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21 September 2007
Der Lappen ist weg!
„Denkst du daran, deinen Führerschein mitzunehmen?“, hatte Ms. Columbo gestern kurz vor der Abreise noch gesagt. Ich erinnere mich gut, sie mitleidig angeschaut zu haben. „Den Führerschein“, wies ich sie zurecht, „habe ich immer in der Brieftasche. Immer.“ Dann setzten wir uns in den ICE und fuhren wir los.
Heute Abend, während des Konzertes von Zasha Moktan im Theater Baden-Baden (Foto), hole ich zur Sicherheit meine Brieftasche heraus, um mir den Führerschein anzusehen; morgen früh wartet der Mietwagen auf Abholung.
Ich schaue in jedes Fach und finde den Führerschein nicht. Eine etwas hektischere Wiederholung des Prozesses bringt kein anderes Ergebnis.
Nach insgesamt vier vergeblichen Durchwühlversuchen wende ich mich an Ms. Columbo und flüstere: „Ich finde den Führerschein nicht.“ Sie schaut mich mit ihren großen braunen Augen an. „Aber ich habe dich doch gestern noch …“ „Ja“, unterbreche ich sie kraftlos, „aber der war immer da drin. Immer!“
Ich wühle wieder – nichts. Das Problem ist: Praktisch der gesamte Urlaub – ausgenommen Hin- und Rückfahrt mit der Bahn – basiert auf dem Prinzip Mietwagen. Und ohne Führerschein werden sie mir morgen früh bei Avis höchstens ein Kopfschütteln über den Tresen schicken, aber keinen Autoschlüssel.
Wir schweigen beide. Fieberhaft rattere ich Möglichkeiten durch. Kann die Polizei mir einen Ersatzführerschein ausstellen, obwohl ich ihnen nicht mal eine Nummer oder so was nennen kann? Bei der ausgebenden Stelle in Herborn werden sie niemand erreichen, die sind alle im Wochenende – Beamte halt, verdammt.
Nein, nix da: Ich habe es vermasselt, den kompletten Urlaub. Adieu, Elsaß, tschüs, Heidelberg, ade, Siegen (wohin uns der weiteste und wichtigste Ausflug geführt hätte: Besuch beim kranken Vater). Mir steht der Schweiß auf der Stirn, während dort unten Zasha Moktan nichts weiß vom Ablauf des Dramas auf der Empore.
Zwanghaft wühle ich erneut, zum gefühlt fünfzigsten Mal grabe ich fahrig in allen Fächern, selbst in jenen, wo der Führerschein höchstens vierfach gefaltet Platz gefunden hätte.
Und plötzlich – ertaste ich ihn …
Das Luder von Lappen hat sich verzweifelt ans Innenfutter geschmiegt wie Blattgold an einen Bilderrahmen, wie ein neurotisches Kängurujunges in Mamas Beutel, wie Kusch an von Beust.
Urplötzlich ist alles wieder gut. Mein Schweiß trocknet, Ms. Columbo sieht grundlos von weiteren Sanktionen ab.
Schade, dass man ein derart süßes Gefühl der Erleichterung nur damit erkaufen kann, dass man vorher richtig Scheiße baut.
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Schon wieder so ein schönes Foto, Sie wollen mich wohl provozieren?
AntwortenLöschen:-)
Das war aber spannend mit dem Lappen, ich hatte kurzzeitig schon erwogen zu Ihrer und Ms. Columbos Hilfe herbeizueilen!
Herzlichen Glückwunsch dann zum gefundenen Lappen!
Zasha Moktan? Doch ja, dies ist mein erster Kommentar bei Ihnen und sofort bin ich soo neidisch! NEID! In grünen Großbuchstaben! Ich hoffe ernsthaft für Ihre Gesundheit, dass sie das Konzert trotz Sorge um den Führerschein genossen haben! Genau! Um zu berichten, wie es denn so war! Bitte! :-)
AntwortenLöschenAnna, ich bin gerührt von diesem potentiellen Hilfsangebot. Wer weiß, vielleicht kommen wir bei anderer Gelegenheit noch einmal darauf zurück.
AntwortenLöschenTina: Zum ersten mal kommentieren und gleich was fordern (na gut: bitten) – das haben wir gern! ;-)
Aber na gut: Frau Moktan ist ziemlich großartig und könnte als erste deutsche Soul-R’n’B-Sängerin auch international Karriere machen. Übrigens genauso beeindruckend wie ihre vokale Kunst ist ihre – ähem – Oberweite. Echt wahr.
Sie haben einen Lappen? Ich bin baff.
AntwortenLöschenBitte herzliche Grüße an die Eltern und die allerbesten Genesungswünsche dem sympathischen Herrn Papa!
Vielen Dank, Opa, das werde ich übermitteln.
