Auf Kiezkneipentour mit A. Als Startpunkt designiert war die Hasenschaukel, doch die hat überraschend erst ab mittwochs auf.
Also rein in den benachbarten Silbersack, eine legendäre Kneipe mitten im Rotlichtviertel, die aber auch nicht mehr das ist, was sie mal war. Ihren Ruhm in den Reiseführern verdankt sie vor allem ihrer Vinylmusikbox mit Schlagern, doch die ist: weg, nicht mehr da, Geschichte.
Schlimmer noch: Sie wurde schnöde ersetzt durch eine CD-Box. So geht’s natürlich nicht, Silbersack, und vielleicht ist deswegen auch niemand da, als wir gegen 21.30 Uhr eintreffen.
Nach zwei Astra ziehen wir weiter in die Kogge, ein uriger Schummerladen mit kostenlosem Kicker, einem DJ, der den ganzen Abend famosen 50er-Jahre-Countryswing spielt, und einem kerzensatten Tresen, der zugleich eine Rezeption ist, denn die Kogge fungiert in einem halbgeheimen Zweitleben auch als Hotel, allerdings mit Dusche auf dem Flur und Klo im Keller. Aber das Flair!
Wir hocken am Tresen resp. der Rezeption und widmen uns zufrieden der fortgesetzten Astrabekämpfung. Dabei stellen A. und ich eine gemeinsame Macke fest: Wir pulen beide an Flaschenetiketten.
A. gesteht mir seine geheime Obsession fürs Silberpapier an den Hälsen von Jeverbuddeln. Ich hingegen preise die versteiften Aluminiumummantelungen von Sektflaschenkorken, die sich wunderbar knüllen, zwirbeln und zerkrumpeln lassen.
Momentan aber habe ich – wie gesagt – nur eine Astrapulle zur Hand, was nicht gut ist. Zum einen hat sie keine befingerbare Halskrause, sondern nur ein Bauchetikett. Und sobald du davon den ersten Zipfel vom Glas gelöst hast, kannst du mit der nötigen Feinfühligkeit, die freilich jeder passionierte Friemler wie nebenbei erwirbt, das ganze Etikett auf einmal von der Flasche ziehen, und zwar mit einem sanften Ritsch, das fast untergeht im Countryswing.
Doch das macht keinen Spaß, das geht zu leicht, zu schnell, das ist, als käme man zu früh. Man muss also immer neue Flaschen Astra ordern, und vielleicht will die sardonische Brauerei genau das und schlingt den Flaschen deswegen keine Krausen um den Hals.
Mit Erörterungen wie diesen geht der Abend dahin, und plötzlich ist es 2 Uhr morgens und Zeit zu gehen. Eine Hure spricht uns an in der Friedrichstraße, sie sagt den üblichen Spruch: „Ihr zwei, kommt ihr mal mit?“ Und zum wiederholten Male verpasse ich es, „Klar, wann hast du Feierabend?“ zurückzufragen. Ich wüsste zu gern, was sie antworten würde.
Na, beim nächsten Mal.
Sie würde vermutlich sagen, "Lasse uns nicht so lange warten, Schatzi."
AntwortenLöschenAlso immer eine Großpackung Klopapier ("happy end" ?) dabei haben. ;-)
pay on(c)e - get two!
AntwortenLöschenFeierabendtarif, sozusagen ;-)
Olaf, ich weiß, DAS hilft immer. Doch in der Kogge hätte die Klopapierpackung doch nur gestört.
AntwortenLöschenPhil, Sie scheinen aus Erfahrung zu sprechen. Darüber möchte ich gerne mehr lesen.
Das mit der Hasenschaukel ist natürlich ärgerlich... da ich aber weiß das die Anja und Tanju (die beiden Betreiber) recht viel selber hinter dem Tresen stehen, gönne ich ihnen auch ihre Auszeit von Sonntag bis Mittwoch.
AntwortenLöschenAls Bewohner selbigem Hauses hier nochmal die normalen Öffnungszeiten ;)
Mittwoch - Samstag ab 19h - Openend
So ich werde heute die letzen Vorbereitungen treffen und bin dann bis Sonntag ohne Internet, in Ferropolis auf dem Melt! Festival.. . hoffentlich spielt das Wetter mit.
Hehe, da muss ich doch glatt wieder schmuntzeln!
AntwortenLöschenGlaub mir, die haben schon so jeden Spruch gehört, offenbar aber eben doch nicht jeden. Denn als ich mal Höhe Hans-Albers Platz angesprochen wurde ob ich nicht Lust auf ne Massage hätte und ich fragte ob Sie denn Physiotherapeutin sei zog sie ein echt langes, verwundertes Gesicht. ;)
Hey, Du hast noch andere A.s neben mir! Und dann machst Du mit denen auch noch genau diesselbe Art Kiezbummel, die wir uns angewöhnt haben ...Übrigens: Bei meinem letzten Besuch im "Silbersack" stand da noch eine bemerkenswerte Kombination aus Vinyl- und CD-Jukebox, genauer gesagt eine Vinyl-Jukebox mit einem CD-Aufsatz. Wenn es die jetzt nicht mehr gibt, ist das natürlich schade, aber trotzdem gibt es noch jede Menge gute Gründe, in den "Silbersack" zu gehen.
