14 Mai 2006

Cottbus und die Formel 1

Nein, ich bin wirklich kein Fußballjunkie. Bundesliga, Champions League und Länderspiele: Da komme ich allerdings nicht dran vorbei. An der zweiten Liga aber schon. Doch am letzten Spieltag, wenn es um die Dramatik von Ab- und Aufstieg geht, dann darf es auch mal eine als Konferenz aufgezogene Zusammenfassung beim DSF sein. Natürlich weiß ich keine Ergebnisse, schließlich will ich mir die Spannung erhalten.

Kaum habe ich mich indes in den Freischwinger gefläzt und fiebere den Entscheidungen entgegen, kommt Ms. Columbo herein, verbreitet sich elegant auf der Couch, schaut zwei Minuten zu und sagt: „Ich finde es doof, dass Cottbus aufgestiegen ist.“

Super. Resigniert schalte ich den Fernseher aus, checke online die Ergebnisse und führe Ms. Columbo zum Sushi aus, eine Stunde früher als geplant.


Überhaupt war es ein Sonntag der problematischen Aussagen. Nachmittags im Fitnessclub verfolgte ich während des Trainings die Formel-1-Übertragung aus Barcelona. Und was erzählten mir verblüffenderweise die RTL-Reporter Heiko Waßer und Christian Danner? Dass die Formel 1 eine ziemlich öde Veranstaltung sei. Die Wagen, winkten sie müde ab, führen doch eh nur noch hintereinander her, ohne dass auch nur irgendeiner überholen könne oder wolle. Ja, der ganze Sport sei zum schematischen Schachspiel verkommen, Rennen würden nur noch per Boxenstrategie entschieden, und trotzdem wolle Bernie Ecclestone immer mehr Geld.

Erstaunlich! Selten hat man im deutschen Fernsehen – zumal im privaten – zwei Reporter ihr eigenens Produkt derart madig machen gehört. Heiko Waßer und Christian Danner übten sich in Mäkelei, während die Wagen fein hintereinander her fuhren, das Geschehen an ein schematisches Schachspiel erinnerte und alles durch die Boxenstrategie entschieden wurde, zugunsten von Fernando Alonso. Ob Bernie Ecclestone auch heute wieder mehr Geld wollte, war die einzige Info von Waßer und Danner, die nicht unmittelbar verifizierbar war.

Die beiden hatten natürlich in allem Recht, was sie sagten. Aber es war ungefähr so, als hielte der Präsident des WM-Organisationskomitees, Franz Beckenbauer, öffentlich das Vergabesystem der Tickets für hirnrissig, die Sicherheit in den Stadien für unterirdisch und die Fans in ihrer Mehrzahl für grenzdebile Suffköppe.

Natürlich: All das stimmt höchstwahrscheinlich. Doch Beckenbauers Produkt ist die WM; da müsste er schon so tun, als sei das Ticketing gottgesandt, die Stadien unbrennbar und die Fans Shakespeare-Leser mit Gandhi-Buttons am Fanschal.

Ich wüsste gern, wie RTL-Werbekunden die Übertragung so gefunden haben. Tolle Leistung jedenfalls vor
Waßer und Danner. Bei Ms. Columbo überlege ich noch.

Allerdings finde ich es, ehrlich gesagt, auch doof, dass Cottbus aufgestiegen ist.

Ex cathedra: Die Top 3 der Songs übers Fahren
1. „Let’s get some drugs and drive around“ von Michael Hall
2. „Cadillac walk“ von Mink de Ville
3. „Me and Bobbie McGhee“ von Kris Kristofferson

10 Kommentare:

  1. Eine Betrachtung, der ich rundsächlich zustimmen darf. Was die bezaubernde Ms. Columbo betrifft: machen Sie sich nix draus. Hinter JEDEM großen Mann steht eine Frau!

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  2. das ist natürlich eine katastrophale reporter-leistung. und doch sprechen sie mir aus dem herzen - allerdings finde ich JEDE formel-eins-übertragung stinklangweilig ...

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  3. sei froh, dass sich die Frau für Fußball interessiert.

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  4. Dafür danke ich auch dreimal täglich dem Fußballgott!

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  5. Ms. Columbo hatte einfach nur Hunger, vermute ich mal - Ball hin, Cottbus her. Ich verstehe das sehr gut, denn Sushi liegt mir auch weit näher als Cottbus.

    Die Werbetreibenden übrigens langweilen sich in Sachen F1 genau so, wie die Reporter bei RTL. Heiko legt übrigens viel Wert auf die korrekte Schreibweise seines Nachnamens. Da hast Du Dir Freunde gemacht.

    Irgendwas müssen die Werbetreibenden ja in Sachen Präsenz der Marke für die Konsumenten tun, so lange keine andere Sau durchs Dorf läuft ;-) ...

    Womit wir bei einer für mich kulinarisch-interessanten Entdeckung wären - einem spanischen Schinken, der laut Anbieter, Cholesterin senken (!) soll. Ich werde nun versuchen, ihn bei Dir zu verlinken und Dir ein Statement zu entlocken. Wenn es mit dem Verlinken nicht klappt, liegt es an meinen bescheidenen Fähigkeiten, und ich werde weiter hart daran arbeiten müssen:

    Spanischer Schinken, der Cholesterin reduziert ;-)?

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  6. Hmm. Ein Teilerfolg. Der Link klappte technisch, landete aber im ebayischen Nirvana.

    So bleibt mir nur der Hinweis: IBERISCHER EICHELVORDERSCHINKEN 5 Kg DO GUIJUELO direkt bei Ebay einzugeben...

    *mistaberauch* - Danke trotzdem für Deinen HTML-Tip(p)!

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  7. btw 2: Ich erinnere mich an eine bloggistische Erzählung aus Deiner Vergangenheit als Baywatcher -äh-Bademeister mit Chapman`s "Fast Car" auf den Lippen. Warum fehlt sie hier in dieser Aufzählung? *grübl*

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  8. Du warst wirklich haarscharf dran; einzig der abschließende Slash (/) war zuviel, der hat den ganzen Link geschreddert.

    Der hier hätte funktioniert:
    http://cgi.ebay.de/IBERISCHER-EICHELVORDERSCHINKEN-5-Kg-DO-GUIJUELO_W0QQitemZ9518074384QQcategoryZ87057QQrdZ1QQcmdZViewItem

    Ja, sieht sehr verführerisch aus, das Angebot. Ein Kilopreis von 20 Euro ist nicht einmal besonders teuer. Und: Schlägst du zu?

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  9. Dein Gedächtnis ist phänomenal und nur im Detail nicht vollkommen präzise. Es war Tracys „„Talkin’ about a revolution““ … ;-)

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  10. It was worth a try. I´ll give it another ;-). "Fast Car" fand sicherlich auch Dein Gusto ...

    Schinken: Keine 5 Kilo - das ist too much. Ich müsste erst ernährungswissenschaftliche Forschungen anstellen, die mir beweisen, daß der Schinken LdL-senkend wirkt. Wenn dem so wäre, ja dann... Ich gestehe, ich liebe leicht angeröstetes, mit Tomaten bestrichenes Brot und spanischem Schinken mit etwas überträuftem Olivenöl, frische Petersilie ... ein Glas 5T ...

    Ich schweife ab. Du wirst das in diesem Falle sicher zu entschuldigen wissen.

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