Seit einiger Zeit lungert täglich ein großer schwarzer Hund vorm Fahrradladen in der Detlev-Bremer-Straße herum.
Wahrscheinlich gehört er dem Besitzer, und der kann oder möchte sich keinen Hundesitter leisten. Also muss der große Schwarze seine Tage auf dem Gehweg verbringen, den er dabei mit hoher Effizienz versperrt.
Erschwerend hinzu kommt sein mangelndes Einfühlungsvermögen. Der Hund weigert sich zu begreifen, dass er a) ein Hindernis darstellt, zumal für Fahrradfahrer wie mich, die sich illegalerweise auf dem Gehweg fortzubewegen wünschen, und b) sich gefälligst zu trollen hat, wenn ein Mitglied der (aus seiner Sicht) herrschenden Klasse dahergeradelt kommt.
Denn nähert man sich ihm, so glotzt er zwar fried- und zutraulich, doch er rafft nicht, dass die Art, wie er sich in seiner großen schwarzen Massigkeit schrägquer im Durchgang aufbaut oder gar hinfläzt, jedwedes kollionslose Passieren verunmöglicht.
Bei Tauben ist mir ein verwandtes Phänomen aufgefallen. Kommt man angeradelt, fliehen sie zwar in letzter Millisekunde, doch nicht nach dem Motto „Schnell weg“, sondern erst einmal flatternd vors Vorderrad, so dass ich mich jedes Mal verärgert beim Bremsreflex ertappe, wobei doch ein aufstiebendes Taubenfedermeer die weit größere Befriedigung ergäbe.
Natürlich kommt die Taube stets davon, trotz ihres widersinnigen Fluchtkurses. Doch zurück zum Hund. Der steht oder liegt stoisch da und glotzt. Woher rühren noch mal die Behauptungen von der Intelligenz des Canis lupus familiaris? Bestimmt stammen sie vom gleichen Forscher, der sich beim Eisengehalt des Spinats um mehrere Kommastellen vertat.
Allein dass Hunde sich bereits vor Urzeiten ins Haustierdasein fügten und ihre seither ungebrochene Versklavung selbst durch Reeperbahnpunks oder grenzdebile Herrchen anscheinend ohne jeden revolutionären Impuls glotzend und gehwegversperrend fortzuführen gedenken, widerlegt m. E. die Intelligenzthese nachhaltig.
Dem großen schwarzen Hund bin ich gleichwohl bisher noch nie über den Schwanz gefahren, obwohl er es geradezu darauf anlegt. Nein, ich steige ab und schiebe.
Was das über meine Intelligenz aussagt, habe ich bisher noch nicht rausgefunden.
> sich gefälligst zu trollen hat, wenn ein
AntwortenLöschen> Mitglied der (aus seiner Sicht) herrschenden
> Klasse dahergeradelt kommt.
Hunde gehen da nicht nach Klassen sondern nach Individuen. Sie entscheiden da von Fall zu Fall je nach Einzelperson.
Und wenn sie keinen Platz machen ist das nur ein ehrlicher Ausdruck ihrer Einschätzung.
Die Idee, das "der Mensch" generell "dem Hund" überlegen und somit grundsätzlich weisungsbefugt sei, ist zwar bei
Egozentrikern weit verbreitet, wird jedoch immer wieder auf's neue widerlegt (oft sogar von den selben Egonzentrikern).
Z.B. wenn sie sich nichtmal am vermeintlich "niederen Tier" vorbei trauen.
Sehen sie den Hund nicht als Hund sondern als "andere Person" an, Herr Matt, das könnte ein erster Schritt zur
Auflösung ihrer Tierphobie sein. Der Hund hat diese Lektion andersherum scheinbar schon längst verinnerlicht,
sonst würde er nicht so gelassen im Weg liegen bleiben. Er ist ihnen also ganz offensichtlich auf dem Gebiet
um einiges Voraus und Sie können nur von ihn lernen. Viel Spaß dabei, Hunde sind auch nur Mitsäugetiere.
Und was Ihre Intelligenz angeht: käme ihnen der Gedanke des Drüberfahrens auch, wenn dort regelmäßig ein Mensch seine Beine in den Weg legen würde?
Gruß Paddy
"... grenzdebile Herrchen anscheinend ohne jeden revolutionären Impuls glotzend und gehwegversperrend fortzuführen gedenken, widerlegt m. E. die Intelligenzthese nachhaltig."
AntwortenLöschenNa hoffenlich ließt das nicht der Besitzer des Fahrradladens...
Paddy:
AntwortenLöschen> sonst würde er nicht so gelassen im Weg liegen
> bleiben.
Meine Erfahrung mit Hunden ist, dass es nicht Gelassenheit, sondern Dummheit ist, die solches Verhalten auslöst. Was würden Sie zu einer Person sagen, die sich auf die Eisenbahnschienen legt und trotz eines herannahenden Zuges liegen bleibt? Gelassen? Eher nicht. Dumm passt da schon eher. Ziemlich dumm sogar.
> Er ist ihnen also ganz offensichtlich auf dem
> Gebiet um einiges Voraus und Sie können nur
> von ihn lernen.
Was soll er denn von IHM lernen? Die korrekte Anwendung von Dativ und Akkusativ?
