07 März 2007

Feuchte Träume

Kim Wilde war in den 80ern der feuchte Traum einer ganzen Generation, und heute Abend steht eine Teilmenge dieser Generation in der Großen Freiheit, um den feuchten Traum von einst zu feiern. Der steht in Leder und wasserstoffblond und etwas kräftiger als damals auf der Bühne, doch auch die Generation Kim vermochte den Jahren, die ins Land zogen, keinen entscheidenden Widerstand entgegenzusetzen.

Vor mir steht ein massiger Typ mit zeltartigem T-Shirt, dessen Arme schlaff herabhängen, während sein Körper sich rhythmisch schüttelt zu „Kids in America“. Erstaunlich finde ich die Haltung seiner Hände: Ihre Flächen weisen nach hinten, wie das Foto beweist. Ein Selbsttest ergibt bei mir eine andere, wie ich finde: logischere Handhaltung, nämlich mit der Fläche zum Oberschenkel.

Ich frage mich, ob seine Variante generell zusammenhängt mit einer adipösen Grunddisposition, und halte das für sehr plausibel, ohne einen genauen Ursache/Wirkung-Zusammenhang herleiten zu können.

Als dann auch noch ein mir vom Sehen bekannter Fotograf vorbeiläuft, dessen fast kahl rasierter Schädel zahlreiche blutende oder zumindest suppende Wunden aufweist, scheint der Abend eine leicht psychedelische Grundfärbung anzunehmen.

Vorher war ich am Gästelistenschalter Mark begegnet, und wie immer gerieten wir beim Smalltalk sofort auf seltsame Seitenpfade; heute Abend ging es aus mir nicht mehr erinnerlichen Gründen um die bald bevorstehende amerikanische Präsidentschaftswahl, also um die Frage: Obama oder Clinton.

Weder der eine noch die andere, meinte Mark, und plötzlich landeten wir bei Funny van Dannens Anti-PC-Song, der ungefähr diese Essenz hat: Man muss auch eine lesbische schwarze Behinderte, die scheiße ist, scheiße nennen dürfen.

Kim Wilde übrigens war ziemlich exakt das Gegenteil von all dem, zumindest heute Abend.

23 Kommentare:

  1. Tatsächlich, die Haltung hat etwas mit Adipositas zu tun. Ich weiß, wovon ich rede. Das liegt am anwachsenden Speck um Oberarme, Brustkorb und Hüftenregion. Dadurch wird die "normale" Haltung unbequem und die Hände drehen sich automatisch nach hinten weg.

    Die Arme zu bewegen wird schmerzhaft und sie werden ohnehin nur zum Rudern beim Gehen benutzt.

    Wer hier den Abspurng verpasst, wird auch für Kim Wilde unattraktiv. Oder für die vielen Mittvierzigerinnen in der Menge ;-)

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  2. des rätsels lösung: der mann ist ein leptosom! jedenfalls entspricht die haltung seiner masse exakt den parametern...

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  3. Der Mann ist Pazifist und hat etwas gegen "Hände an die Hosennaht" . Sie jedoch, Herr Matt, wären vermutlich ein guter Soldat geworden. :-)

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  4. Aber schön wars. "The Touch" hat mir zwar gefehlt, aber das hätte auch (leider) nicht ins doch eher gitarrenlastige Programm gepasst. Aber wo war Nena? Krank?

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  5. Überhaupt hat irgendein Stück des völlig unterbewerteten Albums „Teases and Dares“ gefehlt. Meinetwegen auch „Janine“, „Suburbs of Moscow“ oder „Bladerunner“.

    Sie waren also auch da, Ramses? Wir sollten doch im Vorfeld solcher Veranstaltung kommunizieren.

    nena ist vermutlich verhungert. Ihr Zustand auf dem letzten Musikvideo jedenfalls legt diese Vermutung nahe.

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  6. dieser hier: http://www.intro.de/forum/2/1172447227/1 ? Der Herr scheint in Hamburg momentan nicht viele Fans zu haben, da wären Kopfwunden leicht zu erklären...

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  7. "Teases & Dares" komplett, "Cambodia" und "Kids in America" als Zugabe und das mit den feuchten Träumen wäre Wirklichkeit geworden.

    Ach ja: Nächster Retro-Termin ist im Mai, O.M.D. ich gehe doch stark davon aus, dass zumindest Herr Wagner anwesend sein wird. Herr Psycho auch?

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  8. Ich mag ja „Perfect Girl“ auch sehr gerne, muß ich mal zugeben. Und auch „You Came“ gehörte - obwohl es sicherlich ein ziemlich typischer 80er-Jahre-Liebessong war - zu meinen Lieblingsliedern.

    OMD? Hmm... mal gucken. Bin ich jedenfalls kein so großer Fan von denen wie von KW.

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  9. Standen alle Konzertbesucher auf der Gästeliste oder haben auch einige aus nostalgischen Gründen den vollen Eintritt bezahlt?

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  10. Loganoc, genau der Fotograf war’s …

    Ramses, bei OMD werden wir uns sehen. Auch Kollege joshuatree reist an. Hoffentlich spielen sie nicht „Joan of Arc“.

    bosch, es war so proppevoll, so viele Journalisten gibt es in ganz Hamburg nicht.

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  11. Sagen Sie mal, Herrschaften, was treiben Sie da eigentlich in Ihrer Weltstadt? Irgendeine hippe Art von Inzucht, oder was? Wir ham zwar zweitausend Events jeden Abend, rennen aber alle in denselben (dasselbe)?

