schaffner, ist doch egal. Doch während der halbstündigen Fahrt kontrolliert uns kein Mensch, wir steigen unbehelligt in Lüneburg aus nach kostenloser Fahrt.
Und nun die Frage an alle Mahatma Gandhis, Martin Luther Kings und Dietrich Bonhoeffers unter uns: Hätten wir fairerweise in Lüneburg doch noch Hin- und Rückfahrt lösen sollen?
Immerhin haben wir ja eine kostenpflichtige Dienstleistung in Anspruch genommen, und die sollte ordnungsgemäß entlohnt werden; das Sklavenhalterzeitalter ist schließlich längst überwunden. Wenn ich einen Flohmarktstand betreibe, erwarte ich ja auch, dass niemand ihn plündert, nur weil ich mal kurz auf Toilette muss.
Trotz alledem erwiesen wir uns als moralisch verwahrlost und buchten nur Rückfahrttickets.
Später auf der Geburtstagsparty erzählte uns ein Freund, es wäre unmöglich gewesen, im besagten Zug nachzulösen. Man hätte uns mit je 40 Euro zur Kasse gebeten, wegen Schwarzfahrens.
Ms. Columbo feixt noch breiter als vorher. Ich auch. Aber ich habe das Gefühl, Mahatma Gandhi hätte uns nicht adoptiert.
Zum Schwarzfahren, das es gar nicht gibt, wäre Vorsatz, also eine Erschleichung notwendig, die ich hier aber nicht erkenne, da ja Bereitschaft zur Zahlung vorhanden.
AntwortenLöschenhttp://dejure.org/gesetze/StGB/265a.html
Unverständliche AGBs gehen im Zweifel zu Lasten des Verwenders, ich ziehe daher eine Analogie zu "Für Normalsterbliche unverständliche Fahrkartenautomatenmenues".
Zur Gewissenserleichterung empfehle ich, den ersparten Betrag an (wirklich)Bedürftige zu verteilen.
Pax
I had a dream at Santa Fu
AntwortenLöschenwo ich gerade sitzen tu:
Ich bin wohl nicht mehr lang allein.
Matthias wird bald bei mir sein.
Mahatma Jlück. Un Mahatma Pesch.
AntwortenLöschenÄvver dat jleischt sisch miestens us.
Un am Mondaach tuste dir en ördentlischet Rücklischtsche vun dem Jälld koufe! Dat hätt dä Jandhi och jemaat.
Herr Matt,
AntwortenLöschensehen Sie hier:
http://www.hvv.de/fahrkarten/anschlussfahrten-umland/db-city-ticket/index.php
Es gibt Orte um Hamburg herum, die erreichen Sie legal mit Lösen eines simplen preisgünstigen Zusatztickets zur Monatskarte (so sie denn eine haben) am U-Bahnhof. Am Automaten finden Sie eine Liste dieser Orte. Danach die Preisklasse aussuchen, bezahlen und Ticket mitnehmen. Und nix mit Gandhi, King, Bonhoeffer: Mir haben die Schalterfuzzis der DB jahrelang nichts davon erzählt und sich schamlos an mir bereichert. Ich habe einen nicht beweisbaren Rückzahlungsanspruch gegen diese Organisation, den ich Ihnen jetzt schenkungshalber überlasse zur innerlichen Verrechnung. Außerdem haben der HVV und die Hamburger Sozialbehörde lange Zeit sehr schamhaft ihr Sozialticket für Hartz IV-Patienten verschwiegen. Das verlangt Genugtuung.
Ihr Freund hat übrigens recht: Nachlösen ist nicht mehr.
Das einfache ist kompliziert geworden, das naheliegende weit entfernt.
Glauben Sie mir: Mahatma, Martin L. und Dietrich haben Sie beide bestimmt weiterhin lieb. Nur Hartmut M. in B. könnte sauer sein, be aware. Die Idee des Kölners midde Rücklischt is jut.
Für mich als Technikbegeisterten und Maschinenversteher ist es doch immer wieder erstaunlich, daß selbst junge Menschen (ein Kompliment!) nicht mit Fahrkartenautomaten klarkommen.
AntwortenLöschenIm Grunde ist es bei allen Automaten gleich:
Ziel wählen, Erwachsener oder Kind wählen, Hin- und Rückfahrt entscheiden, Geld einwerfen, Karte ziehen, Wechselgeld nicht vergessen.
Doch ich will gerecht sein, es ist nicht jedermanns Sache, sich mit solchen Automaten zu befassen und viele scheitern allein schon aus dem psychischen Druck heraus, eine der Taste drücken zu müssen.
Ich sollte auch dafür Lehrgänge anbieten. Nicht nur "Computerwissen für Senioren" :)
Ich muss ja ganz brutal sagen, dass ich auch schwarz gefahren wäre. Schon allein wegen meiner Technikgenialität..
AntwortenLöschenDer Automat wäre entweder implodiert oder ich hätte eine Fahrkarte nach Caracas gelöst für 32.000 Euro.
Ich sehe zudem mit Wohlgefallen, dass Herr Olaf sein Mieterinnenhofhausfest überlebt hat und sich anscheinend bester Gesundheit erfreut.
