Ms. Columbo und ich suchen und finden schließlich sogar das aufschrift- und hinweislos in einem Hinterhof versteckte Goethe-Institut am Hauptbahnhof. Unser Ziel: eine mit Wolf Schneider (Stilpapst), Kathrin Passig (Blogpäpstin) und Feridun Zaimoğlu (Kanakspraklegende) prominent besetzte Podiumsdiskussion zum gewagt formulierten Thema „Wer rettet die deutsche Sprache?“
Kathrin Passigs leicht schläfriger Blick und schwankungsarmer Ton steht in hartem Kontrast zu ihrer Blitzgescheitheit, die auch im Angesicht Wolf Schneiders, dem Mount Rushmore des Journalismus, nicht ins Wanken geraten will. Dabei hätte das Schneider nur zu gern.
Doch während er den „Überschuss idiotischer Anglizismen“ beklagt, wirft sie ihm leicht schläfrig und schwankungsarm „Sprachbesorgnishuberei“ vor. Ein bisschen springt Schneider wenigstens der zum Labern neigende Zaimoğlu bei.
Zaimoğlu – das muss hier betont werden – erweist sich live als bei weitem weniger hässlich als auf sämtlichen Fotos, die ich von ihm kenne. Offenbar ist der Mann ein Musterbeispiel für praktisch komplett abwesende Fotogenität, was ich übrigens auch (in hoffentlich abgeschwächter Form) für mich selbst reklamieren kann.
Zaimoğlu jedenfalls findet Folgendes: „Sprachunvermögen ist nur Ausdrucks eines Hangs zur Idiotie“, und das ist schon schneideresk. Derweil wettert Schneider in geschliffener Eloquenz gegen E-Mails und Chatrooms, muss aber unwillig zugeben, sein komplettes Wissen darüber aus zweiter Hand zu haben – Punkt für Passig, aber ein dicker.
Die bleibt gelassen, sagt, beim Chatten und so weiter ginge es mehr um soziale Nähe als um gehobene Schreibe, und an irgendeiner Stelle sagt Charmeur Schneider zu ihr: „An dieser Stelle möchte ich Ihnen gerne den Krieg erklären.“
Passig lächelt schläfrig, während Zaimoğlu seine elektrische Schreibmaschine lobt und Computer labernd beschimpft, vor allem ihre Tastaturen. Interessanter Abend.
Danach hetze ich aufs Reeperbahnfestival, verpasse dank der Sprachdiskutanten Salim Nourallah im Kukuun-Hotel, wo aber zum Glück der rosa Flur noch da ist, so dass ich wenigstens ein verblogbares Bild im Kasten habe.
Meine neulich irgendwo gelesen zu haben, die Passig leide an Narkolepsie. Bis dahin dachte ich immer, sie sei nur urcool.
AntwortenLöschenEs gibt keine wirklich hässlichen Gesichter, auch keine männlichen. Man muss sie nur lange genug studieren.
AntwortenLöschenWas Ihre mangelnde Fotogenität betrifft: versuchen Sie es doch einmal mit einer Perücke. Ihr Jugendfoto bei Stayfriends ist jedenfalls gar nicht so übel.
Pssssttt!
AntwortenLöschenWenn von den drei Podiumsfiguren eine was von der deutschen Sprache versteht, dann doch wohl Kathrin Passig - siehe dazu beispielsweise http://riesenmaschine.de/index.html?nr=20070714001853. Obwohl auch Schneider mit diesem und jenem Einwand Recht haben mag, aber so ein Mount Rushmore ist eben, im Gegensatz zur Sprache als solcher, unflexibel.
AntwortenLöschenDen Eindruck hinterließ er in der Tat, obwohl mir viele seiner mit Verve vorgetragenen Polemiken sehr sympathisch waren.
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