18 August 2009

Das Kurdenproblem



Es ist manchmal nicht einfach, politisch korrekt zu sein.

Da musste bei uns unten an der Ecke wieder mal ein alteingesessener Laden dichtmachen – Gentrifizierung, wir erinnern uns. Der Laden hieß Glöe und bot neben Brötchen, Bier, Salat und bunten Blättern auch Tische und Stühle an, von wo aus man mehr oder weniger gemütlich Fußball gucken konnte.

Deshalb galt Glöe im Kiezvolksmund auch als „Fussballtürke“, was ich aber erst durch die neuerdings an die Fenster gepappten Schilder erfahren habe. Die Pamphlete protestieren engagiert gegen Glöes plötzlichen Abgang; neulich standen sogar kleine Grabkerzen vor der Tür, die hat inzwischen wieder jemand abgeräumt.

Auf den angeklebten Zetteln stehen Sachen wie „Miethai = Abstieg“, „R.I.P.“, „Fussballtürke/You’ll never walk alone“ oder das auch bei Kindermorden gut eingeführte und bewährte „WARUM???“.

Ein anderes Schild konnotiert den kleinen Kiezladen mit der großen Krise: „OPEL: JA! FUSSI-TÜRKE: NEIN! WARUM?“ – und jetzt kommt endlich das anfangs erwähnte Problem mit der politischen Korrektheit ins Spiel. Auf dieses Plakat nämlich hat jemand mit Bleistift dazugeschrieben:

„Nette Soli-Aktion – aber es waren Kurden! ;-)“


8 Kommentare:

  1. Aber schön wenn es probiert wird, korrekt zu sein.

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  2. Ich bin sehr traurig, dass Glöe International geschlossen hat. Brötchen muss man jetzt von der Shell holen und auch die Bierversorgung ist doch arg in Mitleidenschaft gezogen. Ausserdem waren mir die Besitzer ans Herz gewachsen.
    Und vor allem, was kommt da jetzt rein? Kiez-Eisdiele Nummer 12?

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  3. @Anonym 10:10: Nun, eine Eisdiele wäre kaum schlechter als noch ein Handyladen oder der nächste Dönergrill.

    Bei Edeka gibt es übrigens sehr gute Brötchen und – man glaubt es kaum – auch bei Penny an der Reeperbahn, sogar bis 23 Uhr. Empfehlung: Roggenbrötchen mit dunklem Teig.

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  4. Eine Salatbar fände ich gut. Oder gibt es das schon in der Nähe? Aber wahrscheinlich könnte sowas dort auch nicht lange überleben.

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  5. Zur Ernüchterung muß ich leider beitragen das der Chef seit ca 1 Jahr versucht hat den Laden/ Mietvertag für 40000 Euro auf Immonet zu verkaufen. Ob das eine Miethai Aktion usw war glaube ich nicht. Es hat sich einfach nicht mehr gelohnt...

    Das die Flaschenbierversorgung nun schwirig geworden ist finde ich auch sehr bedenklich.

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  6. Salatbar: gute Idee! Hauptsache nicht NOCH ein Pornokino.

    Anonym 13:46: Danke für die Info; das rückt ein bisschen was gerade.

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  7. ... aber warum waren die jungs so schnell verschwunden? es war mitten im monat und dann auch noch von heute auf morgen ohne ein wort des abschieds? ich habe dort immer meine "milsch" gekauft.. nun muss ich ganz rüber zur tanke - schrecklich..

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