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14 Juli 2009
Mattophobie ist heilbar
In praktisch jedem zweiten Marburger Fachwerkhaus – und es gibt SEHR vele davon in der Oberstadt – befindet sich eine psychotherapeutische Praxis.
Es muss heutzutage eine verheerende Wirkung aufs Gemüt haben, in Marburg zu studieren. Einst, als Ms. Columbo und ich hier unser Unwesen trieben, war das noch nicht so. Vielleicht gab es damals einfach die besseren Partys – oder Themengebiete, die eher geeignet waren, die mentale Gesundheit zu erhalten.
Ein Bekannter aus alten Marburger Tagen etwa forschte über die Kulturgeschichte des Verkehrsunfalls, was ihn allabendlich froh und glücklich nach Hause zurückkehren ließ. Seine Frau hingegen tüftelte lange an einer bahnbrechenden Arbeit über Intimbehaarung im asiatischen Raum, doch irgendwann brach sie das Unterfangen ab – wahrscheinlich nachdem die Totalrasur auch in Japan und Indonesien eine … ähem … Schneise der Verwüstung hinterlassen hatte.
Bei unserer nostalgischen Tour durch die Stadt, die wir gemeinsam vor 14 Jahren gen Hamburg verließen, stoßen wir übrigens auf eine frappierende, ja geradezu erschreckende Häufung just stattgefundener Abschiedsvorlesungen von Professoren, bei denen ich einst studiert hatte.
Ob Heller, Deppe oder Berg-Schlosser: Es scheint fast so, als hätten all diese großen Köpfe die Alma Mater fluchtartig verlassen im Vorfeld meiner Rückkehr, statt einfach eine der vielen psychotherapeutischen Praxen in der Oberstadt aufzusuchen und ihre Mattophobie professionell behandeln zu lassen. Aber vielleicht überschätzte ich auch einfach meine Bedeutung.
Die Parolen (Foto) in der Philosophischen Fakultät sind übrigens noch pointierter als zu meiner Zeit, dafür leiden sie an einem wirkungsdämpfenden Pleonasmus.
12 Juli 2009
Störteblogger strikes again
Am kommenden Mittwoch, den 15. 7. um 19 Uhr, findet in der Agentur Zwogee das zweite Hamburger Störtebloggertreffen statt (Adresse: c/o Stilflut Bürokombinat, Harkortstraße 79, Eingang B).
Wie es beim ersten Mal war, erzählt Mitorganisator Nils von Blanc in seinem Blog; bei ihm kann man sich auch anmelden, sofern man selbst bloggt oder eidesstattlich versichert, demnächst damit beginnen zu wollen.
Wie ich die Agenturleute kenne, werden sie aber auch keinem den Einlass verwehren, der nur twittert (oder wie dieses neumodische Zeugs heißt).
Wie es beim ersten Mal war, erzählt Mitorganisator Nils von Blanc in seinem Blog; bei ihm kann man sich auch anmelden, sofern man selbst bloggt oder eidesstattlich versichert, demnächst damit beginnen zu wollen.
Wie ich die Agenturleute kenne, werden sie aber auch keinem den Einlass verwehren, der nur twittert (oder wie dieses neumodische Zeugs heißt).
Der Schlagermove ist überall
Dank einer Wochenendreise verpassten wir zuletzt schon die Harley Days, und jetzt entgeht uns aus dem gleichen Grund auch noch der Schlagermove – was sind wir bloß für Menschen …!
Bevor der Kiez von Myriaden sich die Kante gebender Halbirrer mit strassbesetzten Riesensonnenbrillen in Herzform und rosa Minipliperücken heimgesucht wird (der sog. „Hossa-Hamas“), müssen penible Vorbereitungen getroffen werden – ähnlich wie im Film „Mars Attacks!“.
Wir leben nicht im Erdgeschoss, das Verrammeln von Fenstern entfällt daher. Die Fahrräder aber werden hochgeholt, und hätten wir einen Vorgarten, wir brächten auch ihn in Sicherheit.
Trotz aller Präventionsmaßnahmen fahren wir nur halbwegs beruhigt nach Marburg. Dort allerdings geraten wir in etwas Schlagermoveadäquates: das Stadtfest namens „3TM“ („3 Tage Marburg“). Halb Hessen ist hier, und die meisten sind 20 Jahre jünger als wir.
Das alles aber wird mühelos aufgewogen durch die Film-noir-hafte Lage und Ausstattung unseres Hotels. Nichts in unserem Zimmer und Bad ist jünger als 40 Jahre, der Drehregler für die Klobelüftung unterliegt mit Sicherheit dem gleichen Denkmalschutz wie die Fachwerkhäuser in der Oberstadt, und über die Leuchtreklame vor unserem Fenster (Foto) hätte James Cagney Tränen der Rührung geweint.
Hoffentlich kann ich trotzdem schlafen wie Bogart in „The big Sleep“. (Ähm, hat er überhaupt je geschlafen in irgendeinem Film?)
Bevor der Kiez von Myriaden sich die Kante gebender Halbirrer mit strassbesetzten Riesensonnenbrillen in Herzform und rosa Minipliperücken heimgesucht wird (der sog. „Hossa-Hamas“), müssen penible Vorbereitungen getroffen werden – ähnlich wie im Film „Mars Attacks!“.
Wir leben nicht im Erdgeschoss, das Verrammeln von Fenstern entfällt daher. Die Fahrräder aber werden hochgeholt, und hätten wir einen Vorgarten, wir brächten auch ihn in Sicherheit.
Trotz aller Präventionsmaßnahmen fahren wir nur halbwegs beruhigt nach Marburg. Dort allerdings geraten wir in etwas Schlagermoveadäquates: das Stadtfest namens „3TM“ („3 Tage Marburg“). Halb Hessen ist hier, und die meisten sind 20 Jahre jünger als wir.
Das alles aber wird mühelos aufgewogen durch die Film-noir-hafte Lage und Ausstattung unseres Hotels. Nichts in unserem Zimmer und Bad ist jünger als 40 Jahre, der Drehregler für die Klobelüftung unterliegt mit Sicherheit dem gleichen Denkmalschutz wie die Fachwerkhäuser in der Oberstadt, und über die Leuchtreklame vor unserem Fenster (Foto) hätte James Cagney Tränen der Rührung geweint.
Hoffentlich kann ich trotzdem schlafen wie Bogart in „The big Sleep“. (Ähm, hat er überhaupt je geschlafen in irgendeinem Film?)
11 Juli 2009
Zwischenfall vorm Freudenhaus
Heute hätten wir mühelos in den Besitz eines neuwertigen silbergrauen Polizeiwagens gelangen können, sofern uns eine Verwendung dafür eingefallen wäre.
Doch zum einen missfielen uns seine schillblauen Streifen, zum anderen bevorzugen wir aus grundsätzlichen Erwägungen Fahrräder und ÖPNV.
Dass der Wagen uns überhaupt so diebstahlfertig dargereicht wurde, lag wohl an einem Handtaschenräuber. Just als wir die Kreuzung am Freudenhaus erreicht hatten, kreischten Bremsen. Wir schauten rüber und sahen den Streifenwagen uns entgegenrutschen, und noch ehe er stand, sprang der Fahrer bereits mützenlos heraus und rannte die Hein-Hoyer-Straße, die er gerade noch entlanggefahren war, wieder zurück.
Seine Beifahrerin, etwas gedrungener als ihr Buddy, dackelte wackelnd hinter ihm her, sie gab ihr Bestes. Alles übrigens in Sichtweite der Davidwache; die Pisageneration ist offenbar erfolgreich im Diebesalter angekommen.
