27 August 2007

Gegensätze zicken sich an

Noch immer herrscht auf der Welt nicht immer umfassende Harmonie. Auch auf St. Pauli begegnete mir heute früh gegen 11 nicht überall eitel Sonnenschein.

Bei Penny zum Beispiel war – wie auch vorgestern bei Spar – der Getränkeautomat unpässlich. Die davor stehenden Herren in durchweg legerer Optik reagierten auf diesen Umstand keineswegs begeistert.

„Das iss der Hammä hiä!“, formulierte einer von ihnen deutliche Kritik an der Penny-Geschäftsführung. Seine äußere Aufmachung vertuschte geschickt die Tatsache, dass es der Menschheit bereits vor längerer Zeit gelungen war, Hilfsmittel wie Rasierer oder Friseurscheren zu erfinden.

Auch Waschmaschinen waren in der Welt dieses aufgewühlten Herrn nasen- und augenscheinlich ein rares Gut. Unter anderem deshalb dürfte er es künftig nicht leicht haben, einen Job als Vorstandsvorsitzender zu finden.

Auf der Rückfahrt traf ich am Hamburger Berg auf ein Paar, welches in nicht näher bestimmbarer Beziehung zueinander stand; es war aber auf jeden Fall eine von Gefühlen dominierte.

„Du Lutschä!“, charakterisierte die nur leicht bekleidete Frau ihren Gesprächspartner, und mir schienen darin schon beinah Anzeichen von Missbilligung mitzuschwingen. Auch er kam wohl zu einem ähnlichen Schluss und versuchte ihre Einschätzung zeitnah zu korrigieren.

„Dann steck ihn dir doch rein!“, riet er ihr gut zu, „dann kriegst du endlich mal wieder einen rein!“ Möglicherweise wollte er der Diskutantin damit gewisse Insiderkenntnisse ihrer privatesten Lebensumstände andeuten, woraus man wohl eine gute Bekanntschaft der beiden rückschließen darf.

Vielleicht standen sie gar in einer romantischen Beziehung; der vertrauliche Ton ihres Gesprächs legte das zumindest nahe. Und wie man weiß, ist es wichtig für das Leben als Paar, abweichende Standpunkte von Zeit zu Zeit offen und ehrlich zu thematisieren.

Diese beiden taten am Hamburger Berg also durchaus das Richtige: Sie arbeiteten engagiert an möglichst umfassender Weltharmonie. Als mir das bewusst wurde, fühlte ich mich selbst gleich viel harmonischer.

Es wirkt also schon.

7 Kommentare:

  1. Jetzt weiß ich endlich, warum ich so gerne hier bin.

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  2. Der ratgebende Herr hat ganz offensichtlich mindestens ein Logik-Seminar besucht, wenn nicht sogar zwei.
    Die Konstruktion der in sich schlüssigen, verblüffenden und unzerstörbaren Gedankenkette "Dann steck ihn dir doch rein- dann kriegst du (...) einen rein" könnte von Aristoteles persönlich stammen!

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  3. Die durch die Kursivierung des „kriegst“ ausgedrückte Betonung in seinem Satz vermittelt schon eine durchaus subtile Botschaft, die qualitativ über ein bloßes „Wenn die Sonne scheint, scheint die Sonne“ hinausgeht. Um den Herrn mal ein bisschen in Schutz zu nehmen.

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  4. Die subtile Botschaft lässt auf mindestens drei Logik-Seminare und ein Rhetorik-Seminar schließen, ich habe den Herren wohl unterschätzt!
    Ganz schön dezent, der Mann!

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  5. Ich hingegen vermag einen gewissen Ansatz zur Selbstkritik bei ihm zu erkennen, wenngleich "steck ihn" und "wieder einen" natürlich alles heißen kann.

    Nur fürs Protokoll:
    Kommentar Nr. 1 bezieht sich selbstverständlich auf die Überschrift.

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  6. offtopic

    Sternblogs: ERROR: The blog does not exist.

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  7. Stimmt, der wurde wegen Vernachlässigung geschlossen. Muss ihn mal aus der Blogrolle nehmen.

    Danke für den Hinweis!

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