Gehe heute im „Weltpokalsiegerbesieger“-T-Shirt des FC St. Pauli zur Pressevorführung des Films „23 Tage“ von Detlev Buck.
Eine kongeniale Entscheidung, weil der Streifen ausschließlich aus YouTube-Fußballfilmchen rund um die EM besteht. Auftritt Matt, und siehe da: Der Anblick meines Shirts verwandelt die Anwesenden; er bringt sie zum Leuchten, von innen.
„Schönes T-Shirt!“, glitzert mich eine Frau aus Bucks Team an. „Danke“, glitzere ich zurück und nippe gelassen am Pappbecher Kaffee. Ein Offizieller von YouTube flüstert mir während der Pressekonferenz verschwörerisch ins Ohr: „Das T-Shirt habe ich auch!“ Ich recke ebenso verschwörerisch den rechten Daumen hoch. Auch Detlev Buck scheint zufrieden mit meinem Outfit. Und wie auch nicht?
Ohne ihn geplant zu haben, werte ich diesen Auftritt posthum als Feldversuch. Als studierter Sozio- und Ethnologe (wenngleich jeweils nur im Nebenfach) gilt es daraus nun ein belastbares Fazit zu ziehen. Es sieht einem Ratschlag zum Verwechseln ähnlich:
Wenn ihr da draußen, die ihr mühselig und beladen sowie sozial und sexuell unterversorgt seid, diesen Zustand rasch beheben wollt (und wer will das nicht?), so gehet in Stanislawskis Namen im „Weltpokalsiegerbesieger“-T-Shirt des FC St. Pauli auf Pirsch. Es wird euer Schaden nicht sein.
Noch ganz berauscht von so viel Zuneigung, die beinah schon Grenouille’sche Ausmaße erreichte, erzähle ich daheim von diesem erhebenden Tag.
„Als Wissenschaftler“, mahnt Ms. Columbo, „musst du auch die Gegenprobe machen und …“
„Neeiiiin“, falle ich ihr panisch ins Wort, „du willst mich nicht in ein HSV-Hemd stecken, oder?“
„… und dich mit der Raute in die Öffentlichkeit wagen“, fährt sie ungerührt fort.
„Ich bin empört und weise dein Ansinnen schärfstens zurück!“, weise ich empört und schärfstens ihr Ansinnen zurück.
„Ja, ja, immer den Weg des geringsten Widerstandes“, sagt sie.
„Was zu weit geht, geht zu weit! Wissenschaft hin oder her.“
Wie redet sie überhaupt mit einem Weltpokalsiegerbesieger? Na ja, wenigstens Buck versteht mich.
PS: Das Hemd hängt gerade auf dem Wäscheständer. Bis morgen früh ist es bestimmt wieder trocken.
gute wahl, herr matt, ausgezeichnete wahl sogar! der zur aufführung gekommene film selbst hingegen scheint ja nicht weiter der rede wert zu sein...
AntwortenLöschenDarüber lasse ich mich ausschließlich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit aus. An anderer Stelle also bald mehr.
AntwortenLöschenMoin Zusammen,
AntwortenLöschenmag ne Blöde Frage sein, aber wenn hat St. Pauli denn da 2002 besiegt, und was ist der Weltpokal?
silent
@silent: Der Weltpokal ist ein Cup, den der FC Bayern mal gewonnen hat. Dann hat has St.Pauli gegen die Bayern am Millerntor in der Bundesliga 2:1 gewonnen und war somit "Weltpokalsieger - Besieger".
AntwortenLöschenIch würde das Teil allerdings heute nicht mehr anziehen, sowas verjährt...
Sowas verjährt nicht. Es verliert an Aktualität und wichtig ist auf dem Platz. Aber wer dabei war, egal ob er oder sie nun ein solches Hemd hat, der weiss, was ich meine. Schade, dass es bald 10 Jahre her ist. :)
AntwortenLöschenGegengerade, einen größeren Unsinn als den von der Verjährung habe ich diese Woche noch nicht gehört, und sie ist schon weit fortgeschritten.
