03 August 2007

Von Humor- und anderen Bomben



Im schwäbische Kneipenrestaurant Brachmanns Galeron in der Hein-Hoyer-Straße sind wir die ersten Gäste.

Als wir eintreten, läuft dissonanter Avantgardepop mit extremem Nervpotenzial, der bestimmte Lebenssituationen durchaus adäquat illustrieren könnte (zum Beispiel eine Kniespiegelung), doch keinesfalls ein Abendessen mit Ms. Columbo.

„Sind Sie wirklich sicher“, frage ich den Ober, „dass diese Musik appetitanregend wirkt?“ Er grinst säuerlich. Sie hätten diese Platte, führt er ernst aus, „nur zum Aufbauen“ aufgelegt, wobei mir nicht ganz klar ist, was er mit Aufbauen meint.

Ist ja auch nicht wichtig, solange er die Musik wechselt. Das tut er, und ein schöner Abend schließt sich an, einer mit Lachs auf Linsen, Rösti mit Rauke, Hefebrand nach Grauburgunder.

Am Ende möchte ich mit Karte zahlen. „Tut mir Leid“, sagt der Avantgardepop-Ober, „nur bar.“

„Na gut“, antworte ich, „können wir dann Teller waschen?“ Sein säuerliches Grinsen ist am Tisch bereits bekannt. Eine echte Humorbombe, der Mann.

Eine Bombe spielt übrigens auch eine wichtige Rolle in diesem kleinen bösen Clip von heute. Und wer das jetzt empörend mühsam zusammengebogen findet, der hat völlig Recht.

12 Kommentare:

  1. Und? Wie habt Ihr dann bezahlt?

    AntwortenLöschen
  2. ps.: schade, daß man hier die kommentare nicht abonnieren kann. oder geht das irgendwie?

    AntwortenLöschen
  3. Bar, leider.

    Nein, die Kommentare sind leider nicht abonnierbar. Tipp: Sie müssen einfach immer wiederkommen … ;-)

    AntwortenLöschen
  4. Ja, Deutschland und seine Servicedienstleister. In Kanada und Amiland kann ich selbst einen Lutscher mit Kreditkarte bezahlen. In einem Supermarkt in Kanada hing ein riesiges Schild, mit was man alles bezahlen kann. Ich habe 7 Möglichkeiten gezählt. Bar, Kreditkarte, Bankkarte (hier EC-Karte), hauseigenes Bezahlkarte, Reiseschecks, Gutscheine eines Serviceanbieters und dann noch ein hauseigenes Kreditkonto. Das war 1995. Jetzt, 2007 kann man hier so langsam in jedem Supermarkt mit EC-Karte bezahlen und so manche überlegen, ob sie ab einem gewissen Betrag auch Kreditkarte akzeptieren. In Kanada/Amiland (gilt auch für Großbritanien, da ist es ähnlich) gilt der Spruch, "Money rules". Hier habe ich manchmal den Eindruck, mit Umsatzverhinderern zu tun zu haben.

    AntwortenLöschen
  5. werter matt, danke für den clip! hat mich eben vor lachen detonieren lassen. :-)

    AntwortenLöschen
  6. Den Clip finde ich auch klasse. Es gibt ja Gerüchte, daß er eben doch von VW selbst produziert wurde, weil er einfach zu professionell aussieht für eine Amateursarbeit. Und dann als virale Marketingmaßnahme (usw usf). Mist, beim Thema Marketing langweile ich mich selbst schon nach zwei Sätzen.

    Ansonsten nervt es mich, daß man keinen Artikel über Restaurantbesuche schreiben kann, ohne daß irgendwer gleich wieder ankommt und „Servicewüste D” und „in XXX ist alles besser” brüllt.

    AntwortenLöschen
  7. Was heißt dieser rätselhafte Satz "nur zum Aufbauen"? Darüber habe ich schon die halbe Nacht gerätselt..

    Zum Aufbau der Spannung "Kommt das Essen oder nicht?".
    Zum Aufbau der Restaurant-Dekoration? "Nee, die Blumen nicht aufs Klavier legen, die kommen inne Vase,au!"
    Zum moralischen Aufbau des Obers? "Boah, wenn noch EINER jetzt mitte Ehzeh-Karte kommt, dann kriesch isch Plaque..".
    Zum kunstvollen Aufbau der von Matt zu spülenden Tellerpyramide? "Haha, bestimmt kommt jetzt NOCH einer mit Ehzeh-Karte.."

    AntwortenLöschen
  8. Da müssen Sie aber aufpassen, dass Sie neben Anna nicht Matt aussehen.

    AntwortenLöschen
  9. Ich konnte der Spur Ihres Humors folgen, obwohl manch Abzweigung schwierig zu erkennen war :-)

    GP: Denke auch, das war ein sog. "creative goodie" der Agentur. Einen zweiten Satz dazu erspare ich Ihnen, es ist ja auch erst früh am Abend, und sicher haben Sie noch etwas vor ...

    AntwortenLöschen
  10. Immer diese Nachträge, aber ich folgte jetzt noch einmal Ihrem Gastrolink aufs angeblich schwäbische Restaurantle und mir fiel folgendes auf:

    Scholle, Pesto, Pinienkerne, Papaya, Erdnüsse und vor allem Königsberger Klopse halte ich tatsächlich für elementare Teile der urschwäbischen Lebensart ;-)

    "Lachsforelle" ist übrigens ein Marketingunwort. Diesen Fisch gibt es nicht - es sind gemeine Regenbogenforellen, die man eben so in Schwaben und nicht nur dort mit speziellem Futter nebenher züchtet, damit das Fleisch rötlich wirkt.

    ;-)

    AntwortenLöschen
  11. Offensichtlich handelt es sich hier um Württemberger. Weder die Leute selbst, noch ihre Produkte (Spätzle usw.) haben das Recht, sich als 'schwäbisch' zu bezeichnen.

    Die echten Schwaben (Fugger, Allgäuer) leben zwischen Iller und Lech.

    AntwortenLöschen
  12. Das muss und möchte ich Ihnen einfach mal glauben. Meine Kenntnisse der landsmannschaftlichen Sphäre sind zu begrenzt, um mir eine andere Haltung leisten zu können.

    AntwortenLöschen