03 Februar 2008

Als Weltretter fehlbesetzt

Neulich haben sie den mächtigen Ahorn (Foto: Oktober 2007) vorm Haus gefällt. Jetzt liegen dort nur noch Sägespäne. Die Stelle sieht aus wie ein geköpfter Ameisenhaufen.

Obwohl wir den Baum als Seilerstraßeninventar mochten, reagierten wir auf sein Ableben erschreckend emotionslos. Ich hätte wohl nicht einmal ernsthaft erwogen, mich an ihn zu ketten, wäre mir der Plan seiner Hinrichtung rechtzeitig zugetragen worden.

Jetzt ist er jedenfalls weg. Vom Balkon aus können wir das Treiben und Taumeln der Kieztouristen nun noch besser beobachten. Ganz schön bestürzend, diese pragmatische Sichtweise.

Und wo wir schon mal dabei sind: Vor einigen Wochen war doch ganz Deutschland aufgerufen, abends um acht für fünf Minuten das Licht zu löschen, als Zeichen gegen den Klimawandel. Der Ruf erging auch an Ms. Columbo und mich, denn nicht nur du, sondern auch wir sind Deutschland, jaha.

Wahrscheinlich hätte ich sie sogar überreden können, gemeinsam mitzutun (solange wir nicht hätten offline gehen müssen …), doch mir fiel die Aktion erst um elf wieder ein. Und es wäre ja wohl wirklich lächerlich gewesen, dann noch für fünf Minuten alleine im Dunkeln zu sitzen, während das viel klimasensiblere Restdeutschland bereits um acht seine bürgerliche Pflicht erfüllt hatte.

Nein, wir sind nicht richtig geeignet zum Weltretten. Ob ich am 24. Februar trotzdem grün wählen soll? Und darf?

13 Kommentare:

  1. Matt,


    ...Jegliches hat seine Zeit,
    Steine sammeln,
    Steine zerstreu'n,
    Baeume pflanzen,
    Baeume abhau'n
    Leben und sterben und Frieden und Streit...


    Glück auf! :-)

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  2. Sind denn die Grünen besser geeignet, die Welt zu retten? Und ist das überhaupt sinnvoll?

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  3. Lieber Matt,

    eigentlich müssen Sie sogar - oder wollen Sie der Kanzlerin ihrem Beust seine Partei wählen???

    Dass Sie den Kampf FÜR den Baum und GEGEN einen oberflächlichen Zugewinn an Sichtfreiheit so schnell aufgegeben haben, erschüttert mich aber doch! Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass in HH in diesem Jahr über 1.000 Bäume gefällt werden sollen. Ich meine - wenn ganz Hamburg dafür kein Tropenholz mehr kauft o.k. - aber diese Zuversicht fehlt mir leider. Sie sollten versuchen, das wieder gut zu machen: pflanzen Sie einen Baum oder zeugen Sie ein Kind. Beides müss(t)en Sie als Mann sowieso irgendwann. Und als verantwortungsbewussster Bürger erst recht.

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  4. Herr Matt,
    erleichtern Sie es sich und wählen Sie etwas, was Sand ins Getriebe streut und Schwierigkeiten macht, an die Macht zu kommen, ohne zugleich gegen das "entschiedene" Gerede aus diesen Wahlkampftagen zu handeln.
    Sollen sie sich alle quälen, aber richtig. Ich bin immer gespannt, wie dann argumentiert wird, wenn die Begehrlichkeiten groß und größer werden und die Grundsätze, mit wem keine Koalition oder Duldung "möglich" oder "auch nur denkbar" sei, kunstvoll begriffsfrickelnd und -trickelnd relativiert werden.
    Und die GAL muß es (jedenfalls für mich) wirklich nicht mehr sein. Wer ernsthaft sich auch nur mit der Frage beschäftigt, ob eine Koalition mit der CDU in Hamburg denkbar ist, und das nicht von vornherein ausschließt, ist in meinen Augen fragwürdig.
    Dasselbe auch aus dem Grund, daß die GAL singemäß gegen die Linke das "Argument" anführt, wer diese wähle, verhelfe v. Beust zum Machterhalt.
    Mag rechnerisch so sein, muß aber nicht - da müßte man dann eben ggf. durch - aber genau das hat man der GAL/ den Grünen damals auch entgegengehalten. Und jetzt tönen ausgerechnet die so ähnlich, wenn auch verhaltener. Das nehme ich ihnen einfach übel.
    Von mir aus löschen Sie diesen Kommentar, wenn er zu "politisch" sein sollte. Herzblut hängt da nicht dran.
    Verwaltunghandeln scheint ohnehin eher die Ersetzung des Zufalls durch den Irrtum.

