Ms. Columbo vertrat spontan die Auffassung, es handele sich um eine Falte im T-Shirt. Ich hatte ihr den Mopo-Artikel (Foto) hingehalten und sie gefragt, ob sie auch sähe, was ich sähe, nämlich den Namenszug „BUSH“ mit einem Hakenkreuz als S auf dem T-Shirt des Hamburger Regisseurs Fatih Akin.
Aber es ist keine Falte. Es ist wirklich ein Hakenkreuz.
Neulich vertrat jemand mir gegenüber die Einschätzung, es sei erbärmlich billig, Leute wie den Papst oder Bush zu kritisieren, weil sie ein allzu leichtes Opfer abgäben; es erfordere einfach keinen Mut. Andererseits: Wenn sich jemand allein dadurch, dass er füchterlich schlechte Politik macht, gegen jede Kritik immunisieren könnte, wüchse der Anreiz für ihn, falsche Entscheidungen zu treffen, ins Unendliche. Also muss man draufhauen auf jene, die des Draufhauens würdig sind.
Auch auf Bush natürlich. Aber nicht so, Fatih. Einerseits ist das Verwenden verfassungsfeindlicher Symbole verboten, und das Hakenkreuz gehört dazu. Selbst Antifaschisten, die mit einem durchgestrichenen Hakenkreuz gegen Nazis demonstrieren wollen, werden zurzeit rechtskräftig bestraft – dem Gesetz ist es eben pimpe, welches Motiv dahinter steckt. Zeigen ist strafbar, und Punkt.
Fatih Akin muss also mit einem Verfahren rechnen. Das ist die juristische Seite. Doch auch die politische Seite spricht gegen ihn. Klar ist Bush ein gefährlicher Fundamentalist, und wir wissen, wie bedrohlich und gnadenlos Regimes handeln können, deren Handlungsoptionen religiös motiviert sind. Aber eins ist sicher: Bush ist nicht Hitler, und die USA im Jahr 2006 sind nicht vergleichbar mit dem Dritten Reich.
Wer ein T-Shirt trägt, auf dem das S in „BUSH“ als Hakenkreuz dargestellt wird, verharmlost Hitler – denn diese Symbolik sagt auch, dass jener nicht schlimmer war als Bush. War der Holocaust also wirklich so was wie Guantanamo Bay? Ist der Irakkrieg vergleichbar mit dem Überfall auf die Sowjetunion? War die reine Willkür der Nazijustiz unter Freisler wirklich dem Obersten US-Gerichtshof ähnlich?
Wenn ja – und all das ist latent mitgemeint, wenn man BUSH mit Hakenkreuz-S schreibt –, dann waren die zwölf Jahre des 1000-jährigen Reiches nicht so furchtbar, wie uns die Geschichtsbücher weismachen wollen.
Natürlich hat Akin das alles ganz anders gemeint. Nützt aber nichts.
Lieber Matt,
AntwortenLöschendas Hakenkreuz steht für mich nicht für Hitler, sondern für Faschismus generell. Gerade in heutiger Zeit ist der Faschismus eben nicht nur ein antisemitischer, sondern ein oft ziemlich weißer, ein ungemein rassistischer, leider auch ein fies versteckter!
Daher finde ich es nicht sinnvoll, immer gleich die Hitlernummer rauszuholen. Es ist deine Interpretation, dass Fatih Akin Hitler verharmlosen könnte, nicht eine generelle Interpretation.
Guantanamo kann man nicht mit Auschwitz vergleichen, denn es liegen inzwischen mehr als 60 Jahre zwischen der Befreiung von Auschwitz und heute. Geht man aber nach heutigen Maßstäben, so kann man Guantanamo (aus meiner Sicht) als faschistischen Akt dieser heutigen Zeit darstellen.
Allerdings war Hitler nicht Deutschland und Bush ist nicht die USA. Auf dem Bush-Shirt von Fatih Akin steht eben auch nur Bush und nicht die USA, also ist der amerikanische Gerichtshof auch nicht mit dem faschistischen Volksgerichtshof verglichen worden.
Nix für ungut, aber aus Wut Bush in die faschistische Ecke zu stecken, ist für mich nachvollziehbar, aber natürlich nicht sinnvoll. Ein T-Shirt ist eben plakativ und einfach, deshalb kann man es nur als den Ausdruck eines Gefühls interpretieren, glaube ich. Und Gefühle stehen einem Fatih Akin zu.
Gruß aus Berlin - Jens
Lieber Jens, danke für deinen bedenkenswerten Kommentar.
AntwortenLöschenDas Hakenkreuz ist zwar ein verbreitetes, aber kein allgemeines Symbol für Faschismus. Es gibt viele andere; der Ku-Klux-Klan in den USA oder die englische Nationale Front zum Beispiel verwenden das Kelten- oder Odinkreuz.
Daher denke ich schon, dass Akin den deutschen Faschismus im Sinn hatte, für den Hitler nun mal steht. Außerdem personifizierte Akin seinen Vorwurf, indem er Bush nannte; also liegt ein Vergleich mit einer anderen Person nicht so fern.
Unabhängig von seinen Gefühlen, die ihm selbstverständlich zustehen und die jeder Antifaschist oder Demokrat nachvollziehen kann, macht Akin sich aber nach derzeitiger Rechtslage strafbar, wenn er sie auf diese Weise ausdrückt. Das muss er wissen.
... auf dieser Website gibt es übrigens eine interessante Aufstelltung faschistischer und rassistischer Symbole: http://www.adl.org/hate_symbols/racist_odin_rune.asp
AntwortenLöschenÜber das Bild bin ich auch gesolpert (Mopo-Hassliebe). Das Hakenkreuz steht definitiv für eine ganz bestimmte Art von Faschsimus - und mit dieser Art hat George Wanker Bush nichts zu tun. Mit einer anderen schon, aber da macht sich Herr Akin das ein bisschen zu einfach.
AntwortenLöschen"Wer ein T-Shirt trägt, auf dem das S in „BUSH“ als Hakenkreuz dargestellt wird, verharmlost Hitler – denn diese Symbolik sagt auch, dass jener nicht schlimmer war als Bush. War der Holocaust also wirklich so was wie Guantanamo Bay? Ist der Irakkrieg vergleichbar mit dem Überfall auf die Sowjetunion? War die reine Willkür der Nazijustiz unter Freisler wirklich dem Obersten US-Gerichtshof ähnlich?"
AntwortenLöschenWer gegen Hackenkreuze ist,gibt den Nazis etwas.
Ich bin nicht der meinung,das wir uns von Hitler vorschreiben lassen sollten welche symbole wir benutzen(Damit macht man das Hackenkreuz zu einem andenken an Hitler.Sowie die Gedenkstätte am Brandenburger Tor ein andenken an die Opfer ist.)
Und Hitler und Bush kann man durchaus vergleichen,ohne Hitler damit zu verharmlosen.
„Hackenkreuz“???
AntwortenLöschenNein, das Hakenkreuz ist in Deutschland diskreditiert für sehr, sehr lange Zeit. Klar war das mal ein germanisches Sonnensymbol, aber 12 Jahre haben gereicht, es mit einer ganz anderen Bedeutung aufzuladen.
Natürlich kann man Hitler und Bush vergleichen, wie man jeden Politiker mit einem anderen vergleichen kann. Aber zu welchem Ergebnis kommst du dabei? Doch wohl kaum zu signifikanten Ähnlichkeiten zwischen einem unumschränkten, fanatischen Herrscher und einem, der bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten darf, weil es die US-Gesetze verbieten.
Dieses provokativ-sinnlose Zusammenwerfen und Neumischen von Symbolen, Zeitaltern und Personen macht mir schon länger Sorgen. Es verfälscht tatsächlich die Realitäten und damit das Verständnis und die historischen Zusammenhänge und Fakten.
AntwortenLöschenIch hoffe, Herr Akin sieht sich in seinem drohenden Verfahren nicht noch als Opfer faschistischer Willkür. Das fehlte noch.
The only Bush I trust in is my own.
AntwortenLöschen… zumal man den nach Belieben rasieren kann, nicht wahr …?
AntwortenLöschenauch wenn ich mit der meinung jetzt bißchen blöd weil allein dasteh: ich find das garnicht so schlimm. die geschichte an sich mag ja richtig sein und das hakenkreuz ist ganz sicher ein symbol für den deutschen nationalsozialismus. das er mit dem tshirt in vollem bewusstsein der tatsache stark polarisiert ist ziemlich sicher auch wahr, aber das jemand ein verbrechen begeht indem er ein an sich ja schon verfremdetes symbol trägt halte ich für übertrieben. genauso übertrieben wie die klagen gegen irgendwelche antifas ...
AntwortenLöschenAndere Zeiten, andere Hitler - Adolf 2.0 sozusagen. Passt schon.
AntwortenLöschenWarst du der empörte Hamburger, der den Herrn Akin angezeigt hat? Oder wer hatte da sonst nix zu tun?
Eine beleidigende Frage, lieber Kiezbruder.
AntwortenLöschenstard, natürlich kann man über den Sinn dieses Gesetzes diskutieren, vor allem, wenn es auch gegen die Falschen angewendet wird und werden muss.
AntwortenLöschenAber darum geht es in meinem Eintrag weniger. Sondern um den unhaltbaren Vergleich, der – ohne es zu wollen – den echten, wahren, richtigen Faschismus verharmlost. Die USA sind eine Demokratie, verdammt noch mal! – und kein totalitäres System, in dem die Willkür herrscht. Das muss man doch unterscheiden können, sogar auf einem T-Shirt.
Normalerweise ist mir meine Zeit ja zu schade zum Verfassen von Genau-finde-ich-auch-Kommentaren, aber angesichts der schwachsinnigen Kommentare hier muss es dann heute doch mal passieren: Matthias, Du hast ja so was von recht! Und bei Fatih Akin frage ich mich, wie ein anscheinend intelligenzfreier Mensch es geschafft hat, immerhin zwei bis drei gar nicht mal so ueble Filme zu drehen. Schoene Gruesse aus Austin, Texas (wo ich uebrigens nur Leute treffen, die Bush genauso hassen, wie Du, ich und meinetwegen Fatih Akin)!
AntwortenLöschenJa, Fatih Akin hat mit dieser Aktion sicherlich kein Zeugnis einer überragenden Intelligenz oder Reflexionsfähigkeit abgeliefert.
AntwortenLöschenSchade übrigens, dass die Amerikaner nicht mehr in der Lage sein werden, Bush abzuwählen. Die Chance haben sie vertan.
"dem Gesetz ist es eben pimpe, welches Motiv dahinter steckt. Zeigen ist strafbar, und Punkt."
AntwortenLöschenMal ab vom Inhalt würde mich mal interessieren ob es rechlich einen Unterschied macht dieses T-Shit zu tragen und dieses Bild des T-Shirt auf einer Internetseite zu publizieren.
Auch hier würde eigentlich gelten, dass das Motiv egal ist. Riskiert man in Zukunft also ebenso einen Prozess, wenn man solch ein Bild im Zuge eines Berichtes veröffentlicht?
Habe ich mich übrigens auch schon gefragt. Aber die Rechtslage scheint klar: Man darf verfassungsfeindliche Symbole abbilden, wenn dies „der Aufklärung, der Kunst, der Wissenschaft oder der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens“ dient, sagt §86a des Strafgesetzbuches. Und letzten Punkt nehme ich hiermit für mich in Anspruch.
AntwortenLöschenDas gute, alte "Hackenkreuz" mal wieder, jaja. ;-)
AntwortenLöschenInhaltlich stimme ich Ihnen natürlich zu, wobei ich die Benutzung des Wortes "Faschismus" für den Nationalsozialismus auch nicht unbedingt für geglückt halte. Schon ethmyologisch handelt es sich ja bei dem Faschismus (vgl. lat. fasces) um eine italienisch/römische Wortschöpfung.
Ich halte wenig davon, den italienischen Faschismus und den deutschen Nationalsozialismus gleich zu behandeln. Dafür waren die Unterschiede doch zu groß. Auch wenn gewisse Elemente sich glichen: Das Führerprinzip und der Antisemitismus.
Ich verstehe auch nicht, wann und aus welchem Grund das Wort Faschismus zum Synomym wurde.
Wo wir schon mal spitzfindig sein wollen, verehrter GP: Auch die Wörter „national“ und „sozial“ sind lateinischen Ursprungs …
AntwortenLöschenAnsonsten haben sie natürlich Recht; die Unterschiede zwischen Italien und Deutschland waren beträchtlich. Die Schnittmenge reichte allerdings, um beide unter das Rubrum „Faschismus“ zu fassen, welches wiederum eine Untermenge von „Totalitarismus“ darstellt.
