16 August 2011

Ja, kontrollier mich!

In der gleichen Sekunde, als ich per Handyticket eine Kurzsteckenfahrkarte (1,30 €) kaufte, wurde mir klar, dass ich für die Fahrt zur Mundsburg ja eine für den Nahbereich (1,80 €) gebraucht hätte.

Das sind zwar nur 50 Cent Unterschied, bei einer Kontrolle generiert diese Winzdifferenz allerdings gerne mal ein Bußgeld von 40 Euro. Was also tun – unterwegs auf halber Strecke eine weitere Kurzstrecke zubuchen? Der Bahn 80 Cent schenken? Das ist auch nicht gerade meine Art.

„Ach, riskier’s doch“, empfahl Ms. Columbo mit der Gelassenheit derjenigen, die gerade per Handyticket ordnungsgemäß eine Nahbereichskarte gekauft hatte. Mit meinem Vorschlag, im Bedarfsfall halbe-halbe zu machen, erntete ich bei ihr allerdings nur ein bezauberndes Lächeln der Verneinung.

Seit Juli haben wir kein Monatsabo für den ÖPNV mehr. Statt zusammen jahrein, jahraus monatlich generell 60 Euro zu überweisen, müssen wir uns seither bei konkretem Bedarf einzelne Fahrkarten besorgen; über die entsprechende iPhone-App eine sehr bequeme, weil bargeldlose Sache. Sofern man die richtige Taste drückt.

Während wir so dahinzockelten, fühlte ich mich natürlich erst mal sicher. Mindestens bis Schlump galt ja auch mein versehentlich gekauftes Kurzstreckenticket, und ich hoffte auf ein möglichst baldiges Auftauchen der Kontrolleure, die ja dieser Tage, wie ich las, in aufgestockter Mannschaftsstärke durch die Busse und Bahnen Hamburgs marodierten.

Ms. Columbo hoffte das ebenfalls. Sie ist sogar regelrecht unzufrieden mit den vergangenen sechs abolosen Wochen, in denen sie bereits mehrere Handytickets erstanden hatte, ohne je einen Nachweis ihrer Fahrberechtigung erbringen zu müssen.

„Ich bin immer noch nicht kontrolliert worden“, beklagte sie sich. Dabei würde sie liebend gern mal einem HVV-Menschen ihr iPhone-Display mit diesem kryptischen 2D-Barcode vor die Nase halten und einfach mal gucken, wie der guckt.

Ich übrigens auch, aber unbedingt noch vor der Haltestelle Schlump. Unterwegs wurde ich aber immer ruhiger, selbst als der Geltungsbereich der Kurzsteckenfahrkarte bereits überschritten war. Diese Gemütshaltung entsprang mathematischen Überlegungen.

Für Juli und August hatte ich nämlich insgesamt 60 € Abogebühren gespart und war seither stattdessen mit ungefähr acht € für Einzelkarten ausgekommen. Selbst wenn ich also jetzt aufflöge und die Buße von 40 € entrichten müsste, läge ich immer noch mit satten zwölf im Plus.

Wenn man sich so was erst mal klar gemacht hat, wird man ganz ruhig, fast wie Buddha. Ja, inzwischen hoffte ich geradezu auf Kontrolleure. Doch sie kamen nicht. Es war so enttäuschend.

Jetzt bleibt nur die tröstliche Gewissheit, 50 Cent gespart zu haben. Und dass dies nur durch eigene Doofheit geschah, wird schon bald verschluckt werden vom gnädigen Nebel des Vergessens.

14 Kommentare:

  1. Sie haben anstatt 12 Euro zu sparen nur 50 Cent gespart, also quasi 11,50 Euro rausgeworfen? Und darüber freuen Sie sich jetzt?

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  2. Ja, auch ich bin manchmal total gerührt von meiner eigenen Genügsamkeit.

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  3. Handyticket????
    Ich krieg' die Krise ... da kann ich ja nicht, wenn ich mich dann in den Berliner ÖPNV stürze, mit Ticketautomaten kämpfen, Kleingeld aus jeder Tasche kramen oder gar im Zeitungsladen um's Eck noch kurz ein Schwätzchen halten ... ne, ne Herr Matt gehen Sie weg mit so neumodischem Kram!
    Frau-Irgendwas-ist-immer, die fast immer ohne Handy unterwegs ist, vor allem im ÖPNV

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  4. Also, wenn Sie so weitermachen, dann heisst das hier bald "Die Rückseite von Santa Fu" - zuerst erhöhtes Beförderungsentgelt, dann Straftat, ergo Freiheitsentzug mit Knastbloggen - wann isses soweit?