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  12. Dieselbe, werter Poodlepop, dieselbe. Und zwar Veranstaltung. ;-p

    Ich glaube ja mittlerweile, das mit KW war nur ein Marketinggag und eigentlich war das Ganze ein Bloggertreffen. Nur ohne es so zu nennen. Perfide!

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  13. Juhuuuh, ich bin ein Leptosom !
    Ich kann mir das Abnehmen sparen.

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  14. Matt, sie werden definitiv fast die gesamte Platte "Architecture and Morality" (1981) spielen. Ich blicke nun neben der Vorfreude auch mit einer gewissen Sorge auf den Beginn des 3/4-Takts von "Joan of Arc". Nach der Lektüre Deines Eintrags von 11.58.

    @GP: Ihre Präsenz hielte ich persönlich für unabdingbar.

    btw: Am 14.03. spielen Manfred Mann´s Earth Band im hiesigen SAP-Vorort St. Leon. Aber "Davy´s on the Road again" und das dylanische "Blinded by the Light" ohne Chris Thompson - ich bin unentschlossen.

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  15. Der Name Wilde macht sich in Strass gut auf Lederhosen. Tolle Frau. OMD unbedingt, bitte auch Joan Of Arc :-)

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  16. Na gut, meinetwegen auch „Joan of Arc“. Obwohl ich das gleichnamige Stück von Leonard Cohen unbedingt vorziehe.

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  17. Schluchz, warum war ich am Dienstag nicht da? Die Antwort auf diese Frage ist nicht weniger deprimierend als das beklagte Faktum: Ich hab's schlicht und einfach vergessen, und das, obwohl ich mich seit Wochen auf das Konzert gefreut habe. Was den Verfall meiner geistigen Fähigkeiten angeht, scheine ich also alle Besucher eines 80er-Revival-Konzertes locker in die Tasche zu stecken. Aber mal was anderes: Wann haben OMD denn ein besseres Stück als "Joan of Arc" germacht, dessen korrekter Titel übrigens "Maid of Orleans (The Waltz Joan of Arc)" lautet? Muss an mir vorbeigegangen sein.

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  18. JT: Ich stehe mal mindestens für die Zeit vor und/oder nach dem Konzert zur Verfügung. Aber OMD? Es mag damit zu tun haben, daß ich mich nur noch an „Seven Seas“ erinnere. Und an eine Kastratenstimme, die mich auch noch fatal an Loriots sprechenden Hund erinnerte. Neenee, OMD ist einfach nicht so mein Fall.

    Bin halt ein Banause, ich weiß.

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  19. matt, das foto-angebot gilt natürlich auch für sie - speziell, weil sie sich ja auch in direkter nachbarschaft befinden ;-)

    zum foto-kollegen jms: war keine platzwunde, nur ein rotes auge - und die oben verlinkte geschichte hat für ihn auch ein nachspiel, bei einem großen hamburger konzertveranstalter ist er jetzt für weitere konzerte gesperrt. allerdings muss man zu seiner ehrenrettung sagen, dass ein weiterer kollege ihn seit jahren im graben provoziert (und er das mit sich machen läßt), und dieser kollege an sich der noch unangenehmere von beiden ist, an sich hätte man beide sperren müssen. genug nähkästchenplauderei...

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  20. Andreas, das kraftvolle „Electricity“ ist doch dem seichten Geschwappe von „Maid of Orleans“ (danke für die Titelschärfung) meilenweit überlegen. Aber das spielen sie hoffentlich auch.

    GP, wenn Sie glauben, mit einem vorauseilend devoten „Bin ein Banause, ich weiß“ Ihrer Anwesenheitspflicht bei besagtem Konzert entgehen zu können, so muss ich Ihnen sagen: Vergessen Sie’s! Das Banausentum will live vor Ort untermauert werden. Sie können die eklen akustischen Eindruck ja durch Zufuhr von ausreichen Gerstensaft dämpfen.

    marco, die Ehrenrettung hat der Kollege allmählich auch nötig. Was im Intro-Forum an menschenverachtendem Müll über ihn abgesondert wird, wirft ein sehr hässliches Licht auf die Leserschaft dieser Postille.

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  21. Darf ich kurz anmerken, daß ich von Marcos Geschichte kein Wort verstanden habe? Aber die Sache mit der Platzwunde gefällt mir dennoch.

    Matt: Nun, ich werde mich nicht allzu sehr dagegen wehren, denn wie Sie ja wissen, ist mir die Gesellschaft stets wichtiger als das Ereignis.

    Läuft denn OMD an einem Wochenendtag? Nur dann nämlich kann ich gewährleisten, den für die Wertschätzung der Musik notwendigen Gerstensaftpegel erreichen zu können. Ich Banause. Vorauseilend devot, wie ich nunmal bin.

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  22. Zunächst einmal muss ich mich schamhaft für einen Schreibfehler in meinem letzten Eintrag entschuldigen.

    GP, es handelt sich um einen Mittwoch (23. 5.), also gleichsam genau das Gegenteil von einem Wochenende …

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  23. Marco, ich kann dir da nur zustimmen, was den anderen Kollegen betrifft. Aber der hat zu viele Abnehmer, da traut sich kein Veranstalter ran ;-)
    Und dir auch Matt, es ist einfach widerlich, was bei Intro.de zu lesen ist. Wenn so über einen gedacht wird, dreht man vermutlich irgendwann automatisch durch - entweder im Fotograben oder woanders.

    Zu OMD: Machen die eigentlich auch ein neues Album, so à la Kim Wilde mit den fetten Beats von Fahrenkrog-Petersen? ;-)

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