18 März 2007

Ganz viel Gouda – aber wozu?

Manchem hier missfallen ja meine sonntäglichen Ausflüge zum Penny-Markt an der Reeperbahn, doch auch heute habe ich es wieder getan. Und immer erlebt man was.

Der Mann trägt Siebentagebart und Pferdeschwanz, und er wuchtet nur ein einziges Produkt aufs Kassenband, das aber reichlich: Gouda. Das holländische Exportgut, welches im Alter durchaus zu einem genussreichen Lebensmittel heranzureifen in der Lage ist, was man ihm in der bedrückenden Mittelmäßigkeit seiner jungen Jahre kaum zugetraut hätte, ist abgepackt in etwa halbpfündige Portionen keilförmigen Zuschnitts.

Es sind genau 22 Stück. Ich weiß es deshalb so genau, weil ich hinter ihm stehe und die Kassiererin sie durchzählt. 22 Packungen Gouda. Macht mehr als fünf Kilo.

„Bestimmt“, theoretisiert Ms. Columbo später zu Hause, „gab es die im Sonderangebot, und er friert sie ein.“ Mir hingegen schweben spontan – keine Ahnung warum – sexuelle Verwendungsarten vor, alternativ auch ein Fondue. Wahrscheinlich aber stimmt das alles nicht.

Gegen das Sonderangebot zum Beispiel spricht eine Beobachtung auf dem Heimweg. Ich sehe den Goudamann noch mal am Hamburger Berg, wie er die Käsemasse in den Kofferaum seines Kleinwagens packt. Nummernschild: Winsen an der Luhe.

Das widerlegt Ms. Columbos Theorie: Niemand fährt 40 Kilometer von Winsen an der Luhe nach Hamburg, um auf St. Pauli billigen Gouda zu kaufen. Abgehakt. Einen genauen sexuellen Verwendungszweck für 22 Päckchen Gouda vermag ich allerdings auch nicht anzugeben; selbst eine imaginierte Verflüssigung des Milchproduktes hilft meiner Fantasie nicht entscheidend auf die Sprünge.

Und Fondue? Nein, falscher Käse. Jedenfalls fährt er davon, der bezopfte Siebentagebart, um in Winsen an der Luhe irgendwas zu veranstalten mit ganz viel Gouda.

Der Fall wird ein Rätsel bleiben. Auf ewig.

17 Kommentare:

  1. Verehrter Matt!
    Sie enttäuschen mich aber wirklich und wahrhaftig das erste Mal!!

    Ich habe schon viele Fondue`s gekocht und gegessen - aber noch nie mit Holländischem Käse!

    Schweizer Fondue wird mit Schweizer Käse gekocht! NIE und wirklich NIE mit Gouda!

    Was für ein Käse! *lach*

    Wet`n`Juicy

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  2. Gelesen in Blogwiese.ch - ein Deutscher in der Schweiz:

    Ist es für Sie OK wenn ich Hochdeutsch spreche? — Stört es Sie, wenn ich Schweizerdeutsch zuhöre?

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  3. Liebe Frau chuchichäschtli, das sage ich doch in meinem Eintrag: „falscher Käse“! Deshalb verwarf ich die irrwitzige Fondueidee sofort wieder. Allerdings lege ich nicht meine Hand ins Feuer für die Fonduesachkenntnisse von Leuten aus Winsen an der Luhe.

    Wie Sie zuhören und sprechen ist mir übrigens ganz egal – solange Sie beides überhaupt tun und ich alles semantisch dechiffrieren kann.

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  4. Vielleicht betreibt der Herr eine Nierensteinzucht?

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  5. Warum hast Du denn Mann nicht gefragt, was er mit dem Käse vor hat? Das beschäftigt mich! Jetzt muss ich darüber nachdenken.
    Ich hoffe, Du schreibst noch über mögliche Verwendungsmöglichkeiten.
    GuteN8
    Gaba

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  6. Ich hatte die Chance verpasst. In der Schlange schien mir die Gelegenheit nicht günstig, und als ich durch war, hatte er den Markt schon verlassen.

    Natürlich übe ich mich seither in Selbstvorwürfen.

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  7. Lieber Matt,

    als einzig logische Herleitung möchte ich Ihnen folgendes anbieten:

    Ein Bewohner aus WL kommt Sonntags nur nach Hamburg, weil bei Ihnen auf dem Kiez ein Supermarkt geöffnet hat und in WL nicht!

    Diesen Supermarkt braucht WL, da seine Schwiegermutter am Sonntag eine groooooooße Geburtstagsfeier veranstaltet. Mit allen Kindern, Nachbarn und so.

    Und da WL das Geschenk sowieso vergessen hat, keine Lust auf die groooooooße Party hat und Schwiegermutter nicht ausstehen kann, hat er sich etwas ganz besonderes ausgedacht:

    der KÄSE-IGEL
    Käse-Igel

    Ist angeblich wieder total in, Schwiegermutter fühlt sich plötzlich wie in alten Zeiten und WL hat mal wieder eine "ganz verrückte" Idee gehabt.