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  5. Über ein Mobiltelefon ein Ticket kaufen, was ist denn das für ein Unfug? So etwas würde ich nie machen, eher würde ich laufen. Aber es ginge ja auch gar nicht, denn erstens besitze ich eine Umweltkarte, zweitens nutze ich dauerhaft solchen Elektronikschrott nicht.

    Was die Kontrolleure betrifft, kann ich es nicht verstehen, wie man sich nach denen sehnen kann. Dergleichen Sehnsucht müßte nach meiner Auffassung ganz eindeutig behandelt werden. Ich bin, obwohl ich das ganze Jahr über ein gültiges Ticket mit mir führe, immer ziemlich angeekelt, wenn ich diese oft widerwärtigen Gestalten auftauchen sehe. Manche von denen benehmen sich höchst seltsam, so daß ich diese Figuren schon einigemal im Lauf der letzten Jahre beschimpft habe. Schließlich sind die Fahrgäste keineswegs die Domestiken dieser Existenzen.

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  6. Aber Anonym (16:44), all das Papier, all die Bäume, die sterben müssen, um ihre Umweltkarte zu drucken, die könnten Sie retten, wenn auch Sie endlich das Handyticket nutzten.
    Ich vermute, das Selbstbild verbietet den Fortschritt.

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  7. Nihilistin16.08.11, 19:39

    ++++Überwachungsprotokoll+++
    16.8.2011 16:24:31 M. scannt sein Mobil-Ticket am Bahnhof St. Pauli
    16.8.2011 16:24:33 C. scannt ihr Mobil-Ticket am Bahnhof St. Pauli
    16.8.2011 17:11:23 M. verlässt den Bahnhof Mundsburg
    16.8.2011 17:11:25 C. verlässt den Bahnhof Mundsburg
    16.8.2011 18:07:24 Verdächtige Telefonate in Geokoordinaten 53° 33´ N und 10° 01´ O. Verdachtsstrafbestand. C. und M. möglicherweise involviert
    16.8.2011 18.15:45 Anforderung Überwachung Telefon- und Mobildaten von C. und M.
    16.8.2011 19:34:37 Richterliche Anordnung der uneingeschränkten Kommunikationsüberwachung C. und M.
    ++++Überwachungsprotokoll Ende+++

    Sie sollten wieder auf Papierschnipsel umsteigen, Herr Matt.
    Ja, ich weiß, die Barcode-Dinger aufm iphone sind was anderes, aber mir gruselt bei solchen Dingen:
    http://www.bvg.de/index.php/de/940553/name/Handyticket.html
    (Vielleicht eine Empfehlung für Frau-Irgendwas-ist-immer?)

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  8. Ich würde ALLES tun, um nicht mehr das leidige Kleingeldproblem zu haben. So.

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  9. Sehnsucht nach dem Kontrolletti? Das scheint mir aber auch eine behandlungswürdige Krankheit zu sein

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  10. Matt: Kann man an den Automaten nicht (mehr) mit Geldkarte bezahlen? Das würde das Kleingeldproblem, das ich mit Ihnen übrigens teile, doch auch lösen.

    Haben Sie mit so einem Handyticket schon mal einen Bus nach 21.00 Uhr bestiegen? Zückt der Fahrer dann routiniert einen Barcode-Scanner?

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  11. Die Information gibt es auch im Klartext; wenn der Fahrer lesen kann, wird alles gut. Ausprobiert habe ich es aber noch nicht.

    Wozu sollte ich noch eine Geldkarte und einen umständlichen Automaten benutzen, wenn ich das Handyticket zu Hause gemütlich übers iPhone kaufen kann?

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  12. @Matt ach du bist nun auch an das HandyTicket geraten? Ich nutze es auch schon seit einigen Monaten und wurde noch nie kontrolliert... Ich habs mir angewöhnt das beim einsteigen zu kaufen. Dank Favoriten sind das dann insgesamt 3 "Klicks" und verdammt schnell erledigt. Auch der Vorteil die Tageskarte um Punkt 0 Uhr zukaufen. Bei den HVV-Automaten geht die Uhr gern mal 3-4 Minuten anders als die nächstgelegenste Bahnhofsuhr. Daher auch der Gedanke das der HVV seine Uhren an die Verspätungen anpasst, deshalb dauert "noch 1 Minute" auch gerne mal 3 während an der Bahnhofsuhr schon knapp 2 vergangen sind. Ich schwenke ab. Willkommen im Jahre 2011! ;)

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  13. Danke – ein Jahr, in dem ich mich sehr wohl fühle, auch dank solcher Features, die den Alltag immer ein bisschen angenehmer gestalten. Nie mehr ohne Smartphone!

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  14. Suche wackeren Furzknecht, der sich für nichts zu schade ist.

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