An der Reeperbahn raste der Flüchtende rechts um die Ecke, die Cops hinterher juchhe. Und ihr Wagen stand völlig verdattert da, freund- und helferlos, mit offener Fahrertür die gesamte Kreuzung höchst effizient versperrend, und ich wette, der Schlüssel steckte.
Doch wie gesagt: kein Interesse. Wir gingen weiter. Am Hamburger Berg schauten wir rüber Richtung Reeperbahn, und dort, direkt an der Ecke, war alles zuende gegangen.
Ein Mann in Jeans und hellem Hemd lag niedergerungen auf dem Boden, umringt von Polizisten und Passanten. Schon bald wird es einen Gerichtstermin geben, ein Urteil, eine Strafe, sein Leben wird eine sehr unschöne Wendung nehmen, und dabei hat er nur eins.
Der Einkauf bei Edeka verlief dann ohne weitere Zwischenfälle. Wenn man davon absieht, dass der Biobrokkoli ein bisschen zu klein war für sein Geld.
10 Juli 2009
Von Hunden, Bullen und Schweinen
Natürlich gehört diese Meldung aus dem Klatsch-und-Tratsch-Bereich von web.de zu jenen, die wir liebend gern zu verpassen das Vergnügen gehabt hätten.
Gleichwohl muss ich als gescheiterter Lyriker dem gestochen scharfen Vers „Sarah Connors Hund/tötet zwei Kaninchen“ Respekt zollen.
Sein konsequent trochäischer Stechschritt klatscht einem nämlich rhythmisch an den Kopf wie die Springerstiefel eines Eutiner Polizisten, wenn man zur falschen Zeit im Jolly Roger Astra trinkt.
Und so habe ich sogar von Sarah Connors Töle den Bogen zum Kiez schlagen können, aber wahrscheinlich guckt mal wieder kein Schwein.
Gleichwohl muss ich als gescheiterter Lyriker dem gestochen scharfen Vers „Sarah Connors Hund/tötet zwei Kaninchen“ Respekt zollen.
Sein konsequent trochäischer Stechschritt klatscht einem nämlich rhythmisch an den Kopf wie die Springerstiefel eines Eutiner Polizisten, wenn man zur falschen Zeit im Jolly Roger Astra trinkt.
Und so habe ich sogar von Sarah Connors Töle den Bogen zum Kiez schlagen können, aber wahrscheinlich guckt mal wieder kein Schwein.
09 Juli 2009
Hier wächst zusammen, was nicht zusammengehört
Bisher hatte ich zum Mobilfunkanbieter Vodafone gar keine Meinung. Ja, ich wusste nicht mal, ob und wie peinlich die Firma ist. Seit heute ist das anders: Denn ich habe ihren neuen Werbespot gesehen.
Er verhunzt einen meiner fünf ewigen Lieblingssongs, nämlich David Bowies „Heroes“, und allein das wäre schon ein Killergrund, eher die klassische no go area T-Mobile zu entern, als sich je in die Hände von Vodafone zu begeben.
Doch hinzu kommt noch ein Begleitsalbadern von seltener Schmerzbefreitheit. Verantwortlich dafür ist Vodafone-Marketingchef Gregor Gründgens.
„Vodafone gibt dir die Kraft, das Beste aus deinen Möglichkeiten zu machen, die dir das Leben bietet“, raunt er, als rede er von Gott oder wenigstens LSD, aber er meint nur Funkwellen. Und dann sagt er auch noch: „Wir haben den muscle, um Dinge zu bewegen.“
Er sagt wirklich „muscle“, man kann es überall nachlesen.
Doch nun zu etwas komplett anderem, nämlich Ernst Kahl. Der Dichter, Sänger, Maler, Zeichner, Songwriter, Drehbuchautor, Schauspieler, Gitarrist, Nichtautofahrer und Bahnhofsrenovierer hat – wie mir heute mal wieder bewusst wurde, als mir ein älterer Brief von ihm in die Hände fiel – die feinfedrigste Handschrift auf der ganzen Welt, und ich hätte diese spontane Eloge auch sofort auf 140 Zeichen vertwittert, wenn ich dafür nicht mehrere von Kahls Berufungen hätte weglassen müssen.
Man könnte sogar sagen, Ernst Kahl hat neben der schönsten Handschrift der Welt auch den muscle, Dinge zu bewegen – zum Beispiel ein Handy in die Mülltonne.
Er verhunzt einen meiner fünf ewigen Lieblingssongs, nämlich David Bowies „Heroes“, und allein das wäre schon ein Killergrund, eher die klassische no go area T-Mobile zu entern, als sich je in die Hände von Vodafone zu begeben.
Doch hinzu kommt noch ein Begleitsalbadern von seltener Schmerzbefreitheit. Verantwortlich dafür ist Vodafone-Marketingchef Gregor Gründgens.
„Vodafone gibt dir die Kraft, das Beste aus deinen Möglichkeiten zu machen, die dir das Leben bietet“, raunt er, als rede er von Gott oder wenigstens LSD, aber er meint nur Funkwellen. Und dann sagt er auch noch: „Wir haben den muscle, um Dinge zu bewegen.“
Er sagt wirklich „muscle“, man kann es überall nachlesen.
Doch nun zu etwas komplett anderem, nämlich Ernst Kahl. Der Dichter, Sänger, Maler, Zeichner, Songwriter, Drehbuchautor, Schauspieler, Gitarrist, Nichtautofahrer und Bahnhofsrenovierer hat – wie mir heute mal wieder bewusst wurde, als mir ein älterer Brief von ihm in die Hände fiel – die feinfedrigste Handschrift auf der ganzen Welt, und ich hätte diese spontane Eloge auch sofort auf 140 Zeichen vertwittert, wenn ich dafür nicht mehrere von Kahls Berufungen hätte weglassen müssen.
Man könnte sogar sagen, Ernst Kahl hat neben der schönsten Handschrift der Welt auch den muscle, Dinge zu bewegen – zum Beispiel ein Handy in die Mülltonne.
08 Juli 2009
Alle Tassen im Schrank
So, nun mal wieder ein kleiner Einblick in die bizarre Welt des Musikjournalismus.
Die Arbeit des Rezensenten stößt nicht immer auf begeisterte Zustimmung, zumal wenn er zu einem eher verhaltenen Urteil kommt. Fans des kritisierten Künstlers neigen dann oftmals dazu, das alles persönlich zu nehmen – und sehr persönlich zu werden. Zum Beispiel dieser Verehrer des kanadischen Schmusis Bryan Adams:
Wie viel knuddeliger kommt da doch jener Herr aus Leipzig daher, der den Kontakt zum Künstler gar handschriftlich sucht, doch nicht aus Eigennutz, nein. Denn einen „vielleicht lebensverändernden Gedanken“ hält er für Herrn Stigers parat:
Die noch immer preisenswert differenzierte Stellungnahme des anfangs zitierten Adams-Anhängers lässt sich natürlich mühelos übertreffen. So kommt es hie und da auch zu recht kategorischen Aussagen, denen im Eifer des Gefechtes gar die Eleganz des Ausdrucks verlorengeht. Und so einen Vertreter haben wir hier:
Was mich besonders verletzte an diesem Brief, war die Schreibweise „scheisse“. Man schreibt es mit ß, und das habe ich dem Herrn auch mitgeteilt.
Alles in allem sind das begrüßenswert emotionale Reaktionen auf unsere tägliche Arbeit, von denen andere Berufsgruppen nur träumen können, zum Beispiel Leuchtturmwärter.