AntwortenLöschenPhew - da blieb einem ja beim Mitlesen schon das Herz stehen ...
AntwortenLöschenIch hoffe, der Abend wurde noch gebührend gefeiert.
Es lebe der Lappen!
AntwortenLöschenHmm kann mir einer mal erklären welchen tiefern Sinn solch ein Blog vermittelt?
AntwortenLöschenSind es nur geistige Ergüsse eines mit einer problematischen Kindheit behafteten Einzelgängers ohne Freunde oder eines intellektuellen Philosophen mit zuviel Freizeit was dann wiederum auf Hartz4 schließen lassen würde?
Ich als arbeitender Mensch schaffe bis zu 14 Stunden jeden Tag, was dann wiederum zu dieser leichten Verwunderung obgleich dieses extremen Beispiels von Freizeitvergeudung führt.
(um eventuellen Fragen vorzukommen, bin eben durch Zufall auf diesen Blog gekommen und musste einfach kurz verweilen. NEIN, ich lese dies sonst nie.)
Wünsche einen schönen Tag, und hoffe das Sie eine Arbeitsstelle finden und somit Ihren Tag sinnvoller gestalten können, und nicht mehr von Ihren imaginären Freunden abhängig sind.
Wogegen es übrigens schon hervorragende Therapien gibt.
Hääh ?
AntwortenLöschenDAS, lieber Olaf, habe ich mich auch gerade gefragt … ;-)
AntwortenLöschenDer anonyme Kerl projeziert vermutlich sein eigenes Leid auf Andere. Kommt wohl recht häufig vor. Traurige Gestalten, aber man soll sie nicht verurteilen, denn es handelt sich dabei vermutlich eher um ein krankhaftes Verhalten denn um Böswilligkeit.
AntwortenLöschenAnonym, mein Mitleid haben Sie.
Interessante Diagnose, GP! Ich vermute, dass anonymus unter psychischer Überbelastung durch ständige Überarbeitung (14 Stunden täglich) malträtiert wird. Auch hier gibt es die von Ihnen genannten Hilfen.
AntwortenLöschenFordern, Bitten - Natürlich, wenn schon, denn schon! Ich mach keine halben Sachen! Wenn Sie möchten revanchiere ich mich auch: mit Kommentaren, sinnlosen wie nützlichen. Aber nur wenn sie wollen! Das ist ja man klar!
AntwortenLöschenSchönes Wochenende!
Der ist Psychiater.
AntwortenLöschenGibt es nix zwischen dem "mit problematischer Kindheit behaftetem Einzelgänger ohne Freunde" und dem "intellektuellen Philosophen mit zuviel Freizeit"? Ich finde das ist ausbaufähig. Mal davon abgesehen, dass ich noch nie von Einzelgängern MIT Freunden gehört habe. Aber da wo anonym herkommt mag das anders sein.
Mal davon abgesehen, dass so ein netter Blog wie dieser auch Arbeit macht: Wenn anonym Eier hätte, oder wenigstens Fantasie, dann hätte er, oder sie, sich mindestens mit einem Namen zu Wort gemeldet. Tse .. War bestimmt ein verklemmter Spanner.
Herr Matt,
AntwortenLöschenalso profiling-Qualitäten läßt dieser anonyme "Zwischenruf" nicht erkennen.
Läßt sich herausfinden, mit welchem Suchbegriff der gute hier gelandet ist ? Wahrscheinlich "Heilsarmee auf der Reeperbahn" oder "Rückseite der Bibel" oder ähnliches (grins).
Der Gute scheint eher aus Süddeutschland zu kommen ("Ich als arbeitender Mensch schaffe..." - so redet im Norden keiner), ist eloquent und verfügt über Rechtschreibkenntnisse. Mir scheint eher, daß der überhaupt nicht im Ansatz ahnt oder gar weiß, was da an ihm gerade vorbeigerauscht ist und was ein blog ist oder sein könnte.
Goethe kannte auch ihn schon: "Die Wirklichkeit reicht soweit, wie der Geist begreift."
Noch ein schönes Wochenende (und die Quiche Lorraine nicht vergessen !). Aber wahrscheinlich gucken Sie zusammen mit Ihren imaginären Freunden sowieso gleich Fußball am Samstag abend um
Immerhin schafft anonym offensichtlich Samstags keine 14 Stunden, sondern gibt sich der köstlichen Zeitvergeudung hin, sich im Netz herum zu treiben und die große, weite Welt mit verständnislos geweiteten Kulleraugen zu bestaunen.
AntwortenLöschenIch hingegen freue mich, dass Herr Matt auch noch in seiner wohlverdienten Freizeit (und sogar im Urlaub!!!) arbeitet, um seinen treuen Lesern ein tägliches Lesevergnügen zu verschaffen.
