Weil der Name Baden-Baden bei einem einfach gestrickten Menschen wie mir als dauerhaft insistierender Imperativ ankommt, finde ich mich heute zufällig in genau jenem Hotelpool wieder, in dem vor zwei Jahren Ricky Martin mit seinem Freund Schluss gemacht hat.
Davon sind dort aber keine Spuren mehr zu finden. Ich bin sogar getaucht. Nichts. Dafür tummeln sich immer mal wieder junge Männer mit uns im Pool, die nach Rockstars aussehen.
Die Beatles, Oasis oder Selig würde ich erkennen, aber wer sind denn die bloß? Bei jedem Konzert des New-Pop-Festivals scannen wir alle Männer auf der Bühne. Es scheiden aus: The White Lies, Soha, Noisettes, Lenka, Livingston und sämtliche männlichen Bandmitglieder von Saint Lu (Foto).
Dann kommt heute Abend die Gewissheit beim Konzert im Festspielhaus: Es waren der Bassist und der Gitarrist von Razorlight. Um es noch einmal zu verdeutlichen: Wir schwammen mit Razorlight im gleichen Pool, in dem Ricky Martin vor zwei Jahren mit seinem Freund Schluss gemacht hat, omfg. „Das ist doch irgendwie cool?“, sagt – nein, eher fragt – Ms. Columbo. „Das ist sogar obercool“, bestätige ich.
Unsere Stadtführerin heißt Gunhilt Dame. Selten war Nomen omener. Sie ist eine ca. 70-jährige schmale Lady mit kokettem rotem Blazer über blauen Hosen, mit deren Bügelfalten Ricky Martin final-mortal mit seinem Freund hätte schlussmachen können (und dann hätte man auch noch Spuren davon im Pool gefunden, oh ja).
Dazu trägt Frau Dame einen blauen Schirm leger im Arm und parliert druckreif über 2000 Jahre Stadtgeschichte. Sie ist übrigens der meines Wissens einzige Mensch, der das Verb „unterminieren“ noch buchstäblich und nicht allegorisch gebraucht.
Während unseres Spaziergangs mit Gunhilt Dame klackern überall die Kastanien auf die Dächer, deshalb tragen hier so viele Menschen Hüte und/oder meiden die Alleen.
So, morgen geht’s weiter nach Passau.
Herr Matt, ich bin leicht enttäuscht. Eigentlich hätte man das doch so zusammenfassen können: Herr M. und Ms. C. poolten gemeinsam mit zwei Gittarrenfuzzis von Razorlight.
AntwortenLöschenRockt nicht so.
Wenn Sie hingegen hätten schreiben können: "Ich lag mit John Lennon im Pool in Baden-Baden, vollendete mit ihm gemeinsam einen neuen Song, indem ich ihm einen passenden Reim auf "undermine" lieferte, während um uns herum herabfallende Kastanien von älteren Damen mit Stockschirm aufgelesen wurden" - ja dann wäre das eine ausführliche Darstellung wert gewesen.
Viel Spaß in Passau. Ich musste jetzt erstmal wikifizieren, welche berühmten Persönlichkeiten aus Passau kommen. Ausser dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes kannte ich niemanden.
"Unsere Stadtführerin heißt Gunhilt Dame. Selten war Nomen omener."
AntwortenLöschenSie Schelm ! So lateutsch drauf heute ? ;-)
Ich weiß übrigens und versichere an Eides Statt, daß es in Passau (besser: eher am Rande wohnhaft, aber Passau ist ihr Zentrum) honorige Leute auch in etwa unserer Altersgruppe mit freiem Geist gibt. Menschen wie Du und ich.
Die nur in brauchbaren sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen leben wollten...
schön, hier auch mal von der alten heimat zu lesen.
AntwortenLöschenFrau Nihilistin, vielleicht kommen nicht viele berühmte Leute aus Baden-Baden (immerhin eine Zarengattin!), doch viele berühmte Leute zog es dorthin, nicht nur Hector Berlioz und den unvergleichlichen Fjodor Dostojewski, der sich seine frustrierenden Erlebnissen im Casino sogar mit dem Roman "Der Spieler" von der Seele schrieb.
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