Die Arbeit des Rezensenten stößt nicht immer auf begeisterte Zustimmung, zumal wenn er zu einem eher verhaltenen Urteil kommt. Fans des kritisierten Künstlers neigen dann oftmals dazu, das alles persönlich zu nehmen – und sehr persönlich zu werden. Zum Beispiel dieser Verehrer des kanadischen Schmusis Bryan Adams:
Wie viel knuddeliger kommt da doch jener Herr aus Leipzig daher, der den Kontakt zum Künstler gar handschriftlich sucht, doch nicht aus Eigennutz, nein. Denn einen „vielleicht lebensverändernden Gedanken“ hält er für Herrn Stigers parat:
Die noch immer preisenswert differenzierte Stellungnahme des anfangs zitierten Adams-Anhängers lässt sich natürlich mühelos übertreffen. So kommt es hie und da auch zu recht kategorischen Aussagen, denen im Eifer des Gefechtes gar die Eleganz des Ausdrucks verlorengeht. Und so einen Vertreter haben wir hier:
Was mich besonders verletzte an diesem Brief, war die Schreibweise „scheisse“. Man schreibt es mit ß, und das habe ich dem Herrn auch mitgeteilt.
Alles in allem sind das begrüßenswert emotionale Reaktionen auf unsere tägliche Arbeit, von denen andere Berufsgruppen nur träumen können, zum Beispiel Leuchtturmwärter.
07 Juli 2009
„Nicht so engfotzig, Sie alter Fliegenbefriediger!“
Der unten zu hörende Dialog findet sich auf dem raren Soundtrack zu Wolfgang Staudtes 1971er Film „Fluchtweg St. Pauli“.
Zwei grenzderbe Koberer nehmen einen unbedarften Kiezflaneur verbal in die Mangel – und das Witzige ist: Ihre vulgären Anmachsprüche haben sich seither kaum gewandelt.
Die Reaktion des Opfers allerdings ist so was von 70er. Heute würde niemand mehr mit distinguierter Empörung zu argumentieren versuchen – sondern einfach weiterlaufen.
Das ist zumindest meine Strategie.
Zwei grenzderbe Koberer nehmen einen unbedarften Kiezflaneur verbal in die Mangel – und das Witzige ist: Ihre vulgären Anmachsprüche haben sich seither kaum gewandelt.
Die Reaktion des Opfers allerdings ist so was von 70er. Heute würde niemand mehr mit distinguierter Empörung zu argumentieren versuchen – sondern einfach weiterlaufen.
Das ist zumindest meine Strategie.
06 Juli 2009
Auf Tomatenjagd
Wir stehen noch unterm Eindruck der Hummertapete im Kieler Maritimhotel, als uns bei einem Spaziergang durch die Altstadt dämmert: Das war noch gar nichts.
Denn auf nur zehn Metern Strecke entfaltet sich ein komprimiertes Horrorszenario; es ist sozusagen der Eingang in den Hades: erst eine Scientologybude, dann eine Aktivistin der Rentnerpartei, schließlich drei Panflötenindios mit CD-Verkaufsstand. Hier hilft nur Flucht.
Zurück in Hamburg fehlen Tomaten. Zum Glück wimmelt der Kiez auch sonntags vor offenen Geschäften. Bei Penny aber gibt es keine mehr. Also Lidl.
Dort liegen nur noch zwei dreieckige flache Plastikschalen mit supersüß ausschauenden Kirschtomaten im Regel, doch vor mir stürzt sich ein Mittzwanziger drauf.
Er öffnet beide Schalen und beginnt umstandslos damit, ihren Inhalt in einer zusammenzuführen. Das schafft er auch bis auf vier partout nicht mehr hineinquetschbare Tomätchen, und die will ich natürlich jetzt auch nicht mehr.
Dann nimmt der Mann die nun proppevolle Schale, geht damit zur Kasse und hofft aufs sonntägliche Vorfeierabendkoma der Verkäuferinnen.
Ich weiß nicht, ob das geklappt hat, doch auch so zeigt die Methode des jungen Mannes zweierlei: a) wieviel Luft (nach oben) in einer dreieckigen Tomatenplastikschale ab Werk noch da ist und b) welche Sparpotenziale der Rest der Welt oftmals ungenutzt verstreichen lässt, sei es aus Anstand oder Dummheit.
Allerdings hat die Methode des Tomatenumfüllens auch Nachteile. „Wegen solcher Dödel“, wird Ms. Columbo später schimpfen, „wird hier alles kameraüberwacht!“
Tomaten erwische ich schließlich bei Topkauf in der Davidstraße, und zwar kurz bevor dort hitzeermunterte Huren die schärfsten Klamottenfitzelchen seit Erfindung des Rasiermessers vorführen.
Ich weiß es – denn wir haben hinterher, nach dem Tomatenmahl, noch mal nachgeschaut.
PS: Ach ja, noch ein mitgebrachter Kalauer, weil er zu lang ist zum Twittern: Was wünscht sich der in der Hauptstadt Schleswig-Holsteins für die Wasserversorgung Zuständige inständig? Immer eine Handbreit Wasser unter Kiel …
Denn auf nur zehn Metern Strecke entfaltet sich ein komprimiertes Horrorszenario; es ist sozusagen der Eingang in den Hades: erst eine Scientologybude, dann eine Aktivistin der Rentnerpartei, schließlich drei Panflötenindios mit CD-Verkaufsstand. Hier hilft nur Flucht.
Zurück in Hamburg fehlen Tomaten. Zum Glück wimmelt der Kiez auch sonntags vor offenen Geschäften. Bei Penny aber gibt es keine mehr. Also Lidl.
Dort liegen nur noch zwei dreieckige flache Plastikschalen mit supersüß ausschauenden Kirschtomaten im Regel, doch vor mir stürzt sich ein Mittzwanziger drauf.
Er öffnet beide Schalen und beginnt umstandslos damit, ihren Inhalt in einer zusammenzuführen. Das schafft er auch bis auf vier partout nicht mehr hineinquetschbare Tomätchen, und die will ich natürlich jetzt auch nicht mehr.
Dann nimmt der Mann die nun proppevolle Schale, geht damit zur Kasse und hofft aufs sonntägliche Vorfeierabendkoma der Verkäuferinnen.
Ich weiß nicht, ob das geklappt hat, doch auch so zeigt die Methode des jungen Mannes zweierlei: a) wieviel Luft (nach oben) in einer dreieckigen Tomatenplastikschale ab Werk noch da ist und b) welche Sparpotenziale der Rest der Welt oftmals ungenutzt verstreichen lässt, sei es aus Anstand oder Dummheit.
Allerdings hat die Methode des Tomatenumfüllens auch Nachteile. „Wegen solcher Dödel“, wird Ms. Columbo später schimpfen, „wird hier alles kameraüberwacht!“
Tomaten erwische ich schließlich bei Topkauf in der Davidstraße, und zwar kurz bevor dort hitzeermunterte Huren die schärfsten Klamottenfitzelchen seit Erfindung des Rasiermessers vorführen.
Ich weiß es – denn wir haben hinterher, nach dem Tomatenmahl, noch mal nachgeschaut.
PS: Ach ja, noch ein mitgebrachter Kalauer, weil er zu lang ist zum Twittern: Was wünscht sich der in der Hauptstadt Schleswig-Holsteins für die Wasserversorgung Zuständige inständig? Immer eine Handbreit Wasser unter Kiel …
05 Juli 2009
Meine Beziehung zur Flora
04 Juli 2009
Zimmer mit Aussicht
Die Kieler Förde hat sich angesichts unserer Ankunft die beste Abendgarderobe übergeworfen, die sie am Ostseehimmel finden konnte.
