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14 September 2008
Kann mir keine Melone kaufen!
Wie wir alle wissen, spielten sich die Beatles Anfang der 60er auf dem Kiez den Podex ab. Dabei wurden sie unglaublich gut – und anschließend zur erfolgreichsten Band aller Zeiten; die Zukunft eingeschlossen, wie mir Ms. Columbos Glaskugel soeben bestätigt hat.
Trotzdem gab es im dröseligen Hamburg nie offizielle Gedenkstätten, die an diese Weltsensation erinnerten. Japanische Touristen oder zugereiste Blogger mussten sich mit privaten Publikationen bewaffnet mühsam von Wirkungsstätte zu Wirkungsstätte hangeln.
Und dabei hätte es jetzt auch bleiben sollen. Denn wenn es eine Stadt 48 Jahre lang nicht schafft, den Ruhm der größten Band der Welt touristisch zu nutzen, sollte sie besser für immer schweigen.
Gleichwohl haben wir hier seit Mittwoch einen Beatles-Platz, zwischen Reeperbahn und Großer Freiheit, im Angesicht des Stripschuppens Susis Showbar. Von dort sieht man nun eine kreisrunde Fläche aus dunklem Belag, die an eine Schallplatte gemahnen soll. Darauf stehen fünf Schattenumrisse aus geformten Metallbändern: die vier Beatles und – etwas abseits – der arme Stuart Sutcliffe, der die Band 1960 verlassen hatte und zwei Jahre später in Hamburg einer Hirnblutung anheim fiel.
Wie auch immer: Das Ganze ist ein schmuckloses, geradezu ärmliches Arrangement, zumindest im schonungslosen Licht eines strahlenden Septembertages. Es wirkt hingeschlurt und billig. Man kann es nicht mal richtig fotografieren.
Wie ungemein liebevoll die Stadt an das Projekt ranging, zeigt nicht nur seine betrübliche Schlichtheit, sondern auch die Sorgfalt seiner Ausgestaltung. In die runde Grundform sind Songtitel der Beatles eingelassen, aber man ließ die Inschriften leider nicht Korrektur lesen, dafür war wohl kein Geld mehr da. Denn jetzt fehlt „Sgt. Pepper’s“ für immer sein angestammtes und grammatisch unabdingbares Apostroph:
Und der bedauernswerte Song „Can’t buy me love“ büßte auf dem Weg zum Beatles-Platz ein Leerzeichen ein und endet jetzt auf „melove“. Oder liegt der Tippfehler ganz woanders, nämlich beim v? Vielleicht gibt es ja einen mir unbekannten Beatles-Song, der von einer Kürbisfrucht handelt („Can’t buy a melon“), und statt eines Leerzeichens hat die Stadt den unbestimmten Artikel vergessen, dafür aber hinten ein e zu viel angehängt?
Man weiß es nicht. Man weiß nur eins: Millionen von Touristen und Kiezbesuchern werden künftig feststellen, dass man in Hamburg, wo die Beatles zur größten Band der Welt wurden, nicht mal ihre Songtitel fehlerfrei buchstabieren kann.
Kann hier eigentlich jemand gut mit einem Winkelschleifer umgehen?
13 September 2008
12 September 2008
Das Kugelschreiberrätsel
Es heißt, das Wissen der Menschheit verdoppele sich alle fünf Jahre. Das bedeutet aber nicht, dass wir drauf und dran sind, irgendwann alle Geheimnisse der Welt entschlüsselt zu haben.
Nein, manche Frage wird ewig unbeantwortet bleiben: Wie klang der Brunftschrei eines Velociraptors? Gibt es Gott? Wie programmiere ich einen Festplattenrecorder? Wieso ist der Schokoladenkern im neuen Nogger Choc so weich und viel zu nougatig? Was verbirgt sich unter Udo Lindenbergs Hut? Letzte Geheimnisse. Wir werden sie auch dann nicht knacken können, wenn sich unser Wissen alle fünf Sekunden verdoppelt.
Unlösbar auch das Kugelschreiberrätsel. Die Situation: Es gibt in deutschen Büros, unabhängig von der Beschaffungssorgfalt und -intensität, nie Kugelschreiber. Deswegen bringt jeder von zu Hause welche mit, deponiert sie in der Schreibtischschublade und schließt sie ab, doch das nützt nichts. Nach einigen Tagen sind die Kugelschreiber zuverlässig weg, und zwar gottweißwohin.
Dort sucht man sie auch, findet sie aber nicht. Also verdächtigt man routinemäßig Kollegen, die einen zurückverdächtigen. Man resigniert und bringt wieder Kugelschreiber von zu Hause mit, schließt sie weg – der ewige Kreis des Werdens und Vergehens.
Das Verschwinden der Kugelschreiber ist eines der großen ungelösten Rätsel des Universums. Früher, als es „Akte X“ noch gab (wieso gibt es eigentlich „Akte X“ nicht mehr?), hätte das Mysterium für mindestens zwei Folgen gereicht.
These: Aliens entführen Kugelschreiber, verwandeln sie in Altpapierstapel und bringen sie nachts heimlich zurück in die Büros.
Nein, manche Frage wird ewig unbeantwortet bleiben: Wie klang der Brunftschrei eines Velociraptors? Gibt es Gott? Wie programmiere ich einen Festplattenrecorder? Wieso ist der Schokoladenkern im neuen Nogger Choc so weich und viel zu nougatig? Was verbirgt sich unter Udo Lindenbergs Hut? Letzte Geheimnisse. Wir werden sie auch dann nicht knacken können, wenn sich unser Wissen alle fünf Sekunden verdoppelt.