AntwortenLöschenWenn irgendetwas den Ruf, die Aura, das Image im Fußball prägt, dann sind es die Spiele der Vergangenheit. Schon mal was vom nicht verjährten Wembleytor gehört? Oder von Pokalvitrinen?
...na ja, werter Herr Matt, Sie tun ja gerade so, als wäre das Shirt der hammmer Geheimtipp! Damit rennt doch mittlerweile jeder Pseudo-Trash-Styler sogar in Berlin-Mitte rum! ;-) Nix für Ungut, aber ein bissel ausgelutscht das ganze Weltpokalsiegerbesiegergedöns, find ich!
AntwortenLöschen...außerdem, schaut mal ins Zentrum des Aufdrucks - was steht denn da?
AntwortenLöschenRuf, Aura, Vergangenheit? An die Retterzeit möchte ich nicht mehr wirklich erinnert werden. Leute, schaut nach vorn, nicht zurück.
Matt, das mit der Raute ist doch nicht so schlimm. Ist ja immerhin Hamburg. Stell Dir mal vor, Sie müßten in einem FC-Bayern-Trikot auflaufen!
AntwortenLöschenIn einem St.-Pauli-Trikot kann man übrigens auch große Erfolge im Fitneßcenter erzielen. Vor allem, wenn es sich um das mit dem Aufdruck „Jammern kannst Du woanders” handelt.
Da findest Du Dich in guter Gesellschaft, bspw. mit Ian Joy, der in seiner neuen alten Heimat immer noch Pauli-Shirts trägt und es partout nicht ausziehen mag.
AntwortenLöschenhttp://www.ringfahndung.de/archives/ians-heimweh
Kann übrigens nur bestätigen, dass ein Pauli-Bekenntnis die Kontaktquote erhöht. Meine Feldversuche in München und Kopenhagen ergaben sogar: es erhöht ebenfalls die Kontaktqualität ;)
... übrigens zum Film. Weisst Du wie die "Hobbyfilmer" entlohnt worden sind? Oder riecht das Projekt nach AAL? Bei Buck ist ja vieles denkbar - bei Youtube übrigens auch ;(
AntwortenLöschenDAS T-Shirt zu tragen erhöht eindeutig die Kontaktquote, das kann ich bezeugen.
AntwortenLöschenMit der Raute über den Kiez zu laufen erfordert vermutlich mehr Mut, als Frau Columbo sich vorstellen kann, ich hätte ihn auch nicht. ;-)
Für Gesprächsstoff sorgt mein Auto auch immer, egal, welche Veranstaltung ich besuche. Mein Kennzeichen lautet nämlich HH-SV und auf der Heckscheibe prangt deutlich sichtbar ein Totenkopf. Ursache sind meine Söhne, die unterschiedlichen Lagern anhängen und ihre Forderungen stellten und ein Vater, der beiden Vereinen anhängt.
Von Anfeindungen bin ich aber bisher glücklicherweise verschont geblieben. Mein Auto übrigens auch. Im Zweifel betone ich, dass die bloße Erwähnung des FCB bereits für ein Aufstellen der Nackenhaare sorgt. Das gemeinsame Feindbild vereint dann wieder.
Die Retterzeit, elvis, ist Teil der Geschichte – und warum möchten Sie nicht mehr daran erinnert werden, wie die Fans mal den Verein gerettet haben? Gut, Uli Hoeneß war auch daran beteiligt. Und das, GP und luckyjack42, macht den FC Bayern auf dem Kiez inzwischen weit genehmer als die Rautenträger, das muss man hinnehmen.
AntwortenLöschenring2, das Filmprojekt ist ein reines Non-profit-Unternehmen, bei dem auch sämtliche Erlöse gespendet werden, und zwar an Anti-Nazi-Organisationen.
Hinnehmen, werter Matt, muß ich gar nichts. Es mag ja sein, daß verschiedenste Kämpfe (unter anderem auch der für die Akzeptant der Raute unterm Himmel überm Kiez) unsinnig sind, aber ich möchte später wenigstens auf dem Grabstein stehen haben: Wenigstens hat er nicht aufgehört zu kämpfen.
