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11 Mai 2011
Mein erstes Album
Die erste selbstbezahlte Langspielplatte meines Lebens habe ich mir aus dem Otto-Katalog betellt. Meine Mutter war (und ist bis heute) Sammelbestellerin, die Nutzung dieser Quelle lag also nahe.
Es war ein Doppelalbum und heidenteuer. Bereits auf der Abbildung im Otto-Katalog sah man den riesiger Sticker, der auf dem Cover pappte und mir den Mondpreis („NUR 25,- DM!“) als Schnäppchen verkaufen wollte. Na ja, schließlich konnten weder die Plattenfirma noch Otto wissen, dass 25 Mark damals ungefähr ein Zwanzigstel des Monatseinkommens eines Sparkassenazubis ausmachte, doch diese Stelle trat ich eh erst zwei Jahre später an.
Damals, zum Zeitpunkt dieses Wahnsinnskaufs, erhielt ich meines Wissens ungefähr 5 Mark Taschengeld pro Woche, musste also mehrere Monate lang Teilbeträge davon zurücklegen, um mir irgendwann dieses Doppelalbum leisten zu können.
Es handelte sich um die Liveplatte „Hot August Night“ von Neil Diamond, die mein Interesse geweckt hatte, weil Diamond zu jener Zeit einen auch von mir tatkräftg unterstützten Riesenhit hatte, nämlich „Longfellow Serenade“.
Dass die Liveaufnahmen von „Hot August Night“ bereits mehrere Jahre alt waren und mein aktuelles Lieblingslied somit gar nicht drauf war, konnte ich natürlich nicht ahnen. Und der Otto-Katalog fühlte sich keineswegs in der Pflicht, mich über diesen Umstand aufzuklären.
Heute denke ich ja, dass es gar nicht der Hit war, der mich magisch zu jenem Doppelalbum hinzog, sondern das bemerkenswerte Cover. Neil Diamond sieht darauf nämlich aus, als würde er sich gerade pantomimisch einen von der Palme schütteln. Dazu noch die karpfenhafte Ekstase seines halbgeöffneten Mundes – alles klar, Herr Kommissar.
Für einen pubertierenden Buben, den sie zwei Jahre später in eine Sparkassenausbildung stecken sollten, war so etwas von höchstem Interesse, wenn auch nur unbewusst. Von wegen „Longfellow Serenade“!
Diese hellsichtige Exegese von Diamonds Pose gelang mir übrigens erst in allerjüngster Zeit. Seither ist das Albumcover mit dieser Erkenntnis kontaminiert.
Für Sie jetzt übrigens auch, und dagegen lässt sich hinfort überhaupt nichts mehr machen, so wahr eine Ausbildung bei der Sparkasse die tristeste der Welt ist.
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Free the bird from the cage. Free the words from the page. Singt Neil Diamond heute so ...
AntwortenLöschengrämen sie sich nicht, herr matt, ich habe schon von peinlicheren "ersten alben" gehört. mein erstes war übrigens "sladest" von - wer hätte das gedacht - "slade"...
AntwortenLöschenIn der Vorschau/Kleinansicht hab ich eben gedacht, es ist Helge Schneider. Kann man "damals" auch genauer eingrenzen und in Zahlen angeben?
AntwortenLöschen„(...) dass 25 Mark damals ungefähr ein Zwanzigstel des Monatseinkommens eines Sparkassenazubis ausmachte, doch diese Stelle trat ich eh erst zwei Jahre später an.” – allein für diese Formulierung schulde ich Ihnen hiermit ein Bier.
AntwortenLöschen500 DM verdiente man ungefähr um 1980 als Bänker.
AntwortenLöschenDas erste Neil Diamond-Album hatten meine Eltern
ca 1978. Ich tippe daher auf die goldene Mitte 1979.
MFG
Graumeliertes_Pummelchen
Also bitte, Sie Susis und Pummelchens: Sie brauchen doch nur herauszufinden, wann „Longfellow Serenade“ in den Charts war. Muss ich denn alles selber machen?