    Bestimmt wars so.Vielleicht.

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  8. "Wenn Du schon in Hamburg bist, bring auch etwas
    landestypisches mit" sagte der Präsident des 1.FC
    Winsen.
    "Für jeden Spieler etwas, das zum Ausdruck bringt,
    wie sie gespielt haben".

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  9. jaja, versuchen sie als beitreiber der einzigen pizzeria in winsen an der luhe die sonntags geöffnet hat noch schnell käse aufzutreiben nachdem sie bemerkt haben das der alte dann doch nichtmehr sooooooo frisch war :)

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  10. Ein klarer Fall von Alibi-Käse!

    Kennzeichen "WL" heißt im Umlandgebrauch "Wilder Landwirt". Jener Ökobauer hatte seiner Anvertrauten sicherlich Käse aus Holland versprochen, um sich in Wirklichkeit auf der Reeperbahn zu vergnügen. Einmal im Leben so richtig unökologisch und biologisch zweifelhaft auspoppen! Das war sein wahres Ansinnen. Leider blieb er die Nacht über hängen und so bliehb nur der schnelle Einkauf beim Penny Reeperbahn.

    Warum nun 22 Stücke? nun, Männer sind erfinderisch, wenn es ums Alibi für Fremdpoppen geht. Er wird seinem heimischen jutegekleideten Ehegesponst nichts von Lack und Leder erzählen, sondern von einer Irrfahrt durch die Niederlanden, weil Gouda überall ausverkauft war. So ist der arme Mann die ganze Nacht durch das Königreich gereist, um den begehrten Gouda quasi häppchenweise zu erstehen.

    Sein Weib wird im erst um den Hals fallen und hinterher den Kilometerzähler kontrollieren. so sind Frauen eben. Und Männer? Männer sind so dumm und kaufen Käse als Alibi und vergessen, den Kilometerzähler zu tunen.

    ....


    Demnächst im Buchhandel :) :)

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  11. Ich hab ne neue Theorie. Vielleicht ein Pizzabäcker? Der Wagen kann ja nur in Winsen angemeldet sein oder er ist grad zu Besuch und hilft einem Bekannte.

    Ich krieg jedenfalls 5 kg Gouda locker weg. Kein Problem! Dann muss es aber verdammt billiger Gouda gewesen sein.

    Das Gepiddel aus den Packungen würde mich jedenfalls wahnsinnig machen.

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  12. Würde Sigmund Freud hier mitlesen können, wäre ich auf seinen Kommentar gespannt. Ich behaupte, er würde sich wahnsinnig bestätigt fühlen. Wenigstens hier.

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  13. Meine Damen und Herren, Ihre Theorien geben sowohl dem Gouda als auch Winsen an der Luhe eine ungeahnte Relevanz, die ich beim Verfassen des Beitrags nicht ahnen konnte. Auch die Wiederbelebung des Käse-Igels ist ebenso verdienstvoll wie die plausible Verknüpfung von Sex und Käse (mir wollte das ja nicht gelingen) und das Einwechseln von Schwiegermüttern und Pizzabäckern.

    Manchmal würde mich ja schon interessieren, was Leute wie der Goudamann, die hier anonym im Blog vorkommen, so dächten über all das.

    Wahrscheinlich kämen sie zum gleichen Schluss wie der Chefredakteur von „Frau von Heute“, der wegen des Scherzes mit dem Haushaltstipp doch wahrhaftig einen Brief an meine Mutter geschrieben hat und sie darüber informierte, sie habe einen „noch immer pubertierenden Sohn“.

    Dagegen konnte ich übrigens nichts sagen.

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  14. Wer hat den Käse zum Bahnhof gerollt? - kann ich da nur fragen.

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  15. Stimmt genau, ich hab ihn am Bahnhof gesehen.

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  16. Oder es war ein Zahnarzt aus WL, der sich das Geld für den Labor-Abdruck sparen wollte.

    Oder ein Goethe-Fan:

    Wer hat den Käse zum Bahnhof gerollt?

    Goethe
    Wer rollet so spät durch Nacht und Wind?
    Es ist der Schweizer, mein liebes Kind.
    Er muss an den Bahnhof zum letzten Zug.
    Ja hörst du denn nicht, wie sein Herze laut schlug?

    Er rollet an einem Brötchen vorbei,
    das lockt ihn und flüstert: "Du Süßer, ahoi,
    willst feiner Käse du mit mir gehen?
    Wir werden uns beide köstlich verstehen.

    Ich kenne ein herrliches Restaurant
    mit reizenden Damen, Klimbim und Chandon."
    Dem Käse grauset's, er rollet geschwind,
    ihm wurde im Innern so wohlig und lind.

    Und er glaubte dem Brötchen, das gurrte und sang.
    Nie kam er zum Bahnhof, sein Rollen misslang.
    Er ging in die Netze, der arme Fromage,
    Gott Gnade dem Käslein, ihr Leute, weg warsch.

    (Robert T. Odemann)

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  17. Herrlich! :-))

    Und auch Herr Odemann verband Sex mit Käse. Es geht doch, Matt, es geht doch.

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