AntwortenLöschen;-)
Elvis, mir ist nicht ganz klar, was Sie meinen: Was soll im Zentrum des Aufdrucks stehen? Das Wort Retter werden Sie dort im Falle von Matts Hemd jedenfalls nicht finden (sofern das abgebildete wirklich seines ist). Es handelt sich eben um ein Weltpokalsiegerbesieger-Shirt von 2002 und nicht um ein Weltpokalsiegerbesiegerretter-Shirt von 2003. Niemand muss sich also vom Anblick dieses Textils an die Retterzeit, Corny Littmann, Uli Hoeness etc. erinnert fühlen.
AntwortenLöschenUnd GP: Natürlich ist der HSV der Feind - soll man ja nicht mehr sagen, also meinetwegen: der Gegner Nr. 1 und nicht der FC Bayern. Dieses "Hauptsache Hamburg"-Gefühl habe ich nie nachvollziehen können.
Wofür stehen denn Fußballvereine dann? Die Spieler wechseln eh ständig, die Trainer auch, genauso die Sponsoren.
AntwortenLöschenDas einzige, was die Vereine noch auseinanderhält, sind ihre Namen. Und daher steht natürlich der HSV eher für Hamburg als bspw. der FC Bayern. Oder?
Da liegen Sie, mit Verlaub, falsch, Herr GP. Vereine bestehen aus ihrer Geschichte, woraus sich wiederum ein Image, im besten Fall auch eine Aura verfestigt.
AntwortenLöschenIn der Tat ist das alles unabhängig von aktuellen Spielern oder Trainern – wie sie sich in die Geschichte des Vereines einschreiben und somit vielleicht sein Image und seine Aura verändern können, wird sich erst künftig erweisen.
Die Unterschiede allein auf die Vereinsnamen zu reduzieren, zeugt von einer fundamentalen Unkenntnis, die Ihnen auf den meisten anderen Gebieten freilich nicht eigen ist. Insofern verschmerzbar, wie ich finde.
Wie ich ja bereits des Öfteren sagte, bin ich kein Fußballfan. Ich werde kurzfristig manchmal zu einem, aber eben nicht so richtig.
AntwortenLöschenFür mich steht der HSV erstmal für Hamburg, ebenso wie der FC St. Pauli.
Ich glaube aber auch, daß die Vereinsgeschichte sehr wohl einiges mit der Stadt zu tun hat, aus der der Verein stammt, so daß eben die Verknüpfung des Vereins zu der Stadt, deren Namen er trägt, für mich völlig logisch erscheint.
Aber: Sie erörtern mir das bei Gelegenheit nochmal persönlich, dann verstehe ich das als Nicht-Fan besser. OK?
Selbstverständlich.
AntwortenLöschenMich würde viel eher interessieren, ob die Kontaktqoute auch bei weiblichen Trägern dieses T-Shirts steigt.
AntwortenLöschenDas wäre ebenfalls noch zu verifizieren.
Um mal kurz zum Thema zurückzukommen*
Als Girlie-Shirt gabs das eben leider nicht!
Dieses Hemd ist eindeutig unisex. Also ausprobieren. Das klappt, versprochen.
AntwortenLöschenDas klappt auf jeden Fall. Ich beispielsweise spreche grundsätzlich immer jede Frau im St.-Pauli-T-Shirt an. Deswegen sind Abende mit mir auf dem Kiez auch immer recht anstrengend.
AntwortenLöschenIch werde ab jetzt nur noch Pauli Shirts tragen!
AntwortenLöschen(leider laufen die Shirts für Frauen beim Waschen doch tatsächlich ziemlich ein, mir sind dadurch schon 2 entwachsen...leider).
Da machen Sie sich mal keine Sorgen: An Frauen sehen zu kleine T-Shirts i. d. R. immer noch gut aus.
AntwortenLöschenAlso Herr Matt,
AntwortenLöschendas Frauen in zu kleinen T-Shirts i.d.R. immer noch gut aussehen kann ich so nicht stehen lassen. Es kommt doch sehr auf die weiblichen Proportionen an und oft möchte man so mancher Frau diskret zuflüstern: "Es gibt Ihr T- Shirt auch in anderen Größen, doch ganz bestimmt, schauen Sie nur richtig nach."