14 September 2007

Der nette Vandale und die noch nettere Noack


Link: sevenload.com

Eingedenk dessen, was meinem Rad schon alles angetan wurde auf dem Kiez, war die Herangehensweise dieses Unbekannten geradezu soft. Er muss die Schutzkappen beider Reifen aufgedreht, die Ventile entnommen und anschließend solange gewartet haben, bis die Luft zur Gänze entwichen war.

Dann setzte er die Ventile wieder fachmännisch ein, schraubte beide Gummikappen drauf und ging seines Weges; in meiner Fantasie tat er das zufrieden pfeifend und mit sich im Reinen. Schikane light. Irgendwie ein netter Vandale, in meiner Fantasie. Außerdem bringt so eine erzwungene Aufpumpaktion am Morgen den Kreislauf auf Touren. Alles gut also.


Abends in Ottensen aber nicht. Ich sah im Vorbeifahren, wie ein Mann vor einem Dixieklo stand und dagegen pinkelte. Ich wiederhole: Er war nicht hineingegangen, sondern er stand davor, hatte alles ausgepackt, was auszupacken war, und pinkelte dagegen. Genauer gesagt: gegen die Tür. Manchmal schäme ich mich, zu dieser Hälfte der Menschheit zu gehören.

Das war allerdings längst wieder vergessen, als GP und ich in der Hasenschaukel einfielen, um mit rund zehn weiteren Gästen das Konzert der Berliner Sängerin Julia A. Noack zu genießen. Ich ließ die Kamera ein wenig mitlaufen, und wenn man mich schonen und es positiv ausdrücken möchte, geschah das im Stil des film noir.

Nach diesem Clip nämlich kann Frau Noack garantiert weiter unerkannt durch St. Pauli laufen; sie ist so gut wie nicht zu sehen, selbst ihre umstrittenen Schuhe nicht.

Doch das Schummerlicht, der flimmernde Kaminersatz hinter ihr, das Lagerfeuerhafte der ganzen Situation: All das passt perfekt zum Song „Leave the door ajar“, den sie hier in klassischer Folkmanier zupft. Danach setzte sie sich zu uns und wir – wie heißt das so schön? – hingen gemeinsam ab bis fast halb zwei.

Sogar GP, der eigentlich auf Cowpunk und so was steht, kaufte ihr ein Album ab, trotz der Schuhe. Feiner Kerl, irgendwie.

18 Kommentare:

  1. Wie nur konnte GP im Dunkeln die Schuhe beurteilen?
    Lag er beim Abhängen unterm Tisch?
    War der letzte Gast schon gegangen bevor die, übrigens
    recht ansehnliche, Künstlerin ihre hörenswerte Darbietung
    begann.
    I.S.v . "der Letzte macht das Licht aus"?

    Übrigens pinkeln Katzen auch gern von außen an die Klotür. Revierpinkler!

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  2. oldamn, ich möchte das mal so ausdrücken: eine kamera hat ein anderes sehvermögen als ein menschliches auge. Daher kein problem, die schuhe zu erkennen. Die alternative, daß ich während des konzertes der künstlerin zu füssen lag, stimmt allerdings nur im übertragenen sinn.

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  3. Na, Herr Matt, wenigstens war der Dieb so human, nicht die Luft aus den Reifen, die Ihre UREIGENE war und ein fester bzw. gasförmiger Bestandteil Ihres Körpers, zu stehlen.
    Er entließ sie in die freie Wildbahn der Reeperbahn, wo sie ja auch herkam und somit konnten SIE sie am nächsten Tag molekülweise wieder einatmen.
    Das finde ich doch sehr tröstlich.

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  4. und wegen der ventile warste so sauer, dass du 2 tage nciht geblogt hast. Oder was war los? Man macht sich Sorgen.

    Dein_Koenig

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  5. Anna, ich hatte die Reifen übrigens nicht mit Lungen-, sondern mit Luftpumpenkraft prall gekriegt – also nix mit „gasförmiger Bestandteil meines Körpers“ … Aber ich erkenne Ihren Tröstungsversuch natürlich an.

    Mein König, es war nur ein Tag. Und hätten Sie etwa frühmorgens noch gebloggt, nachdem sie mit einer Künstlerin abhingen? Na bitte.

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  6. Oh, ich vergaß wohl mal eben, dass man Fahrradreifen nicht mit dem Mund aufpumpt! Sind ja keine Luftballons, ne wahr!
    Mann, ich bin heute aber auch ein kleiner Racker!

    Schön, dass Sie sich trotzdem getröstet fühlen.
    DAS war auch die ganze Absicht dahinter!