In all diesen System aber hieß es: Hacken zusammen und zu Kreuz kriechen (wenn Sie mir dieses saublöde Wortspiel gestatten).
Es stimmt natürlich. Ich wollte damit nur darauf hinweisen, daß es einen konkreten italienischen (bzw. römischen) Hintergrund für die Namensgebung der Faschisten gab, während die Nationalsozialisten aus allgemein gebräuchlichen Wörtern abstammen. Die die fasces bezeichneten ja genau dieses Rutenbündel - ach, das wissen Sie ja eh.
AntwortenLöschenJedenfalls halte ich es nicht für sinnvoll, beide Systeme unter den Begriff des einen zusammen zu fassen, zumal es ja eben auch den korrekten Terminus des Nationalsozialismus gibt. Denn in letzter Konsequenz bedeutete das ja, daß Sie den italienischen Faschismus mit der NS-Diktatur gleichsetzten, was ja, und hier schließt sich der Kreis zu Ihrem Artikel, eine Verharmlosung des Nationalsozialismus' darstellte.
Das Wortspiel übrigens verzeihe ich Ihnen nicht nur, ich habe mich königlich darüber beömmelt.
Eine Beleidigung lag mir fern ...
AntwortenLöschen"Die USA sind eine Demokratie, verdammt noch mal!"
So steht es geschrieben, das stimmt. Und Deutschland soll auch eine sein (hab' ich mal gehört). Trotzdem machen die Medien bisweilen mehr Politik als die Bürger. Hüben und drüben. Es mag also alles Demokratie sein, aber im Sinne des Erfinders läuft die schon längst nicht mehr.
ich glaube ich habe den text schon verstanden, da ist auch ohne frage etwas dran. aber der herr akin wollte sicher nichts verharmlosen sondern hat in (vielleicht) etwas übertriebener form versucht auf mißstände hinzuweisen die nunmal existieren. sagt er ja auch im interview (folter, völkerrecht, ...). wenn meine mutter damals behauptet hat es sähe in meinem zimmer aus ~sodom und gomorra~ wollte sie damit ja auch nicht gottes rache verharmlosen ...
AntwortenLöschenund von wegen klagen/verklagen: es gibt schlimmeres/dramatischeres/wichtigeres als ein symbol auf einen tshirt. auch wenn es das tshirt von herrn akin ist. klagen ist immer doof und in diesem falle besonders weil es den eigentlichen sinn des gesetzes ja nicht rechnung trägt.
dem sinn. dem war noch nie mein freund ...
AntwortenLöschenAuch ich würde niemals jemand anzeigen, mit dem ich mich grundsätzlich auf einer politischen Linie befinde.
AntwortenLöschenAllerdings käme mir auch nie in den Sinn zu sagen, „klagen ist immer doof“. Sicherlich würden doch auch Sie schwere Verbrechen (Kindesmissbrauch, Mord etc.) zur Anzeige bringen, oder nicht? Na, sehen Sie.
gute beispiele ;) stimmt aber, klagen ist nicht immer doof. aber meistens ... und eben speziell wenn es um meinungen geht, egal ob mit meiner konform oder nicht.
AntwortenLöschenMeinungen sind zum Glück nicht verklagbar – Stichwort: Meinungsfreiheit.
AntwortenLöschenAkin ist aber auch nicht wegen seiner MEINUNG angezeigt worden, sondern wegen der Verwendung eines verfassungsfeindlichen und somit verbotenen Symbols.
das äussern einer verfassungsfeindlichen meinung ist sehr wohl strafbar. genauso beleidigungen auch wenn sie persönliche meinungen widerspiegeln. so einfach ist es dann doch nicht ...
AntwortenLöschenaber lassen wir das, ich weiss ja was sie meinen. und glaube sie wissen auch was ich meine :)
Die Äußerung: „Ich bin der Meinung, die Verfassung gehört abgeschafft“ – was ja offenbar verfassungsfeindlich ist –, ist mit Sicherheit nicht strafbar. Eben weil es sich um eine bloße Meinungsäußerung handelt.
AntwortenLöschenAber lassen wir das - wir wissen beide, was wir meinen. ;-)
Weiß jemand wo man dieses Shirt bekommen kann? Oder hat Akin es selber bedrucken lassen?
AntwortenLöschenVersuchen Sie es doch mal bei Spreadshirt mit einer Eigenproduktion …
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