Der österreichische Fall der entführten 10-jährigen Natascha Kampusch, die acht Jahre in einem schalldichten Kellerverlies zubrachte, hat auf unheimliche Weise ein literarisches Vorbild.
John Fowles’ meisterlicher Psychothriller „Der Sammler“ von 1963 (Originaltitel: „The Collector“) weist verblüffende Parallelen zu diesem beispiellosen Verbrechen auf. Auch im Roman bereitet der Täter akribisch die Entführung vor, baut seinen Keller zum schalldichten Gefängnis um und geht schließlich mit einem Lieferwagen auf die Pirsch, um eine junge Frau einzufangen wie einen seltenen Schmetterling.
Das Buch wurde 1965 von William Wyler verfilmt, mit Terence Stamp und Samantha Eggar in den Hauptrollen. Im deutschen Kino startete der Film unter dem Titel „Der Fänger“ Anfang 1966, er wurde auf VHS und DVD vertrieben und ist bis heute regelmäßig im Fernsehen zu sehen.
Könnte der Psychopath Wolfgang P. etwa Fowles’ Roman oder den Film als eine Art Handlungsanleitung für seine kranke Fantasie benutzt haben?
Man kann natürlich nicht aufhören, Literatur zu schreiben oder Kunst zu schaffen, nur weil sich davon jemand zu einem Verbrechen inspiriert fühlen könnte – aber es ist dennoch eine beklemmende Vorstellung, dass vielleicht ein Roman wie „The Collector“ die Blaupause geliefert haben könnte für die acht Jahre währende Tortur eines kleinen Mädchens, das seine Kindheit in einem schalldichten Keller verbringen musste, das alle Qual alleine und haltlos zu ertragen hatte, das seine erste Monatsblutung dort beistandslos erlebte und erlitt, das pubertierte und heranwuchs und immer nur einen einzigen Menschen sah und sprach: seinen Peiniger.
Ich würde mir gern einmal die Bibliothek und die Filmsammlung von Wolfgang P. ansehen.
Ich möchte sie nicht sehen, die Bücher und Filme des kranken Wolfgang. Ich bin sicher, daß man dort fündig geworden ist.
AntwortenLöschenAber ich bin genau so sicher, daß die Sammlungen von Hunderten ähnlich kranker Typen ein solches Verbrechen verhindert haben.
Gleichwohl macht der Besitz von Waffen oder Videospielen mit gewalttätigem Inhalt einen großen Unterschied aus.
Oh Shit ....
AntwortenLöschenDann habe ich ls frischgebackener Literat ein Problem. Mein "Übernächtliches" beschreibt reichlich oft das konsequente Ende unserer geheimen Gedanken.
Da bin ich mal gespannt, wann die ersten Untaten aufgrund der Lektüre meines Taschenbuches geschehen.
Sollte mir das zu denken geben? Ok, Teil 2 ist schon in der Mache und ich werde wohl den Warnhinweis auf das Cover drucken lassen müssen :)))
Zum Trost kann ich sagen: Der Roman geht schlimmer aus als der Fall in Österreich; er endet nämlich tödlich. Und der Täter hat schon die nächste im Visier.
AntwortenLöschenwieso wird das verbrechen "beispiellos" genannt, wenn im selben post eines der vorhandenen (literarischen) beispiele genannt wird?
AntwortenLöschenund warum soll der roman irgend jemandem geholfen haben? jemanden zu kidnappen und in einem kellerverlies einzusperren ist mal wirklich ein allerweltsgedanke, da braucht man doch kein buch dazu...
Nun, was du anonym als Allerweltsgedanken bezeichnet, hat es in diesem Ausmaß noch nie gegeben in der Verbrechensgeschichte - nur literarisch. Ich finde das ergo beispiellos.
AntwortenLöschenTatsächlich ist die Wissenschaft gespalten. Hättest Du mit Deiner These Recht, bekämen Verfechter der Katharsistheorie arge Argumentationsprobleme.
AntwortenLöschenDANKE MATT!
AntwortenLöschenWofür?
AntwortenLöschen@MATT
AntwortenLöschenFür das Verraten des Endes. Jetzt macht es natürlich richtig Spass das Buch zu lesen.
Die Eeiserne Purpurne Plastikfolie
Ach, das ist kein Roman, bei dem es auf die Pointe ankommt, sondern auf das Psychodrama – erzählt übrigens aus beider Perspektiven.
AntwortenLöschenIch gestehe, ich halte Kommentare von anonymen Kommentatoren (so geistreich sie meinetwegen auch nur ansatzweise sein mögen) generell für äußerst fragwürdig. Weil nie richtig hinterfragbar und zur Diskussion bestimmt.
AntwortenLöschenAlso das es so etwas in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben hätte wage ich stark zu bezweifeln. Ich wette ähnliche Dinge sind schon tausdenfach vorgekommen auch in diesem oder noch viel stärkerem Umfang. Denk nur mal an den Rattenfänger von Hameln oder an Horatio Alger, der hat sich bis zu 50 Jungen in seinem Haus gehalten, ok halbwegs freiwillig, aber das behauptet die Natascha mit Stockholmsyndrom ja auch. Und es war nicht das letzte mal das so was vorkam, das wird jetzt erst dick kommen, in der Moderne vermehren sich diese unscheinbaren doch kranken Einzelgänger wie Karnikel und hilflose Opfer gibt es auch genug die sich auf unseren Straßen herumtreiben und jetzt wissen die kranken Typen die bisher Angst vor Strafverfolgung hatten das sie das durchziehen können ohne erwischt zu werden, sie dürfen nur nicht weglaufen um besseren Handyempfang zu haben
AntwortenLöschenLaut ORF-Radio sind die Ermittler im Fall Kampusch in der Tat jetzt auf der Suche nach Fowles' Buch und der Verfilmung im Bestand des Täters.
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