26 April 2011

Fehlentwicklung Individualverkehr

Ein Abend auf dem Balkon. Alles ist vorbereitet, das Arrangement perfekt: Ms. Columbo, eine Flasche Rieslingtrester, Amaretti mit Schokoladenfüllung von Andronaco und dazu als Soundtrack aus dem Wohnzimmer Beethovens siebte Sinfonie.

Der zweite Satz – Beethoven gab als Tempo „Allegretto“ vor – ist zweifellos das schönste Stück Musik, das je geschrieben wurde, und ich würde mich auf Mozarts Komponiertisch stellen und diesen Satz wiederholen.

Einziges Problem aber: die Großstadt.

Während der knapp acht Allegrettominuten beeinträchtigten den Hörgenuss folgende Störfaktoren: ein Dutzend Autos, ein Motorrad, ein Propellerflugzeug, ein ADAC-Hubschrauber, ein Krakeeler per pedes sowie zwei von der Reeperbahn herüberwehende Polizeisirenen. Am Schlimmsten aber war diese envervierend behäbig vorüberknatternde Vespa während der leisesten Passage.

Wäre ich Beethoven, ich hielte den Individualverkehr für eine krasse Fehlentwicklung. Wäre ich ich, ebenfalls.

19 Kommentare:

  1. Stille gibt's auf'm Friedhof später noch mehr als genug.

    Gruß Paddy

    AntwortenLöschen
  2. Vespas sind wirklich die schlimmsten!

    Bei mir in der Straße scheinen mehrere auf den Teilen zur Arbeit zu fahren. Jeden Morgen, um die halb sieben Uhr rum. Vespas hören sich an wie Kettensägen, nur höher, knatteriger und unentspannter.

    AntwortenLöschen
  3. Zieht doch nach Rahlstedt oder so.. dann wird ne Wohnung auf St. Pauli frei :-)

    AntwortenLöschen
  4. Sakana, erstaunlich, was Sie schon alles ausprobiert haben …

    Julia, das könnte Ihnen so passen!

    Auch wenn es komisch klingt, Paddy: So lange möchte ich nicht warten.

    AntwortenLöschen
  5. Es freut mich sehr, wenn Sie staunen.
    Erfahrung ist nutzlos, solange man lernen kann.

    AntwortenLöschen
  6. „Erfahrung ist nutzlos, solange man lernen kann” – das ist ungefähr der sinnloseste Satz, den ich in diesem Monat gehört habe. Und genau deswegen gefällt er mir auch.

    AntwortenLöschen
  7. Na ein Glück, dass Beethoven nahezu taub war. Und was haben eigentlich die Nachbarn zu der Lärmbelästigung aus deiner Wohnung gesagt?

    AntwortenLöschen
  8. GP, mir hing der Satz auch eine Weile nach, doch ich erkannte erst durch Ihren verdienstvollen Kommentar, wie hirnrissig er wirklich ist. Im Klartext bedeutet er: JEDE Erfahrung ist sinnlos, weil man immer noch was lernen kann, höchstens im Wachkoma nicht mehr. Hätte auch von @shengfui stammen können.

    Anonym, dummbatzige Duzer erhalten hier keine Antwort, zumindest keine ernsthaften.

    AntwortenLöschen
  9. "Wäre ich ich,..." (und vorher, usf., etc.) - Eine im Gesamten erstaunlich selbst-, stadt- und stadteilfremde Einlassung, im höheren Kontext gesehen. Hut ab, Herr Stadtteil-Blogger: Das ist ähnlich weltfremd wie "CDU auf Blog".

    Annahme: Womöglich wären demnächst noch "Harley Days" "auf Pauli" (lesen Sie den Fehler?), und überbemittelte Zahnärzte mit eventuell potenzgetriebenem Motorraderwerbsverhalten wunderten sich womöglich, dass man über alles Reifenver"burne", Zylinderfehlgezünde und dumpf-besoffene Gejohle die bewundernd-wohlformulierten Kommentare des reihum anwohnenden, gut situierten Mittelstandes nicht mehr hören könne?

    Oh... Es gibt gar keine "bewundernden Kommentare" irgendeines gut situierten Mittelstandes - mangels Anwohnerschaft eines solchen? (Noch wohnen die nicht an, OK... Gentrifizierung rockt, da tobt der Makler vor Begeisterung und Courtage.)

    Dieser Kommentar meint nicht direkt Sie, Herr Matt... Aber ehrlich: Selbst in so abseitigen Gegenden wie Marienthal, Tonndorf oder Klein Borstel sind Reifenjaulen, Motorendröhnen und Gehubschraubere Alltag, Alltag im Sinne von "alle Tage". Und selbst ohne "Motorradtage" ist das täglich, ohrzerreißend Brot. Was wollen, was erwarten Sie denn ausgerechnet im Kernland des Trivialgelärme?

    Altes Land wäre übrigens auch keine Wahl. Höchstens und selbst nur dann im Winter.

    AntwortenLöschen
  10. Sie dürfen meine selbstgerechten und anmaßenden Blogeinträge keinesfalls so ernst nehmen, wie es den Anschein hat.

    AntwortenLöschen
  11. Musik für die Ohren. Meine Zweitakter ;-) Meist Menschen mit Stil. Versteht leider nicht jeder.

    AntwortenLöschen
  12. Nach einem einwöchigen Versuch, in der Florentiner Innenstadt wenigstens eine einzige Mütze Schlaf zu finden, habe ich mich endgültig von der Romantisierung des Zweitaktmotors verabschiedet. Ich würde auch Ihnen diese Kur unbedingt empfehlen.

    AntwortenLöschen
  13. Selbst in ihrer (vermutlich strukturell "mäßigend" gemeinten) "Selbstgerechtigkeit" und "Anmaßung" haben Sie so recht, wie ich das nehme und Sie (sehr vermutlich) meinen.
    Hören Sie das Donnern der Motoren?

    AntwortenLöschen
  14. Cinema_Noir27.04.11, 01:53

    Besagte 7te bitte am 8ten!

    AntwortenLöschen
  15. Lassen Sie sich überraschen!

    AntwortenLöschen
  16. Anonym, dummbatzige Duzer erhalten hier keine Antwort, zumindest keine ernsthaften.

    Hochmut kommt vor dem Fall :-)

    AntwortenLöschen
  17. Also der Satz mit dem Komponiertisch ist doch ein ziemlich dreistes Zitat aus der Country-Szene. Aber gut, es hat ja niemand bemerkt.

    Es gibt übrigens eine Problemlösung: Kopfhörer. Ich selbst benutze, wenn ich im ÖPNV unterwegs bin, recht oft Ohrstöpsel, wobei es da weniger um den Musikgenuß geht, sondern mehr um die Abschottung vor der bösen (und besonders blöden!) Welt. Das sollte in einem Haushalt mit nur zwei Personen prinzipiell auch klappen; allerdings muß man dann auf die Unterhaltung verzichten.

    AntwortenLöschen
  18. Beim Komponiertisch, werter Anonymous, handelt sich um eine bewusst eingestreute Anspielung für Eingeweihte. Gut, dass Sie einer sind.

    AntwortenLöschen