16 Juni 2008

Feucht, und am Ende auch fröhlich



Forsch bog ich am Hamburger Berg rechts ein in die Taxigasse der Reeperbahn und sah aus dem Nichts ein Taxi rückwärtsfahrend auf mich zukommen.

Reflexartig stieg ich in die Eisen auf regennasser Straße, legte mich ergo gepflegt hinter den Mercedes, und während ich zappelnd auf dem Rücken lag wie ein betrunkener Maikäfer, wartete ich ergeben darauf, überrollt zu werden.

Doch der nette Mann hatte seinen höflichen Tag und stoppte. Ich rappelte mich auf, alles war noch dran. Er kurbelte das Fenster runter und sagte: „Das war nicht meine Schuld.“

Er schien Türke zu sein. Als wir so dastanden, Schicksalsgenossen im Beinahunglück, wussten wir beide noch nicht, dass sein Team heute Abend ins EM-Viertelfinale einziehen und die Fans erneut hupend und hysterisch den Kiez lahmlegen würden – und zwar zu seinem Schaden, denn wie kann man als Taxifahrer Umsatz machen, wenn man definitiv die ganze Nacht nicht mehr rauskommt aus der Taxigasse, weil zehntausende Fans den Verkehr kollabieren lassen?

Ähm, wo war ich? Ach ja: bei der Schuldfrage. Nein, nein, natürlich treffe ihn keine Schuld, beschwichtigte ich ihn, setzte mich zitternd aufs Rad und fuhr vorsichtig zum Flohmarkt in der Museumsstraße, wo ich stapelweise Vinyl und CDs (Foto) für empörend wenig Geld erstehen konnte, darunter mehrere klasse erhaltene Zappascheiben aus den 60ern für keine drei Euro das Stück.

Nach dem Präludium – dem fast folgenlosen Kontakt mit der feuchten Straße – folgte als Finale also nun der feuchte Traum eines jeden Plattensammlers. So konnte ich ein insgesamt äußerst positives Fazit dieses Sonntags ziehen.

Nur die neue Hose musste gleich am ersten Tag in die Wäsche.

5 Kommentare:

  1. endlich, the return of the rad.

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  2. Das Rad-Pack? Rad Race? Radort?

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  3. Regen in Hamburg?
    Ich fasse es nicht.
    Könnt ihr behalten.

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  4. Auf die "Hotline" von der J. Geils Band bin ich ja schon ein bißchen neidisch, muss ich zugeben ...
    Aber - pah !! ;-) - so gut wie die "Live/Full House" von 1972 ist sie dann bestimmt auch wieder nicht - mit dem schönen "Serves You Right to Suffer" und Peter Wolfs Ansage "Mr. Magic Dick on the lickin' stick ... !!" - klingt unanständig, war auch unanständig gemeint, beschrieb aber im konkreten Fall nur die Mundharmonika ... :-)
    Und eine "treibendere" Number als "Homework" ist auch den an dynamischen Rocktiteln nicht gerade armen frühen 1970ern kaum zu finden ... Heute sagt man ja spitzmündig: "Sehr tanzbar"; ich würde sagen: das ist "Unterleibsmusik" vom Feinsten ... :-)

    Schöne Grüße

    Matthias

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  5. … ja, das Rad ist zurück, und ich habe glatt vergessen, es zu verschlagworten – kein Rad-Tag …

    oldman, das war bestimmt nur die Stadtreinigung. Regen kennen wir hier nur vom Hörensagen. Oder aus den Berichten über die EM.

    Matthias, ich bin natürlich noch nicht dazu gekommen, die LPs alle durchzuhören. Aber ich verspreche mir viel von der „Hotline“. Allein schon das Freakcover: hinreißend!

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