Das abgebildete Pornokino schräg gegenüber von unserem Haus gibt es noch nicht lange. Dafür aber das direkt angrenzende Hotel Hanseat, ein Etablissement, das sich keine Mühe gibt, seine Heruntergekommenheit zu verhehlen.
Dort hausen – zunächst im fensterlosen Keller, nach einer Polizeiaktion aber jetzt im ersten Stock – eigens importierte Missgestalten aus Osteuropa, die täglich von Aufpassern zum Betteln auf Jungfernstieg und Mönckebergstraße geschickt werden.
Wir begegnen den Elenden häufig. Vor allem einem winzigen Bündel Mann ohne Beine. Laut Spiegel heißt er Dancio. Im 19. Jahrhundert hätte er im Horrorkabinett eines Jahrmarktes Besuchern den Atem geraubt, heute – tempora passata – wird er auf einer Art Skateboard von der Seilerstraße aus durch die Stadt geschleift, vor C&A oder Armani abgestellt und nach einem langen Betteltag wieder heimgeholt in die Seilerstraße. Und wenn Dancio dann von seinem Wachhund ins Hanseat getragen wird – in den ersten Stock, nicht in den Keller –, dann schimmert seine Haut bläulich im kalten Licht des Pornokinos.
Ich frage mich, warum die Leuchtreklame nicht im kieztypischen Rot erstrahlt. Geht man wirklich, wenn man scharf ist, in einen blauen Laden? Die Betreiber sollten die Werbeagentur wechseln.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Albion“ von Babyshambles, „Hard to come back“ von Madrugada und „Rollercoaster“ von Red House Painters.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen