27 März 2008

Was ist mit Krell?

Provinzkino ist toll. Nicht wegen der Filme, die sind ja überall gleich. Sondern wegen der Provinzwerbung im Vorprogramm.

Aus Marburg etwa blieb mir die Diaschau der Glastanzdiele Hermershausen unvergesslich, vor allem wegen des Namens. Welch eine Jugend muss das sein, deren Höhepunkte (sic!) untrennbar verbunden sind mit der Glastanzdiele Hermershausen! Bis heute denke ich an diese Begegnungsstätte mit warmen Gedanken zurück, obwohl ich sie niemals aufsuchte.

Unübertroffen aber blieb jener Provinzkinospot, den ich einst im Dillenburger Gloriakino die Ehre hatte kennenlernen zu dürfen. Er kam von einer Herborner Zoohandlung namens Krell, und das Großartigste an dieser unbeholfen hintereinander drein stolpernden Bilderfolge war der wirklich unübertreffliche Claim, auf den selbst eine Spitzenagentur wie Scholz & Friends niemals gekommen wäre.

Er lautete: „Hast du ein Heimtier, liebt Krell auch dein Tier.“

Vorgestern waren wir wieder einmal im Gloria in Dillenburg. Wir warteten auf Krells neusten Werbespot. Es war klar: Er wäre der Höhepunkt des Abends. Wir warteten. Doch er kam nicht.

Das hat echt den ganzen Film überschattet.

PS: Wenigstens gelang mir danach auf der Heimfahrt irgendwo vor Hannover das abgebildete Foto, und das bei Tempo 150. Ist aber nur ein kleiner Trost.

13 Kommentare:

  1. oh, da fällt mir doch spontan auch ein lokaler Werbespot aus Hamburg ein. Ein echter Klassiker:
    - Kiesow Autoverwertung -
    es wurde ein customized Car bestehend aus Ente, VW, Mercedes und so weiter sowie ein flotter Schrauber und eine Blondine mit Neon-Mini gezeigt.
    Dann der Spruch von ihm mit verführerischem Unterton: "...Kiesow in Norderstedt... der hat für alles... Ersatzteile..." und mit einem schnellen Griff war der Sitz der Blondie in Liegeposition.
    Dann Großaufnahme vom Wagen, der zu hüpfen beginnt und nach den Radkappen fällt auch alles andere zusammengeschraubte auseinander und dann der Spruch der Blondine halb stöhnend mit erschöpften und glücklichen Unterton "mir war noch nie so wie bei Kiesow"

    muss so gegen 1986 gewesen sein... :-)

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  2. Klingt eher nach der Ära VOR Alice Schwarzer … ;-)

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  3. Immer wieder ein Vergnügen am Morgen das Wort "Herborn" in einem Hamburger Blog zu lesen.

    Ich glaube, die Zoohandlung gibt es nicht mehr.

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  4. Was, mit dem Auto. Dachte Du fährst nur Zug...

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  5. Auf die besten Sprüche kommt eh kein Werber. Ich hab mal auf einem Bierlaster gelesen: "Durst ist schlimmer als Heimweh." Großartig.

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  6. Autsch. Kindheit und Jugend in Marburg verbracht - du weißt gar nicht, wie lange man diesen Glastanzdielespot ertragen musste. Mit den unmotiviert am Boden zuckenden Glaskacheln - HeBa hieß die gute Stube, meine ich. Selbst vor Ort war ich allerdings auch nie... Hat jedenfalls gerade einige Jugenderinnerungsbruchstücke hochgespült. Kino war jedenfalls in Marburg immer super.

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  7. dein_koenig, selbstverständlich entstand das Foto durchs Zugfenster. Es gehörte zum IC 2370, wenn Sie es genau wissen möchten.

    ramses101, viellicht kam der Spruch ja doch von einem Werber. Oder gab es Indizien dagegen?

    Valentin, dem Lobpreis des Marburger Kinos kann ich nur zustimmen. Und auch die HeBa-Werbung war ja sehr erheiternd. Marburg rules!

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  8. Matt... ein tolles Bild!!

    Ist das der Schatten eines Windrades?

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  9. Nein, ich glaube, etwas aus dem Innern des Abteils spiegelt sich in der Scheibe.

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  10. Herr Matt,

    das Foto finde ich auch sehr geglückt.
    Es fällt mir dazu eine Weide ein, auf der eine Kuh steht, die Brunhilde heißt, und der Werbespot mit dem Text:
    "'Miele, Miele !' ruft Brunhilde, denn nur diese melkt so milde."

    Das ist allerdings keine regionale Werbung gewesen. Ja - ich gebe zu, es ist off the topic, Thema verfehlt.
    Aber trotzdem.

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  11. Au, da weiß ich auch einen. Ende der Siebziger Jahre in meinem Heimatort gab's einen Teppich- oder Tapetenladen namens Meier oder Müller oder Schulze oder so ähnlich. Dessen Werbespruch ging so: "Wenn Tapeten Teppichboden kaufen, erst zu Tapeten Meier laufen". Ich fand schon damals den kreativen Einsatz des Infinitivs bemerkenswert.

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  12. Der Gebrauch des Subjekts scheint mir viel bizarrer – denn wie können denn Tapeten losgehen und Teppichboden kaufen …?

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  13. Und: Wer sind Meier?

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