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  7. Was haben Sie denn nur mit dem Wort „abhängen”, Matt? Ich finde es ja schön, so einen alten Bekannten mal wieder zu treffen, aber irgendwie scheint es Ihnen ja um ein echtes Revival zu gehen. Oder nicht?

    Was ist Cowpunk?

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  8. Auch wenn es etwas off topic erscheint: Das Dixieklo in Ottensen könnte abgeschlossen gewesen sein und der Urinist hatte keinen Vierkantschlüssel dabei.
    Aber gegen die Tür hätte nun wirklich nicht sein müssen.
    Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen - ich mag sie auch nicht, diese öffentlichen Pisser. Sie wirken so unendlich schlecht organisiert.

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  9. olaf, dieser Gedanke läßt mich auch nicht los: Mag ich diese Typen vielleicht einfach deswegen nicht, weil sie so furchtbar ineffizient vorgehen? Statt nochmal vorher pissen zu gehen lieber in der Öffentlihckeit?

    Aber Sie wären erstaunt, wie böse Matt werden kann. Im Gegensatz zu unseren Geschreibsel bin nämlich ich - wie wir auch in der Hasenschaukel feststellen mußten - der Softie und er der Gefährliche. Lag vermutlich an meiner babyblauen Strickjacke (La Martina).

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  10. Mann, ist doch klar:
    Wenn einer von außen ans Klo pisst, ist das eine symbolische Geste, genauso wie das feierliche Durchschneiden von einem Band bei einer Eröffnung von irgendwas.

    Nur anders, verstehen Sie?

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  11. Genau, danke. Nach dem Beispiel habe ich gesucht.

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  12. Cowpunk, verehrter Softie, ist das, was diese haarigen Gitarrenbands mit „Ring of Fire“ anstellen, wenn Sie nun verstehen, was ich meine. In „abhängen“ scheine ich mich wirklich gerade neu zu verlieben. Wäre mir aber selber gar nicht aufgefallen.

    Zum dem Pisser will ich mich nicht weiter äußeren – sonst muss ich mir noch von irgendwoher eine Chromaxt besorgen. Leider kenne ich niemand, der mir eine leihen könnte. Mist.

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  13. Hier werden Sie geholfen:

    http://www.swdirekt.de/product_info.php?info=p41091_Original-Ochsenkopf-Sportaxt-OX-440-H-mit-Trainingsschliff.html

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  14. Ist das nicht eher ein Dixiklo gewesen? Ich will nicht stänkern, aber mit ie ist es gleich doppelt so scheußlich. Und wie es dann immer so ist: Ich kann mir diesen Kommentar einfach nicht verkneifen. Ich bin untröstlich. Nicht, dass ich es besser wüsste. Ich frage nur. Weil, es ist so .. so iiihhh..
    Ach, löschen Sie doch einfach diesen Kommentar und gucken Sie mal auf hmhmhm-online.de. Da sieht es aus, als hieße es Dixi. Klos für chicks. Oder so. Von innen wie von außen. Schlimm.

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  15. Herr Matt,
    die, die sich vermutlich grade total unbeliebt macht, hat recht:
    Das Ding müßte laut hmhmhm-online.de wirklich Dixi heißen.
    Toi Toi (oh je) heißen die auch noch.
    Aber wenn es mit ie gleich doppelt so scheußlich ist, dann kann man es eigentlich auch so lassen.

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  16. Nein, nein, Sie haben beide völlig recht, und es ist mir angemessen peinlich, aber ich habe intuitiv an „Dixie“, dem Slangnamen für die amerikanischen Südstaaten gedacht, und mich wahrscheinlich wegen ihrer einstigen Sklavophilie zu diesem Fauxpas verleiten lassen.

    Wenn ich das jetzt verbessere, funktioniert natürlich diese Diskussion nicht mehr, weshalb ich es einfach so lasse.

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  17. Das ist doch nicht dramatisch, Herr Matt.
    Das wird ohnehin dauernd falsch geschrieben, so auch von mir (s. o.). Immerhin weiß ja jeder, was gemeint ist.
    In Sichtweite meines Bürofensters werden diese Mobiltoiletten gelegentlich vom Dach eines großen Gebäudes, das gerade saniert wird, heruntergekrant zum Abtransport. Von daher hätte ich die richtige Schreibweise eigentlich kennen müssen.
    Jedes Mal habe ich übrigens die Phantasie, daß da oben gleich die Tür aufgeht, der Typ in der dunklen Cordhose mit dem grünen Kunststoffhelm noch einmal seine Hose zurechtrückt und dann den falschen Schritt macht.
    Passiert aber seit zweieinhalb Jahren nicht. Hoffen wir, daß es so bleibt.

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