AntwortenLöschenHerr GP, ich werde Sie beim Wort nehmen. Allerdings brauchen Sie doch gewöhnlich gar keinen Vorwand, um mir ein Bier auszugeben.
Tommy, nix gegen Slade. Und nix gegen Neil Diamond! Jemand, der „Solitary Man“ geschrieben hat, wird für immer im Olymp zu Hause sein.
Deswegen, mein lieber Matt, suchte ich mir auch einen beliebigen Satz per Zufallsgenerator aus.
AntwortenLöschenBei Otto von Quelle zu sprechen, finde ich einfach genial.
AntwortenLöschenIch will hier lesen und nicht suchen.
AntwortenLöschenHörma, Matt Wagner, das ist doch ein super Cover und eine okay Platte. Meins war das:
AntwortenLöschenhttp://2.bp.blogspot.com/_uB-0D-gV8mY/Rx9P-nuaqhI/AAAAAAAAE4I/pYdJ2tC6INw/s400/culture.jpg
Herr Burnster, jetzt fangen Sie auch noch an, hier wild rumzuduzen. Aber bei dieser musikalischen Sozialisation wohl kein Wunder. Übrigens hat sich Neil Diamond erheblich besser gehalten als Boy George, wie ich finde.
AntwortenLöschenSusiP, Ihr Wille ist mir allerdings kein Befehl.
Stefan, danke, aber das geschah allenfalls unterbewusst.
GP, Sie dürfen Ihren Zufallsgenerator gerne auf Dauerbetrieb umstellen … ;)
@Susi
AntwortenLöschenHot August Night = 1972 mit den Folgealben
Hot August Night II = 1987
und Hot August Night/NYC = 2009
Longfellow Serenade = 1974 war erstmals auf dem Album Serenade
Da kann man Ihnen nur gratulieren, werter Herr Matt. Wenn man seine Pubertät nämlich zur jüngsten Jahrtausendwende erlebt hat, muss man sich dieser Tage eingestehen, dass die ersten Platten im Schrank "Bravo Hits" und erste Alleingänge eines gewissen Herrn Williams enthielten.
AntwortenLöschenDanke Hans Holger.
AntwortenLöschenDann ist der aber ma richtig alt (nich der Diamond).
SusiP, Sie können nicht nur nicht recherchieren, sondern auch nicht rechnen: Herr Diamond ist zwei Jahrzehnte älter als ich …
AntwortenLöschenYann, wir haben alle unsere Leichen im Keller, das kann ich Ihnen sagen.
Und wo bleiben all die Palmenwitze und Palmensprachspielereien?
AntwortenLöschenIch bin ein wenig enttäuscht von den Kommentatoren. Arrrrrgh, das bringt mich gerade so richtig auf -
180! Genau!
Ein selten hässliches Foto! Ich schüttel mal den KOPF!
AntwortenLöschenKein Wunder: Die Palme KÖNNNEN Sie ja auch nicht schütteln, Werteste. Zumindest nicht Ihre eigene. (Mit diesem Kommentar wird auch Annas Gelüsten nach Palmenwitzen vorerst einmal Genüge getan, zumindest rudimentär.)
AntwortenLöschender boy george ist voll nett. ich hab mal in einem seiner clips als komparse mitgemacht, aber das ist eine andere geschichte...
AntwortenLöschen… und genau diese Geschichte sollten Sie dringend erzählen. Schließlich haben Sie auch ein Blog, das – mit Verlaub – eine Wiederbelebung gebrauchen könnte.
AntwortenLöschenWar mir ja gar nicht bekannt; also auch so ein Leidensgenosse, der Matt (also, in Sache SpaKa). Welcher Teufel verleitet nur junge Menschen dazu das Bankgeschäft für einen erstrebenswerten Beruf zu halten?
AntwortenLöschenVermutlich derselbe der aus anderen spätpubertierende Schlager- und Volkmusiksänger macht. Sähe ihm jedenfalls ähnlich. Dem Teufel. Gah...
Ich hab schon richtig gerechnet!
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