Matt: Sie haben keine Tierphobie. Sich darüber zu wundern, dass es heute noch immer wieder vorkommt, dass man mittels seiner Schuhsohlen einen Hundehaufen in seiner Wohnung verteilt oder sich darüber zu wundern, von umherlaufenden Kö**rn angekläfft zu werden, ist nur in den Augen von Hundehaltern eine Phobie. Die tun ja nichts, die wollen nur spielen...
Einen schönen Tag noch!
Anonym 07:47: Den Besitzer des Fahrradladens kenne ich gar nicht, daher kann ich den auch nicht meinen. Ich spreche von jenen grenzdebilen Herrchen, denen wir alle schon einmal begegnet sind.
AntwortenLöschenPaddy, selbstverständlich kommt mir manchmal der Gedanke, einer schrankenartig herumliegenden Schnapsleiche gepflegt über die Beine zu fahren. Ihnen etwa nicht? Sie sind ein Held!
Ich halte viel davon einem ausgewachsenem Pony nicht über den Schwanz zu fahren. Das könnte durchaus ansonsten dazu führen das eine mentale Umstellung von Friedlich auf Agressiv das Tier ergreift was im besten Fall dem Fahrrad, im schlechtesten Fall dem Hosenboden dieses Blogschreibers Schaden zufügen dürfte. Der Klügere gibt nach. Und ich denke nicht das der Hund durch sein Verhalten Dummheit zeigt sondern einfach Kenntnis seiner Größe. Frei nach dem Motto: "Was kümmert es eine Eiche wenn sich eine Sau dran reibt?" Ohne Bezug auf existierende Personen versteht sich.
AntwortenLöschenein Artikel über Hunde, des Menschen bester Freund, mag er noch so zurückhaltend sein, erzeugt immer Böses Blut (oder "Flame-War" wie man heutzutage sagt). So meine Erfahrung. Wir dürfen gespannt sein.
AntwortenLöschenMeine Meinung zu dem herum lungernden Tier: man sollte - - - um dann - - - - und damit sämtliche - - - Weltall.
hunde, wollt ihr ewig liegen?
AntwortenLöschenin einigen wochen wird sich das "problem" von selbst erledigen - dann friert die töle auf dem gehweg fest und wird von den ungeliebten tauben weg gepickt...
> [... anonym um 07:53 ...]
AntwortenLöschen> Meine Erfahrung mit Hunden ist, dass es nicht
> Gelassenheit, sondern Dummheit ist, die
> solches Verhalten auslöst.
> [...]
Scheint 'n ähnlicher Erfahrungswert zu sein, wie z.B. daß Polen alle klauen
oder Russen sich nicht waschen usw.
Eher ein Zeichen für einen sehr hohen Tellerrand und der Weigerung auch nur
zu versuchen drüberzugucken. Wat soll's, solche muß es wohl auch geben ...
@Matt: Und wenn $umwerfende_Schönheit dauernd im Weg rumliegt?
Einfach drüber? Oder 'n niedliches, putziges Kätzchen? Einfach drüber?
Mir scheint diese Gewaltphantasie beruht auf tiefsitzenden, irrationalen
Ängsten und der Scham vor sich selber (ob der eigenen Schwächlichkeit, sich
diesen Ängsten zu stellen und sie zu überwinden). *gg*
Gruß Paddy
Ich finde, der Titel des Eintrags sollte noch einmal separat über dem Kommentarabschnitt platziert werden. ;-)
AntwortenLöschen84, schade, bis eben dachte ich, ich hätte eine tolle Idee für einen Kommentar. Aber Sie kamen mir zuvor.
AntwortenLöschenMir auch.
AntwortenLöschenIch halte es für hochintelligent, dem Hund nicht auf den Schwanz zu fahren, denn wer weiß, wie es dann um seine Friedfertigkeit bestellt wäre, wenn er von einem Fahrradreifen auf seinem Schwanz überrascht würde.
AntwortenLöschenDanke, das tut gut.
AntwortenLöschenDer Hund heißt übrigens Carlos, wie mir heute der Besitzer per Mail mitteilte.
moin, moin matt...
AntwortenLöschender carlos,sowohl als auch sein besitzer, sind ausgesprochen zutraulich und nett ! ! !
also sei lieb und schieb................
es grüßt
miele
Danke Miele!
AntwortenLöschenCarlos wurde tatsächlich schon einmal von einem ignoranten Radfahrer angefahren und hatte ein verletztes Bein.
Ich denke, dass es nicht an dem Fahrer, sondern an der Tatsache an sich liegt, dass so viele Menschen unter Zeitdruck viel zu schnell über den Fußgängerweg fahren. Denn dumm würde ich Carlos nicht einschätzen.
Vor Jahren veröffentlichte ich meinen einzigen Kommentar hier und gewinne prompt eine CD. Ich verfolge den Blog aber weiter als stillschweigender Leser. Letzte Woche bin ich einmal in meinem Leben in Hamburg, laufe Richtung Hotel an dem besagten Hund und dem Fahrradladen vorbei und lese am Tag danach diesen Artikel hier.
AntwortenLöschenEin merkwürdiges Gefühl.