02 September 2007

Keine alte Kuh

Für die Zeitschrift U_mag habe ich mich neulich mit der Frankfurter Rapperin Sabrina Setlur gestritten, während ihr Hund darauf bestand, von mir gekrault zu werden. Hier gibt’s einen kurzen Ausschnitt des Interviews mit der Kodderschnauze. Wer es komplett lesen will, muss schon an den Kiosk gehen, tja. Kostet aber nur zwei Euro. (Nein, mein Verleger hat mich NICHT zu diesem Beitrag gezwungen.)

Matt: Sabrina, ich möchte mich mit dir kabbeln.
Sabrina Setlur: Hmmhm … Dein gutes Recht.
Matt: Dein Album heißt ja auch „Rot“, immerhin die Farbe des Streits.
Setlur: Nicht nur! Rot ist auch die Farbe der Leidenschaft, der Liebe, der Intensität. Alarm, Hitze.
Matt: Kannst du dich daran erinnern, dass wir uns schon mal getroffen haben?
Setlur: Dunkel.
Matt: Das war 1997 – und eins der blödesten Interviews, die ich je hatte.
Setlur: Warum?
Matt: Du saßt wortkarg da, hast Kaugummi gekaut, MTV geguckt, und die meisten Fragen beantwortete dein Begleiter.
Setlur: Damals haben sich verschiedene Leute unheimlich verantwortlich gefühlt; daher diese Situation. Von mir war sie bestimmt nicht gewollt. Wenn ich wortkarg werden sollte, müsste ich schon eine Kieferoperation hinter mir haben.
Matt: Beim Rappen wäre das hinderlich.
Setlur: Rap hat nichts damit zu tun, wie man im Privaten redet. Ich rappe ja nicht den ganzen Tag. Ich sprech ja ganz normal mit dir.
Matt: Klingt so, ja.
Setlur: Glaub mir, ich spreche auf jeden Fall nicht in 135 bpm mit dir, wie auf dem Album.
Matt: Zumindest möchte ich darum bitten.
Setlur: Werden wir sehen. Wenn du dich artig benimmst.
Matt: Hast du die Texte deines Albums „Rot“ selber geschrieben?
Setlur: Zusammen mit Moses Pelham.
Matt: Hmm …
Setlur: Wir waren beide wirklich auf diesem Flash.
Matt: Du behandelst auf „Rot“ die klassischen Rap-Themen. Klingt alles immer noch teenagerhaft, aber du bist jetzt 33.
Setlur: Na und?
Matt: Wie lange kannst du das noch machen?
Setlur: Erstens: Das ist das Leben. Zweitens: Wie sollte sich denn eine 33-Jährige benehmen?
Matt: Sag du’s mir. Aber Partys feiern, immer wieder Beziehungen beenden …
Setlur: „Immer wieder“? Siehst du, du pauschalisierst!
Matt: … nachzutreten …
Setlur: Nee, das stimmt so nicht! Natürlich gibt es auf meiner Platte Balladen, die sich damit beschäftigen, dass eine Beziehung nicht klappt – aber ganz ruhig: Das ist überhaupt nichts Negatives! Und wenn wir von Partyliedern reden, dann geht es um das Gefühl des Zusammenseins, des Lebensbejahens – einfach der Freude. Das sind auch wieder so Klischees. Du hörst was und sagst: buff, buff, buff …!
Matt: Deswegen sprechen wir ja darüber.
Setlur: Zu dem Altersding: Mir wird immer bewusster, dass mir Leute aufdrücken wollen, ich sei eine alte Kuh – wogegen ich mich vehement wehre. Meiner Meinung nach ist man immer so alt, wie man sich fühlt.
Matt: Ein Klischee.
Setlur: Ein Klischee. Aber auch eine Gefühlsangabe.
Matt: Übrigens halte ich dich nicht für eine alte Kuh.
Setlur: Das wäre ja noch schöner!
Matt: Aber im Rap gibt es doch den Zwang, berufsjugendlich zu sein.
Setlur: Wenn das so ist, unterliege ich diesem Zwang nicht. Ich sag dir mal eins: Wenn ich mit 50 immer noch was zu sagen habe, dann wirst auch du mir nicht das Maul stopfen.
Matt: Werde ich wohl nicht schaffen.
Setlur: Nee, das schaffste nicht.
Matt: Beschreibt dich das Wort „Zicke“ eigentlich gut?
Setlur: Nein.
Matt: Hast du schon mal jemand eine runtergehauen?
Setlur: Ganz ehrlich: Ich habe immer Angst, dass ich mir mehr weh tue als dem, den ich schlage.
Matt: Was müsste ich tun, damit du mir eine langst?
Setlur: Mich körperlich angreifen.
Matt: Dann droht keine Gefahr.

22 Kommentare:

  1. Sehr schönes Interview. Herr Matt, wie er leibt und lebt. :-)

    Der Hund hat ja einen dermaßen herrischen Blick, also den hätte ich auch gestreichelt.

    AntwortenLöschen
  2. Ich glaube, ich hätte liber die Möpse gekrault und den Hund interviewed.

