05 Juni 2008

Das folgenreiche Kurzarmhemd

Heute Abend treffe ich mich mit dem Stilterroristen GP im Hamburg City Beach Club. Ich weiß, er hasst Kurzarmhemden, deshalb suche ich den Kleiderschrank danach ab und werde schließlich hinten links fündig.

In ganzer karierter Kurzarmhemdpracht tauche ich im Beach Club auf. Ein voller Erfolg. Mein Anblick führt bei GP zu einem ästhetisch induzierten Schock, den er mit gespielter Agilität und einem mühsam inszenierten Grinsen zu übertünchen versucht. Erst die eilends beschaffte Currywurst, in die er temporär starren kann, löst seine Verkrampfung halbwegs.

Dann tritt der Schlagerveräppeler Alexander Marcus auf. In einer rosa Hose singt er „Papaya“ – eine Performance, die GP mit nicht abreißendem Carlsbergnachschub vergleichsweise souverän zu überstehen weiß.

Um meinen Anblick halsabwärts zu meiden, stiert er mir blinzellos in die Augen wie ein Replikant und versucht das Gespräch auf seinen geplanten Fitnessclubeintritt zu lenken. Ich soll ihn werben dürfen.

Seine ersten laienhaften Fragen beschäftigen sich aber nicht mit den angebotenen Kursen, der Sauberkeit der Sauna oder den Knackärschen der geilen Trainerinnen, nein: Er will wissen, was man anziehen muss beim Trainieren.

Kurzarmhemden, sage ich. Man darf nur in Kurzarmhemden trainieren. Er erstarrt und springt in die Elbe.

Zumindest in einer idealen Welt wäre das so abgelaufen, doch ich erzähle ihm irgendetwas von Indoorsneakers, Shorts und T-Shirts, und dann holt er auch schon das nächste Carlsberg, während Alexander Marcus bei „Ciao ciao bella“ angekommen ist.

Ja, das Leben kann so schön sein an einem Sommerabend am Elbstrand in der besten aller Städte und im Kurzarmhemd.



16 Kommentare:

  1. aha - endlich mal ein persönliches Foto. (nimmt einem die gedanken an nen lockigen typen. GRINS)

    außerdem hervorragende idee jemanden mit kleidung zu verärgern. hihihi

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  2. War Globi auch dabei? Ich bin ein bisschen neidisch.

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  3. Neidisch macht mich vor allen Dingen die Ausleuchtung
    des Hintergrundes, während ich hier in einem Regenloch
    vor mich hin tropfe.
    Obwohl in einem Loch ja eigentlich nichts ist.
    Schwaben haben sogar in solchen Löchern noch ausreichend
    Regen für Überschwemmungen exorbitanten Ausmaßes.

    Und was bitte, ist das für ein Faden, der aus dem gezeigten
    Kurzärmel hangt? Carlsbergmuckies?

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  4. Irgendwie haben wir beide das Konzert schon ganz unterschiedlich erlebt ;-)

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  5. exakt so ein hemd hat mir mal meine mutter geschenkt. ich hatte aber keinen schrank, in dem es so weit nach links hinten ging, als das ich das ding hätte behalten können...

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  6. Ad, und deswegen haben Sie es damals mir geschenkt, oder?

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  7. Oldman, wie, Sie haben nicht seit fünf Wochen Dauersommer wie wir hier im Norden? Ich verstehe Sie nicht. Warum tun Sie sich das an mit diesem Regen oder wie das heißt?

    dein_koenig, das Kleiderthema ist zwischen GP und mir ein steter Quell der Freude, für beide Seiten.

    GP, offensichtlich hat Ad MIR das Hemd geschenkt. An einen aktiven Kaufakt meinerseits kann ich mich jedenfalls nicht entsinnen.

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  8. Die letzte Minuteirgendwas ist ja richtig gelungen in dem Video, wenngleich nun ein dummer neuer Gedanke an mir klebt (unten Schweinchen, oben Schweinchen). Allerdings sollte ich vielleicht freiwillig gestehen, dass ich die ersten drei Minutenirgendwas gar nicht hingesehen habe.

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  9. Wunderschön zu lesen. Ab sofort werde ich jedes Sommerloch bis aufs Blut verteidigen.

    Grüße aus dem ständig gewittrigen Nordbaden,
    J.

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  10. Frau Schick, bitte werden Sie konkret. Immerhin gibt es zwei Videos zu sehen.

    In Nordbaden gewittert’s? Ist ja interessant … ;-)

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  11. Herr Matt,
    was macht Sie so sicher, daß dieser Alexander M. ein "Schlagerveräppeler" ist ?
    Der wirkt auf mich so unerträglich daneben, daß er sehr echt erscheint.
    Das hat schon Krankheitswert.
    Und überhaupt: Was tun Sie sich eigentlich so alles an im Dienste des Kulturjournalismus ? Und auch anderen, die Sie begleiten ?

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  12. das war konkret. Bei Papaya trägt er erst unten rosa, dann oben rosa.

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  13. Olaf, in der Tat hält Marcus das bewusst in der Schwebe, für mich besteht aber kein Zweifel – schon sein aus diversen Schlagerstars destilliertes debiles Grinsen liefert mir den Beweis.

    Danke für die Aufklärung, Frau Schick.

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  14. Herr Matt,
    dieses Destillat aus debilem Grinsen ist pure Konzentration. Geradezu klebrig. Der Lockstoff für früh chronisch krank gewordene übergewichtige fünfundvierzigjährige schwitzende Frauen in Mode aus dem Quellekatalog.
    Wahrscheinlich werden sie ihm bald nachreisen, wenn sie es nicht schon tun.
    Tritt dieser Lenortenor eigentlich auch öffentlich auf oder traut er sich nur im Urwaldfluß bis zum Hals vor die Kamera ?
    Eigenartig - ich muß mal forschen, wo der herkommt und was mit ihm los ist.
    Singt der das wirklich selber ?

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  15. Klar tut er das. Und nachreisen tut ihm die Jeunesse doree zwischen 18 und 28. So zumindest mein Eindruck.

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  16. Den gibt es also wirklich in echt ??
    Ich habe den bisher gar nicht richtig mitbekommen, es ist aber auch nicht so ganz meine Welt.
    Kann er es nicht so machen wie Rex G. mit seinem Badezimmerfenster in der vierten Etage ? So ganz verzweifelt öffnen und mal genau aus der Nähe nachsehen, was da unten ist?

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