Sie strahlt hier vorm Maritim-Hotel eine Stille aus, die paradiesisch zu nennen eine justiziable Untertreibung wäre – zumindest bis der Abiball im Erdgeschoss losgeht.
Im Lauf des außergewöhnlich linden Abends verlagert sich die Veranstaltung immer mehr nach draußen, und die Luft ist plötzlich geschwängert mit schlechter Musik, zu der 19-Jährige Ballklamottenständer stocksteif herumstehen.
Bald werden diese schon jetzt präventiv lethargischen Menschen landesweit die Unis fluten, sie werden dort ihren Bachelor machen, den sie direkt danach ohne Umschweife in die Kieler Förde tunken können, denn bis zur Rente mit 78 wird ihr Leben aus einer endlosen Abfolge unbezahlter Praktika bestehen.
Nein, mit ihnen werden wir nie mehr Exportweltmeister, doch sie können ja nichts dafür. Es liegt an der Krise, dem Bachelor, der schlechten Musik, dem dumpfen Gehorsam, mit dem sie sich in lähmende Ballklamotten zwängten, statt nackt in die Förde zu springen und Touristen aus Hamburg mit Ostseebrackwasser zu bespritzen.
In Hamburg ist jetzt gerade Schanzenfest. Wahrscheinlich brennen schon überall die Porsches.
03 Juli 2009
Ein Phall fürs Unterbewusstsein
02 Juli 2009
30 Juni 2009
Nur die Liebe dellt (2)
Heute Abend rief mich der Besitzer jenes weißen Mercedes an, dessen Dach am vergangenen Wochenende von einem rammelnden Pärchen eingedellt worden war.
Der Wagenbesitzer entpuppte sich als gutgelaunter Mann kleinasiatischer Herkunft. Das war seinem temperamentreichen, doch grammatikarmen Deutsch zu entnehmen.
Er bat um die Herausgabe des Beweisfotos in bestmöglicher Qualität. Damit wollte er feststellen, wer seinen Wagen sexuell missbraucht hatte. Der Schaden nämlich sei groß, die Missetäter müssten ermittelt werden.
Es täte mir leid, zeigte ich Mitgefühl, doch das Foto dürfe ich keinesfalls herausgeben. Immerhin könne ja jeder ankommen mit diesem Wunsch; woher solle ich wissen, ob er überhaupt der Mercedesbesitzer und somit Inhaber eines berechtigten Herausgabeinteresses sei … Und außerdem müsse ich eh die Persönlichkeitsrechte des Pärchens schützen, was auch am vorsorglich angebrachten Augenbalken bereits ablesbar sei.
Ich empfahl ihm abschließend den Gang zur Polizei, und wenn diese Herren später bei mir auf der Matte stünden, so würde ich mich widerwillig der Macht des Gesetzes beugen und das Beweisbild herausrücken. Aber nur dann.
Grundsätzlich stand er meinen Ausführungen erstaunlich gelassen gegenüber. Sein Problem war nur: Er hatte den Verdacht, beim Auto-erotischen Paar handele es sich um Freunde von ihm, und sollte das so sein, sähe er natürlich von einer Anzeige ab und regle das lieber privat, auf dem kurzen Dienstweg sozusagen.
Wir vertagten uns erst einmal ergebnislos. Eine Stunde später rief er wieder an. Er war so aufgeräumt, als käme er gerade aus einer Helge-Schneider-Show. Wie sich herausstellte, hatte er nun den tatverdächtigen Freund an seiner Seite – und der hatte alles zugegeben. Nun begehrte auch der Freund mich, den Dokumentar seiner Manneskraft, persönlich zu sprechen.
„Sa’ma, iss das Foto gute Qualität? Ich brauch Abzüge!“, rief der Rammler begeistert aus, „iss doch ’n subber Andenken!“
Im Bestreben, seine Hoffnungen etwas zu dämpfen, verdeutlichte ich ihm, dass ich die Szenerie, deren Hauptakteur er gewesen war, schon ein wenig hatte heranzoomen müssen. Eine gewisse Grobkörnigkeit sei somit nicht auszuschließen.
Ich spürte seine Enttäuschung und überlegte, wie ich den armen Tropf wieder etwas aufmuntern könnte, doch da hatte ihm der Mercedesbesitzer auch schon wieder das Telefon entwunden.
„Lass uns doch mal“, schlug er glucksend vor, „auf der Reeperbahn ein Bierchen zusammen trinken.“
Ein Vorschlag, der viel zu reizvoll ist, um nicht darauf einzugehen. Ich wüsste auch schon jemand als Geleitschutz.
Der Wagenbesitzer entpuppte sich als gutgelaunter Mann kleinasiatischer Herkunft. Das war seinem temperamentreichen, doch grammatikarmen Deutsch zu entnehmen.
Er bat um die Herausgabe des Beweisfotos in bestmöglicher Qualität. Damit wollte er feststellen, wer seinen Wagen sexuell missbraucht hatte. Der Schaden nämlich sei groß, die Missetäter müssten ermittelt werden.
Es täte mir leid, zeigte ich Mitgefühl, doch das Foto dürfe ich keinesfalls herausgeben. Immerhin könne ja jeder ankommen mit diesem Wunsch; woher solle ich wissen, ob er überhaupt der Mercedesbesitzer und somit Inhaber eines berechtigten Herausgabeinteresses sei … Und außerdem müsse ich eh die Persönlichkeitsrechte des Pärchens schützen, was auch am vorsorglich angebrachten Augenbalken bereits ablesbar sei.
Ich empfahl ihm abschließend den Gang zur Polizei, und wenn diese Herren später bei mir auf der Matte stünden, so würde ich mich widerwillig der Macht des Gesetzes beugen und das Beweisbild herausrücken. Aber nur dann.
Grundsätzlich stand er meinen Ausführungen erstaunlich gelassen gegenüber. Sein Problem war nur: Er hatte den Verdacht, beim Auto-erotischen Paar handele es sich um Freunde von ihm, und sollte das so sein, sähe er natürlich von einer Anzeige ab und regle das lieber privat, auf dem kurzen Dienstweg sozusagen.
Wir vertagten uns erst einmal ergebnislos. Eine Stunde später rief er wieder an. Er war so aufgeräumt, als käme er gerade aus einer Helge-Schneider-Show. Wie sich herausstellte, hatte er nun den tatverdächtigen Freund an seiner Seite – und der hatte alles zugegeben. Nun begehrte auch der Freund mich, den Dokumentar seiner Manneskraft, persönlich zu sprechen.
„Sa’ma, iss das Foto gute Qualität? Ich brauch Abzüge!“, rief der Rammler begeistert aus, „iss doch ’n subber Andenken!“
Im Bestreben, seine Hoffnungen etwas zu dämpfen, verdeutlichte ich ihm, dass ich die Szenerie, deren Hauptakteur er gewesen war, schon ein wenig hatte heranzoomen müssen. Eine gewisse Grobkörnigkeit sei somit nicht auszuschließen.
Ich spürte seine Enttäuschung und überlegte, wie ich den armen Tropf wieder etwas aufmuntern könnte, doch da hatte ihm der Mercedesbesitzer auch schon wieder das Telefon entwunden.
„Lass uns doch mal“, schlug er glucksend vor, „auf der Reeperbahn ein Bierchen zusammen trinken.“
Ein Vorschlag, der viel zu reizvoll ist, um nicht darauf einzugehen. Ich wüsste auch schon jemand als Geleitschutz.
