04 August 2007

Amputate in Plastikfolie

Unsere Nachbarn haben heute im Erdgeschoss einen schicken Laden für chinesische Möbel eröffnet. Er heißt „38 Geister“, was ein sehr geheimnisvoller Name ist – und hoffentlich den Flaneuren ausreichend vermittelt, worum es hier überhaupt geht.

Bei der Eröffnungsparty stieß ich nicht nur auf exotische Schränke und patinöse Plakate aus Post-Pu-Yi-Zeiten, sondern unvorbereitet auch auf eingeschweißte Hühnerfüße.

„Die gibt’s dort an jedem Imbiss“, winkte einer der Inhaber lässig ab. Dank des luftdichten Verschlusses sollen die wenig appetitlichen Amputate recht lange haltbar sein. Mich erinnern sie übrigens an Menschenhände.

Doch sie sind natürlich kleiner, und deshalb dürfte man beim Hühnerfußfuttern kaum richtig satt werden, wie mir auch das Betasten durch die Folie hindurch zu bestätigen schien. Reizvoll sind sie wohl nur für jene, die von einem Leben als Nager träumen oder eine Party in Schwung bringen wollen.

Ob es an chinesischen Imbissständen auch eingeschweißte Hundenasen oder Kuhschwanzquasten gibt? Das habe ich leider vergessen zu fragen.

Doch ich komme ja öfter vorbei. Geradezu täglich.


8 Kommentare:

  1. Der eine Inhaver machte übrigens einen sehr sympathischen Eindruck, was aber leider nichts an meiner Einschätzung ändert, daß es für die in dem Laden angebotene Ware keinen Markt gibt, der groß genug ist, um auf Dauer die Miete für das Geschäft bezahlen zu können, zumal die Gegend auch nicht dergestalt ist, daß dort hunderte von großen Wohnungen auf großzügig dimensionierte, chinesische Möbel warten.

    AntwortenLöschen
  2. Iiiih, wer isst denn so etwas?

    An einem kross gebratenen Hühnerfuß herumknabbern, während man romantisch im Kino sitzt, den Arm um die Liebste/den Liebsten geschlungen und sagen: "Kannste mir mal die frittierten Hühnerzähne rübergeben, das Mausohr-Popcorn ist alle und die Schweinezehen-Tacos mag ich heute nicht...".
    Und sie/ er erwidert: "Hier, aber lass mir noch was von den Schoko-Taubenschnabel-Rosinen übrig."
    ???

    AntwortenLöschen
  3. Andere Länder, andere Titten.

    AntwortenLöschen
  4. Matt: Haben Sie einen Kater oder Migräne oder so?

    Anna: Wobei ich immer irgendwie ein schlechtes Gefühl hätte, meiner Liebsten den Arm zu offerieren, wenn sie schon bei Hühnern sehr viel Gefallen am Verspeisen solcher Körperteile zeigt.

    Aber ich verstehe jetzt auch, warum meine Freundin, wenn sie betrunken ist, meinen Finger ableckt (meist sagt sie dann mit angewidertem Gesichtsausdruck: „Salzig”) - sie prüft schonmal, ob man den nicht auch eingeschweißt verkaufen könnte.

    AntwortenLöschen
  5. GP, ich wäre an Ihrer Stelle sehr vorsichtig! Ihre Freundin scheint leichte kannibalistische Tendenzen zu haben, die sich eines Tages vielleicht nicht mehr kontrollieren lassen und dann über SIE hereinbrechen werden, wenn Sie es am Wenigsten vermuten?

    Ich empfehle das Schlafen in getrennten Zimmern mit dreifach abgeschlossener Tür.

    AntwortenLöschen
  6. Als meine Schwester noch Kind war, hatte sie irgendwann nach dem Hühnerschlachten einen Hühnerfuß ergattert. Der flog lange im Kinderzimmer rum, denn es ist ein lustiges Spielzeug: Wenn man an den Sehnen zieht, dann ziehen sich die Krallen zusammen... HaHaHa.

    Da ich mich vor Geflügel ekele, war es ein Grund, das Kinderzimmer nicht mehr zu betreten. *würg*

    AntwortenLöschen
  7. GP, für einen miesen Kalauer riskiere ich auch den Katerverdacht, das ist doch klar.

    Übrigens sollten Sie froh sein, dass G. nur über das Verkaufen Ihrer zehn eingeschweißten Finger nachdenkt und nicht über … aber lassen wir das.

    Trillian, ich vermute, Sie werden kein Stammgast im 38 Geister. Wobei ich Ihnen versichern kann: Die Hühnerfüße sind nur ein kleines, vernachlässigenswertes Accessoire in diesem schönen Laden.

    AntwortenLöschen
  8. interessante nebenbei-info: der chinesische bedarf an hühnerfüßen (die übrigens nicht so schlimm schmecken, wie man meinen könnte, ist nur viel zu viel knabberarbeit für das bisschen fleisch) wird u. a. aus polnischen schlachthöfen bestritten, die die "abfallprodukte" nach china exportieren.

    AntwortenLöschen