    AntwortenLöschen
  3. Grins...
    Opa - das würde wohl dann eher solch ein Prinz Homburg-Interview werden.
    Herr Matt - auf dem Foto sieht der Hund so aus, als wäre er aus Plastik oder flammhemmendem ( 5 "m"s ! Nachmachen) Kunstpelz.
    So ein klein wenig "Hello Kitty".
    War der wirklich echt ?
    Ganz ehrlich.

    AntwortenLöschen
  4. Olaf, Sie Fuchs. Deswegen schaut der Hund auch so starr!
    Der ist nicht echt, das ist ne Attrappe!
    Damit alle nur sagen "oooooh, ist der süüüüüüüß, darf ich den mal streicheln???" und ihre Fragen dann vergessen...

    AntwortenLöschen
  5. Opa, das hätte ich natürlich auch lieber getan, aber ich bin Profi.

    Und der Hund, lieber Olaf, liebe Anna, war wirklich echt. Indiz: Er wackelte sogar mit dem Schwanz.

    AntwortenLöschen
  6. Das mit dem Wackeln hat Loriot seine Töle auch vor dem Gassigehen gemacht. Und der war aus Plüsch.

    AntwortenLöschen
  7. Na, ich hoffe mal, bei den Möpsen kommt kein ähnlicher Verdacht auf. Opa scheint dafür der Spezialist zu sein.

    AntwortenLöschen
  8. Hilf mir lieber noch einmal (Das mit Ester hat geklappt, danke) bei dem alten Mann aus dem Württembergischen, als mich hier expertistisch zu verdächtigen.

    AntwortenLöschen
  9. „Zu verdächtigen“? Doch wohl eher zu preisen und zu loben, oder nicht?

    Ähm, und wobei soll ich helfen? Ich würde ja gern, so ich wüsste, worum es denn ginge.

    AntwortenLöschen
  10. Na dabei:

    http://www.oldblog.de/?p=539

    Wo hat der reingefasst?

    Du bist doch mein Joker.

    AntwortenLöschen
  11. Mammomeper!
    Mö, daf wind efft mifd bie Euper eimer amten Puh! Mewwer! Bie pömm' fie moch biff fümmfiff imperwjum! Na, viem Wpaff wümpf iff!

    AntwortenLöschen
  12. Na, diesmal müssen Sie aber wirklich eine Übersetzung nachliefern. Das überschreitet ja nun wirklich jedes tolerierbare Ausmaß.

    AntwortenLöschen
  13. Opa, ich habe keine Ahnung. Vielleicht Brandwunden?

    AntwortenLöschen
  14. Hatte grade mal das Gebiss verschluckt über den Anblick der von Frau Setlur angebotenen Kuttelsuppe. Das kennt man so nicht in der Provinz.

    AntwortenLöschen
  15. Mannometer!

    Nö, das sind echt nicht die Euter einer alten Kuh! Männer! Die könn' Sie noch bis fünfzig interviewen. Na, viel Spass wünsch ich!

    Oder so ähnlich.

    AntwortenLöschen
  16. Leider ist die Dame ja total verhungert. Ihre beiden Hunde zeugen ja von besseren Tagen und mit etwas gutem Willen kann man sich die fehlenden zwanzig Kilogramm hinzudenken. Dann wiederum ist sie wirklich schön.

    Singen mag ich sie dennoch nicht hören.

    AntwortenLöschen
  17. Aus irgendeinem Grund finde ich diesen Plüschfellhund interessanter als die Dame, um die es eigentlich geht. Ich wette, der hat irgendwo ein Batteriefach, wo zwei 1,5 V-Batterien die Energie für gelegentliches Schwanzwedeln liefern und für sachte glimmende Augen.
    Vielleicht ist da auch noch Platz für einen Nörgelchip mit Zufallsgenerator.

    AntwortenLöschen
  18. GP, singen tut sie ja auch nicht, sie rappt. Von daher werden sie nicht in die Verlegenheit geraten.

    Der Hund war richtig süß, Olaf, und sein Fell seidig. So was kann man noch nicht herstellen, selbst in Südkorea nicht.

    AntwortenLöschen
  19. In aller Unbescheidenheit:
    mein Hund ist viel schöner!
    Dafür ist sein Fell aber sehr kratzig, geht in Richtung Wildschweinborste.
    Naja. Man kann nicht alles haben.

    AntwortenLöschen
  20. Hallo Herr (Herr?) BaziND, Glückwunsch und danke für die Übertragung. Fast komplett richtig von den Kauleisten gelesen. Das lässt auf erfolgreich abgeschlossenes Studium des Asterix-Bandes »Der Avernerschild« schließen. (Avernerschild? Jedenfalls der mit dem Kuraufenthalt.) Da gab es einen Volksstamm, der ähnlich »nuwwelte«.
    Nehm' Fie fiff ruhif noch ein' Flag Kuttelfuppe, die wird nifft alle, fonft.

    AntwortenLöschen
  21. Kein Herr, nur ein Opa :-)

    AntwortenLöschen