29 Juni 2009
Ein Abschiedsbrief
An:
Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG
Kundenmanagement
22033 Hamburg
Lieber Pay-TV-Sender Premiere, der du ab Juli Sky heißen wirst,
ich bin seit über zehn Jahren Abonnent deines Bundesligapakets. Dafür zahle ich momentan 19,90 Euro im Monat. Das ist nicht wenig, aber man muss Prioritäten setzen. Andere rauchen, ich gönne mir die Bundesligakonferenz. Ist trotzdem billiger – und gesünder.
Ab Juli heißt du, Premiere, nun „Sky“, und damit ändert sich einiges. Zum Beispiel kann ich, wenn ich deinen Brief richtig deute, nach Vertragsablauf mein isoliertes Fußballabo nicht mehr fortführen. Denn du, Sky, hast die schrullige Idee, mich nur noch dann Fußball gucken zu lassen, wenn ich zuerst etwas anderes von dir kaufe, was mich aber überhaupt nicht interessiert: das Sky-Basispaket.
Das ist ungefähr so, als würde ein Autohändler zu mir sagen: „Klar können Sie den Smart haben, kein Problem – aber nur, wenn Sie als Basismodell erst mal den Audi 80 kaufen.“
Ein Audi 80 ist mir aber ungefähr so pimpe wie das Sky-Basispaket. Wenn ich Filme sehen will, dann gehe ich ins Kino. Oder ich kaufe mir die DVD oder die Blu-ray, mit Untertiteln, Soundformaten, acht Sprachen, Bonusmaterial und Booklet. Dich wegen des Filmprogramms zu abonnieren, das wäre für mich genauso sinnvoll wie einen Audi 80 zu kaufen oder mit dem Rauchen anzufangen.
Der Effekt deiner schrulligen Idee wäre sehr unschön: Statt 19,90 Euro müsste ich bald monatlich knapp 33 Euro zahlen, obwohl ich auch künftig nur genau das bei dir schauen möchte, was ich seit über zehn Jahren schaue: Bundesligafußball.
Dieses neugeschnürte Angebot finde ich aber nicht nur für mich persönlich kontraproduktiv, sondern auch für dich und deine Zukunft. Denn hat nicht Premiere seit vielen Jahren das Problem stagnierender Abonnentenzahlen? Und hast du nicht genau deshalb jahrelang mit über einer halben Million Geisterabonnenten die Bilanz geschönt, was – als es aufflog – deinen Börsenkurs in den Keller und einige deiner Führungskräfte in die Wüste schickte?
Und trotzdem glaubst du, Sky, mit einer Preisverdoppelung den dümpelnden deutschen Pay-TV-Markt rocken zu können …? Das kommt mir so vor, als wollte eine Partei im September die Bundestagswahl gewinnen, indem sie einen Mehrwertsteuersatz von 38 Prozent ankündigt. Ich sag dir was, Sky: Das wird nicht klappen. Im Gegenteil: Viele Nichtgeisterabonennten, darunter auch welche, die seit mehr als zehn Jahren dabei sind, werden dir leise servus sagen. Du wirst dich nicht nur von den erstunkenen und erlogenen Kunden verabschieden müssen, sondern auch von einem Großteil deiner Stammkräfte.
Denn mal ehrlich: Die Sportschau ist auch eine schöne Sendung. Und wenn die Bundesligakonferenz wirklich mal spektakuläre Parallelbegegnungen verspricht, dann stehen mir hier auf dem Kiez ungefähr hundert Kneipen hilfreich zur Seite. Selbst wenn ich dort jede Woche hinginge und pro Halbzeit ein Astra zischte, käme ich im Monat immer noch erheblich billiger weg als mit deinem neuen Paketzwangsabo.
Und noch etwas macht mich stutzig, Sky: deine allgemeinen Geschäftsbedingungen (Foto). Die hast du in einer Schriftgröße drucken lassen, für die man eine Lupe braucht, aber auch die würde nichts nützen, denn als Farbe erwähltest du ein heimtückisches Blassgrau, das dieser Winzschrift auch noch eine Tarnkappe überstülpt.
Wer seine Geschäftsbedingungen derart vorsätzlich verschleiert, der macht sich hochverdächtig. Diese zwei eng bedruckten Seiten signalisieren mir nämlich nur eins: Du sollst uns nicht lesen können, denn hier stehen lauter Sachen drin, die dich über den Tisch ziehen sollen. Wahrscheinlich verpflichten diese Geschäftsbedingungen jeden, der sie akzeptiert, zum Verkauf seiner Großmutter. Allerdings ist das nur eine Theorie, denn ich kann sie ja nicht lesen.
Was ich mit all dem sagen will: Ich kündige.
Mit wehmütigem Gruß
Matt
(Edit 21.7.2009) Nachdem ich die oben dokumentierte ellenlange Begründung für meine Kündigung abgeschickt hatte, passierte erst mal wochenlang gar nichts, so dass ich noch einmal per Mail nachfragte. Heute nun erhielt ich auf meine oben dokumentierte ellenlange Begründung endlich einen Brief von Sky mit der Kündigungsbestätigung, mitsamt dem absurden Satz: „Wir würden uns freuen, wenn Sie uns den Grund für Ihre Kündigung mitteilen.“ WTF???
Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG
Kundenmanagement
22033 Hamburg
Lieber Pay-TV-Sender Premiere, der du ab Juli Sky heißen wirst,
ich bin seit über zehn Jahren Abonnent deines Bundesligapakets. Dafür zahle ich momentan 19,90 Euro im Monat. Das ist nicht wenig, aber man muss Prioritäten setzen. Andere rauchen, ich gönne mir die Bundesligakonferenz. Ist trotzdem billiger – und gesünder.
Ab Juli heißt du, Premiere, nun „Sky“, und damit ändert sich einiges. Zum Beispiel kann ich, wenn ich deinen Brief richtig deute, nach Vertragsablauf mein isoliertes Fußballabo nicht mehr fortführen. Denn du, Sky, hast die schrullige Idee, mich nur noch dann Fußball gucken zu lassen, wenn ich zuerst etwas anderes von dir kaufe, was mich aber überhaupt nicht interessiert: das Sky-Basispaket.
Das ist ungefähr so, als würde ein Autohändler zu mir sagen: „Klar können Sie den Smart haben, kein Problem – aber nur, wenn Sie als Basismodell erst mal den Audi 80 kaufen.“
Ein Audi 80 ist mir aber ungefähr so pimpe wie das Sky-Basispaket. Wenn ich Filme sehen will, dann gehe ich ins Kino. Oder ich kaufe mir die DVD oder die Blu-ray, mit Untertiteln, Soundformaten, acht Sprachen, Bonusmaterial und Booklet. Dich wegen des Filmprogramms zu abonnieren, das wäre für mich genauso sinnvoll wie einen Audi 80 zu kaufen oder mit dem Rauchen anzufangen.
Der Effekt deiner schrulligen Idee wäre sehr unschön: Statt 19,90 Euro müsste ich bald monatlich knapp 33 Euro zahlen, obwohl ich auch künftig nur genau das bei dir schauen möchte, was ich seit über zehn Jahren schaue: Bundesligafußball.
Dieses neugeschnürte Angebot finde ich aber nicht nur für mich persönlich kontraproduktiv, sondern auch für dich und deine Zukunft. Denn hat nicht Premiere seit vielen Jahren das Problem stagnierender Abonnentenzahlen? Und hast du nicht genau deshalb jahrelang mit über einer halben Million Geisterabonnenten die Bilanz geschönt, was – als es aufflog – deinen Börsenkurs in den Keller und einige deiner Führungskräfte in die Wüste schickte?
