04 August 2010

Man muss Prioritäten setzen, immer



Mann, war das Licht heute Abend im Hafen saftig! Man hätte es vom Himmel klauben und kneten können und dann in Marmeladengläsern verwahren, für den Winter, der viel zu bald kommen wird.

Doch leider hatten A., der Franke und ich beim Biertrinken unter den Palmen am Pinnasberg kaum ein Auge dafür, weil wir aus irgendeinem idiotischen Grund, der mir, wenn ich ihn noch wüsste, total peinlich wäre, verzweifelt nach dem Namen eines Fußballers suchten, der mal eine klägliche Saison beim FC Bayern verbracht hatte und später nach Hannover geflohen war.

„Ich denke immer an Djorkaeff“, sinnierte A., „aber der war’s nicht.“

„Er fängt mit F an“, sagte ich.
„Nein, mit D“, beharrte A.

Derweil navigierte sich der Franke, der als Bayernfan diesen blöden Namen eigentlich am ehesten hätte wissen müssen, mit seinem Webhandy durch die kicker.de-Seite, blieb aber ständig an nebensächlichen Meldungen wie „Robben fällt für zwei Monate aus“ hängen.

„Forsthoff?“, warf ich hoffnungslos ein. Natürlich nicht. Inzwischen hatte auch A. sein archaisches Webhandy gestartet. „Es lädt“, murmelte er, „bin schon bei 6 Prozent.“ Allmählich leckte das letzte Glitzern des saftigen knetbaren Hafenlichts über die Spitzen der höchsten Kräne, aber ich hatte eh kein Marmeladenglas dabei.


„Elf Prozent“, sagte A.

Am Geländer hatte ein Mann Aufstellung genommen, der eine Gruppe Jugendlicher anschrie. „Eure Statistiken sind das Letzte!“, brüllte er. „Ihr werdet untergehen, alle!“ Uns kümmerte das alles nicht, es gab Wichtigeres auf der Welt, nämlich einen Namen, der uns auf der Zunge lag, aber nicht rauswollte, verdammt.

„Ich hab’s“, sagte A. in einem Tonfall, der nicht triumphal klingen sollte, obwohl er’s war. „Schlaudraff. Es war Schlaudraff.“

Schlagartig entwich dem Abend die Spannung, es wurde dunkel, und bald trieb uns die Augustkälte nach Hause. Schlaudraff. Ich hatte es gewusst: Irgendwas mit F.

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8 Kommentare:

  1. Marmaladengläser? Heißt doch eigentlich "Marmeladengläser"...

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  2. Sie haben mich ertappt und völlig Recht. Das kann so nicht bleiben.

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  3. Nein. Auf gar keinen Fall kann ein derart skandalöser Fehler so stehen bleiben. Warum aber nur hat der Meister der Orthographie den Fehler noch nicht beseitigt? Kleiner Tipp von mir: Bei Unsicherheiten mit der Rechtschreibung einfach ein anderes Wort wählen. Nutellaglas zum Beispiel. Oder Nusspliglas. Oder Nutokaglas. (Damit sich keiner benachteiligt fühlt) Gibt es das Zuckerzeug eigentlich wie früher auch noch in der Tube? Wie komme ich da jetzt eigentlich drauf?

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  4. "Marmalade"? *kicher...
    Ihnen fehlt wohl eine Praktikantin, die alle Ihre Rechtschreibfehler ausbügelt..

    @Anonym: Ja, ganz toller Tipp mit "Nutellaglas".
    Vielleicht auch anstatt "Marmaladenglas" "Moskitonetz" schreiben?! Oder "Teppichklopfer"?
    Marmelade ist doch kein Nutella!
    Marmelade besteht aus Obst und Zucker, Nutella aber aus Nüssen, Fett, Rinderblut und noch ein paar anderen Dingen...

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  5. *seufzt* Sie sprechen mir aus der Seele - gestern abend an der Küste, da gings mir ähnlich. Wenn da nicht immer dieser Abschiedsschmerz hineinwehen würde, in diese Farbenpracht...

    Herzlichst,
    Josie

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  6. Wo steht denn „Marmalade“, wo? Sie haben ja alle einen Knick in der Optik, meine sehr verehrten Damen und Herren!

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  7. @ Anna

    Ihre Vorschläge in allen Ehren, aber Moskitonetze oder Teppichklopfer eignen sich nun einmal nicht dazu, saftiges knetbares Hafenlicht für den Winter zu konservieren. Rinderblut... Wird selbst in Veganerforen schon verneint. Statistisch gesehen soll in Nutella aber ein kleiner Anteil Mäuse enthalten sein, die sich im Silo mit den Nüssen ein nettes Plätzchen gesucht haben. Guten Appetit.

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  8. Oh, das Bild ist so unglaublich schön! Wenn ich so etwas sehe, will ich mich auf der Stelle in einen Zug nach Hamburg setzen.

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