Unlösbar auch das Kugelschreiberrätsel. Die Situation: Es gibt in deutschen Büros, unabhängig von der Beschaffungssorgfalt und -intensität, nie Kugelschreiber. Deswegen bringt jeder von zu Hause welche mit, deponiert sie in der Schreibtischschublade und schließt sie ab, doch das nützt nichts. Nach einigen Tagen sind die Kugelschreiber zuverlässig weg, und zwar gottweißwohin.
Dort sucht man sie auch, findet sie aber nicht. Also verdächtigt man routinemäßig Kollegen, die einen zurückverdächtigen. Man resigniert und bringt wieder Kugelschreiber von zu Hause mit, schließt sie weg – der ewige Kreis des Werdens und Vergehens.
Das Verschwinden der Kugelschreiber ist eines der großen ungelösten Rätsel des Universums. Früher, als es „Akte X“ noch gab (wieso gibt es eigentlich „Akte X“ nicht mehr?), hätte das Mysterium für mindestens zwei Folgen gereicht.
These: Aliens entführen Kugelschreiber, verwandeln sie in Altpapierstapel und bringen sie nachts heimlich zurück in die Büros.
11 September 2008
Nur von außen
Menschen, die sich anscheinend grundlos amüsieren, verstören mich. Vor allem beim Fitnesstraining.
Im Bauch-Rücken-Kurs liegt so einer neben mir, ein quadratschädliger Muskelprotz mit Kantenkinn. Alle paar Minuten prustet er für einige Sekunden stillvergnügt in sich hinein, er kichert gar beim Liegestütz vernehmlich.
Anlässe dafür scheint es keine zu geben, im Gegenteil, der Trainer ist ein Quälgeist, und der Rest der Runde findet Ächzen die adäquatere Reaktion auf das, was gerade passiert. Doch das Kantenkinn kichert.
Ähnlich verstörend finde ich übrigens Menschen, die sorgsam kleine Papierstreifen in Form von „FUSSEL“ auf öffentliche Gehwege an der Alster kleben.
Aber vielleicht bin ja auch ich seltsam. Das könnte man letztlich nur von außen beurteilen, und da komme ich so schlecht hin.
Im Bauch-Rücken-Kurs liegt so einer neben mir, ein quadratschädliger Muskelprotz mit Kantenkinn. Alle paar Minuten prustet er für einige Sekunden stillvergnügt in sich hinein, er kichert gar beim Liegestütz vernehmlich.
Anlässe dafür scheint es keine zu geben, im Gegenteil, der Trainer ist ein Quälgeist, und der Rest der Runde findet Ächzen die adäquatere Reaktion auf das, was gerade passiert. Doch das Kantenkinn kichert.
Ähnlich verstörend finde ich übrigens Menschen, die sorgsam kleine Papierstreifen in Form von „FUSSEL“ auf öffentliche Gehwege an der Alster kleben.
Aber vielleicht bin ja auch ich seltsam. Das könnte man letztlich nur von außen beurteilen, und da komme ich so schlecht hin.
10 September 2008
Auftritt der Hessen-Boys
Während einer Diskussion war GP mal entfallen, in welcher Band Sting einst gespielt hatte. Und ich leistete mir mal einen Blackout, als ich den Namen des Rolling-Stones-Sängers repetieren wollte.
Ideale Voraussetzungen also, um abends im Bambi auf dem Hamburger Berg ein Team beim Quizzen zu bilden. Dabei müssen teamweise und kneipenweit Fragen beantwortet werden; man sammelt Punkte, und fürs Siegerteam gibt's am Ende 30 Euro.
Der Dritte in unserem Bunde war übrigens ein Wiesbadener, weshalb wir den Kampf als „Die Hessen-Boys“ aufnahmen – und zwar im unerschütterlichen Glauben an den Nimbus unserer Unbesiegbarkeit.
Am Ende, als wir Vorletzte geworden waren, beglückwünschten wir uns herzlich, aber leise dafür, diesen Nimbus eher intern behandelt und nicht sonderlich breit öffentlich diskutiert zu haben.
Eine der Fragen, an der wir kleinlaut scheiterten, lautete übrigens: Wer war der erste Außenminister der Bundesrepublik Deutschland? Tjaha.
Die verklammerten Frösche, mit denen wir für unsere errungene Platzierung entlohnt wurden, wussten es übrigens auch nicht.
Ideale Voraussetzungen also, um abends im Bambi auf dem Hamburger Berg ein Team beim Quizzen zu bilden. Dabei müssen teamweise und kneipenweit Fragen beantwortet werden; man sammelt Punkte, und fürs Siegerteam gibt's am Ende 30 Euro.
Der Dritte in unserem Bunde war übrigens ein Wiesbadener, weshalb wir den Kampf als „Die Hessen-Boys“ aufnahmen – und zwar im unerschütterlichen Glauben an den Nimbus unserer Unbesiegbarkeit.
Am Ende, als wir Vorletzte geworden waren, beglückwünschten wir uns herzlich, aber leise dafür, diesen Nimbus eher intern behandelt und nicht sonderlich breit öffentlich diskutiert zu haben.
Eine der Fragen, an der wir kleinlaut scheiterten, lautete übrigens: Wer war der erste Außenminister der Bundesrepublik Deutschland? Tjaha.
Die verklammerten Frösche, mit denen wir für unsere errungene Platzierung entlohnt wurden, wussten es übrigens auch nicht.
