23 April 2011

Really umgehaun



Hugo Egon Balder ist ja eine ziemlich coole Socke, ungefähr so eine wie
Rolf Zacher. Bei Balder sieht man das schon daran, dass er mit seinem Geburtsnamen „Egon Hugo Balder“ derart unzufrieden war, dass er sich den Künstlernamen „Hugo Egon Balder“ gab.

Er
und Zacher: Das sind jedenfalls zwei über jeden Zweifel erhabene Typen, die es immer geschafft haben, zwischen Drama, Trash und Komik ihr Ding durchzuziehen.

Gestern Abend waren wir ins Zwick an der Reeperbahn eingeladen, wo Balder sein neues Album live spielen wollte. Natürlich mussten wir hin. Wir wären ja auch zu Rolf Zacher gegangen.

Balders Begleitband waren Rudolf Rock & Die Schocker, eine routinierte Kombo nah am Rentenalter, was einige Bandmitglieder allerdings nicht davon abhielt, Karottenfrisuren wie Rod Stewart anno 72 vorzuführen, nur in Eisgrau. Die betagten Elbletten bei uns am Tisch teilten wohl insgeheim diese Haarfarbe, hätten sie sich nicht einer Wasserstoffperoxidbehandlung unterzogen. Ihr Pseudoblond kontrastierte mit Lippenstiftfarben, die selbst dem Regisseur von „Hostel“ zu grell gewesen wären.

Noch während Ms. Columbo und ich über diese Damen giggelten, kam der Franke krank vor Hunger angehetzt und flehte die Bedienung um ein Schnitzel mit Pommes an. Ihre Antwort – „Erst nach dem Konzert wieder, tut mir Leid“ – stürzte ihn in eine Existenzkrise, doch drei Blechdosen mit gesalzenen Erdnüssen, die er wegsaugte wie ein Walhai den Krillschwarm, milderten die allerärgste Not.

Derweil begann Balder zu singen, und zwar Sachen wie „You are the hottest girl in town, you have me really umgehaun“ oder so ähnlich. Manifeste eines Berufsjugendlichen. Während wir halb unter den Tisch krochen vor Fremdscham und Karl Dall spontan auch noch sein linkes Auge auf Halbmast flaggte, nässten sich die Elbletten vor Lachen fast ein.

Wahrscheinlich hofften sie so ihre Chance auf eine persönliche Aftershow mit Hugo Egon resp. Egon Hugo zu verbessern, denn der Mann ist auch mit 61 noch eine Schnitte, trotz allmählich wachsendem Rundbuckel.

Inzwischen sang er „Der frühe Vogel kann uns mal“, ein wie von Twitter geklauter Satz. Und kurz nachdem er mit stets geblecktem Gebiss die wirklich gute Zeile „Wir sind übern Berg, von nun an geht’s bergab“ rausgeröhrt hatte, packten wir den Franken und schoben ihn en passant ins Texas Bar-B-Q an der Reeperbahn, wo er augenblicklich ein formidables Burgermassaker anrichtete, wie uns später zu Ohren kam.

Das alles geschah natürlich bereits am Donnerstag, denn gestern – wie wir alle wissen – hätte selbst eine coole Socke wie Hugo Egon Balder nicht singen dürfen, vom hottest girl in town schon mal gar nicht.

10 Kommentare:

  1. gerüchten zu folge ist h.e.balder mitbesitzer des zwick....
    zusammen mit einem bandmitglied von rudolf rock & die schocker....
    oder so....
    coole socke und berufsjugendlich beschreibt h.e.balder nur sehr oberflächlich und einseitig.

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  2. Es war auch keineswegs meine Absicht, eine vollständiges Bild von Balder zu zeichnen, sondern nur, dass ich ihn schätze – trotz der Texte seines neuen Albums.

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  3. Die Zeile „Wir sind übern Berg, von nun an geht’s bergab“ hat Stefan Stoppok so schon vor etlichen Jahren gesunden (das genaue Werk würde ich auf Anfrage raussuchen) - war's eventuell ein "Cover", erinnern Sie weiteren Text?
    Andererseits: Es kann bei so naheliegenden Bildern natürlich passieren, dass sie ein zweites Mal "entdeckt" werden...

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  4. Genau so ist's:
    "Ich bin überm Berg, von nun an geht's bergab", aus "Gelandet", Album "Happy End im La-La-Land", Stefan Stoppok, 1993

    (Ich mußte suchen, weil mir die Zeile endlos im Kopf herumlief.)

    Stoppoksche Qualität halt :) Er hat viel zusammen mit Danny Dziuk gemacht.

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  5. Danke für die Aufklärung. Dann habe ich die beste Zeile des Abends dem Balder auch noch fälschlicherweise zugeschrieben … ;/

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  6. Ich mag mich über die Qualität des HEB ja täuschen aber alles was dieser Mann meines Wissens nach fertig gebracht hat, ist halbnackte Damen für sich tanzen zu lassen und sich später mit einer (glücklicherweise nicht halbnackten) Dame sich Torten ins Gesicht werfen zu lassen.

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  7. Und was macht Klaus Meine (Ex-Mitsäufer von mir, Hannover 1975 oder so) da im Hintergrund des Bildes? ;-)

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  8. Er stellt orangefarbene Brillengläser zur Schau. Das muss reichen …

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  9. Bei Wikipedia entdeckte ich gerade noch eine alte Single vom Herrn Balder, die man auch gerne mal wieder hören würde:

    Zwei Buletten und eine Gitarre

    Ohne Worte, würde ich sagen.

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  10. Ich bin wirklich dankbar für die Informationen aus diesem Blog. Ich mochte den Blog als es geschrieben wurde, haben die Informationen, die ich von hier.

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