24 November 2008

Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (7)



Die Hauswand an der glamourösen Großen Freiheit war mal in einem erbärmlichen Zustand. Der Grund: Legionen von Männern hatten sich dort stillschweigend auf ein gemeinsames Motto geeinigt: Don’t worry, pee happy.

Irgendwann, als der Sockel von Urinsäure zerfressen war und das Gebäude sich aufzulösen drohte, entschloss sich der Eigentümer widerwillig zur Sanierung – oder wenigstens zu ihrer winzigkleinen Schwester, nämlich einer Vertuschungsaktion mit Deckfarbe.

Die Fassade wurde weiß getüncht, was sofort Grafittisprayer anlockte. Und natürlich wurde auch das oben erwähnte Motto wiederbelebt. Eigentlich war es sogar nie außer Kraft gesetzt.

Der ewige fünfstufige Kiezzyklus – Saufen, Pieseln, Erodieren, Tünchen, Sprayen – hat seither von vorn begonnen, stumm bezeugt von einem stoischen Mülleimer.

Jetzt fehlt hier nur noch ein pointierter Schlusssatz, der auf sarkastische Weise das Glamouröse an St. Pauli (über)betont. Aber mir fällt gerade keiner ein.

PS: Um 17 Uhr gibt es die nächste von mir konzipierte Sendung auf www.byte.fm. Thema: Amerika.

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