23 August 2007

Ich Raschelhufer

Heute Morgen kam ich zum Rad und fand es ums Rücklicht dezimiert vor. Auch die Birne fehlte.

Dafür hielt immerhin die vordere Lampe noch die Stellung. Auch Lenker, Räder, Kette, Schaltung und Bremse waren nicht auf nennenswertes Interesse gestoßen. Jetzt bin mir nicht ganz sicher, ob ich dem aufkeimenden Gefühl der Dankbarkeit wirklich nachgeben sollte.

Zum Glück gab es heute auch heitere Momente. Verantwortlich war etwa jene Spammail, die mich mit folgenden Worten zu ködern versuchte: „Energy fur ihren Schwanz, kaufen!“ Oder Sibylle Bergs turnusmäßiger Rundbrief, der stets mit einer derart niedlichen Anrede eingeleitet wird, dass ich mich aktiv dran erinnern muss, wirklich mitgemeint zu sein.

Heute besäuselte Frau Berg u. a. mich mit „liebe kleine raschelhufer“. Wenn man so angesprochen wird, ist ein eingebüßtes Rücklicht samt Birne spürbar leichter zu verschmerzen.

Ja, ich musste sogar feststellen: Wenn man mich „lieber kleiner raschelhufer“ nennt, kommt mir ein Dieb überhaupt nicht mehr wie ein Dieb vor, sondern eher wie ein Stibitzer oder noch was Putzigeres.

Als Ms. Columbo und ich abends am Fischmarkt entlangspazierten, strömten bereits wieder Menschen ans Elbufer, die sich dem Auslaufen der Queen Mary 2 entgegenfreuten. Ich wandte dem Schiff den Rücken zu und fotografierte die Straßenlampe vorm Abendhimmel, und noch ehe das Auslauffeuerwerk losging, waren wir schon wieder zu Hause.

Man stumpft einfach ganz schön ab mit der Zeit.

8 Kommentare:

  1. Das Abstumpfen ist mir auch an mir aufgefallen, nachdem ich die Taufe der Aida-Diva und insbesondere die damit verbundene Laser-Feuerwerk-Show als "doch eher müde" abgetan hatte.

    Waren ja auch nur zig Millionen Tonnen Feuerwerk und ebenso wenig Zuschauer.

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  2. Ich nehme an, die beiden Raschelhufer sind dann leise nach Hause geraschelt, während der stibitzende Schelm sich an seiner Beute erfreute.

    (Raschelhufer.. ich lache immer noch)

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  3. In Ihrer Auflistung der gestohlenen Fahrradteile fehlt ein Sattel. Diese Geschichte hat mich nachhaltig beeindruckt, da Sie ja ohne Sattel und ohne bleibende Schäden damals radelnd den Heimweg antraten.

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  4. Wahrscheinlich meinen Sie die Aufzählung der „nicht gestohlenen“ Fahrradteile. In der Tat war der Sattel noch da, und in der Tat gibt es da eine unangenehme Vorgeschichte. Vielleicht habe ich ihn deshalb nicht erwähnt.

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  5. Ode an den Raschelhufer

    O Raschelhufer wunderbar
    Dein Fell ist glänzend weich
    Gar wundervoll dein Schnurrbarthaar
    dein Glasaug' ohnegleich

    O Raschelhufer herzensgut
    Ich nehm dich mit nach Haus
    Mein Herz das lodert voller Glut
    Du schaust so prachtvoll aus

    O Raschelhufer unerreicht
    Auf dir mein sehnsücht'g Blick
    Doch zwischen uns liegt gelblich-bleich
    die Fensterscheibe dick

    O Raschelhufer vorbestellt
    Mein Herz das bricht entzwei
    Hätt' mich so gern zu dir gesellt
    Bist leider nicht mehr frei.

    ;-)

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  6. Sehr hübsch, richtig niedlich. Leider bin ich Blitzmerker nie in Ihrem Blog darauf gestoßen, wofür ich mich ausdrücklich entschuldigen möchte.

    Sie sollten diese Verse auch an Frau Berg mailen; ihr gebührt die komplette Raschelhuferehre.

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  7. Es sei Ihnen verziehen, schliesslich gibt es, laut diversen, dubiosen Statistiken, eh mehr Blogs (Blogge? Bloegger?) als Leser fuer eben diese vorhanden sind.

    Bzgl. der Frau Berg: Besser ich schreibe ihr nichts, kaeme ich doch sonst gehoerig in Erklaerungsnot, warum ich mir einen Raschelhufer als ein vorbestelltes Etwas hinter einer gelblich-bleichen Fensterscheibe vorstelle. Zudem gebuehrt die Ehre natuerlich auch Ihnen, schliesslich waere ich ohne Sie nie auf dieses besondere Tier ... diese Anrede ... dieses Etwas aufmerksam geworden.

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  8. Die Frau Berg ist Kummer gewohnt, die vertrüge das, und zwar lässig. Grüßen Sie sie schön von mir.

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