27 Mai 2011

Weltuntergang in Hamburg! (na ja, fast)



„Um 14 Uhr gibt’s ein Gewitter!“, frohlockt der Franke, während wir mittags vorm Voltaire in der Friedensallee sitzen und uns den Lunch schmecken lassen. „Mit dreieinhalb Liter Regen auf den Quadratmeter! Sagt Kachelmann.“

Ich schaue hoch und sehe die blitzende Sonne durch die Blätter der Erle, Linde, Eibe oder was auch immer uns da ihre Blütenblätter ins Essen rieseln lässt. Ein tiefblauer Himmel komplettiert die Szenerie.

Ich rufe meine Weather-Pro.app auf, die nichts von dem verifiziert, was der Franke mir da gerade in Kachelmanns Namen vorgetragen hat. „Du immer mit deinem Kachelmann“, maule ich. Kachelmann ist des Franken Gott, daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Mann zurzeit ein paar wetterferne Problemchen hat.

„Wart’s ab“, antwortet der Franke vorfreudig, während er aus EHEC-Trotz einen riesigen Salat verputzt (natürlich liegt auch ein Stück Bifteki drin, aber das muss ich Ihnen ja nicht mehr erzählen).

Um 14 Uhr sitzen wir längst wieder im Büro, und draußen knallt immer noch die Sonne. Der Franke ruft ein klitzekleines bisschen kleinlaut an und informiert mich darüber, dass Kachelmann nun seine Prognose korrigiert habe. Demzufolge schiene momentan draußen die Sonne. Eine interessante Information.

Gegen 15 Uhr klingelt wieder das Telefon. Der Franke, klar; nun aber wieder mit deutlich triumphalem Unterton. Denn er hat Neuigkeiten von Kachelmann. Das Gewitter, erklärt er aufgeregt, habe sein Guru nunmehr zeitlich nach hinten geschoben, auf 17 Uhr nämlich, und aus Verärgerung über seine (des Gewitters) Unzuverlässigkeit von heute Mittag auch gleich noch ordentlich bei der Regenmenge draufgepackt: jetzt viereinhalb Liter pro Quadratmeter.

„Ui“, sage ich gelangweilt. Meine Weather-Pro.app weiß noch immer nichts von einem Gewitter. Um 17.15 Uhr schaue ich raus. Es sind leichte Schleierwolken aufgezogen. Die Luft ist wunderbar warm und seidig, ich wickle mir die überflüssige Jacke um die Hüften und schwinge mich aufs Rad.

Der Franke meldete sich nicht mehr. Ebensowenig wie das Gewitter. Kachelmann ist wahrscheinlich momentan einfach nur unkonzentriert.


PS: Das Foto hat lediglich beispielhaften Charakter und zeigt ähnliche Wetterverhältnisse wie heute, nur an einem anderen Tag und ganz woanders.

5 Kommentare:

  1. Also, wenn sich die Wetterfrösche auf den WetterBERICHT beschränken würden, hätten, sie eine Menge Ärger weniger und würden natürlich immer richtig liegen.

    Aber es muss natürlich eine WetterVORHERSAGE sein.

    Das ist in etwa so wie der Unterschied zwischen Analytikern und Analysten.

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  2. Um solche lokalen Wetterzustände besser einschätzen zu können, ist ein Regenradar ganz praktisch. Da kann man dann oft abschätzen ob ein Unwetter HH voll treffen wird oder noch dran vorbeizieht.

    Gibt's bei http://www.wetteronline.de/radar.htm (und dort auf einen "Loop" gehen, dann kann man die Bewegung der Wetterfront abschätzen).

    Auch hiermit nutzbar: http://gadgets.grochowy.de/pgr-regenradar/ (schon wieder Eigenwerbung ... uiuiui ...)

    Jedenfalls braucht's keinen Kachelmann, um abzuschätzen ob es in HH in ein, zwei Stunden Regnen oder Gewittern wird, damit kann man selbst gucken.

    Gruß Paddy

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  3. blogspargel, Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Wie praktisch immer.

    Paddy, ich halte es genauso: Ich schaue aus dem Fenster – und tue dann das Richtige.

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  4. Aber grundsätzlich hat der Franke doch Recht, oder? In HH sollte man doch immer mit Regen rechnen, wie z.B. London ja auch immer Nebel vorrätig hat. Ist halt ein ängstlicher Typ der Franke ... warum er dann aber auf Kachelmann schwört ...
    Frau-Irgendwas-ist-immer

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  5. Dieses Vorurteil ist wohl nicht auszurotten, was? München hat mehr Regen als Hamburg. Hier ist Wasser von oben ungefähr so selten wie ein Elefant im Porzellanladen.

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