Und trotzdem glaubst du, Sky, mit einer Preisverdoppelung den dümpelnden deutschen Pay-TV-Markt rocken zu können …? Das kommt mir so vor, als wollte eine Partei im September die Bundestagswahl gewinnen, indem sie einen Mehrwertsteuersatz von 38 Prozent ankündigt. Ich sag dir was, Sky: Das wird nicht klappen. Im Gegenteil: Viele Nichtgeisterabonennten, darunter auch welche, die seit mehr als zehn Jahren dabei sind, werden dir leise servus sagen. Du wirst dich nicht nur von den erstunkenen und erlogenen Kunden verabschieden müssen, sondern auch von einem Großteil deiner Stammkräfte.
Denn mal ehrlich: Die Sportschau ist auch eine schöne Sendung. Und wenn die Bundesligakonferenz wirklich mal spektakuläre Parallelbegegnungen verspricht, dann stehen mir hier auf dem Kiez ungefähr hundert Kneipen hilfreich zur Seite. Selbst wenn ich dort jede Woche hinginge und pro Halbzeit ein Astra zischte, käme ich im Monat immer noch erheblich billiger weg als mit deinem neuen Paketzwangsabo.
Und noch etwas macht mich stutzig, Sky: deine allgemeinen Geschäftsbedingungen (Foto). Die hast du in einer Schriftgröße drucken lassen, für die man eine Lupe braucht, aber auch die würde nichts nützen, denn als Farbe erwähltest du ein heimtückisches Blassgrau, das dieser Winzschrift auch noch eine Tarnkappe überstülpt.
Wer seine Geschäftsbedingungen derart vorsätzlich verschleiert, der macht sich hochverdächtig. Diese zwei eng bedruckten Seiten signalisieren mir nämlich nur eins: Du sollst uns nicht lesen können, denn hier stehen lauter Sachen drin, die dich über den Tisch ziehen sollen. Wahrscheinlich verpflichten diese Geschäftsbedingungen jeden, der sie akzeptiert, zum Verkauf seiner Großmutter. Allerdings ist das nur eine Theorie, denn ich kann sie ja nicht lesen.
Was ich mit all dem sagen will: Ich kündige.
Mit wehmütigem Gruß
Matt
(Edit 21.7.2009) Nachdem ich die oben dokumentierte ellenlange Begründung für meine Kündigung abgeschickt hatte, passierte erst mal wochenlang gar nichts, so dass ich noch einmal per Mail nachfragte. Heute nun erhielt ich auf meine oben dokumentierte ellenlange Begründung endlich einen Brief von Sky mit der Kündigungsbestätigung, mitsamt dem absurden Satz: „Wir würden uns freuen, wenn Sie uns den Grund für Ihre Kündigung mitteilen.“ WTF???
28 Juni 2009
27 Juni 2009
Nur die Liebe dellt
Vor Rosis Bar am Hamburger Berg steht ein weißer Mercedes, auf seinem Dach hockt ein Pärchen.
Die beiden tun das, was seit vielen Millionen Jahren im Erfolgsfall für die Evolution und den Fortbestand unserer Spezies gesorgt hat: Sie rammeln.
Überraschend nur, dass sie es öffentlich tun, mittags und auf dem Dach eines weißen Mercedes. Selbst für St.-Pauli-Verhältnisse ist dieser Vorgang ungewöhnlich genug, um ihn fotografisch zu dokumentieren, diskreterweise erst nach der letzten Zuckung.
Als ich später vom Flohmarkt zurückkehre, steht der weiße Mercedes noch immer da, als sei nichts geschehen.
Sein Dach ist ziemlich eingedellt, aber das neuste Modell war er eh nicht.
Edit: Hier die Forsetzung!
26 Juni 2009
Jacko, Charlotte und ein guter Grund für Grappa
Ein Tag, wie er nicht alle Tage vorkommt. Ein krasser Tag.
Zunächst mal will Michael Jacksons Tod verarbeitet sein. Allen ungerührten Sarkasten, die allein ihren Musikgeschmack zur Basis ihrer Empathie machen, sei Folgendes entgegengeschleudert: Wer das Unmögliche schaffte, zum größten und erfolgreichsten Popstar aller bisherigen Zeiten zu werden und dafür – wie Elvis – einen gleichsam märtyrerhaften Preis bezahlen musste, hätte auch eure Erschütterung verdient.
Es wäre – aufgepasst! – nur menschlich.
In zehn Jahren wird man euch fragen, wo ihr wart, als Michael Jackson starb, und ihr werdet es noch wissen. Das sagt alles. Ich übrigens saß am Rechner und erfuhr es über Twitter. Das sagt auch alles.
Danach zum Zahnarzt. Er bezeichnet meine dentale Situation als „traumhaft“. So gezahnpinselt verlustige ich mich trotz der drückenden Jackolast auf dem Stuttgarter Weindorf, einer bizarren alljährlichen Veranstaltung auf dem Rathausmarkt, die so funktioniert: schwäbische Trink- und Fressstände verkaufen den Hamburgern Müller-Thurgau und Maultaschen zu Mondpreisen. Großartig. Ich jedenfalls esse die schlechtesten Maultaschen meines Lebens, trockene, alte, lauwarme Dinger, vergleichbar mit drei Tage lang getragenen Socken.
Während meines Herumkauens auf dieser schwäbischen Spezialität dringen Gesprächsfetzen von Passanten herüber. „… Schädelbasisbruch …“, erzählte einer einem anderen, „wegen einer Bowlingkugel. Er hat versucht, sie zu köpfen. Eine Bowlingkugel.“
Es wird Zeit zu zahlen. „Hat es gesmeckt?“, fragt mich der keineswegs schwäbische, sondern ungefähr serbokroatische Tresenmann. „Nein“, antworte ich. „Nicht?“, fragt der Schwabensimulant zurück. „Ehrlich gesagt“, entschließe ich mich zu bedingungsloser Schonungslosigkeit, „das waren die schlechtesten Maultaschen meines Lebens.“ Er schaut erstaunt. „Echt?“ Echt.
Danach zu Saturn, Zweitfernseher kaufen. Muss lange nachgrübeln über die Metalldreiecke (Foto), die direkt neben den Rolltreppengeländern angebracht sind. Ihr einziger plausibler Sinn scheint mir darin zu liegen, unvorsichtig übers Geländer ragende Kundenunterarme schnell und sauber abzutrennen. Falls jemand wirklich eine Alternativerklärung im Angebot haben sollte, wäre ich darüber gottfroh.
Danach die erste Vorstellung von Lars von Triers Film „Antichrist“, der im Frühjahr Cannes schockte und Charlotte Gainsbourg den Darstellerpreis einbrachte. Wir sehen die Gainsbourg, wie sie Willem Dafoe zunächst ein Vierkantholz in den Schritt rammt, dann den Bewusstlosen und dennoch unverdrossen Erergierenden bis zum Blutejakulat masturbiert, ehe sie ihm einen Schleifstein an den Unterschenkel schraubt und sich selbst schließlich mit einer Küchenschere die Klitoris abschneidet. Ms. Columbo guckt weg, ich nicht – ein Fehler.
Danach noch mal Stuttgarter Weindorf, denn jetzt hilft nur noch Schweinshaxe. Zu Hause federn wir sie ab mit Grappa, bevor Ms. Columbo den ganzen Abend meine Michael-Jackson-Platten auf den iMac schaufelt.
Wie gesagt: ein krasser Tag.
Und dabei habe ich die Taube, die sich trotz Rundumnetz auf unseren Balkon vorgekämpft hat, nicht mal erwähnt.
