27 Juli 2007

Ratten kreuzten seinen Weg

Auf dem Gehweg an der Schmuckstraße, wo die Transen stehen, hocken zwei Tauben, als ich mit dem Fahrrad angeradelt komme. Flöge eine Fee herbei und gewährte mir die Erfüllung eines Dutzend Wünsche, so könnte ich nicht ausschließen, ihr nach Weltfrieden, genereller Genesung und einem 1976er Chateau d’Yquem auch das Bedürfnis nach spurloser Verpuffung aller Hamburger Tauben vorzutragen. 

Trotz dieses düsteren Wunsches, der gewiss einen Schatten auf meinen Charakter wirft, bringe ich es aber nie übers Herz, der noch immer nicht aufgetauchten Fee vorzugreifen und diese Vögel bei passender Gelegenheit plattzufahren. Die beiden vor mir auf dem Gehweg wissen das genau und bleiben gelangweilt sitzen – zumal sie sich im Recht wähnen dürfen: Sie sind zu Fuß, ich radle, und das auf dem Gehweg. 

Als ich mich schon schicksalsergeben auf einen Slalomkurs einzustellen beginne, betritt von links ein weiteres unsympathisches Tier die Szenerie, nämlich eine kapitale Ratte. Düpierend gemächlich hoppelt sie quer über den Weg, ohne mich oder mein Fahrrad auch nur eines Blickes zu würdigen. Interessanterweise reagieren die Tauben ebenfalls mit versnobter Ignoranz auf den immerhin spitzzahnigen Nager. 

Anscheinend hat hier auf St. Pauli niemand mehr vor irgendjemand Respekt oder gar Schiss, und beim Weiterradeln bin ich darüber seltsam verärgert. Ich denke, dieses Gefühl werde ich sublimierend am Franken oder an Kramer auslassen. Jedenfalls nicht an Ms. Columbo, in deren Anwesenheit ich abends auf dem Weg ins Kino dieses Foto vom Heiligengeistfeld schieße.

9 Kommentare:

  1. Also, ich mag Tauben...

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  2. Ich habe eine ähnlich hohe Meinung von Tauben wie du und auch ich bringe es nicht übers Herz, sie vorsätzlich ins Jenseits zu befördern. Nur einmal in Frankreich, da hatte ich es mit einer lebensmüden Taube zu tun. 1987 wars, ich fuhr mit einem Freund mit meinem klapprigem R4 durch enge Gassen, als eine Taube ziemlich zielstrebig auf unseren linken vorderen Reifen zusteuerte. Ich lenkte etwas in die andere Richtung, woraufhin sie ebenfalls die Richtung wechselte. Ich also wieder in die andere Richtung und sie ebenfalls und dann machte es auch schon knack und das Vieh war hin. Die wollte das so. Ich habe alles versucht es zu verhindern und sie hat dagegengehalten. Heute nennt man das wohl Sterbehilfe.

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  3. Auswandern ist übrigens auch keine Lösung.

    Hier zum Beispiel sind die Fliegen noch viel frecher als die Tauben von St. Pauli. Und die sind viel schwieriger zu braten.

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  4. Nun, Tauben bezeichnet man allgemein ja auch als Ratten der Lüfte. Sogesehen sahen sie wohl keine Veranlassung vor ihren eigenen Bodentruppen Reißaus zu nehmen.

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  5. Eine "hoppelnde" Ratte?
    Na, wenn das mal kein Kaninchen war... Und Kaninchen sind mit Tauben ja über sieben Ecken verwandt, das weiß ja wohl jeder..

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  6. In diversen deutschen Großstädten, Herr Großwildjäger, gibt es inzwischen proteinorientierte Restaurants, wo sicher auch die Technik des Fliegenbratens beherrscht wird. Vielleicht sollten Sie dort einmal um Rat ersuchen.

    Herr oder Frau Anonym, Sie haben Recht – und damit meine eine semantische Klammer bildende Überschrift korrekt interpretiert.

    Aber sicher können Ratten hoppeln, verehrte Anna – zumindest wenn man darunter eine zur horizontalen Bewegung parallel geschaltete vertikale versteht und das alles recht unbeholfen aussieht. Bei der Schätzung des Verwandtschaftsgrades könnten Sie hingegen richtig liegen. Viel mehr sind's auch nicht bis zum Einzeller.

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  7. Tauben und Ratten sind das selbe, nur eins davon hat Flügel.

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  8. Schlimm. Nun wird das größte Raubtier dieser Erde einfach ignoriert. Als Krone der Schöpfung kann Man(n) von der niederen Kreatur etwas mehr Respekt verlangen. Oder muss man dazu vielleicht doch?

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