09 September 2008
Fisch oder Fleisch
Am Freitag, den 19. 9., um 19 Uhr spielen die nicht nur in Hamburg weltberühmten Tomte kostenlos auf dem Fischmarkt.
„Wenn jemand Durst hat, bringt euch Getränke mit“, warnt das Label, „da werden keine Buden stehen!“ Für Kiezianer ein gleichsam lebenswichtiger Hinweis, denn ohne ausreichend Astravorräte geht hier nix – und niemand zu Tomte.
Apropos Fisch: Mittags beim Sushijapaner vertrete ich eine These, die den Syrer, der offen mit dem Vegetarismus kokettiert, enorm bestürzt. Wer auf Sojabratwürste stehe, führe ich überzeugend aus, verhalte sich wie jemand, der sich lieber mit einer Sexpuppe vergnüge als mit einer echten Frau. Empört lacht er auf, an Gegenargumenten hingegen gebricht es ihm hinten und vorne.
Anders übrigens als dem Dekolletee, das ich im St.-Pauli-Stadion an der Wand des Ballsaals entdeckte.
„Wenn jemand Durst hat, bringt euch Getränke mit“, warnt das Label, „da werden keine Buden stehen!“ Für Kiezianer ein gleichsam lebenswichtiger Hinweis, denn ohne ausreichend Astravorräte geht hier nix – und niemand zu Tomte.
Apropos Fisch: Mittags beim Sushijapaner vertrete ich eine These, die den Syrer, der offen mit dem Vegetarismus kokettiert, enorm bestürzt. Wer auf Sojabratwürste stehe, führe ich überzeugend aus, verhalte sich wie jemand, der sich lieber mit einer Sexpuppe vergnüge als mit einer echten Frau. Empört lacht er auf, an Gegenargumenten hingegen gebricht es ihm hinten und vorne.
Anders übrigens als dem Dekolletee, das ich im St.-Pauli-Stadion an der Wand des Ballsaals entdeckte.
08 September 2008
Leicht legendär, dieser Tag
„Die Mauren war ja in manchen Teilen Spaniens länger als 700 Jahre an der Macht“, stellt Ms. Columbo bei der Lektüre der Zeitschrift Geo Epoche verblüfft fest. „Was?“, entfährt es mir, „das ist ja länger als Kohl in Deutschland!“
Dieser Vergleich wäre mir gewiss nicht derart kolibrileicht zugeflogen, hätte ich nicht heute auf einem Flohmarkt auf der Veddel Eckhard Henscheids Helmut-Kohl-Biografie von 1985 erstanden, und zwar für nur einen Euro.
Unter beträchtlichem Kursverfall leiden gemeinhin auch Fußballer nach ihrer aktiven Zeit, aber nicht alle. Nach dem Flohmarkt nämlich ging es ins proppevolle St.-Pauli-Stadion zum „Tag der Legenden“, was bedeutet: Beleibte Fußballer mit Bekanntheitsgrad spielen gegen andere beleibte Fußballer mit Bekanntheitsgrad, wobei er, der Bekanntheitsgrad, durchaus eine gewisse Schwankungsbreite aufweisen darf.
Da ist zum Beispiel Andi Brehme, ein artikulativ und kognitiv eher eingeschränkter Mensch, doch als er heute unter Heribert Faßbenders einpeitschender Ansage einlief, hatte ich doch wahrhaftig einen Kloß im Hals, und dafür schäme ich mich nur ein bisschen.
Brehme nämlich hat mich, dich, ja uns alle 1990 zu Fußballweltmeistern gemacht, mit einem Elfmeter gegen Argentinien in der 81. Minute, ich weiß es noch wie heute. Brehme ist also eine Legende, zweifellos, basta und punktum. Aber Jan Furtok? Roy Präger? Stefan Schnoor???
Wie gut, dass auch Effenberg zum Fehlpässe in die Spitze Spielen herbeigeeilt war, Mehmet Scholl ein ums andere Mal mit Weitschüssen das Dach der Nordtribüne ernsthaft gefährdete, Felix Magath hocheffizient herumstand oder Manni Kaltz bewies, dass man die einmal antrainierte humorlose Eckigkeit im Bewegungsablauf nie mehr verlernt.
Auf dem Platz war auch der inzwischen weißgrau melierte und leicht beplauzte Klaus Fischer, den ich zuletzt vor 30 Jahren im Schalker Parkstadion hatte spielen sehen, am 12. August 1978, um genau zu sein; damals schenkte Fischer der hilflos herumstolpernden Frankfurter Eintracht drei Stück ein, das vierte kam von Rüßmann.
Ein toller Tag der Legenden also, am Ende stiegen völlig zu Recht Luftballons in den Kiezhimmel auf. Und hätte das Fehlen jeglicher Waschgelegenheit auf dem Gegengeradenpissoir meine Stimmung nicht eingetrübt, und hätte A. das Manko des Pissoirs nicht nicht dazu genutzt, nach seiner Rückkehr von ebenda seine Hand auf meinem Rücken abzuwischen, und wäre Mitte der zweiten Halbzeit nicht ein kräftiger Regenguss hämisch über uns hergefallen, dieser Nachmittag gewänne in meiner Erinnerung eine ähnliche Bedeutung wie die 700-jährige Herrschaft der Mauren in manchen Teilen Spaniens.
05 September 2008
Ego, Mann!
Der Musiker Ronnie Wood hat seine Autobiografie veröffentlicht. Auf dem Cover des Buches firmiert er als Autor, dick steht da: RONNIE WOOD.
