15 November 2009

Die ökoorthografische Katastrophe

Am Hafen, gegenüber vom alten Elbtunnel (Foto), sah ich heute ein Graffito, welches bereits beim ersten Lesen die Dicke des Brettes vorm Kopf seines Verfassers unmittelbar verdeutlichte. Dort stand nämlich:

„25 MRD RAUS FÜR'N UMWELTSCHUTZ ODER BERLIN BRENNT!“

Das erinnert in seiner hirnrissigen Paradoxie an Abtreibungsgegner, die Ärzte umbringen. Beim Brennen, lieber unbekannter Synapsenmissbraucher, entstehen nämlich umweltschädliche Gase in beträchtlicher Menge – selbstverständlich auch und sogar gerade dann, wenn Berlin brennt, eine Stadt von immerhin fast 900 Quadratkilometern Fläche.

Pi mal Daumen genauso schlimm wie dein argumentativer Schuss ins eigene Knie ist jedoch nicht das fehlende Komma vor „oder“, sondern auf jeden Fall der Deppenapostroph in „FÜR’N“. Kurz: Gesamtaussage inklusive Orthografie bedürfen einer dringenden Überarbeitung.

Morgen schau ich mal vorbei und checke das Ergebnis.

10 Kommentare:

  1. Hmm. Soll das ein kleiner Aufmerksamkeitstest am frühen Sonntagmorgen sein? Ich kann die im letzten Absatz bemängelten Fehler nicht als solche erkennen. Kommata vor "oder" sind Geschmacksache und der Apostroph kennzeichnet die ausgelassenen Buchstaben von "für den".

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  2. Einen Apostroph setzt man aber nur dann, wenn lediglich ein Buchstabe ersetzt wird („ist’s“), und selbst das muss inzwischen nicht mehr sein.

    Das Komma ist erforderlich, weil nach dem „oder“ ein ganzer Satz folgt. Allerdings muss ich zugeben, dass nach neuer Rechtschreibung eine Wahlmöglichkeit besteht. Das hat der Sprayer bestimmt genau abgewogen … ;-)

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  3. Zum Gebrauch des Apostrophs: http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/Regeln/Interpunktion/Apostroph.html;jsessionid=E790ED7E9410C4E918ADEA3588B28D9F

    Der im Beispiel oben ist zumindest optional, d.h. auch dahinter verbirgt sich genaue Abwägung. ;)

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  4. Verehrte Frau Wawuschel, in Ihrem verlinkten Dokument habe ich beim Überfliegen keinen Hinweis auf die Optionalität eines Bindestrichs in Wörtern wie „fürn“ oder „aufs“ finden können.

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  5. Hm, auf die konkrete Passage lässt sich leider nicht direkt verlinken. Das hier meinte ich:

    Der Apostroph kann gesetzt werden, wenn bei der schriftlichen Wiedergabe von gesprochener Sprache Wörter mit einer Auslassung schwer lesbar oder missverständlich wären (§97):

    Hast du noch ’nen Euro? auch: Hast du noch nen Euro?
    Das ist so ’ne Sache. auch: Das ist so ne Sache.
    Was für ’n Blödsinn!
    Kommen S’ nur hinein

    Bei dem Beispiel mit "für'n" ist übrigens noch nicht mal die Alternative ohne Apostroph angeführt.

    Nachdem ich den Beitrag hier gelesen hatte, musste ich erst mal nach der Regel suchen. Ich verwende selber häufig das verkürzte "für'n" mitsamt des Apostrophs und war verwirrt, dass ich ohne es zu ahnen, an Deppenapostrophitis leiden sollte.

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  6. Sein, oder Nichtsein? Ich glaube, da muss gehört tatsächlich kein Komma rein. Allerdings heiße ich auch nicht Duden, oder so ;-)

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  7. Sie haben beide letztlich Recht, weil der Duden nach der neuen Rechtschreibung in der Tat diese Möglichkeiten zulässt.

    Aber einer muss sich doch wehren gegen diese Irrwege!
    gez. Matt Kohlhaas

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  8. Also, nehme ich an, hat bis heute auch keiner das "Graffito" verbessert?
    Nun hab ich immerhin eine Geschenkidee für meine Schwester in Berlin - eine Feuerversicherung.
    'Nen Duden hat Sie...

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  9. Viel mehr als die Ausstattung Ihrer Schwester interessiert mich, warum Sie Graffito in Anführungszeichen setzen.

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  10. "Die Dicke des Brettes vorm Kopf der Verfasser".
    Bemerkenswert mit welcher Sorgfalt sich die Web-Gemeinde für'n Komma engagiert. Formal falsche Begriffe interessieren dabei ebenso wenig wie die Auseinandersetzung mit dem, in der Tat hirnrissigen Inhalt.
    Gerne leiste auch ich noch meinen Beitrag als Erbsenzähler,
    da ich davon aus gehe, das der Schriftzug nicht mit Hammer und Meißel in den Stein gehauen wurde, es sich also um ein Graffiti handelt.

    Gruß
    Anonymus

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