Zunächst mal will Michael Jacksons Tod verarbeitet sein. Allen ungerührten Sarkasten, die allein ihren Musikgeschmack zur Basis ihrer Empathie machen, sei Folgendes entgegengeschleudert: Wer das Unmögliche schaffte, zum größten und erfolgreichsten Popstar aller bisherigen Zeiten zu werden und dafür – wie Elvis – einen gleichsam märtyrerhaften Preis bezahlen musste, hätte auch eure Erschütterung verdient.
Es wäre – aufgepasst! – nur menschlich.
In zehn Jahren wird man euch fragen, wo ihr wart, als Michael Jackson starb, und ihr werdet es noch wissen. Das sagt alles. Ich übrigens saß am Rechner und erfuhr es über Twitter. Das sagt auch alles.
Danach zum Zahnarzt. Er bezeichnet meine dentale Situation als „traumhaft“. So gezahnpinselt verlustige ich mich trotz der drückenden Jackolast auf dem Stuttgarter Weindorf, einer bizarren alljährlichen Veranstaltung auf dem Rathausmarkt, die so funktioniert: schwäbische Trink- und Fressstände verkaufen den Hamburgern Müller-Thurgau und Maultaschen zu Mondpreisen. Großartig. Ich jedenfalls esse die schlechtesten Maultaschen meines Lebens, trockene, alte, lauwarme Dinger, vergleichbar mit drei Tage lang getragenen Socken.
Während meines Herumkauens auf dieser schwäbischen Spezialität dringen Gesprächsfetzen von Passanten herüber. „… Schädelbasisbruch …“, erzählte einer einem anderen, „wegen einer Bowlingkugel. Er hat versucht, sie zu köpfen. Eine Bowlingkugel.“
Es wird Zeit zu zahlen. „Hat es gesmeckt?“, fragt mich der keineswegs schwäbische, sondern ungefähr serbokroatische Tresenmann. „Nein“, antworte ich. „Nicht?“, fragt der Schwabensimulant zurück. „Ehrlich gesagt“, entschließe ich mich zu bedingungsloser Schonungslosigkeit, „das waren die schlechtesten Maultaschen meines Lebens.“ Er schaut erstaunt. „Echt?“ Echt.
Danach zu Saturn, Zweitfernseher kaufen. Muss lange nachgrübeln über die Metalldreiecke (Foto), die direkt neben den Rolltreppengeländern angebracht sind. Ihr einziger plausibler Sinn scheint mir darin zu liegen, unvorsichtig übers Geländer ragende Kundenunterarme schnell und sauber abzutrennen. Falls jemand wirklich eine Alternativerklärung im Angebot haben sollte, wäre ich darüber gottfroh.
Danach die erste Vorstellung von Lars von Triers Film „Antichrist“, der im Frühjahr Cannes schockte und Charlotte Gainsbourg den Darstellerpreis einbrachte. Wir sehen die Gainsbourg, wie sie Willem Dafoe zunächst ein Vierkantholz in den Schritt rammt, dann den Bewusstlosen und dennoch unverdrossen Erergierenden bis zum Blutejakulat masturbiert, ehe sie ihm einen Schleifstein an den Unterschenkel schraubt und sich selbst schließlich mit einer Küchenschere die Klitoris abschneidet. Ms. Columbo guckt weg, ich nicht – ein Fehler.
Danach noch mal Stuttgarter Weindorf, denn jetzt hilft nur noch Schweinshaxe. Zu Hause federn wir sie ab mit Grappa, bevor Ms. Columbo den ganzen Abend meine Michael-Jackson-Platten auf den iMac schaufelt.
Wie gesagt: ein krasser Tag.
Und dabei habe ich die Taube, die sich trotz Rundumnetz auf unseren Balkon vorgekämpft hat, nicht mal erwähnt.
Gewebeproben
„Und jetzt“, schreit mich die Trainerin während des Bauch-Rücken-Kurses an, „das Gewebe zwischen Bauchmuskeln und Schambein richtig einsaugen!“
Das hab ich aber dann doch lieber nicht gemacht. Obwohl meine Stimmung durchaus mit kannibalistisch nicht schlecht beschrieben war, denn vorher war ich in der Clemens-Schultz-Straße von einer nun auch in unserem Viertel grassierenden Kalaueritis unter Friseuren belästigt worden („Haarlichkeit“).
So was hat es früher auf St. Pauli nicht gegeben, und vielleicht ist die Gentrifizierung doch schon weiter fortgeschritten, als ich Naivling neulich noch dachte.
Früher hatten Kiezfriseure übrigens auch keine Webadressen und warben auch nicht mit afrogelockten Totenschädeln. Und früher hat mich im Fitnessclub niemand aufgefordert, das Gewebe zwischen Bauchmuskeln und Schambein einzusaugen.
Am Wochenende sollte es dringend mal wieder Hähnchen von Freddy geben, denke ich.
Das hab ich aber dann doch lieber nicht gemacht. Obwohl meine Stimmung durchaus mit kannibalistisch nicht schlecht beschrieben war, denn vorher war ich in der Clemens-Schultz-Straße von einer nun auch in unserem Viertel grassierenden Kalaueritis unter Friseuren belästigt worden („Haarlichkeit“).
So was hat es früher auf St. Pauli nicht gegeben, und vielleicht ist die Gentrifizierung doch schon weiter fortgeschritten, als ich Naivling neulich noch dachte.
Früher hatten Kiezfriseure übrigens auch keine Webadressen und warben auch nicht mit afrogelockten Totenschädeln. Und früher hat mich im Fitnessclub niemand aufgefordert, das Gewebe zwischen Bauchmuskeln und Schambein einzusaugen.
Am Wochenende sollte es dringend mal wieder Hähnchen von Freddy geben, denke ich.
25 Juni 2009
24 Juni 2009
Es wird eng für Bodyhoster!
Das Hamburger Landgericht mal wieder!
Rapidshare, so seine aktuelle Entscheidung, hat als Filehoster dafür zu sorgen, dass keine illegalen Inhalte auf seinen Servern hinterlegt sind – und das ist ungefähr so, als verpflichtete man Banken, in ihren Schließfächern sämtliches Diebesgut zu identifizieren und dann zu entfernen.
Oder als verdonnerte man die Post vorm Transport zum Check aller Briefe und Päckchen auf justiziable Inhalte. Oder als verböte man Friedhöfen als „Bodyhoster“ die Endlagerung von Leuten mit Schufaeintrag.
Apropos: Das heutige Foto entstand auf dem Ohlsdorfer Friedhof, und zwar noch vor dem Urteil des Hamburger Landgerichts.
Rapidshare, so seine aktuelle Entscheidung, hat als Filehoster dafür zu sorgen, dass keine illegalen Inhalte auf seinen Servern hinterlegt sind – und das ist ungefähr so, als verpflichtete man Banken, in ihren Schließfächern sämtliches Diebesgut zu identifizieren und dann zu entfernen.
Oder als verdonnerte man die Post vorm Transport zum Check aller Briefe und Päckchen auf justiziable Inhalte. Oder als verböte man Friedhöfen als „Bodyhoster“ die Endlagerung von Leuten mit Schufaeintrag.
Apropos: Das heutige Foto entstand auf dem Ohlsdorfer Friedhof, und zwar noch vor dem Urteil des Hamburger Landgerichts.
23 Juni 2009
Gentrifizierung oder Der Müll, die Stadt und der Kot
In Schanze und St. Pauli gibt es eine immer wütendere Protestbewegung gegen Gentrifizierung, also die Luxussanierung von Altbauwohnungen. Nach Um- oder gar Neubau kann sich eine neue kapitalkräfige Klientel in 120-Quadratmeter-Pitchpine-Lofts verlustigen und wohlig erschaudernd die nahe Gefahr des Rotlichtviertels imaginieren, während alteingesessene St. Paulianer mangels Moneten wegziehen müssen nach Billstedt.