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  5. elbkind, ich habe ja nie für den Baum gekämpft. Und die üblichen Rollenmodelle für Männer haben mich bisher auch nicht sonderlich gekümmert (außerdem bin ich eh stolzer Besitzer mehrerer Waldgrundstücke im Hessischen; so viele Bäume können Sie in Ihrem ganzen Leben nicht pflanzen, wie da jetzt schon stehen).

    Olaf, das wäre ja noch schöner, wenn ich Kommentare löschte, nur weil sie politisch sind. Hier darf jeder seine Meinung sagen, solange sie nicht gegen die FDGG verstößt.

    An Ihrem Einwand, das Kokettieren der GAL mit einer CDU-Koalition diskreditiere die Partei, ist jedenfalls etwas dran. Indirekt und posthum würde man so quasi mit Rechtsaußen Schill koalieren, den Beust ja damals aus purer Machterlangungstaktik in die Arme schloss. Dieser Gedanke hat weiterhin einen enorm hohen Ekelgehalt, und das sollte auch die GAL so empfinden.

    Kurz: Der 24. Februar wird ein sehr schwerer Tag.

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  6. Leute, ich verstehe diese Aufregung gegenüber von Beust nun wirklich nicht. Entweder ist das eine latente Homophobie oder eine automatische Reaktion auf die Buchstaben C, D und U.

    Die Grünen sind momentan doch wieder in Richtung linke Phantasten unterwegs, was zwar sympathisch sein mag, aber völlig realitätsfremd. Die SPD schickt einen Greis ins Rennen, der meines Erachtens nicht einmal selbst an einen Wahlsieg glaubt. Die FDP zu wählen ist wohl in unserer Stadt gleichbedeutend mit Nichtwählen.

    Und die CDU hebt sich durchaus positiv von der CDU im Rest der Bundesrepublik ab.

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  7. Ich kann es nur noch einmal wiederholen, Herr GP, auch und gerade, weil Sie diesen Ihnen offensichtlich sehr unangenehmen Punkt nicht aufgreifen: Wer eiskalt mit einem Schill paktiert, um an die Macht zu kommen, ist auf sehr lange Sicht schlicht unwählbar. Ihm ist charakterlich einfach nicht mehr zu trauen. Sie als ausgewiesener Feind alles Rechten sollten da sensibler sein.

    Und was Herrn Naumann angeht: Adenauer war noch sieben Jahre älter als Naumann, als er sogar Bundeskanzler wurde – was er dann noch 14 weitere Jahre blieb … ;-)

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  8. Gerade Adenauer sollte man nicht als Beispiel für nicht vom Altersstarrsinn befallene Politiker nehmen...

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  9. Da haben Sie zweifellos Recht.

    Wussten Sie eigentlich, dass Adenauer eine Sojawurst und eine von innen beleuchtete Stopfkugel erfunden hat?

    Denken Sie daran, wenn Sie demnächst bei Günter Jauch auf dem Stuhl sitzen.

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  10. Ole von Beust langweilt mich. Die Schlüsselsenatsposten hat er damals von vornherein nicht mit CDUlern besetzt, um seiner Partei ja keine Angriffsflächen zu bieten. Und er selbst? Tja, er ist halt da. Und baut viel. Das kann er gerne weiter machen, aber bitte mit Schippe und Förmchen am Strand von Sylt. Der 24. wird in der Tat schwierig, aber die CDU ist unwählbar. Schon allein wegen ihrer Angst vorm Volk.

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  11. Weise Worte. Sie kommen mir buchstäblich letztgültig vor. Mal schauen, ob auch der feine Herr GP das so sieht.

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  12. Also, dieses für Fünfminutenlichtausmachen, alle zur gleichen Zeit, ist eigentlich kontraproduktiv. Wenn es alle machen, spart man zwar für die 5 Minuten Strom, aber wenn alle gleichzeitig wieder das Licht anmachen, ist die Last so groß, dass zusätzliche Kraftwerke zugeschaltet werden müssen, damit das Netz nicht zusammenbricht. Und das geschieht hier und da auch mit Atomstrom. Und den wollen die Grünen nicht. Also darfst du weiterhin Grün wählen, am besten die Energiesparlampe eindrehen und alles wird gut.

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  13. Herr Matt (13:51),
    ich wußte, daß Sie es so handhaben, dafür vielen Dank. Ich wollte damit auch nur meiner Resignation Ausdruck verleihen.

    Herr GP (19:58),
    würde die GAL doch bloß nach links rücken...

    Ihre Charakterisierung der F.D.P. und SPD treffen das Bild.
    Und selbst wenn diese Hamburger CDU sich tatsächlich durchaus positiv von der CDU im Rest der Bundesrepublik abheben sollte, dann läßt das böse Rückschlüsse auf die anderen CDU-Verbände etc. zu.
    Was hat die Stadt durch diese Leute an Jahren verloren.

    Olaf (19:14)

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