Statt der BILD-Zeitung lese ich täglich das BILDblog. Zugegeben, damit überlasse ich verdienten Kollegen wie Stefan Niggemeier die Drecksarbeit. Aber diese Methode schützt mich auch vor gesundheitsgefährdenden Sätzen. So stoße ich nämlich nur ab und zu auf Ekliges von BILD-Mann Norbert
Nun war es allerdings mal wieder soweit: Das BILDblog servierte mir eine besonders vomitive Körzdörferei. Direkt vor der WM hatte der Wortauswürger nämlich in BILD noch mal kräftig an der Patriotismusschraube gedreht, und zwar mit Ausrufen wie: „Ja zu Deutschland! Ja zu deutschem Bier! Ja zur deutschen Hymne!“
Das könnte man natürlich einfach alles als strunzdumm und simpelstgestrickt abtun, doch ein Satz aus Körzdörfers Parolenparade überschritt meine Ekelgrenze doch erheblich: „Ja zur deutschen Frau, die lächelnd zuschaut!“ – und zwar den deutschen Männern, die in den Fußballkampf ziehen.
Tja, und jetzt sitze ich hier mit diesem Satz und kann nicht anders, als an die Rhetorik eines deutschen Ministers zu denken und sein Gesabbel von der „deutschen Frau“, die „einspringt, um Männer für die Front frei zu machen“.
Aber das geht wahrscheinlich nur mir so.
Ex cathedra: Die Top 3 der Polit- und Parolensongs
1. „Woman is the nigger of the world“ von John Lennon
2. „Fight the power“ von Public Enemy
3. „Nazi punks fuck off“ von Dead Kennedys
Gut, dass du das hier nochmal erwähnt hast. Ich hatte nämlich zuerst gelesen: "Ja zur deutschen Frau, die lächelnd zurückschaut!" So als besonderes Flirtkompliment. So war es anscheinend nicht gemeint.....
AntwortenLöschenauch wenn man den link zu dem minister-gesabbel nicht sofort im kopf hat - der satz ist so oder so zum kotzen.
AntwortenLöschen… bzw. zum Körzen … ;-)
AntwortenLöschenWirklich ohne Worte, was sich diese Schmierfinken täglich leisten.
AntwortenLöschennee, ich habe bei diesem satz auch sofort an "damals" gedacht...
AntwortenLöschenEs ist einfach zum Heulen. In der Bild-Redaktion laufen sie alle mit nem Dauerständer durch die Gegend, weil irgendwo eine Flagge weht. In der Mopo-Redaktion laufen sie alle mit Fragezeichen im Gesicht rum, weil irgendwo eine Flagge weht.
AntwortenLöschenUnd da wo diese Flagge weht, weht nach dem Endspiel wieder wahlweise Totenkopf oder Raute.
Die Leute wollen einfach ihre Party feiern. Was - vor allem - die Bild da wieder reininterpretiert und draus macht, ist einfach erbärmlich.
in meinen Ohren klingt auch "Ja zu Deutschland! Ja zu deutschem Bier! Ja zur deutschen Hyme" befremdlich - obwohl es doch gerade die Zeit sein sollte, in der auch Deutsche mal stolz sein dürfen auf ihre Land
AntwortenLöschenWenn sich ausländische Fans hier wohl fühlen und nett behandelt werden, ist das großartig – und darauf dürfen auch alle, die daran beteiligt sind, stolz sein. (Ich zähle mich übrigens auch dazu.)
AntwortenLöschenAuch mit den Party- und Wohlfühlfarben Schwarz, Rot und Gelb habe ich keine Probleme (wie ramses). Es sind halt die Farben von Fans einer Fußballmannschaft, nichts weiter. Und das ist auch gut und richtig so.
Und auch damit, daß es die Landesfarben sind, muß man nicht unbedingt ein Problem haben. Wenn diejenigen Leute, die eine solche Identifikation zu brauchen glauben, dies auf eine so positive Weise wie momentan tun, dann ist das absolut nicht abzulehnen.
AntwortenLöschenAbzulehnen sind natürlich solche Schmierereien, wie sie in der Bild zu lesen sind. Aber das ist ja nichts Neues.
@ german psycho: wie wahr, wie wahr. zumal viele völlig ignorieren, dass die farben schwarz-rot-gold eigentlich als zeichen für demokratie stehen. im gegensatz zu schwarz-weiß-rot. so eine fahne habe ich leider gestern auch in einem fenster gesehen.
AntwortenLöschenund dass bild mist schreibt ... ach, da muss man wirklich nichts mehr hinzufügen.
Du hast noch zweieinhalb Wochen Zeit zum Nachdenken!
AntwortenLöscheneins60: Eben! Die Geschichte der Farben Schwarz/Rot/Gold ist nun wirklich eine sehr schöne. Auch wenn die 48er Republik nicht allzu lange Bestand hatte.
AntwortenLöschenUnd nebenbei gesagt: Ich finde es großartig, wenn ich Atuos sehe, die neben der deutschen auch noch die Flagge des jeweiligen Gegners sehe.
Eine sehr schöne Diskussion zum Thema durfte ich gestern verfolgen: Friedmann und Wowereit sprachen über Patriotismus und Fußball. Es war deutlich zu merken, daß Herr Wowereit ein großes Problem mit dem Thema hatte. Es kamen teilweise sehr abstruse Gedanken zum Vorschein, bspw.: Es ist gut, wenn an der Schule die Flagge weht, aber schlecht, wenn die Hymne gesungen würde. Es ist ok, wenn Trittin die Hymne nicht mitsingt, aber es wäre nicht ok, wenn er beim Abspielen der Hymne nicht aufstünde.
Das ist das Gegenteil von unverkrampft. Unverkrampft wäre es, wenn er es jedem Menschen freistellte, ob er aufstehen möchte, mitsingen möchte, die Flagge hissen möchte.
Von vorgeschriebenem Patriotismus halte ich nämlich gar nichts. Nur weil das andere Länder so machen, heißt das ja nicht, daß wir diesen Nationalstolzunsinn mitmachen müssen. Im Gegenteil. Aber wenn jemand Flagge zeigen möchte, dann sollte er das auch tun dürfen.
Und wenn ich persönlich das nicht möchte, dann sollte mir das ebenfalls freigestellt sein.
Das peinlichste und nervigste - weil... Nun ja: Verkrampfteste - ist die andauernde Betonung, dass das Fahnenschwingen ja so unverkrampft sei. Ich will es nicht ausschließen, dass es einen unverkrampften Patriotismus gibt (ist mir außerhalb Deutschlands definitiv schon begegnet). Und wer weiß, vielleicht kommt er ja auch irgendwann bei uns an. Das wird dann aber sicher kein Patriotismus sein, über den man jeden Tag im Fernsehen berichten muss.
AntwortenLöschenIch denke, es ist schlicht und einfach nur Freude, dass der "Lieblingsverein" gewonnen hat. Alle Patrotismusdiskussionen halte ich im Rahmen der WM deswegen für überinterpretiert. Als Badener hänge ich übrigens erst 2048 wieder eine Flagge aus dem Fenster...
AntwortenLöschenIch schnalze übrigens ob der heutigen 20 Minuten gegen Schweden mit der Zunge und freue mich tierisch auf das Spiel gegen Argentinien. Ohne Fahnen.
Ganz deiner Meinung, joshua, was die Patriotismusdiskussion angeht.
AntwortenLöschenDer Tag des Argentinienspiels ist übrigens der letzte, an dem Lukas Podolski noch Vereinsangehöriger des 1. FC Köln ist, seufz …