Matt, gehe ich recht in der Annahme, daß Sie in der Tat noch über einen echten Lappen, also dieses alte, fleddrige Papier, das mittlerweile mehrmals durch praktischere Formate abgelöst wurde, verfügen?
AntwortenLöschenBei mir hätte sich das Teil wohl längst aufgelöst.
JT: Der arbeitet nicht 14 Stunden am Tag. Ist vermutlich sein Wunsch. Und er will damit Wichtigkeit vortäuschen.
Herr anonym, vielleich sollten Sie auch über eine Therapie nachdenken. Ich finde, dass Sie mit täglich nur 14 Stunden Arbeit viel zu viel Freizeit haben.
AntwortenLöschenDiese sollten sie vielleicht mit ehrenamtlichen Tätigkeiten in einem Hundesportverein oder einem Berufsberateronlinecoachtraining sinnvoller verbringen, als hier in dieses schönes Blog zu kommen und in die Ecke zu pullern.
DAS sollten sie vielleicht lieber zu Hause in Ihrem eigenen Wohnzimmer tun.
Dafür ist es ja da!
Gute Besserung!
Eine, die es gut mit Ihnen meint.
Tina, ich bitte darum!
AntwortenLöschenUnd den Anonymus lasst am besten jetzt mal in Ruh, das wollte er/sie doch nur.
Trotzdem natürlich danke für die zahlreichen Verteidigungsreden. Ich wollte ja schon beleidigt aufhören zu bloggen und mir eine richtige Arbeit suchen, aber jetzt belasse ich es doch beim süßen Blogbohèmeleben.
… ach, GP: Ich habe in der Tat noch einen grauen Lappen, sonst hätte ich das Ding irgendwie anders synonymisiert.
AntwortenLöschenFür das Foto schäme ich mich allerdings außerordentlich.
Jetzt bin ich aber neugierig geworden :-) dass man sich für das Foto schämt gehört ja irgendwie dazu, aber wo Sie das nun schön so schön ausdrücklich erwähnen .. also?
AntwortenLöschenOh Matt,
AntwortenLöschenich kenne das Gefühl - Sonnenbrlle, USB-Stick, was nicht alles plötzlich verloren ist. Gut beschrieben!
ciao - Axel
Amber, eher würde ich freiwillig einen Idiotentest in Flensburg absolvieren!
AntwortenLöschenAxel, mir wäre es lieber, wir beide hätten dieses Gefühl nie kennengelernt. Doch zu spät …
Es soll übrigens Menschen gegeben haben, die 600 Kilometer zu einem Konzert nach Hamburg fuhren, nur um während der Reise zu merken, dass die Tickets noch in der heimischen Küche an der Pinwand hängen.
AntwortenLöschenJa, dieses Gefühl ist grauenhaft. Und jede Sekunde der Stille ist ein brachialer Schrei.
Stimmt! Das hatte ich beinah vergessen. Überall also Leidensgenossen. Das tröstet.
AntwortenLöschen@ Anonym:
AntwortenLöschenErwarten Sie meine Sextanten.
Hey: Mir haben Sie Ihre Sextanten noch nie angeboten, selbst damals nicht, als Sie noch an der Reeperbahn wohnten! Skandal.
AntwortenLöschenziemlich lustig. Ich musste einfach nochmals in Eurer illustren Runde auftauchen um die Antworten auf meinen gestrigen Eintrag zu lesen. Ich komme nicht umhin zu gestehen das sich ein gelindes Grinsen auf meinem Gesicht breit macht.
AntwortenLöschenEs ist erstaunlich wieviele sich herabgelassen haben meinen Eintrag zu beantworten / kommentieren.
Eigentlich bin ich davon ausgegangen das er geflissentlich ignoriert wird.
Meine Heiterkeit kennt keine Grenzen.
Wie spricht man denn das Wort überhaupt aus? "Sextanten"?
AntwortenLöschenNa so natürlich: 6 Tanten
AntwortenLöschen@ Matt:
AntwortenLöschenPure Menschenfreundlichkeit, glauben Sie mir. Hat mit Perlen vor die Säue rein gar nix zu tun ;-)
@ Anonym: "Hmm, kann mir einer mal erklären, welchen tiefern Sinn solch ein Blog vermittelt?" (Zitat)
AntwortenLöschen-
"Ich komme nicht umhin zu gestehen das sich ein gelindes Grinsen auf meinem Gesicht breit macht." (Zitat)
Jetzt müssen Sie nur noch den Transfer schaffen!
(Sorry, Matt. Thema jetzt Ende!)
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenEntschuldige, aber ich kann nicht anders als schallend lachen und mir jetzt Taschentücher suchen, um die Lachtränen abzuwischen.
AntwortenLöschenGrandios!