Danke für Ihr Mitgefühl Frau Anna,
AntwortenLöschendieses Gruselfest hat aus einem mir noch nicht erfindlichen Grunde nicht stattgefunden, es könnte für den nächsten Samstag drohen. Ich muß das klären, das macht mich auch unsicher. Ob die etwa verstanden haben, daß das so nicht mehr weitergeht ? Wahrscheinlich haben die auch Bombendrohungen erhalten (aber nicht von mir). Oder lesen die hier mit ? Ist Matts blog etwa ein WünschDirwas ?
Herr Cekado - dann kennen Sie die in Hamburg am Hauptbahnhof ("Reisecenter")ansässigen Automaten noch nicht. Dort ist extra ein Mitarbeiter der Bahn mit roter Schirmmütze abgestellt, um die Leute am Automaten zu unterstützen ("Kann ich Ihnen helfen ?") oder besser: Um die Automaten vor langsam violett anlaufenden, der Schnappatmung sich nähernden Damen und Herren mit Rollkoffer und Übersprungsgestikulation und deren sich andeutende Tritte zu schützen ("Ja, hallo mein Herr ! So geht das aber nicht, ein Flipper hätte schon getilt !"). Ich bin wirklich nicht doof, was Technik angeht, aber das ist eine Frechheit, was screentouchfertig da steht und.eben.nicht.funktioniert.
Da stehen Automaten, in die ich alles mögliche eingeben soll, die dann einen Zettel mit Barcode ausdrucken sollen. Mit dem gehe ich dann zu einem anderen Automaten, der mir nach Scan des barcodes dann sagt, was es kostet und was ich dann zahlen soll, um daraufhin das Ticket zu bekommen.
Das geht mit dem Barcodezettel schon los, der nach diesem Eingaberitual eben.keinen.Barcodeaufdruck.enthält. Und unser Mann mit der roten Schirmmütze "weiß dann auch nicht."
Ach ich höre hier auf, den Rest kann sich jeder in allen Varianten denken.
Der Lehrgang "Wir bauen eine Bombe" im Whirlpool des Hauptquartiers findet übrigens aufgrund zu geringen Interesses der Agenten eine Woche später statt.
AntwortenLöschenOlaf, Ihre Automatenerläuterungen haben mich auf ähnliche Weise beruhigt wie Cekados Beitrag mich zuvor bestürzt hatte. Alles wieder in der Balance also.
AntwortenLöschenHerr BaziND, selbstverständlich wäre ich sofort dabei, wenn das Problem mit dem Reisekostenzuschuss endlich gelöst wäre.
Ich hatte mal mein Onlineticket im Zug auf der Hinfahrt liegen gelassen und bin dann im ersten Teil der Rückfahrt ohne gefahren. Der Automat an dem Dorfbahnhof war sowieso kaputt und im Zug wird ja schon lange nichts mehr verkauft.
AntwortenLöschenIm ersten Zug war das auch OK (Bimmelbahn). Im RE war dann doch ein Schaffner und ich hatte noch immer kein Ticket.
Aber: Der war nett und verständnisvoll (Überraschung!). Hat mich nichts gekostet und beim nächsten Umstieg habe ich es dann ausdrucken können.
Mein persönlicher Rest des oft diskutierten Begriffs "Verstand" blieb an der Überschrift hängen: Ein erstauntes, lautmalerisches "Oh" wird also nun ohne "h" zum "o"? O.
AntwortenLöschenJa, beides geht. Wenn man es mit h schreibt, muss man allerdings dahinter ein Komma setzen, und das wollte ich vermeiden.
AntwortenLöschenAh, habt Dank für den Hinweis!
AntwortenLöschenHerr Matt,
AntwortenLöschender Mensch muß kein Komma setzen nach einem o mit h. Er läßt es möglicherweise bußgeldgefährdet (Rechtschreibordnungswidrigkeit) einfach weg, weil es besser aussieht.
Oder behilft sich mit einem -Gedankenstrich.
Was die Fahrkartenautomaten-Nummer angeht, da hatte ich vergessen zu sagen, daß ich mich dann in die Schlange in Richtung Fahrkartenschalter eingereiht habe.
22 Leute vor mir, 8 Schalter in Betrieb. Jeder im Durchschnitt drei Minuten, in knapp zehn Minuten wäre ich dran und durch.
Natürlich nicht. Alle zwei bis drei Leute machte ein Schalter nach dem anderen zu. Bis es noch drei waren.
Ich hasse sie alle.
Das ist noch blöder als diese Postfiliale in der Geschichte vom wohl beschissensten Postamt der Welt.
Wahrscheinlich ist das nur reine Pädagogik. Ein Weg, um Automaten lieben zu lernen.
"Später auf der Geburtstagsparty erzählte uns ein Freund, es wäre unmöglich gewesen, im besagten Zug nachzulösen. Man hätte uns mit je 40 Euro zur Kasse gebeten, wegen Schwarzfahrens."
AntwortenLöschenMan kann zwar kein HVV (Zusatz-) Ticket nachlösen, aber der Umgehungstrick besteht darin ein ordnungsgemäßes Ticket zum nächsten Ort hinter dem HVV-Bereich nachzulösen. Das sagt einem nur keiner, wenn man stumpf 'Lüneburg' als Zielort angibt.