Das angeblich unterhaltsame Werk trägt den originellen und noch viel megadicker gesetzten Titel „RONNIE“, und in den megadick gesetzten Titel „RONNIE“ ragt die Unterschrift des Autors, ein handschriftliches „Ronnie Wood“.
Wir haben verstanden.
Das angeblich unterhaltsame Werk trägt den originellen und noch viel megadicker gesetzten Titel „RONNIE“, und in den megadick gesetzten Titel „RONNIE“ ragt die Unterschrift des Autors, ein handschriftliches „Ronnie Wood“.
Wir haben verstanden.
Fundstücke (40)
1. An der Kühltruhe von Real in der Feldstraße hängt ein Schild mit Platzierungsempfehlungen für die einzelnen Eissorten. Es propagiert vier Kategorien, die unterschiedlicher nicht sein könnten: „Magnum“, „Hörnchen“, „Klassiker“ und „Kids“. Das eine ist eine Marke, das andere eine Form, das dritte ein Erfolgsprodukt und das vierte eine Zielgruppe. Eine Spitzenleistung in der Disziplin Wirrwarr.
2. „In einer ehemaligen afrikanischen Kolonie Englands überlegte die Regierung, den Rechtsverkehr einzuführen. Um diesen Fortschritt nicht zu übereilen, entschloss man sich, die neue Regelung vorerst nur für Lastwagen gelten zu lassen.“ (Aus einem Brief André Müllers an Peter Hacks vom 7. 11. 1988)
3. Wir rätseln rum, in welchem Kinofilm man mal gehen könnte. Vielleicht in „Elegy“? „Wir könnten Penelope Cruz nackt sehen und Ben Kingsley angezogen“, sage ich zu Ms. Columbo. „Ja, so rum find ich’s auch besser“, sagt sie. Gleichwohl schauen wir seit Tagen die DVD „Mein neuer Freund“ des begnadeten Christian Ulmen – und parallel dazu die exklusiven Folgen im Web.
4. Neulich wurde dieses Blog überflutet von verirrten Schäfchen, die bei Google nach der Wortkombi „marietta slomka schwanger“ gesucht hatten und wohl deswegen hier gelandet waren. Daraus schließe ich: Marietta Slomka ist möglicherweise schwanger. Die Yellow Press brauche ich praktisch nicht mehr zu studieren, mir reicht die Blogbesucherstatistik.
5. Heute las ich die schönste Begründung für die Pleite eines Unternehmens, die ich seit langem gehört habe: „Wir sind ein Opfer der eigenen visionären Kräfte geworden.“
6. Wie ist es Cosimas Verehrer wohl gelungen, der U-Bahnbrücke am Schulterblatt seine Gefühle zu gestehen, ohne das ein oder andere Verkehrsmittel letal zu kontaktieren? Und warum überhaupt wandte er sich mit seinem Anliegen nicht direkt an Cosima, sondern an eine U-Bahnbrücke? Begründung bitte als Kommentar, es interessiert mich wirklich.
04 September 2008
Wes Brot ich ess
Heute war ein Tag wie aus den glorreichen Zeiten des Pop Mitte der 90er, als das Schlaraffenland für eine kurze Ewigkeit Wirklichkeit war und einem die gebratenen Tauben nur so zuflogen: drei Einladungen, dreimal Büffet. Man muss nur zum richtigen Zeitpunkt auch das Maul aufsperren, doch dazu später.
Das Mittagsmahl im Anschluss an eine von gedrückter Stimmung geprägte Pressekonferenz geriet mangels Masse zum umkämpften Leichenschmaus. Der erste von zwei Abendterminen führte mich dann um 18 Uhr in den Kaiserkeller, wo die Beatles 1960 ihren Hamburger Debütauftritt hatten.
Unter Zeitdruck – der nächste Termin dräute bereits um 7 – musste ich trotz vernehmbaren Hungers schon vor Eröffnung des ganz augenscheinlich großartigen Büffets (Scampi! Fisch! Antipasti!) den höchst gastlichen Ort verlassen, um im Internationalen Maritimen Museum in der Hafencity die nächste Präsenzpflicht zu erfüllen.
Bei meiner Ankunft standen allerdings nur verhärmte Teller auf dem grundsätzlich büffetverdächtigen Tisch, doch Warmhalteplatten oder ähnliche Indizien für metabolisch Verwertbares waren nirgends zu sehen. Ich hielt mich deshalb erst einmal mit Chardonnay über – ähem – Wasser.
Eine Stunde später – mein Magen übertönte bereits mühelos die just begonnenen musikalischen Darbietungen – traf die wohlgelaunte Kollegin K. ein, die sich, wie sie mir mit düpierendem Behagen erzählte, zunächst in Ruhe das Essen im Kaiserkeller hatte munden lassen, um erst dann von aller Sorge befreit gen Museum aufzubrechen. Zweifellos eine Taktik, die meiner von spießbürgerlicher Pünktlichkeit dominierten weit überlegen war.
Erst nach einer weiteren Stunde – Mitternacht war nicht mehr fern – tischte man auch hier auf, doch statt Fisch gab’s Frikadellen und statt Panacotta Rote Grütze.
Dafür war der Blick über die Stadt quasi sättigend, und ich frönte wieder mal meiner notorischen Kranophilie.
03 September 2008
Die Folgen der Wohnlage
02 September 2008
Das Killerargument
Heute wollte mir eine Promoterin zum Abschluss ihrer Mail die Frage stellen: „Oder wie wollen wir das machen?“ Das glaube ich zumindest herausfiltern zu dürfen aus der Zeile, die wirklich da stand:
„Doer wie wollen wir das amchen?“
Das zugegeben leicht bäurisch wirkende Verb „amchen“ hat einen scheuen Charme, der viel zu selten gewürdigt wird – ebenso wie die schlichte Überzeugungskraft meines Obst- und Gemüsehändlers Thorsten.
Natürlich hätte er alle möglichen Argumente sammeln und kommunizieren können, die seine Orangen zum Must-have geamcht hätten. Aber einfach „Lecker“, ohne Ausrufezeichen: Killer!
Gekauft habe ich trotzdem Rauke, Feldsalat und eine Avocado.
„Doer wie wollen wir das amchen?“
Das zugegeben leicht bäurisch wirkende Verb „amchen“ hat einen scheuen Charme, der viel zu selten gewürdigt wird – ebenso wie die schlichte Überzeugungskraft meines Obst- und Gemüsehändlers Thorsten.
Natürlich hätte er alle möglichen Argumente sammeln und kommunizieren können, die seine Orangen zum Must-have geamcht hätten. Aber einfach „Lecker“, ohne Ausrufezeichen: Killer!
Gekauft habe ich trotzdem Rauke, Feldsalat und eine Avocado.
31 August 2008
Lechner wird zerschrötert
Heute bat mich mein kleiner Stadtteilverein, der FC St. Pauli, in den sogenannten Ballsaal im Innern des Stadions, um dort seine neue Sammelbildchenaktion im Paninistil vorzustellen.
Der Ballsaal ist trotz seines Namens von eng begrenzter Mondänität. Wie praktisch alles im Stadion des FC St. Pauli ist auch dieser glamourös betitelte Ort nichts weiter als ein Container, auf dem halt diesmal nicht so was wie „Herren WC“ steht, sondern „Ballsaal“. Auch ist seine Fassade zwar eigenwillig, doch sehr kiezkompatibel gestaltet, wie das Foto oben zeigt.
Die Sammelbildaktion läuft ausschließlich online, und zwar nicht mit den üblichen Brustporträtfotos im Saisontrikot, sondern mit Comicbildchen von Guido Schröter. Der malt seit 20 Jahren St.-Pauli-Männchen, alle riesennasig, großmäulig und mit oftmals irrem, delirierendem Blick. Ich stand also auf dieser Pressekonferenz im Ballsaal herum und trank schon mittags Bier. Das beflügelte mich derart, dass ich am Ende den Spieler Florian Lechner bekniete, für mich neben seinem zerschröterten Porträt zu posieren.
Der Mann ist zurzeit verletzt, deshalb konnte er sich nicht wehren und muss sich nun hier im Blog dem Vergleichstest stellen. Die Ähnlichkeit ist, wie ich finde, durchaus verkennbar, um mal ein selten benutztes Wort in die Runde zu werfen.
Danach gewann St. Pauli gegen Oberhausen glorios mit 4:1, und jetzt bin ich heiser, aber nicht vom Bier und trotz eines Sitzplatzes auf der Haupttribüne, so.
Schein und Sein
Mit diesem Bild wirbt das Fotostudio Colonnet am Bahnhof Jungfernstieg für seine Dienste, die es so zusammenfasst: „Wir retuschieren, collagieren und kreieren.“
Was allerdings mental und tiefenpsychologisch beim Personalchef passiert, wenn statt des makellosen Babyface’ vom Bewerbungsfoto eine Akneruine hereinwankt, das sagt uns die Firma Colonnet natürlich nicht.
Im Zweifelsfall lag es dann an einer „fehlenden Zusatzqualifikation“, klar.
30 August 2008
Nur sechs Stunden
Das vorletzte Mal, dass ich im kleinen St. Paulianer Live- und Indietanzclub Grüner Jäger war, lernte ich morgens gegen 3 unversehens einen aufgeräumten jungen Burschen kennen, und zwar auf der Toilette.
Als ich die Kabine verließ, sprach er mich recht verschwommen an, ohne auch nur im geringsten die intensive Nutzung des Pissoirs zu unterbrechen. Seine Absichten mir gegenüber freilich waren nichtwasihrdenkt, sondern hehr, er wollte nur jemand von seinem Schicksal erzählen, und wahrscheinlich war ich eher der zwölfte als der erste.
Sechs Stunden habe er noch, erklärte er mir zungenlahm und pimmelschwenkend, dann ginge es unvermeidlich hinaus auf hohe See für viele, viele Wochen. In diesen sechs Stunden, so fuhr er fort, müsse er unbedingt noch eine weibliche Bekanntschaft machen, von deren zwar kurzem, doch hoffentlich um so süßerem Verlauf er draußen auf See wochenlang erinnernd zehren könne.
Ich wünschte ihm viel Glück dabei und empfahl mich. Sechs Stunden später tuckerte er vorbei an Teufelsbrück (Foto) Richtung Westen, hinaus auf hohe See, und ob ihm eine süße Erinnerung im ankerschweren Kopf herumspukte oder nicht, werden wir nie erfahren.
Die Chance war aber eher klein.
Als ich die Kabine verließ, sprach er mich recht verschwommen an, ohne auch nur im geringsten die intensive Nutzung des Pissoirs zu unterbrechen. Seine Absichten mir gegenüber freilich waren nichtwasihrdenkt, sondern hehr, er wollte nur jemand von seinem Schicksal erzählen, und wahrscheinlich war ich eher der zwölfte als der erste.
Sechs Stunden habe er noch, erklärte er mir zungenlahm und pimmelschwenkend, dann ginge es unvermeidlich hinaus auf hohe See für viele, viele Wochen. In diesen sechs Stunden, so fuhr er fort, müsse er unbedingt noch eine weibliche Bekanntschaft machen, von deren zwar kurzem, doch hoffentlich um so süßerem Verlauf er draußen auf See wochenlang erinnernd zehren könne.
Ich wünschte ihm viel Glück dabei und empfahl mich. Sechs Stunden später tuckerte er vorbei an Teufelsbrück (Foto) Richtung Westen, hinaus auf hohe See, und ob ihm eine süße Erinnerung im ankerschweren Kopf herumspukte oder nicht, werden wir nie erfahren.
Die Chance war aber eher klein.
29 August 2008
Sie hatte zehn Taschen
Eigentlich wollte ich diesen Eintrag mit einer ausufernden Selbstbeschimpfung beginnen. Ich plante mich Noppensohle zu nennen, alternativ auch Rumpelhirn und Leergutverwalter, Intelligenzlemming, IQ-Funzel, Hirnrisspfleger und Glatzenbatzen.
Dann entschied ich mich doch, damit erst einmal zu warten und lieber mit dem Essen bei Senait anzufangen. Während sie uns meisterlich bekocht (Viktoriabarsch), lasse ich ihren Sohn immer wieder Richtung Decke fliegen. Der Kleine quiekt vor Glück – genau wie ich nur wenige Stunden später, aber aus ganz anderen Gründen.
Bei Esprit in der Mönckebergstraße plane ich eine Jacke zu kaufen. Mein wichtigstes Jackenkaufkriterium, welches sich übrigens exakt deckt mit meinem wichtigsten Hosenkaufkriterium, ist folgendes: viele Taschen. Und Esprit hatte mich per Mail mit der Aussicht auf zehntaschige Jacken in die Mö gelockt. Zehn Taschen!
Trunken vor Vorfreude radle ich hin und probiere eine um die andere Jacke an, doch jede hat irgendeinen Makel. Entweder ist mir der Kragen am Hals nicht kommod, oder die schrägen Seitentaschen sind unangenehm weit hinten angetackert. Auch eine Frontknopfleiste überm Reißverschluss (wer denkt sich so was AUS?) führt zur Abwertung in der B-Note. Jede innen applizierte Westensimulation erregt zuverlässig mein Missfallen. Gewisse Farben sind so gar nicht meine, o nein, und mancher Jacke gebricht es einfach – man ahnt es schon – an der nötigen Anzahl Taschen.
Und wenn sie da sind, die Taschen, dann müssen sie natürlich auch das Volumen haben, um etwa meiner Geldbörse eine sichere Heimstatt zu bieten. Ein Test ergibt: Die Börse passt. Dennoch hänge ich in letzter Sekunde die bis dahin favorisierte Jacke zurück und verlasse nur mäßig frustriert den Laden.
Zwar trage ich nun weiterhin eine lediglich viertaschige Jacke, doch immerhin umging ich trotz aller Versuchungen jeglichen Konsumakt, was stets mit innerem Behagen einhergeht – und ja, ich weiß, diese Haltung macht die deutsche Wirtschaft kaputt, mündet direkt in die Rezession, führt zur Machtübernahme der Linken und löst unweigerlich einen Tsunami aus, der Hamburg weg- und sämtliche Jacken in die Nordsee spült, unabhängig von der Anzahl ihrer Taschen. Mir ist das aber egal.
Eine Stunde später klingelt zu Hause das Telefon. Es ist Esprit, ich höre Bestürzendes: Man verfüge, heißt es, über meine Geldbörse. Sie war in einer Jacke, genauer gesagt: in einer ihrer zehn Taschen.
Ein Kunde hatte das Exemplar anprobiert und stieß baff auf meine Börse inklusive Bargeld, Kredit-, Bank-, Krankenkassen- und Fitnessclubmitgliedskarten, Nummernlisten, Personal- und Presseausweisen, Führerschein, Quittungen, HVV-Abokarte, Lunchbonuskarten vom Nachschlaginder und Pastaitaliener, nutzlosem FC-St.-Pauli-Mitgliedsausweis (ich kriege trotzdem keine Dauerkarte), der Bahncard 25 (zweite Klasse) und nicht zuletzt der Espritclubkarte, dank der ich bei Nichtverweigerung des Konsumaktes Ermäßigung auf die zehntaschige Jacke bekommen hätte.
Der knutschenswerte und anonym gebliebene Finder muss nach seiner Entdeckung ohne jeden Kampf mit seinen inneren Dämonen zur Kasse gegangen sein, wo er meine Börse abgab. „Ein junger Mann“, erzählt mir die Verkäuferin ganz aufgekratzt vom Vergnügen, gute Nachrichten überbringen zu können, „in meinem Alter.“
Noch während meines Telefonats mit Esprits entsteht ein leichter Schweißfilm auf Stirn und Unterarmen. Ich ahne, wie sich Senaits Sohn beim Fliegen gefühlt haben muss. Das Quieken vor Glück habe ich mir aber für danach aufgespart; am Telefon wäre das zu intim gewesen.
GP vertritt übrigens die These, der Ort des Geschehens sei entscheidend für den weiteren Verlauf gewesen; ein H&M-Kunde hätte die Börse nicht abgegeben. Mir hingegen scheint das alles eher eine generelle Charakterfrage zu sein.
Allerdings bin ich Noppensohle, Rumpelhirn, Leergutverwalter, Intelligenzlemming, IQ-Funzel, Hirnrisspfleger und Glatzenbatzen nicht bereit, das in einem weiteren Feldversuch zu verifizieren. Das dann doch nicht.
Dann entschied ich mich doch, damit erst einmal zu warten und lieber mit dem Essen bei Senait anzufangen. Während sie uns meisterlich bekocht (Viktoriabarsch), lasse ich ihren Sohn immer wieder Richtung Decke fliegen. Der Kleine quiekt vor Glück – genau wie ich nur wenige Stunden später, aber aus ganz anderen Gründen.
Bei Esprit in der Mönckebergstraße plane ich eine Jacke zu kaufen. Mein wichtigstes Jackenkaufkriterium, welches sich übrigens exakt deckt mit meinem wichtigsten Hosenkaufkriterium, ist folgendes: viele Taschen. Und Esprit hatte mich per Mail mit der Aussicht auf zehntaschige Jacken in die Mö gelockt. Zehn Taschen!
Trunken vor Vorfreude radle ich hin und probiere eine um die andere Jacke an, doch jede hat irgendeinen Makel. Entweder ist mir der Kragen am Hals nicht kommod, oder die schrägen Seitentaschen sind unangenehm weit hinten angetackert. Auch eine Frontknopfleiste überm Reißverschluss (wer denkt sich so was AUS?) führt zur Abwertung in der B-Note. Jede innen applizierte Westensimulation erregt zuverlässig mein Missfallen. Gewisse Farben sind so gar nicht meine, o nein, und mancher Jacke gebricht es einfach – man ahnt es schon – an der nötigen Anzahl Taschen.
Und wenn sie da sind, die Taschen, dann müssen sie natürlich auch das Volumen haben, um etwa meiner Geldbörse eine sichere Heimstatt zu bieten. Ein Test ergibt: Die Börse passt. Dennoch hänge ich in letzter Sekunde die bis dahin favorisierte Jacke zurück und verlasse nur mäßig frustriert den Laden.
Zwar trage ich nun weiterhin eine lediglich viertaschige Jacke, doch immerhin umging ich trotz aller Versuchungen jeglichen Konsumakt, was stets mit innerem Behagen einhergeht – und ja, ich weiß, diese Haltung macht die deutsche Wirtschaft kaputt, mündet direkt in die Rezession, führt zur Machtübernahme der Linken und löst unweigerlich einen Tsunami aus, der Hamburg weg- und sämtliche Jacken in die Nordsee spült, unabhängig von der Anzahl ihrer Taschen. Mir ist das aber egal.
Eine Stunde später klingelt zu Hause das Telefon. Es ist Esprit, ich höre Bestürzendes: Man verfüge, heißt es, über meine Geldbörse. Sie war in einer Jacke, genauer gesagt: in einer ihrer zehn Taschen.
Ein Kunde hatte das Exemplar anprobiert und stieß baff auf meine Börse inklusive Bargeld, Kredit-, Bank-, Krankenkassen- und Fitnessclubmitgliedskarten, Nummernlisten, Personal- und Presseausweisen, Führerschein, Quittungen, HVV-Abokarte, Lunchbonuskarten vom Nachschlaginder und Pastaitaliener, nutzlosem FC-St.-Pauli-Mitgliedsausweis (ich kriege trotzdem keine Dauerkarte), der Bahncard 25 (zweite Klasse) und nicht zuletzt der Espritclubkarte, dank der ich bei Nichtverweigerung des Konsumaktes Ermäßigung auf die zehntaschige Jacke bekommen hätte.
Der knutschenswerte und anonym gebliebene Finder muss nach seiner Entdeckung ohne jeden Kampf mit seinen inneren Dämonen zur Kasse gegangen sein, wo er meine Börse abgab. „Ein junger Mann“, erzählt mir die Verkäuferin ganz aufgekratzt vom Vergnügen, gute Nachrichten überbringen zu können, „in meinem Alter.“
Noch während meines Telefonats mit Esprits entsteht ein leichter Schweißfilm auf Stirn und Unterarmen. Ich ahne, wie sich Senaits Sohn beim Fliegen gefühlt haben muss. Das Quieken vor Glück habe ich mir aber für danach aufgespart; am Telefon wäre das zu intim gewesen.
GP vertritt übrigens die These, der Ort des Geschehens sei entscheidend für den weiteren Verlauf gewesen; ein H&M-Kunde hätte die Börse nicht abgegeben. Mir hingegen scheint das alles eher eine generelle Charakterfrage zu sein.
Allerdings bin ich Noppensohle, Rumpelhirn, Leergutverwalter, Intelligenzlemming, IQ-Funzel, Hirnrisspfleger und Glatzenbatzen nicht bereit, das in einem weiteren Feldversuch zu verifizieren. Das dann doch nicht.
28 August 2008
Prost!
Die sogenannte Blogolympiade ging merkwürdigerweise zu meinen Gunsten aus.
Dabei werden hier doch unablässig derbe Wörter benutzt, unschuldige Ethnien beleidigt, Ex-Kiezgrößen glorifiziert – und Beiträge salbadert, die dieses Blog bei Google auf Platz 1 hieven, wenn man nach „nackte Opas“ sucht. Versteh einer die Menschen. Trotzdem danke.
Ich jedenfalls weiß seit heute, wie Michael Phelps sich fühlen muss. Und er stellte sich nach der Olympiade bestimmt sofort die gleiche Frage wie ich und das abgebildete Haus in der Lerchenstraße.
Dabei werden hier doch unablässig derbe Wörter benutzt, unschuldige Ethnien beleidigt, Ex-Kiezgrößen glorifiziert – und Beiträge salbadert, die dieses Blog bei Google auf Platz 1 hieven, wenn man nach „nackte Opas“ sucht. Versteh einer die Menschen. Trotzdem danke.