AntwortenLöschenund gar nicht ins onkel otto wenn du schon in der gegend warst?
AntwortenLöschenkogge ist fein....einmal im monat legt da der typ vom crypt laden sehrsehrschöne musik auf! solltest du dir mal anhören!
ab sonntag bin ich auch wieder da für ne woche...yipiee!
Ist es Ihnen nie passiert, daß Sie von einer herrlich kalt
AntwortenLöschenumnebelten Flasche das Etikett mit einem langsamen
Ritsch abzogen, sodann mit der Hand saugend schraubend
den Flaschenkorpus umschlossen, zum Munde führten,
genießerisch das Spiel "kommunizierende Röhre" spielten,
die Pulle wieder auf dem Tisch absetzten und............
Und sie blieb kleben. An der Hand. Die Handfläcke päppte,
als hätten Sie in einen Eimer mit Tapetenkleister gelangt?
Dem Mitzecher anschließend freundschaftlich die Schulter
gestreichelt, was die Hand zwar reinigte, etlichen Fliegen
die sich, lutschen wollend, ebendort niederließen aber eine
aufgeregt strampelnde Rückenklebe abverlangte/auferlegte?
Müssen Sie unbedingt versuchen.
Am besten am Pool an der Pulle herumpulen.
AntwortenLöschenIch habe die Macke, aus den weichen (wohl zinkhaltigen)Metallkappen von Wein- oder Champagnerflaschen irgendwelche Figuren zu basteln während um mich herum Gerede ist.
Quasi Pulen de luxe. Kommt aber nicht wirklich oft vor.
"Schlagfertigkeit ist das, was Dir auf dem Heimweg einfällt" - diese auch für mich beeindruckend realitätsnahe Weisheit fiel mir doch spontan nach 20 Minuten wieder ein ...
AntwortenLöschenHey Andreas,
AntwortenLöschenmit Dir waren wir meines Wissens noch nie im Silbersack, das "Golden Gate" war bisher das höchste der Gefühle.
Ist Eure Tour nur Insidern vorbehalten???
Andreas, vielleicht ist es wirklich immer noch diese Kombibox,und ich habe einfach nicht genau genug hingesehen.
AntwortenLöschenBlixa, was ist denn für dich genau „sehrsehrschöne Musik“? Davon hängt mein Besuch dann wohl ab.
In der Tat, oldman, hatte ich es bereits mit sehr anhänglichen abgepulten Etiketten zu tun. Ihre Entsorgungsmethode ist mir allerdings neu. Wird ausprobiert.
olaf, Ihr Metallkappenorigami sollte viel mehr Aufmerksamkeit erlangen. Ein verbloggtes Foto vom bislang besten Exponat könnte einen Trend auslösen.
joshua, das Schlimme ist ja: Den Spruch habe ich schon länger im Köcher. Ich war also vorbereitet. Und trotzdem dieser Rohrkrepierer – ich versteh’s nicht.
Hadern hilft nicht, Matt. Seien Sie also nicht so streng mit sich selbst. Im Improvisationstheater hätte Schlagfertigkeit übrigens auch nichts zu suchen.
AntwortenLöschenHm, ich dachte, gerade da!
AntwortenLöschensehrsehrschöne musik ist natürlich äusserst subjektiv...in diesem fall so richtung surf, beat, 60ies garagepunk.....quasi von den cramps zu dick dale und wieder zurück...
AntwortenLöschenauch wenn das jetzt ne blöde beschreibung war...
ahja...und einen schuss hasil adkins sollte man auch nicht vergessen....
AntwortenLöschenMetallorigami - ich werde versuchen, daran zu denken. Und eine Pixelkamera habe ich auch. Mal sehen. Vielleicht reicht es ja für eine kleine Harley.
AntwortenLöschenDie Ladies haben derzeit gegen 6 Uhr Feierabend. Im Winter gegen 5 Uhr.
AntwortenLöschenwenn ich wieder zum Silbersack gehe achte ich doch mal auf einen Astra-Etiketten-Puler! :-)
AntwortenLöschenSich erhoffen eine St.Pauli Hure sprachlos zu machen ist einziemlich hoffnungsloses unterfangen. Ich wette 10:1, dass sie eine gute Antwort hat.
AntwortenLöschenAnsonsten ist sie neu da.
Ich zog neulich in berlin mit einem Bekannten über den Hackeschen Markt. Dort stehen diese damen ebenfalls sehr Citynah - und ich muss sagen, eine mal die Davidstrasse rauf ist schwerer.
St.Pauligestählt
Zoe, du bist doch bestimmt in der Davidstraße immer im vollen Ornat unterwegs und somit gar kein Ziel für die Damen, oder`;-)
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