Mit diesem zu Recht bekämpften Phänomen geht eine erschreckende „Lattemacchiatisierung“ einher. Überall eröffnen gerade schicke Cafés für die 120-Quadratmeter-Pitchpine-Loftbewohner, und zwar genau da, wo früher ranzige Spelunken einen Hauch von Kotze und Abenteuer verströmten. Ich meine: Inzwischen gibt es hier sogar Naturheilpraxen! Aber auch überall Aufkleber der Protestbewegung, die den Widerstand mobilisieren sollen.
Auf einem steht „Get out yuppiescum! Schanze bleibt dreckig“, und das gefällt mir nicht. Ehe ich aber zu den Gründen meines Missbehagens komme, muss ich noch einen Schlenker machen.
Wir leben seit 14 Jahren in unserer heruntergekommenen Vierzimmerwohung von 1901, das Parkett ist schäbig, der achtfach überstrichene Stuck nur noch halb da, die Starkstromleitungen für die Nachtspeicheröfen liegen überm Putz, und hinter den Regalen sitzt der Muff von hundert Jahren.
Klar, wir könnten anfangen herumzurenovieren, doch ganz abgesehen von unseren insgesamt vier linken Händen wäre das alles ein Fass ohne Boden. Also bleibt alles, wie es ist. Und warum auch nicht? Die Wohnung ist auf eine denkbar gemütliche Art verfallen, nirgends gibt es Schimmel, und jedes Wochenende wird sie geputzt und gesaugt (nur nicht hinter den Regalen).
Sie ist alt, recht günstig für ihre Größe, und in den meisten Räumen könnte man vom Boden essen, zumindest sonntags nach dem Großreinemachen. Und wenn man sie verlässt und hinausgeht ins Viertel, auf die Reeperbahn oder zur Schanze – jetzt endet der Schlenker –, stößt man auf Antigentrifizierungsaufkleber, die „Get out yuppiescum! Schanze bleibt dreckig“ fordern.
Das gefällt mir nicht, auch wenn ich von Lattemacchiatisierung und Naturheilpraxen so viel halte wie Benedikt XVI. von Gangbangs. Und zwar aus zweierlei Gründen.
Zum einen nennt man in Deutschland Menschen nicht mehr „Abschaum“, nie mehr; selbst Yuppies nicht. Und zum anderen vermag ich selbst als Bewohner einer heruntergekommenen Jugendstilwohnung die normative Bejahung von Dreck nicht nachzuvollziehen, weder ratio- noch emotional.
Ehrlich gesagt kenne ich keinen einzigen St. Paulianer, der versonnen vor Glück die Nüstern bläht, wenn es in einer Kiezecke mal wieder nach Urin oder Schlimmerem stinkt. Ich kenne keinen, der Blutlachen als Folklore glorifiziert. Und niemand, der den sonntagabendlichen Müllmix aus Dönerschachteln, Pommesresten, Menschen- und Hundekacke, zweckdienlich benutzten Kondomen und Scherbensalat als zivilisatorische Errungenschaft feiert.
Kurz: Wer Bevölkerungsgruppen als Abschaum verdinglicht (der doch dann zweifellos auch ethnisch gesäubert werden müsste, nicht wahr?), während er zugleich Schmutz und Verfall als erhaltenswerte Ziele preist, der hat meine Sympathien nicht.
Außerdem hat die blöde Gentrifizierung auch ihre Ästhetik – wie man an der Abendsonne sieht, die den Yuppiegötzentempel schlechthin, das Nobelhotel Empire Riverside in der Davidstraße, erheblich öfter liebkost, als es den Abschäumern lieb sein dürfte.
21 Juni 2009
Gesichtszwillinge (23)
Nicht mal mehr beim Aufspüren bisher unentdeckter Gesichtszwillinge schafft man es heutzutage noch, der weltweit Erste zu sein.
Das spanische Weblog Poprosa hat mir, wie ich muffig feststellen muss, bereits im September 2008 die schöne Kombi Bianca Jagger/Michael Jackson weggenommen.
Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass die 59-jährige Jagger dem bald 51-jährigen Jacko physiognomisch vorauseilt. Er kann also immer genau sehen, wie er in acht Jahren aussehen wird.
Beruhigend für ihn: Sein Teint wird zunehmend gesünder.
20 Juni 2009
Fundstücke (51)
Dieser Blindtext aus dem Stehsatz ist wahrscheinlich die wahrste Aussage, die je in der Mopo stand.
Wir fanden sie in der Ausgabe von heute, und sie ist nur ein Beispiel für Schlampigkeiten in allen Bereichen, die wir leider schon wieder mal mit 60 Cent subventioniert haben.
Ein Mopo-Watchblog wäre wahrscheinlich genauso ergiebig wie das Bildblog. Aber man lebt ja nur einmal.
Wir fanden sie in der Ausgabe von heute, und sie ist nur ein Beispiel für Schlampigkeiten in allen Bereichen, die wir leider schon wieder mal mit 60 Cent subventioniert haben.
Ein Mopo-Watchblog wäre wahrscheinlich genauso ergiebig wie das Bildblog. Aber man lebt ja nur einmal.
19 Juni 2009
Zensur hat (k)ein Imageproblem
Wer gestern wie abstimmte übers buchstäblich bahnbrechende Zensurgesetz, das kann man heute beim ZDF-Parlameter nachlesen.
Einige Details sind hochinteressant. So gibt es innerhalb der 190-köpfigen SPD-Fraktion nur drei Abgeordnete, die gegen den Entwurf stimmten. Und einer davon ist – sieh an, sieh an – der im Frühjahr verhaltensauffällig gewordene Jörg Tauss (unten r.).
Wir erinnern uns: Der Karlsruher Parlamentarier verlor seine Immunität und musste alle SPD-Ämter niederlegen, nachdem die Staatsanwaltschaft bei ihm kinderpornografisches Material entdeckt hatte. Sein Bundestagsmandat behielt Tauss jedoch – und nutzte es gestern, um gegen die virtuellen „Stopp“-Schilder zu stimmen, die uns den Zugang zu Päderastenseiten erschweren sollen. Schön, dass aus ihm nun ein aufrechter Kämpfer gegen die Zensur geworden ist.
Während Tauss in seiner Fraktion immerhin noch zwei Gleichgesinnte fand, ist CDU-Mann Jochen Borchert der Einsamste von allen, nämlich das einzige schwarze Schaf unter 223 Schwarzen. Von der kompletten CDU votierte allein Borchert gegen die Machenschaften seiner Parteifreundin Zensursula.
Das muss nicht unbedingt am Demokratieverständnis oder dem empfindsamen Gewissen des Ex-Landwirtschaftsministers liegen, sondern kann auch ganz handfeste familiäre Hintergründe haben. Denn er ist der Vater von Katharina Borchert, einst als „Lyssa“ die bekannteste Bloggerin der Republik und jetzt Onlinechefin der WAZ. Und Lyssa hat Papa Jochen womöglich vorher eingenordet.
Solch einen Coach hätten auch die Linken Lothar Bisky und Oskar Lafontaine gebrauchen können. Beide konnten sich nicht zu einer Ablehnung des Gesetzes aufraffen, sondern blieben lieber fern. Vielleicht eine kleine nostalgische Hommage an alte SED-Zeiten, als das Wort „Zensur“ noch nicht so ein schreckliches Imageproblem hatte wie heute.
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