Ich jedenfalls weiß seit heute, wie Michael Phelps sich fühlen muss. Und er stellte sich nach der Olympiade bestimmt sofort die gleiche Frage wie ich und das abgebildete Haus in der Lerchenstraße.
27 August 2008
Fundstücke (39)
25 August 2008
Die untaugliche Frankenbremse
Der Franke hat eine neue kulinarische Theorie. Je mehr er zum Frühstück äße, behauptet er, desto heißhungriger müsse er sich zwangsläufig aufs Mittagessen stürzen. Anders gesagt: Viel hilft wenig.
Bisher begründete er allerdings die Tonnen an Lebensmitteln, die er zum Lunch in sich hineinschaufelte, stets mit dem genauen Gegenteil: einem höchst kargen Frühstück nämlich, welches lediglich aus einer Tasse Espresso bestanden habe.
Heute früh aber sah man ihn bereits zum Arbeitsantritt mit zwei kapitalen Mettbrötchen von der Größe je eines Turnschuhs ins Büro hetzen. Schon unterwegs hatte er sich gierig in eins verbissen wie ein Zombie in Tine Wittlers Oberschenkel, und am Schreibtisch setzte er diesen unästhetischen Vorgang auf eine Weise fort, deren Beschreibung jeden augenblicklich zum Gebrauch von Kernseife zwänge.
Kurz gesagt: Der Franke war schon in aller Herrgottsfrüh voll wie ein Walhai. Gleichwohl brachte er mittags plötzlich oben zitierte Theorie vor. Waidwund in unserem Essen stochernd mussten wir daraufhin mittags beim Inder in der Bahrenfelder Straße mit ansehen, wie er ein ums andere Mal durchs Buffet marodierte, mit vollbeladenen Tassen und Tellern zurückkehrte und zwischen zwei Bissen seine neue Theorie argumentativ zu fundieren suchte, was dank seiner unsauberen, reis- und hühnchengedämpften Spreche aber schon rein phonetisch nicht fruchtete.
Es ist übrigens nicht so, als seien nur die Mengen unzumutbar, die sein ganz offensichtlich außerirdischer Metabolismus ohne größere sichtbare Folgen zu verwerten imstande ist. Es ist auch die pure Geschwindigkeit, mit der er sich das alles zuführt. Manchmal hat man das Gefühl, man sähe dem Krümelmonster beim Keksfressen zu, aber im Zeitraffer.
Unlängst versuchten wir daher heimtückisch sein Esstempo zu senken, indem wir ihn zu extrem unhandlichen Lebensmitteln überredeten. Schauplatz war der Italiener im Mercado. Das Ergebnis indes war ernüchternd: Spaghetti mit Tomatensoße sind keine Frankenbremse, o nein. Sie sorgen lediglich dafür, dass er nach dem Mahl auch obenrum nicht mehr repräsentabel aussieht.
Wieso er trotz alledem auf schroffe Art nicht bereit ist, sich im Rahmen eines Workshops von emotionalem Essen heilen zu lassen, versteht wahrscheinlich nicht mal Tine Wittler.
Bisher begründete er allerdings die Tonnen an Lebensmitteln, die er zum Lunch in sich hineinschaufelte, stets mit dem genauen Gegenteil: einem höchst kargen Frühstück nämlich, welches lediglich aus einer Tasse Espresso bestanden habe.
Heute früh aber sah man ihn bereits zum Arbeitsantritt mit zwei kapitalen Mettbrötchen von der Größe je eines Turnschuhs ins Büro hetzen. Schon unterwegs hatte er sich gierig in eins verbissen wie ein Zombie in Tine Wittlers Oberschenkel, und am Schreibtisch setzte er diesen unästhetischen Vorgang auf eine Weise fort, deren Beschreibung jeden augenblicklich zum Gebrauch von Kernseife zwänge.
Kurz gesagt: Der Franke war schon in aller Herrgottsfrüh voll wie ein Walhai. Gleichwohl brachte er mittags plötzlich oben zitierte Theorie vor. Waidwund in unserem Essen stochernd mussten wir daraufhin mittags beim Inder in der Bahrenfelder Straße mit ansehen, wie er ein ums andere Mal durchs Buffet marodierte, mit vollbeladenen Tassen und Tellern zurückkehrte und zwischen zwei Bissen seine neue Theorie argumentativ zu fundieren suchte, was dank seiner unsauberen, reis- und hühnchengedämpften Spreche aber schon rein phonetisch nicht fruchtete.
Es ist übrigens nicht so, als seien nur die Mengen unzumutbar, die sein ganz offensichtlich außerirdischer Metabolismus ohne größere sichtbare Folgen zu verwerten imstande ist. Es ist auch die pure Geschwindigkeit, mit der er sich das alles zuführt. Manchmal hat man das Gefühl, man sähe dem Krümelmonster beim Keksfressen zu, aber im Zeitraffer.
Unlängst versuchten wir daher heimtückisch sein Esstempo zu senken, indem wir ihn zu extrem unhandlichen Lebensmitteln überredeten. Schauplatz war der Italiener im Mercado. Das Ergebnis indes war ernüchternd: Spaghetti mit Tomatensoße sind keine Frankenbremse, o nein. Sie sorgen lediglich dafür, dass er nach dem Mahl auch obenrum nicht mehr repräsentabel aussieht.
Wieso er trotz alledem auf schroffe Art nicht bereit ist, sich im Rahmen eines Workshops von emotionalem Essen heilen zu lassen, versteht wahrscheinlich nicht mal Tine Wittler.
24 August 2008
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