03 August 2006

Eeeeebola!

Die Hamburger Hochbahn ließ im Mai einen „Haar Styling Zug“ übers Schienennetz tuckern, original mit Deppenleerzeichen. Leider habe ich die nur viertägige Aktion verpasst, sonst hätte ich meine drei Haare mal dem sogenannten Szenefriseur und Modelabelchef Michael Jung und seinem hochmotivierten Team hingehalten. Ich bin nämlich schon lange unzufrieden sowohl mit der Üppigkeit meines Haupthaars als auch mit der zunehmend verblassenden Kolorierung des verbliebenen Restes.

Vor allem aber hätte mich interessiert, wie das Team Jung die üblichen Zottelbärte auf den hintersten U-Bahnsitzen angegangen wäre, bei denen milieubedingte Spezifika eine Stilberatung erschweren. Zum Beispiel bei jenen Gesellen, die dazu neigen, in ihrer eigenen Kotze einzuschlafen. Oder die, welche statt Haaren eine festgebackene Filzmasse hutartig herumtragen, der sich selbst die hartgesottenen Mikrobiologen vom Tropeninstitut wohl nur mit Handschuhen und Mundschutz zu nähern wagten.

Andererseits hätten ja gerade Herrschaften mit Naturfilzhut das segensreiche Wirken des Teams Jung und der kooperierenden Körperpflegemarke besonders nötig gehabt. Aber egal: Ich hab die sicher sehr unterhaltsame Aktion eh komplett verpasst.

Apropos Tropeninstitut: Es ist weltberühmt und befindet sich nur wenige Fußminuten von hier in der Bernhard-Nocht-Straße. Gar nicht so selten fällt mir schaudernd ein, welch possierliche Kleinstlebewesen dort liebevoll in Kost und Logis gehalten werden. Zum Beispiel das Ebolavirus: keine hundert Meter Luftlinie von hier. Marburgvirus, Gelbfieber, HIV – die Tropeninstitutler sagen allmorgendlich herzhaft hallo zu diesen Schlawinern, natürlich im Schutzanzug.

Ms. Columbo und ich haben uns übrigens mal eine Zeitlang mit dem kleinen makabren Scherz vergnügt, den Werbespot eines schweizer Hustenbonbonherstellers virologisch anzuverwandeln – und statt des typischen „Riiiiicola!“ ein genau ins Versmaß passendes „Eeeeebola!“ zu jubilieren. Inzwischen gucken wir aber keine Fernsehwerbung mehr.

Von hinten übrigens sieht der Gebäudekomplex, in dem sich auch das Tropeninstitut befindet, streckenweise so aus wie auf dem heutigen Foto. Da sollte unbedingt auch mal ein Hair Styling Team drübergehen.

Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Kleinstlebewesen
1. „Language is a virus" von Laurie Anderson
2. „Die Wahrheit ist ein Virus" von Rainer von Vielen
3. und alles von Biohazard

3 Kommentare:

  1. Ich empfehle dir bedenklos "Luxus (hoch) 7" in der Paul-Roosen-Straße 7.

    War vor meinem Umzug nach St Pauli auch immer unzufrieden mit meinen Figaros und hab dann hier im Stadtteil einfach einen neuen ausgeguckt und das war damals Luxus gegenüber vom alten Spar (Minimal isses jetzt oder?). Bisher musste ich mich nicht wieder auf die Suche begeben.

    Hat aber auch diese "wir sind jung wir sind stylo Aufmachung" also normal muss man ein Freund von Minimal - DeepHouse Musik sein, die da bisher immer lief.

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  2. wie recht sie haben - "urban discipline" ist ganz klar ein machwerk über kleinstlebewesen. über das pack namens "menschen" nämlich...

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  3. Öhm, das mit den drei Haaren war ernst gemeint. Ich habe also zwangsläufig dem ganzen Berufsstand der Figaros adieu gesagt und vertraue den Rest ganz meinem Braun-Akkuschneider an.

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