28 Februar 2008

Wie ich mal ein Rollstuhlpaar am Leben ließ



„Am Film stören mich nur die Bilder“, hat Adorno mal gesagt. Diesen Aphorismus möchte ich gerne aufgreifen, um hier erneut zu bekennen: Mich stören an der Stadt nur die Menschen.

Deshalb war auch „I am Legend“ so erholsam. Ein menschenleeres New York, wie wunderbar. Für Hamburg wünscht sich mein Radler-Ich so was täglich. Vor allem, wenn ich auf dem Radweg unterwegs bin und vor mir einen Rollstuhlschieber mit immobiler Frau sehe, der unversehens einen Schlenker nach links auf meine Fahrbahn macht und in jener Sekunde, da ich ihn ausweichend rechts umkurven will, wieder ebendorthin zurückschwenkt.

Es kam mir in einem Anflug ernster Paranoia so vor, als habe der Mann einen Rückspiegel installiert, mit dessen Hilfe er seine Fahrbewegungen derart auf mein Herannahen abstimmen konnte, dass ein Kollisionskurs unter allen Umständen garantiert war – und zwar auf Kosten der hilflosen Rollstuhlinsassin, die seine Manöver nur als merkwürdigen, doch keineswegs hämischen Schlingerkurs analysiert haben muss.

Ich freilich wusste es besser. Trotz alledem schaffte ich es übrigens, beide am Leben zu lassen und nebenbei auch mich. Was mir aber unterm Eindruck dieses Vorfalls mehrere Stunden lang nicht gelang: mich in die euphorisierende Vorstellung einer menschenlosen Stadt hineinzusteigern.

Vielleicht sollte ich mal wieder einen entstressenden Kurs besuchen – oder am Samstag die Lesung betrunkener Autoren im Indra, wo die Beatles ihr erstes Konzert in Hamburg spielten.

Denn wenn schon Menschen, ob Rollstuhlschieber oder Verseschmiede, dann wenigstens rechtschaffen besoffene.

14 Kommentare:

  1. tach
    also das mit dem erahnen der ausweichbewegungen können auch katzen und füchse ganz hervorragend und ohne rückspiegel. allerdings gelang es mir schon zweimal nicht einer katze, mit dem fahrrad, und einem fuchs, mit dem auto, auszuweichen. wozu ich bemerken muß, daß katze und fahrrad eine wesentlich unangenehmere kombination ist als fuchs und auto.

    blondyonly

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  2. Lieber Matt,
    ich will hier keine Werbung betreiben...aber fallst Du Dich tief und anhaltend entspannen möchtest kenne ich die ein oder andere gute Adresse ;-)
    Liebe Grüße aus dem Bayernland,
    besser und besser,
    Gaba

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  3. sorry ...ich wollte natürlich falls sagen...

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  4. Den Blick stur auf die lenkenden Räder des Rolli gerichtet, geben
    Bruchteile von Sekunden Vorteil in der Reaktionszeit!

    OT:
    Sorry Matt,

    @Gabareta,
    Werbung ist in blogs?, was ich dort gelesen habe ist eh' mein täglich Tun.
    (was ist §HPG?,welche(r) §)
    ".... den Intelligenzquotienten zu steigern, psychische Fähigkeiten zu entwickeln
    und sich und andere zu heilen.... "
    lässt mich ein bissl an Tom Cruise denken.

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  5. Blondyonly, da bin ich mit meinem Rollipaar erheblich besser weggekommen als Sie, das sehe ich sofort ein. Foto gibt es natürlich keins, dein_koenig, denn selbstverständlich habe ich meinen Weg hurtig fortgesetzt.

    Gaba, ich muss Oldman Recht geben. So sehr ich auch deine Anwesenheit hier schätze, dein Angebot werde ich aufgrund seiner esoterischen Unterfütterung wohl niemals schätzen lernen … ;-)

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  6. @ blondyonly: Es gibt einen Dokumentarfilm (einige Jahre her), in dem sich ein Mungo eine Schlange greift und sie am Ende ohne wesentlichen Schaden besiegt. Eine Schlange. Ein absolut synchroner "Tanz". Unglaublich. Als ob der Mungo vorher weiß, wie sich die Schlange bewegen wird. Als wären sie einander verbunden.

    Na ja -ich wünsche allen ein schönes Wochenende.
    Freitag abend (29.02.2008) um

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  7. @olaf
    bei schlange und mungo fällt mir jetzt erst der naheliegenste vergleich ein: guter sex - da geht das auch - aber woher wissen die viehcher auf der straße was mein großes blechgehäuse als nächstes macht?

    blondyonly

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  8. Lieber Matt,
    meine Arbeit hat rein gar nichts mit Esoterik zu tun. Da möchte ich mich dringend distanzieren. "Meine" (ich hab sie nicht erfunden!)Entspannungstechnik basiert auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschungsarbeit von über 50 Jahren.

    Lieber Oldman,
    §HPG ist eine Abkürzung und bedeutet: nach dem Heilpraktikergesetz.
    Ich habe eine Prüfung abgelegt und schließlich die Erlaubnis erhalten Menschen zu behandeln, die krank sind. Das darf in Deutschland nicht jeder.
    Ich weiß nicht ob ich mich bei dem Vergleich mit Tom Cruise geschmeichelt fühlen soll... ich glaube darauf verzichte ich lieber ;-)

    Alles Liebe,
    Gaba

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  9. Da ich gerade Schotts Sammelsurium bei Aufräumarbeiten in meinem Büro fand, darf ich hier auf den auf den Begriff "Enochlophobie" hinweisen.

    Aber ich möchte nicht schon wieder abschweifen...

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  10. Joshuatree hat das oben anonym gesagt.

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  11. Liebe Gaba,
    Oh, das kannte ich nicht. Wie auch?
    Ich hielt "HeilprG" für die
    gültige Abkürzung.

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  12. Anmerkung zur „Heilpraktikerprüfung”: (Quelle: Wikipedia)

    „Der umgangssprachliche Begriff einer „Heilpraktiker-Prüfung“ ist unkorrekt, da es keine staatlich geregelte Ausbildung für die Tätigkeit des HP gibt und somit auch keine staatliche Prüfungsordnung. Es wird dabei überprüft, dass der Proband keine Gefahr für die Volksgesundheit darstellt”

    Voraussetzung für den Beruf des Heilpraktikers ist übrigens der Hauptschulabschluß.

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  13. Leute, vergesst mir die Herzensbildung nicht. Bayrische Entspannungstherapeutinnen auf dem Kiez kann ich mir sehr gut vorstellen.

    Die Erfahrungen mit Österreicherinnen waren jedenfalls nicht schlecht ...

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