Jeden Tag passiert irgendetwas Interessantes, und wenn du es aufschreibst und ins Netz stellst, bist du ein Blogger. So einfach ist das. Und wenn mal partout nichts Interessantes passiert, thematisierst du es in deinem Blog, und ein weiterer Tag ist abgehakt.
Manchmal aber reicht schon ein zufällig belauschter, aus jeglichem Zusammenhang gerissener Gesprächsfetzen, um nicht auf die bloße Erörterung von Ereignislosigkeit zurückgreifen zu müssen.
Heute zum Beispiel begegnete ich einem mittelalten Paar. Es verließ vor mir das Bürogebäude ganz in der Nähe der fotografierten Ampel, und er sagte zu ihr: „Geh bitte auf meiner rechten Seite. Ich habe links noch Blut im Ohr.“
Ihre Antwort verstand ich schon nicht mehr, doch sein Satz hallte lange in mir nach. „Ich habe links noch Blut im Ohr.“ Wahrscheinlich gibt es Schriftsteller, deren innere Assoziationsmaschine sofort explosionsartig eine ganze komplexe Story, eine Lebens-, Liebes- oder Krimigeschichte herunterratterte, nur wegen dieses einen Satzes.
Bei mir ist das anders: Der Satz „Ich habe links noch Blut im Ohr.“ gibt mir schlicht mehr zu denken, als mir lieb ist. Und das reicht auch für einen Blogeintrag.
Mir gefällt Ihre unerträgliche Leichtigkeit des Bloggens immer noch.
AntwortenLöschenUnd mir immer mehr. :-)
AntwortenLöschenDenn das Leichte ist das Schwierigste überhaupt.
Aber weshalb hat er rechts kein Blut im Ohr? Sie hätten ihn fragen sollen. Nun kann ich bestimmt nicht schlafen. Ein neues Rätsel. Wie sah er denn sonst so aus, und wie sie? War das ein Pärchen?
AntwortenLöschenHm, links, ist das nicht die männliche Hirnhälfte? Es ist ja bekannt, dass Männer nicht mehr hören können, wenn ... aber dass die das dann zum Feierabend auch gleich so anschaulich artikulieren wäre mir ganz neu.
Tja, wie sahen sie aus … Sie gingen mir ja voraus, deshalb habe ich nur vage Eindrücke sammeln können. Er trug ein braunes Jacket, vielleicht Cord. Beide wirkten wie ein Paar. Doch nichts an Ihnen war auffällig, nur dieser Satz. Übrigens finde ich vor allem das „noch“ beunruhigend; es öffnet ein ganzes Fass von Möglichkeiten, die mich vielleicht ebenfalls bis zur Nachtruhe begleiten werden.
AntwortenLöschenIch finde Sie sollten darüber spekulieren. Mit braunen Cordjackets kann ich so wenig anfangen, wenngleich ich den hinteren Teil von ihm nun auch vor mir gehen sehe. Übrigens finde ich "geh bitte auf meiner rechten Seite" viel spannender. Er ist also gewillt ihr zuzuhören. Trotz Blut im Ohr. Er verteilt immer noch Befehle - oder "Anweisungen". Und vielleicht hat er ihr vergeben, falls sie irgendwas damit zu tun hat. Ist denn kein Arzt zugegen, der könnte das Rätsel doch gewiss lösen. Oder braucht man da schon den Gerichtsmediziner.
AntwortenLöschenBlogmarie, da er ja noch gehen kann, braucht man vielleicht noch keinen Gerichtsmediziner? :-)
AntwortenLöschenBlut im Ohr: Das kann auch nur bedeuten, dass er sehr wütend war, zB weil ihm jemand den Parkplatz vor der Nase weggeschnappt hatte.
Da sagt man ja auch: Das Blut rauschte in seinen Ohren. So vor Wut halt.
Da sich das Blut irgendwann auch wieder beruhigt, verteilt es sich dann wieder im Körper, an die jeweils passenden Stellen.
Dies dauert aber immer ein wenig. Folglich: Man hat Blut noch im linken Ohr, bevor es dann wieder in den linken Fuß wandert, wo es auch hingehört.
Meine Theorie. Beweisen kann ich es aber nicht.
Vielleicht kamen die von einem Casting, wo er die Stricknadelnummer vorgeführt hat ?
AntwortenLöschenOder war er beim Ohrenarzt/ -chirurgen ?
Womöglich hat er auch nur eine Geschichte erzählt, in der jemand sagt: "Ich habe noch Blut im Ohr."
Sie scheint üblicherweise zu seiner Linken zu gehen.
Hat denn die Begleiterin daraufhin die Seite gewechselt ?
Sehr mysteriös das ganze.
Er hatte anscheinend seine Mittelohrentzündung behandeln lassen. Das, was der Arzt dann macht, ist etwas - nunja - unappetitlich. Und er ist ein Gentlemen, der seine Begleitung vor dem Anblick schützen wollte ... Denke ich mal so dahin
AntwortenLöschenHerr Olaf, was ist denn bitte ein Ohrchirurg :-) und Frau Anna: Sind nicht die Gerichtsmediziner die, die das heitere Rätselraten vollführen, wohingegen ein herkömmlicher Arzt nur kurz zuhört und dann ein Rezept ausstellt?
AntwortenLöschenAlles ist verdächtig an denen. Auch weil es in Ottensen geschah. Ich würde mal vermuten, dass er irgendein Abteilungsleiter ist, dessen Chef nach dem Budgetgespräch wütend war und Blut gespuckt hat als er dem Kerl mit dem Cordjacket einen ordentlichen Einlauf verpasst hat. Gott sei Dank war dann aber bald Feierabend und seine Liebste hat ihn abgeholt.
Kurzbezeichnung für einen Chirurgen, der am Ohr herumschneidet. Und wenn es ihn nicht gibt, dann habe ich ihn vorhin erfunden.
AntwortenLöschenDas geht ganz einfach.
Also ich bitte doch auch die Möglichkeit nicht ausser acht zu lassen, daß sich der gute Mann bei einer Kneipenhauerei einen Schädelbasisbruch zugezogen hat.
AntwortenLöschenHierbei bevorzugt das Blut, seinen Weg aus den Ohren zu nehmen.
Das dabei entstehende subjektive Geräusch gleicht einem Abflußrohr.
Geht also die Frau an der richtigen Seite, kommt ihre Schimpftirade noch im Hirn an, bevor die Beine wegklappen.
Dann doch lieber so:
AntwortenLöschen"... ach du liebes lieschen, dem läuft ja blut aus'm ohr!"
http://www.youtube.com/watch?v=fVT7Am5Ckqo
:-)