26 Juni 2008

Im Gefahrenraum



Am Rand der Budapester Straße, in Höhe des Stadions, ruht ein rammdösiger Betonklotz, dessen Funktion sich dem Laien nicht gleich erschließen will. Doch nicht der unbekannte Zweck des grauen Kastens beunruhigt den Durchschnittssanktpaulianer, sondern sein Warnaufkleber.

„Vorsicht!“, mahnt der Zettel nämlich, „nichtüberwachter Gefahrenraum!“

Schlagartig wird dem Durchschnittssanktpaulianer klar, dass er sich hier wirklich und wahrhaftig außerhalb des Blickwinkels einer Überwachungskamera befinden könnte. Eine grauenhafte Vorstellung.

Denn in der kamerafreien Zone kann alles passieren, dort ist jeder vogelfrei und zugleich zur Jagd freigegeben. Eine kamerafreie Zone fordert dich gleichsam explizit auf zu Raub, Mord und Schnorrerei, und keiner bekäme es mit.

Schlotternd flieht der Durchschnittssanktpaulianer daher diesen Kasten und huscht zurück auf die andere Straßenseite – zurück zur Geborgenheit der Reeperbahn.

In den überwachten Nichtgefahrenraum.

10 Kommentare:

  1. Ohne den Betonklotz wäre das Schild doch längst geklaut worden.

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  2. Wie großartig. Wieso finden Sie immer so tolle Dinge? Warum übersehe ich sowas immer?

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  3. Doch, man muß schon an die Sicherheit denken. Diese Welt ist gefährlich, Räuber, Mörder, Terroristen allerorten. Zugleich gibt es allerdings mehr Verkehrsunfalltote im Jahr, als es bislang "Terroropfer" gibt. Und auch die Jungs vom Hartmannbund haben eine bessere Erfolgsstatistik als die Angehörigen einschlägiger Sprengstoffexplosionen herbeiführenden Organisationen, welcher Couleur auch immer.

    Und für den Fall, daß der Mensch es eilig hat, irgendwo in einem Zug ein herrenloser Koffer herumsteht und der Zug darum nicht weiterfahren, sondern geräumt werden soll, empfiehlt Erwin Pelzig dem eiligen Reisenden, dem Zugbegleiter einfach zu sagen: "Das ist mein Koffer."
    (Warum lachen dann die Leute bloß immer, wenn er diesen Gag bringt ?)
    Die homepage zur gefühlten Sicherheit (das wäre auch ein prima Kneipenname) werde ich mir einmal ansehen.

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  4. Da hab ich mich doch glatt verlesen: "Denn in der kamerafreien Zone kann alles passieren, dort ist jeder" vögelfrei... ;)

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  5. Eugene, das ist selbstverständlich eingeschlossen.

    GP, Sie schauen halt immer hoch, um die Kameras zu identifizieren, deshalb.

    Opa, der Betonklotz selbst wird es nicht mehr lange machen. Ich meine: Wo ist das Risiko, wenn dort nicht mal anständig überwacht wird? Das ist eine offene Einladung für die berüchtigte Betonklotzklauergang.

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  6. So'n Betonklotz könnt ich gut gebrauchen...

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  7. Na los, klemmen Sie ihn sich unter den Nagel! Das Schild gibt's gratis dazu.

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  8. Haben Sie zufällig mal die Adresse unten auf dem Aufkleber in den Browser eingetippt? Ich möchte darauf wetten, dass diejenigen, die den Aufkleber dort hingebappt haben, eigentlich darauf abzielten, die Internetseite mit ihren Anliegen (und ihrer Groß-Kleinschreibschwäche) zu bewerben.

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  9. Diese Absicht war mir bewusst. Aber hey: Das ist Kapitalismus! Und das weiß auch die Antifa.

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